Heidschnuckenweg

Sonntag, 17. August 2025

Unser Abenteuer startet. Mit dem Zug fahren wir ab Sempach Station nach Buchholz in der Nordheide. Wir sind gespannt, wie das mit dem Fahrplan der DB klappt. Ankunftszeit gemäss Fahrplan ist um 18:04 Uhr. Das Hotel ist reserviert. 
Und wie geahnt: ES KLAPPTE NICHT!
Nach einer langen und langweiligen Geschichte stehen wir kurz nach 16 Uhr wieder in unserer Wohnung. Vom Badischen Bahnhof über den Bahnhof SBB, Zürich und Luzern gelangten wir in unsere verlassene Wohnung zurück. 
Zum Glück lädt uns unsere Tochter bei sich zuhause zum Nachtessen ein. Da gibt es viel zu erzählen. Aber vorher reserviere ich noch Plätze bei der Deutschen Bahn für die morgige Reise nach Buchholz Nordheide. Und natürlich melde ich uns beim Hotel und beim Taxiunternehmen ab. Zudem melde ich unser Problem auch dem lokalen Tourismusbüro, das uns das Wanderprogramm erstellt hat. Ein feines Znacht, ein paar Gläschen Wein, ein Espresso Coretto Grappa, das Plaudern und Schimpfen über die DB beruhigen uns und versetzen uns in einen schläfrigen Zustand. Und der lässt uns danach ruhig schlafen.

Montag, 18. August 2025

Schon vor fünf Uhr sind wir wach. Nachdem die Pflanzen auf der Terrasse und beim Gartensitzplatz getränkt sind, nimmt es mich wunder, was der elektronische DB-Fahrplan zu unserem heutigen Reiseprogramm meint. Und gar nicht verwundert nehme ich zur Kenntnis, dass der Zug, in dem ich gestern Plätze reservierte, heute auch nicht fährt. Was ist da zu machen? Im DB-Fahrplan schaue ich nach, ob es Züge gibt, die mindestens bis Freiburg fahren. Die Frühzüge scheinen da im Vorteil zu sein. Der ICE 372 nach Berlin mit Abfahrt um 7:30 Uhr in Olten erfüllt diese Bedingung. Plätze lassen sich keine reservieren. Also heisst es für uns, um 6:30 Uhr den Regioexpress nach Olten zu nehmen, und da in den ICE einzusteigen. Wir wählen einen Platz im Restaurant-Wagen, da ein grosser Ansturm als Folge der gestrigen und der für heute prognostizierten Sperrungen der Strecke Basel-Freiburg zu erwarten ist. Mit Sicherheit sind bereits im Voraus viele Plätze reserviert worden. Diese Vermutung bewahrheitet sich, und wir können unsern Platz bis zum Umstieg in Kassel-Wilhelmshöhe behalten. Auch andere Bahnfahrer, die gestern in Basel strandeten, wählten erfolgreich diese Strategie.

Mit geringer Verspätung erreichen wir unser Ziel Buchholz in der Nordheide. Mit einem lokalen Bus fahren wir in die Nähe unserer reservierten Unterkunft, herrlich weit draussen in der Landschaft gelegen. Hier können wir ein ruhig gelegenes Zimmer beziehen und im Biergarten ein sehr gutes Nachtessen geniessen. Und hier studieren wir auch die Unterlagen für die morgige Wanderung. Die heute geplante von Hamburg-Fischbek nach Buchholz lassen wir fallen und sind gespannt auf morgen.

Dienstag, 19. August 2025

Heute können wir richtig einsteigen. Nach einem reichhaltigen Zmorge und dem Räumen des Zimmers machen wir uns auf den Weg. Durch währschafte Einfamlienhausquartiere mit vielen rotbraunen Sichtbacksteinbauten gelangen wir nach rund zwei km auf den Heidschnuckenweg, einen Naturweg mit kiesig-sandigem Untergrund. Es geht durch schattenspendende Wälder mit Föhren, wenigen Birken und anderen Laubbäumen zügig vorwärts. Aber von der Besenheide, der rosa blühenden Pflanze ist nichts zu sehen. Der Weg führt durch naturnahen Wald, durch ein Trockental, Höllenschlucht genannt, und dann plötzlich lichtet sich der Wald. Vor uns liegt der Brunsberg, ein flacher Hügel, dessen „Gipfel“ 129 m über Meer liegt, und der praktisch rundherum rosarot leuchtet. Von ihm geniessen wir einen tollen Rundblick auf die umliegende Heidelandschaft.

Der Weg führt als Nächstes auf den Pferdekopf, an dessen Basis ein Tümpel liegt, in dem wir Frösche beobachten können. Einige Zeit danach erblicken wir einen Buntspecht, der aufs Hefstigste hoch oben in einer Föhre auf einen Ast einhämmert. Leider finden wir auf unserer Wanderung auf dem zwei bzw. drei tote Blindschleichen, die zerstückelt sind. Neben der einen liegt noch ein sehr kleines Exemplar, das ev. sogar aus dem Mutterleib stammte, da Blindschleichen ihre Jungen lebend gebären.
Nach einem langen und ermüdenden Marsch gelangen wir nach Handeloh, wo wir eigentlich warten müssten, da der Heideshuttle erst nach vier Uhr fährt. Beide Wirtschaften sind geschlossen. Als wir gerade bei der Busstation stehen fährt der offizielle Linienbus zu, und wi  können einsteigen. So gelangen wir schneller als erhofft nach Undeloh, wo unsere Unterkunft gebucht ist. Nach dem Duschen und einem kühlen Getränk fühlen wir uns wieder frisch und begeben uns für einen Aperitif und das anschliessende Nachtessen ins Dorfzentrum, wo wir fündig werden und uns bestens verpflegen können (Kichererbsencurry und Heidschnuckengulasch mit Pilzen, Kartoffeln, Rotkraut und Preiselbeerenkompott).

Nun ist Nachtruhe angesagt.

Mittwoch, 20. August 2025

Unser erster Besuch nach dem üblichen Morgenritual gilt der St. Magdalenen-Kirche aus dem 12. Jahrhundert in Undeloh. Hier zündet Margrit eine Kerze an, und wir bewundern den guten Zustand des uralten Gebäudes, das im Laufe der Zeit doch einige Veränderungen durchmachte.

Darauf machen wir uns auf den Weg Richtung Handeloh. Schon bald erreichen wir die Weseler Heide. Hier fallen uns die sogenannten Bienenzäune auf. Das sind zwei überdache Wände, zwischen denen eine Menge Kästen mit Bienenvölkern eingeschoben und befestigt werden. In der Blütezeit der Heide im August und September sammeln diese Bienen fleissig den Nektar der blühenden Pflanzen und produzieren den begehrten Heidehonig.

Auch heute begegnen wir einer Blindschleiche auf dem Pfad, und sie lebt. Sorgfältig befördere ich sie in den für sie ungefährlichen Bereich neben dem Pfad.

Unseren Mittagshalt machen wir in Wesel beim Hexenhaus aus dem 18. Jahrhundert. Es diente damals als Backhaus. Heute wird in ihm standesamtlich geheiratet.

Auf dem Weiterweg passieren wir den Parkplatz der FKK-Wanderer. Hier steht ihnen ein 10 km langer Rundweg zur Verfügung. Wir werden darauf aufmersam, weil sich ein Mann gerade auf den Weg macht. Allerdings geht er nicht barfuss.

Nun beginnt für uns ein „Leidensweg“. Irgendwann verpassen wir eine Abzweigung und machen darauf einen längeren Umweg. Aber mit Hilfe des Handys gelangen wir doch noch ans Ziel zur  Bahnstation Handeloh. Leider verpassen wir ganz knapp den Bus zurück nach Undeloh. Die Wartezeit vertreiben mir uns mit einem Bier bzw. einer Coca Cola und Schreiben. So vergeht die Zeit einigermassen schnell. Schon bald wird der Bus eintreffen.

Unterdessen sind wir frisch geduscht und im Ausgangsgewand am Scheunenabend dabei. Dieser Anlass wird vom Touristikbüro und der Gemeine organisiert. In einer Remise etwas ausserhalb des Dorfes sind Tische aufgestellt worden. Frauen aus der Gemeinde haben verschiedene Salate zubereitet, in einem zugestellten Verkaufswagen werden grillierte Würste und Fleisch, in einem andern Getränke verkauft. Da kann man die Esswaren und Getränke zu günstigen Preisen erstehen, übrigens alles in abwaschbarem Geschirr und mit solidem Besteck, und an den Tischen verzehren. Wir treffen am gewählten Tisch auf ein Paar aus Kiel und kommen ins Gespräch mit ihm. So verleben wir einen spannenden Abend.

Donnerstag, 21. August 2025

Die Fernwanderug geht weiter. Nach Aussage unserer Gastwirtin folgt heute die schönste Etappe. Kurz vor neun starten wir, nachdem wir unsere Sachen gepackt und unser Gepäck zur Rezeption gebracht haben.

Draussen erwartet uns ein klar blauer Himmel und eine schon recht angenehme Temperatur. Zügig marschieren wir zum Einstieg in den Heidschnukkenweg. Ob wir wohl heute eine zu sehen bekommen? Durch ein kurzes Waldstück gelangen wir schnell in die offene Heide.

Prächtig blühende Besenheide breitet sich vor uns aus. Die Luft vibriert vom Summen der Bienen. Wir begegnen vorerst nur ganz wenigen Wanderern, meistens sind es solche, die ihren Hund spazieren führen. Was uns auffällt ist die Sauberkeit der Wege und der vielen Rastplätze. Da liegt ganz selten Abfall herum, keine Zigarettenpackungen, keine Petflaschen, keine Bonbonpapierchen… Wir bekamen ja mit den Unterlagen des Touristikbüros einen Schietbüdel (Dreckbeutel) und eine Holzzange mitgeliefert, damit wir uns bei der Sauberhaltung der Heide beteiligen können.

Nach rund 11 km erreichen wir das Dorf Wilsede, ein Ort, der vom Tourismus lebt. Da gibt es ein paar traditionelle Gebäude, einen Souvenirladen, Kaffee- und Teestuben, da fahren Pferdekutschen voller Passagiere durch den Ort, es gibt ein kleines Museum und einen grossen Parkplatz. Die Attraktion ist aber der höchste Berg des Norddeutschen Tieflandes, der 169 m hohe Wilsederberg, den man einfach mal bestiegen haben muss. Auch wir „kraxelten“ da hoch. Von oben soll man bei klarem Wetter die Kirchtürme der Stadt Hamburg sehen. Sogar mit dem Fernglas schaffen wir es nicht. Aber wir können von einem Paar eine Ruhebank erben und uns hier unser Picknick schmecken lassen.

Nun ist es nicht mehr weit zu unserem heutigen Etappenziel Niederhaverbeck. Auf dem Weg dorthin rettet Margrit einer kleinen Schlange von vielleicht 20 cm Länge, wahrscheinlich einer Kreuzotter, das Leben. Diese ist auf dem Pfad unterwegs, der neben Fussgängern auch Radfahrern zur Verfügung steht, und Margrit stellt sich schützend über das Tierchen, so dass es sicher in die ungefährliche Zone neben dem Weg schleichen kann.

Im Hotel werden wir äusserst freundlich empfangen. Unser Gepäck ist auch schon da und das Zimmer bereit.

Freitag, 22. August 2025

Nach einer ruhigen Nacht, einem reichhaltigen Frühstück und mit gut gefülltem Picknickbeutel begeben wir uns heute mit der Fleecejacke bekleidet  auf den Weg. Er führt geradewegs durch die blühende Heide. Und doch ist etwas anders als das an den vorherigen Tagen war. Der Himmel ist bedeckt, ein kühler Wind weht und zwischendurch sprüht es leicht aus den Wolken. Und… das Summen der Bienen fehlt. Die streiken heute bei diesem Wetter.

Schon bald werden wir durch eine Hinweistafel darauf aufmerksam gemacht, dass die runden Hügel im umgebenden Gelände Grabhügel aus der Jungsteinzeit und der älteren Bronzezeit sind und zwischen 2000 und 1300 vor Christus errichtet wurden.

Der Weg führt anschliessend als schmaler Pfad durch einen Wald mit teilweise riesig hohen Föhren. Selten kreuzen uns Radfahrer. Auf diesem Weg erreichen wir den Sylvestersee, der seinen Namen von einem britischen Offizier hat. Der See entstand durch die Verdichtung des Bodens durch schwere Militärmaschinen während des Ersten Weltkriegs. Bis 1994 wurden hier militärische Übungen durchgeführt. Der Verein Naturschutzpark e.V. übernahm die Rekultivierung des zerstörten Geländes. Mit viel Aufwand wurde so eine weiträumige Heidelandschaft mit eingestreuten Mooren, Waldinseln und Magerrasen geschaffen.

Danach gelangen wir zum Schäferhof, wo ein Rundwanderweg durch das Pietzmoor führt. Und da treffen wir zum ersten Mal auf lebende Heidschnucken in unserer Nähe. Eine grosse Herde wird von zwei Hütehunden durch Befehle des begleitenden Hirten in eine bestimmte Richtung getrieben, ein faszinierendes Schauspiel.  Das Jahrtausende alte Pietzmoor soll durch Renaturierung wieder hergestellt werden. Seit Jahren wurde es durch die Gewinnung von Torf und durch Entwässerung allmählich zerstört. Nun wurden grosse Flächen mit Hilfe von neu geschaffenen Dämmen wieder unter Wasser gesetzt, und es gilt: Jeder abgestorbene Baum ist ein Schritt zurück zur Natur.

Nach dem Rundgang belohnen wir uns mit einem Kaffee und einem Stück Käsekuchen (Quarktorte) im Restaurant Schäferhof und fahren anschliessend mit dem Heidebus nach Bispingen zu unserer Unterkunft für die nächsten zwei Nächte. Das Nachtessen nehmen wir in einem Restaurant im Zentrum Bispingens ein. Da werden wir überrascht durch Servierroboter, die die bestellten Teller aus der Küche zum richtigen Tisch bringen. Allerdings ist da das Servierpersonal zuständig, dass die Speisen bei der richtigen Person landen.

Samstag, 23. August 2025

Heute fahren wir mit dem gratis Heidebus von Bispingen nach Oberhaverbeck. Wir beschliessen, beim Bahnhof Bispingen in der Linie 4 einzusteigen, weil der Bus der Linie 2 erst später fährt. Wir finden den Weg zum Einstiegsort problemlos und sind etwa eine Viertelstunde zu früh dort. Da das Tourismusbüro in der Nähe ist, beschliessen wir, den dort beschäftigten Frauen, mit denen wir Kontakt hatten vor unserer Abreise, spontan einen Danesbesuch abzustatten. Die beide waren anwesend und schätzten unseren unseren unerwarteten Besuch und unsere lobenden Worte sehr.

Mit dem Bus erreichen wir problemlos den Startort. Probleme macht uns dann allerdings die Suche nach dem Einstieg in die heutige Wanderung. Wenn man genau lesen würde, wäre auch das lösbar. Nach einigem Hin und Her schaffen wir das und machen uns auf den Weg. Wer glaubt, dass sich die durchwanderten Landschaften immer wiederholten, der ist auf dem Holzweg. Jeder Weg hat seine speziellen Eigenschaften und Sehenswürdigkeiten. Heute wechseln sich graue Wolken, kurze Regenschauer, blauer Himmel, Sonnenschein und mehr oder weniger starker Wind ab. Die Bienen scheinen solches Wetter nicht zu schätzen und bleiben offenbar lieber im Stock. Dafür zeigt sich heute eine respektable Schlange, allerdings nur kurz. Sehr schnell verkriecht si sich in den Heidesträuchen. Auch eine Eidechse zeigt sich. Und von einem Baumstamm beobachtet ein Eichhörnchen aufmerksam unser Tun. Das Picknick nehmen wir auf einer Bank an der Sonne am Ufer des Brunausees ein. Ganz unterschiedlich ist das Aufkommen von Wandernden und Radfahrern. Auf gewissen Abschnitten begegnen wir über lange Strecken niemandem, dann erscheint plötzlich ein ganzer Pulk Radfahrer oder ein einzelner Wanderer. Mit den einen oder andern kommen wir ins Gespräch, wieder andere schauen bei der Begegnung lieber weg oder knurren sogar irgendwas vor sich hin.

Unsere heutigen Stationen sind Bockelmanns Schafstall, die Behriger Heide und Behringen, der Brunausee, die Borsteler Schweiz, der Luhpadd und das Ziel Bispingen, das wir gegen 16 Uhr erreichen. Ein Bier bzw. ein gespritzter Weisser auf unserer Zimmerterrasse und anschliessend eine erfrischende Dusche möbeln uns wieder auf und machen uns gluschtig aufs Abendessen.

Sonntag, 24. August 2025

„Am Sonntag sollst du ruh’n“, heisst es im Volksmund. Wir haben aber anderes vor. Die längste Wanderstrecke seit Beginn steht uns bevor. Mit Schwung starten wir nach dem Frühstück. Von gestern wissen wir, wo der Einstieg zu finden ist, nämlich wenige hundert Meter unterhalb unserer Unterkunft. Ab da ist der Weg sehr gut markiert.

Einer Bahnlinie entlang in südwestlicher Richtung gelangen wir auf einem Waldpfad zum   Abenteuerspielplatz Luhegrund. Da ist nicht viel los. Zwar ist Sonntag, aber offensichtlich noch etwas zu früh für Famlien mit kleineren Kindern. Als nächstes kommen wir zur Luhequelle. In Teichen sammelt sich das Wasser aus den höher gelegenen Erdschichten, versickert dort und tritt kurz vor Bispingen als Bach wieder an die Oberfläche. Von Heide ist bisher nicht viel zu sehen. Wir wandern durch Wälder, die aber auch ihren Reiz haben. In der Gegend des Kreuzbergs führt ein Abschnitt wieder durch Heide.

Kinderstimmen, kreischende Laute erreichen uns durch den Wald. Und plötzlich ist es Befinden wir uns wieder in offenem Gelände. Vor uns liegen unzählige Parkplätze, zum grössten Teil leer. Und mitten durch diesen riesigen Autoabstellplatz führt der Heidschnuckenpfad. Der Parkplatz gehört zum Heidepark, einem riesigen   Vergnügungspark mit Achterbahn, Freifallturm und weiteren Attraktionen. Wir lassen uns nicht erweichen und setzen unsern Marsch fort. Interessant sind die kurz danach folgenden Fischteiche, wo eine grosse Anzahl Fischarten gehalten und gefischt werden. Mehrere Info-Tafeln orientieren darüber.

Bevor wir den Stadtpark von Soltau erreichen, stossen wir noch auf die grundlose Kuhle, eine Vetiefung im Walde, wo in früheren Zeiten ein Schloss versunken sein soll. Auf einer Hinweistafel können wir die Geschichte lesen. Und dann haben wir Soltau erreicht, finden ohne grosses Suchen unsere Unterkunft. Etwas ausruhen von der langen Wanderung, eine warme Dusche, danach sind wir fit für den Apéritiv und das spätere Nachtessen in Lokalen in der Fussgängerzone Soltaus.

 

Montag, 25. August 2025

Um neun Uhr sollten wir vom Taxidienst abgeholt werden, um nach Wiezendorf gefahren zu werden. Aber das Taxi kommt nicht. Also ruft Margrit die Kurierfirma an. Da hat wohl die Kommunikation nicht geklappt. Jedenfalls erscheint dann nach einigem Warten ein Auto mit einem äusserst freundlichen Chauffeur, der uns an den Bestimmungsort bringt. Unterwegs macht er uns auf regionale Besonderheiten aufmerksam, so u.a. auf den NATO-Übungsplatz in der Nähe und auf einen riesigen Camping mit Mietunterkünften, Standplätzen für Wohnmobile und Zeltareale mit dem Namen Südsee-Camp.

In Wietzendorf angekommen, nehmen wir den Weg zurück nach Soltau unter die Füsse. Leider entspricht dieser ganz und gar nicht unseren Erwartungen. Die Heide fehlt fast vollständig, viele Abschnitte sind asphaltiert, oder wir müssen auf den Banketten von Strassen mit Hartbelägen gehen. Ein paar Fotos von sehenswerten Objekten lassen sich knipsen. Aber wir erreichen etwas frustriert nach langem Marsch unsere Unterkunft. Dort angekommen, geniessen wir ein Bier bzw. ein Glas Wein, bevor wir uns unter die Dusche begeben. Danach geht es zum Nachtessen in ein griechisches Restaurant, wo wir gute Speisen serviert bekommen. Ansonsten ist heute Abend in Soltau nicht viel los. Die meisten Restaurants haben hier montags geschlossen.

Dienstag, 26. August 2025

Heute Morgen klappt es mit dem Taxi. Schon um 08:55 Uhr fährt unser Chauffeur von gestern vor und entschuldigt sich gleich für sei spätes Erscheinen. Er fährt uns, mit vielen Erläuterungen zu den passierten Orten, nach Wietzendorf, wo wir mit unserem heutigen Marsch starten. Den Einstieg finden wir ohne Probleme. Das Wetter ist wunderbar, und im Dorf statten wir der Kirche Sankt Jakobi mit einem hölzernen Kirchturm noch einen Besuch ab, bevor wir uns aufs Land hinaus begeben.

In der Nähe des Häteler Bergs imponiert uns ein Windpark, der den Jahresverbrauch an elektrischem Strom einer Stadt mit 40 000 Haushalten produziert.

Beim siebenarmigen Wegweiser, wo wir Mittagshalt machen, begegnen wir einer achtköpfigen deutschen E-Bikegruppe, die sich von uns fotografieren lassen wollen. Und nun wird geredet über Atomkraftwerke, über die bösen Bayern, die ihren billigen Strom von den Windrädern im Norden beziehen, von der desolaten Lage, in der sich die Deutsche Bahn befindet, von den weltbekannten machtgierigen Politikern, die sich treffen, miteinander plaudern und nichts bewirken, und von der Angst, wie sich die miserable Weltlage auf unsere Enkelkinder auswirken wird. Zum Glück gibt es die Heide, wo man das Dasein noch geniessen kann. Und das tut auch eine Sandwespe, die wir während unseres Picknicks immer wieder beobachten. Zuerst krabbelt sie auf dem Sand herum, dann beginnt sie an einem Ort ein Loch in den Sand zu graben. Die Sandkörner transportiert sie ein Stück weit weg vom gegrabenen Loch. Und das geht so weiter, bis sie mit ihrem ganzen langen Körper beim Einsteigen ganz verschwindet. Nun enden unsere Beobachtungen, da wir aufbrechen.

Als nächstes treffen wir am Wietzer Berg wieder ein gutes Stück Heide, das uns rosenrot entgegen leuchtet. Hier befindet sich ein Denkmal für den hier bekannten Heidedichter Hermann Löns.

Eine gute halbe Stunde später sind wir am Ziel, können ins Hotel einchecken, duschen, und nun sitzen wir im Schatten eines Baumes im Gartenrestaurant und geniessen die Ruhe.

Mittwoch, 27. August 2025

Heute sind wir im Naturpark Südheide unterwegs. Um neun Uhr holt uns ein Taxi beim Hotel ab. Zusammen mit einem jüngeren Paar aus Wiesbaden werden wir nach Gerdehaus geführt. Unsere Mitfahrer bekamen vom Fahrdienstunternehmen den Tipp, nicht zu unserem Ausgangspunkt zurückzukehren, sondern zum Parkplatz Wacholderwald zu wandern. Diese Route soll interessanter sein. So beschliessen wir diese Routenänderung und machen mit dem Chauffeur ab, dass er uns dort abholen würde.

Unser Weg führt uns als erstes zum Hausselberg. Schon der deutsche Astronom und Physiker Karl-Friedrich Gauß nutzte 1828 den Haußelberg als Messpunkt der vom Königshaus Hannover angeordneten Landvermessung. Auf dem „Bergrücken“ befindet sich ein nachgebildeter „Gaußstein“, der an dieses Ereignis erinnert. Auf einer Orientierungstafel ist das Vorgehen, wie Gauß diese Aufgabe bewältigte, textlich und bildlich festgehalten. Zudem ist hier die Heide besonders gut erhalten.

Auf dem einen heutigen Abschnitt kommt uns ein riesiges Forstgefährt entgegen, das Baumstämme transportiert. Am Wegrand liegen grosse Mengen von Baumstämmen aufgeschichtet. Plötzlich tauchen kurz nacheinander zwei Pferdekutschen auf, die eine mit fröhlich singenden Passagieren. Aber die Pferde wollen gewohnheitsmässig Pause machen und gehen erst nach längerem Zureden der Kutscherin weiter.

Mittagspause machen wir auf einem alten, liegenden Baumstamm. Da der Boden sehr sandig ist, können wir auch hier wie schon gestern einer Sandwespe bei ihrer Tätigkeit zusehen. Sie gräbt und gräbt, bis sie vollständig im gebauten Loch verschwindet. Aber was nach dem Graben geschieht, das sehen wir nicht, da wir weiter gehen.

In der Oberoherheide wurde früher Kieselgur abgebaut, ein feines Pulver, das aus den Rückständen von Kieselalgen besteht, die hier in der Zeit lebten, als die Lüneburger Heide noch von einem Meer bedeckt war. Da haben sich in der Umgebung die Birken und vor allem die Wacholderbüsche gut entwickelt. Wir wandern auf sandigen Pfaden und geniessen die vielfältige Landschaft. Zum Abschluss der heutigen Wanderung begeben wir uns auf den Faßberg, um dort das „Gipfelkreuz“ zu fotografieren. Mit unseren Gipfelkreuzen in der Schweiz hat es gemeinsam, dass hier auch ein Kästchen mit einem Gipfelbuch existiert. Aber von steilen Bergwegen und einer Bergspitze ist weit und breit nichts zu sehen. Der Faßberg ist ja auch nur gerade 94 m hoch. Übrigens gibt es in der Nähe auch eine Ortschaft, die so heisst.

Unser Taxidienst holt uns nach Anruf hier beim Wanderparkplatz ab und bringt uns in unser Hotel zurück. Nach dem Duschen schauen wir noch in die benachbarte St. Laurentius-Kirche hinein und gehen dann in Hoffmann’s Kaffeestuuv zu Kuchen und Kaffee.

Donnerstag, 28. August 2025

Heute steht uns nur eine kurze Wanderung bevor, von Müden nach Weesen. Trotzdem hoffen wir auf ein paar Highlights.

Hermannsburg ist einen Zwischenhalt wert. Hier besuchen und besichtigen wir die Grosse Kreuzkirche, die kleinere Peter und Paul-Kirche sowie den Weltkugelbrunnen. Die beiden Kirchen sind lutherisch orientiert, wobei die grössere einem selbständigen Verbund von Lutherischen Kirchen angehört, die kleinere der beiden dem Verbund der Lutherischen Landeskirchen. Zu Ehren des Hermannsburger Missionars Harms wurde zu seinem 200-jährigen Geburtstag der Weltkugelbrunnen erstellt. Eine 2,5 t schwere Granit-Weltkugel bewegt sich in einer exakt angepassten Schale auf einem dünnen Wasserfilm.

Beim Weiterwandern werden wir von einem leichten Regen überrascht, der längere Zeit anhält. Da es relativ warm ist, trocknen die Tropfen gerade wieder ab, so dass wir auf das Anziehen des Regenschutzes verzichten. Und da wir grösstenteils im Wald unterwegs sind, werden wir wenig beeinträchtigt durch den Niederschlag.

Unser Picknick nehmen wir unter Bäumen bei einem Parkplatz ein. Und da hört es auf zu regnen. Von da an haben wir nur noch eine halbe Stunde zum Hotel in Weesen. Da fotografieren wir noch die Erinnerungstafel, die zu Ehren der St. Galler Gemeinde Weesen neben dem Findling mit dem eingrafierten Namen aufgestellt wurde. In der Rezeption erzählt uns ein Einheimischer noch, dass die beiden Feuerwehren von Weesen miteinander befreundet sind und Kontakte pflegen.

Nach der Dusche gehen wir noch in das andere Hotel an Ort. Wer sitzt da an einem Bier in der Gartenwirtschaft? Das sind unsere Wanderbekannten von gestern. Wir setzen uns zu ihnen und sind schon bald im Austausch über unsere Erlebnisse, tauschen Tipps aus und vergleichen die Lebensumstände in unseren Heimatländern. Wir werden uns morgen wieder treffen, da wir dann im selben Hotel übernachten.

Danach gehen wir in unser Zimmer zurück. Ich schreibe an diesem Bericht und lese die Fotos zur Veröffentlichung aus. Schon bald steht das Nachtessen an.

Freitag, 29. August 2025

Im Nebel (Hermann Hesse)

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

So kommt es mir heute Morgen vor beim Hinauslaufen in die Heide. Es ist bedeckt und grau, ein Herbsttag, aber warm. Nach verschiedenen Diskussionen und Recherchen haben wir beschlossen, dass heute unser letzter Wandertag ist.

Wir geniessen nochmals das Wandern durch die Heide bei speziellen Bedingungen. Wir sind schon nach wenigen Metern weit und breit allein unterwegs. Schon bald kommen wir an einen riesigen Krater in der Landschaft in dessen Zentrum ein See liegt. Der Krater hat weder vulkanischen Ursprung noch ist hier eine gewaltige Bombe explodiert. Er ist einfach das Ergebnis langjährigen Kies- und Sandabbaus, gibt aber ein imposantes Bild ab.

Wir erreichen den als Feuerlöschteich angelegten Angelbecksteich bei leichtem Regen. Hier steht ein Gedenkstein, der an den grossen Waldbrand vom August 1975 erinnert, der hier rund 7000 ha Wald vernichtete und einen Grosseinsatz von Feuerwehrleuten und Löschmaterialien erforderte. Der künstlich angelegte Teich wirkt sehr schön in die umgebende Landschaft integriert. Das zeigt sich auch daran, dass hier nun plötzlich sehr viele Leute auf den rund herum angelegten Pfaden spazieren und die aufgestellten Informationstsfeln zu verschiedenen die Heide und den Teich betreffenden Themen studieren. Hier nehmen wir auf einer Bank über dem Wasser unser Picknick ein. Zudem hat jetzt der Regen aufgehört. Hier treffen wir auch das Paar wieder, mit dem wir gestern schon Kontakt beim und nach dem Wandern hatten. Die beiden entschliessen sich, eine Abkürzung nach Oldendorf zu nehmen und den Abschnitt, den wir heute noch gehen wollen, morgen zu machen.

Nun nehmen wir die sechs letzten Kilometer bis zu unserem Ziel unter die Füsse. Zu sehen gibt es hier nicht mehr viel, wenn man von den mehreren jungen Kröten, die uns immer wieder vor den Füssen weghüpfen, absieht. Wir erreichen unsere Unterkunft in Oldendorf kurz nach den beiden und machen mit ihnen ab, dass wir für den vom Hotel organisierten Barbecue-Abend gemeinsam einen Tisch reservieren.

Um sechs beginnt der Grillplausch. Dabei lernen wir die beiden, Beate und Wolfgang, etwas näher kennen. Wir sehen uns morgen dann sicher beim Frühstück wieder.

Samstag, 30. August 2025

Gestern war endgültig unser letzter Wandertag. Wir schlafen schlecht und stehen schon früh auf. Nun wird gepackt, alles bereit gemacht, damit wir sofort nach dem Frühstück, das ab acht Uhr bereit ist, weggehen können. Die Tagesrucksäcke sind gepackt, den Koffer und den grossen Rucksack trage ich in die Rezeption hinunter und stelle sie bereit für den Kurierdienst. Mit unseren neuen Bekannten, die dann erst morgen nach Celle kommen werden, tauschen wir während des Frühstücks Erfahrungen und die Adressen aus. Die Zeit vergeht so schnell. Es heisst, adieu sagen. Um 08:52 Uhr fährt unser Bus wenig weit von unserem Hotel entfernt.

Schon bald sitzen wir drin, und rasant geht es Celle zu. Beim Schlosspark ist Endstation. Wir steigen aus und lassen uns vom unmittelbar danebenstehenden Palast beeindrucken. Unmittelbar davor steht „Müllers City Express“, ein Touristenbähnchen, mit dem man eine dreiviertestündige Stadtrundfahrt machen kann. Wir beraten kurz, und schon sitzen wir in einem Abteil des Zuges, bezahlen unser Ticket beim „Lokomotivführer“ und ab geht die Post. Wir werden mit historischen, bautechnischen und anderen Erklärungen durch die Altstadt, neuere Viertel mit Bauhaus-Architektur und die Pärke unterhalten. Dadurch bekommen wir unserer Meinung nach eine gute Übersicht. Danach spazieren wir noch etwas durch die Gassen, genehmigen uns einen Cappuccino und später einen Aperitiv. Im Park essen wir unser vom Hotel „gesponsertes“ Picknick. Danach beziehen wir unser Nachtquartier und richten uns ein. Jetzt geht es schon bald wieder zurück in die Altstadt. Da gibt es noch viel zu sehen.

Jetzt sind wir wieder in der Altstadt von Celle. Sie ist nicht allzuweit weg von unserem Hotel. In diesen Gassen und auf diesen Plätzen zu flanieren ist sehr kurzweilig. Wir besuchen verschiedene spezielle Gebäude, schauen sie uns genauer an und fotografieren. Vielfach sind die Namen der Erbauer oder Besitzer irgendwo am Gebäude festgehalten. Im Gegensatz zu den weiter nördlich gelegenen Häusern sind hier der Grossteil der Wohnhäuser Fachwerkgebäude. Zudem können wir an ihnen auch fromme Sprüche oder Lebensweisheiten lesen. Das älteste dokumentierte Haus geht auf das Jahr 1526 zurück. Jahrzahlen an den Häusern reichen ins 16. und 17. Jahrhundert zurück. In einem als Wohnhaus getarnten Bau ist eine Synagoge untergebracht, die die Nazizeit unversehrt überstand. Interessant scheint mir, dass viele dieser Häuser nach oben breiter werden, indem jedes nachfolgende Stockwerk über das untere herausragt. Die Stadtkirche St. Marien wurde 1308 eingeweiht und mehrmals verändert. Sie ist lutherisch und deshalb sind die vielen Heiligendarstellungen und -Skulpturen erhalten geblieben.

Als wir genug gesehen und besucht haben, setzen wir uns in ein Strassenrestaurant, bestellen uns einen Aperitif und anschliessend einen Flammkuchen. Danach geht’s in unser Hotel zurück.

Sonntag, 31. August 2025

Kaum zu glauben, aber heute ist unser letzter Reisetag. Nach dem Frühstück bestellen wir uns an der Rezeption ein Taxi auf neun Uhr. Nun machen wir uns reisefertig. Unser Taxi erscheint pünktlich. Auf der Fahrt zum Bahnhof kommen wir mit dem Chauffeur ins Gespräch. Als es dann um die Deutsche Bahn ging, macht er folgende Aussage: „Früher ging man zum Wandern ach Patagonien, um Abenteuer zu erleben, heute fährt man dafür mit der DB.“

Entgegen dieser Aussage erscheint unser ICE pünktlich am Bahnhof. Wir erreichen auch die Umstiegsstation Kassel-Wilhelmshöhe zur angegebenen Zeit und sogar der Anschlusszug von Berlin nach Basel SBB ist zur Zeit da. Alles läuft perfekt.

Entgegen dieser Aussage erscheint unser ICE pünktlich am Bahnhof. Wir erreichen auch die Umstiegsstation Kassel-Wilhelmshöhe zur angegebenen Zeit und sogar der Anschlusszug von Berlin nach Basel SBB ist zur Zeit da. Alles läuft perfekt.

Nun sind wir wieder daheim. Ohne Probleme haben wir die Heimfahrt fahrplangemäss erlebt. Jetzt heisst es, sich wieder in den Alltag zurückversetzen. Wir sind glücklich und froh nach diesem grossartigen Erlebnis, elf Tage einfach vorwärts wandern zu können.

Ein Kommentar

  1. Irène Lustenberger sagt:

    Schöni Ferie und vel Glück, dass jetzt alles klappet. Jojo die DB, do ghört mer ned so vel Guets. Liebi Grüesslis Irène

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