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Reise ans Nordkap

Schon bald geht unsere neueste Reise los. Die Planung ist weit fortgeschritten. Wir probieren etwas neues Altes aus. Nicht per Fahrrad, nicht zu Fuss sind wir unterwegs, sondern mit ÖV. Der Inter- bzw. Eurail-Pass für Senioren ist gekauft, auf dem Handy installiert und wartet nur darauf, aktiviert zu werden.

Am 15. Juli machen wir uns auf. Per Bahn geht es nach Hamburg. Weitere Stationen auf unserer Reise, die etwa einen Monat dauern wird, sind Kopenhagen, Stockholm, Helsinki, Rovaniemi, Inari, Honningsvag, Nordkap, Trondheim, Oslo, Fredrikstad usw. Wir sind gespannt, wie und ob das alles klappt.

Derzeit heisst es, alle nötigen Utensilien zusammenstellen, zu packen, nichts zu vergessen und die noch nicht geplanten Fahrten und Unterkünfte fetzulegen und zu buchen. Falls Sie Lust haben, uns mindestens virtuell zu begleiten, rufen Sie immer wieder unseren Blog auf. Wir wünschen viel Vergnügen.

Montag, 15. Juli 2024 (Tag 1)

Unsere Reise startet. Das Gepäck steht bereit: zwei Rucksäcke und ein Koffer. Gestern haben wir endgültig zusammengestellt, was mitkommt, und gepackt.

Wir sind mit Eurail bzw. Interrail für Senioren 1. Klasse im Zug unterwegs. Von unserem Heimatbahnhof geht es nach Basel, wo wir den ICE nach Hamburg besteigen. Eine lange Fahrt steht uns bevor. Sie führt über Frankfurt, Köln, durchs Ruhrgebiet nach Bremen und dann Hamburg. Das Wetter ist prächtig. Die Sitze sind bequem, der Boden und die WCs sauber, der Service ausgezeichnet, das Klima angenehm, und bis zu diesem Zeitpunkt ist der Zug pünktlich unterwegs. Es gibt was zu trinken und zu knabbern. Wir betrachten die Landschaft, lesen die Zeitung, dösen vor uns hin und geniessen die Fahrt. Ca. um viertel nach fünf ist die Ankunft in Hamburg vorgesehen. Da alles zu klappen scheint, habe ich für heute Abend die Nachtwächtertour in Sankt Pauli gebucht, schliesslich ist auch WIFI im Angebot.

Wir kommen mit wenigen Minuten Verspätung in Hamburg an, sind schnell bei unserem Hotel und machen uns bereit für den abendlichen Ausgang. Ein fast stündiger Marsch zu den Landungsbrücken folgt, unterbrochen durch Fotografieren und Bestaunen von Sehenswürdigkeiten. Zum Znacht gibt es gerade mal ein Bratheringsbrötchen und ein paar Pommes, da vor dem dortigen Restaurant eine Menschenschlange auf freie Plätze wartet.

Kurz vor halb acht melden wir uns beim Nachtwächter Erwin für den Rundgang. Mit vielen wahren Geschichten führt er die Gruppe von geschätzten 30 bis 40 Personen auf unterhaltsame Art durch das verruchte Viertel. Im Boxkeller des Kultlokals „Zur Ritze“ singt er „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ und erntet damit grossen Applaus. Die Tour endet beim Beatles-Platz bzw. in einem nahe gelegenen Biergarten mit einem von Erwin gespendeten Lakritzenlikör und einem grossen Bier vom Fass. 

Ein nächtlicher Fussmarsch zum Hotel beendet den ersten Reisetag.

 

Dienstag, 16. Juli 2024 (Tag 2)

Nach einer kurzen und lauten Nacht erwache ich das xte Mal, relativ ausgeruht. Wir machen uns frisch für die heutige Bahnfahrt. Dann wird gepackt, das Zimmer nach vergessenen Gegenständen inspiziert, die Schlüsselkarte in die Rezeption gebracht und zum Bahnhof gegangen. Je ein Zimtgipfeli und ein Cappuccino in einer Bahnhofbar sind unser Frühstück.

Auf dem Perron wird schon bald der Zug Richtung Kopenhagen bereitgestellt, nicht das neueste Exemplar, ein „es alts Chlöpfschiit“ nennt ihn Margrit. Im Wagen 12 finden wir unsere reservierten Plätze und belegen sie. Schon bald steigt ein Schweizer Ehepaar zu, das die Plätze neben uns reserviert hat … und die Diskussionen über die vielen mehr oder weniger „spektakulären“ Ereignisse in Zügen der DB werden ausgetauscht und kommentiert. Und schon bald geht es um Energiefragen im Zusammenhang mit den aus dem fahrenden Zug beobachteten Solar- und Windanlagen. Wer macht’s besser: die Deutschen oder die Schweizer? Und was ist die gescheiteste und nicht die kostengünstigste Lösung?

Nach Nyborg fahren wir auf die Brücke über den grossen Belt nach Korsør. Bis zu einer kleinen Insel im Meeresarm ist das Geleise neben der Autobahnbrücke angelegt, doch auf der Insel kommt das Eisenbahntrassee in einen Tunnel unter dem Meeresarm zu liegen – ein eigenartiges Gefühl, sich so unter dem Meeresspiegel fortzubewegen.

Stressig wird es in Korsør. Da endet die Zugfahrt wegen Geleiseerneurung im nachfolgenden Streckenabschnitt. Alle Passagiere müssen mit allem Gepäck auf ca. ein halbes Dutzend Busse umsteigen, und in umgekehrter Reihefolge in Slagelse in einen bereitstehenden Zug einsteigen. Und die ganze Aktion wird beeinträchtigt durch den gleichzeitig stattfindenden Umstieg der Passagiere der Gegenseite. Mit einigem Gedränge und den mehr oder weniger freundlichen MitarbeiterInnen gelang das Manöver mit wenigen Ausnahmen.

Wohlbehalten, fast pünktlich und ohne weiteren Stress erreichen wir Kopenhagen, wo wir schnurstracks unser Hotel anpeilen und nach dem fast selbständigen Einchecken unser Zimmer bzw. Kämmerchen beziehen. Hier drin ist es nur mit grösstem Aufwand möglich, sich nicht gegenseitig im auf die Füsse zu treten. Aber wir schaffen’s und nehmen eine erste Sightseeing-Tour unter die Füsse. Kopenhagen hat einiges zu bieten. Darüber mehr am morgigen Tag.

 

Mittwoch, 17. Juli 2024 (3. Reisetag)

Nach einer etwas mühsamen Nacht mit mehrmaligem Erwachen und schlaflosen Abschnitten begeben wir uns ca. um sieben Uhr in die Hotelhalle, wo an der Rezeption verschiedene Esswaren und Getränke erhältlich sind. Wir bestellen uns zwei Cappuccini, ein Croissant und ein Sandwich und vertilgen diese in der Hotelhalle. Darauf machen wir uns auf einen auf dem Stadtplan vorgeschlagenen Rundgang. Dabei kommen wir an verschiedenen Sehenswürdigkeiten vorbei. Über 10 km legen wir zu Fuss zurück. Im Königspark machen wir eine Pause, um einen Cappucino bzw. eine Glace  zu geniessen. Gerade richtig, denn unterdessen beginnt es leicht zu regnen. Als der Regen aufhört, setzen wir unsere Tour fort. Wir sind beide der Meinung, dass der Parcours sehr gut ausgewählt wurde, da er ganz verschiedene Seiten der dänischen Hauptstadt berücksichtigt. Wir gehen Kanälen entlang, die die Verbindung zum Hafen und zur Ostsee herstellen. Unterwegs kommen wir an Bauten vorbei, die aus früheren Zeiten stammen und den Reichtum des dänischen Königreichs dokumentieren. Wir treffen aber auch einfachste Siedlungen für arme Leute. Verschiedene Pärke und grosszügig gestaltete Plätze mit neckischen Kiosken zeugen von viel Lebensqualität. Für die zahlreichen Radfahrer bestehen breite, vom motorisierten Verkehr abgetrennte Routen. Aber leider scheint auch hier Littering ein Problem zu sein. Kulturellen Institutionen wird ein besonderer Wert beigemessen. Theater, Museen zu verschiedenen Themen, Konzerthallen, Kinos u.a. begegnen wir allenthalben. Da allerdings wieder Regen droht, gehen wir zurück zu unserem Hotel, wo ich jetzt diese Zeilen schreibe und ein paar Fotos zur Dokumentation aufbereite.

Der Regen hält über längere Zeit an. Unterdessen habe ich für 17:30 Uhr eine stündige Bootstour durch in Hafenkanäle Kopenhagens gebucht. Um ca. 16 Uhr verlassen wir das Hotel mit Schirmen und Regenjacken ausgerüstet und begeben uns zum neuen Hafen, wo die Rundfahrtboote starten. Immer wieder müssen wir die Schirme öffnen. Hier wimmelt es von Touristen aus allen Gegenden unserer Erde. Nach einem Drink in der Nähe der Anlegestelle können wir zusammen mit vielen anderen Gästen, die vor uns bereits anstanden, das Boot betreten. Wir fassen die Kopfhörer für den Audioguide und ergattern uns zwei der verbleibenden Plätze an der Reling, so dass wir eine gute Sicht hinaus auf die Sehenswürdigkeiten haben. Der Regen hat definitiv aufgehört, die Rundfahrt kann beginnen. An der ans KKL erinnernden Oper vorbei fahren wir zum Standplatz der bekannten kleinen Meerjungfrau auf dem Felsen, ein Geschenk von Carl Jacobsen, dem Sohn des Gründers der Carlsberg Brauerei. Ihre Geschichte ist geprägt von mehreren Vandalismusakten. Dann führt uns das Schiff an der Papierinsel mit modernen, extravaganten Häusen vorbei in den Christianshavn Kanal, unter Brücken hindurch, wo Kopf, Arme und Beine eingezogen werden müssen. Die Frau, die die Fahrt kommentiert, übrigens eine Afrkanerin, stimmt dabei jedesmal Gesangestöne an und stiftet damit viele Nachahmer zum Mitsingen und –johlen an, was die Stimmung im Boot anheizt. Nach einer Stunde erreichen wir wieder die Anlegestelle in gelöster Stimmung.

Mit dem halbstündigen Rückmarsch und anschliessendem Nachtessen im Hotel verabschieden wir uns gedanklich von Kopenhagen und befassen uns noch kurz mit der morgigen Fahrt nach Stockholm.

 

Donnerstag, 18. Juli 2024 (4. Reisetag)

Heute fahren wir mit dem Zug nach Stockholm. Die erste Etappe führt zuerst unter und dann über dem Öresund hinüber nach Malmö in Schweden. Schon kurz nach unserem Einstieg in Kopenhagen fährt der Zug in einen Tunnel ein und kommt auf einer kleinen Insel wieder ans Tageslicht. Die Weiterfahrt erfolgt von da ab unter der Autobahn. Beide, Autobahn und Zugsgeleise, führen auf einer doppelstöckigen Brücke von Dänemark nach Schweden hinüber.

In Malmö steigen wir in einen Hochgeschwindigkeitszug der Schwedischen Eisebahngesellschaft. Zwei Schwierigkeiten sind dabei zu bewältigen. Einerseits haben wir per SMS die Mitteilung erhalten, dass die Fahrt unseres fahrplanmässigen Zugs durch einen Zwischenfall auf dem Schienennetz beeinträchtigt sein könnte, andererseits habe ich die Nummern der obligatorisch reservierten Sitzplätze nie erhalten, weil ich bei der online-Bestellung einen Tippfehler in der Mailadresse machte. Aber beide Problemchen lösten sich auf wunderbare Weise. Die Schwedische Bahn gab bekannt, dass sie die Beeiträchtigung beseitigen konnte und eine beim Einstieg anwesende Angestellte fand aufgrund der Quittung online unsere Sitzplatznummern. Und nun sind wir in einem komfortabel ausgestatteten Wagon unterwegs Richtung schwedische Hauptstadt. Allerdings hat die Sache einen Haken. Die vor uns sitzende Passagierin telefoniert fast ununterbrochen und mit lauter Stimme und ebensolchem Lachen. Zum Glück verstehen wir nichts, aber von Zeit zu Zeit erheben auch wir unsere Stimme, mit dem Gefühl dadurch kurzfristig gedämpftere Laute zu initiieren. Margrit meint: „Dere sett mer s’Händy wäggnäh!“

Wir erreichen Stockholm pünktlich. Mit Google Maps habe ich bereits im Zug den Weg zum Hotel festgelegt, so dass wir uns am Bahnhof nur noch darum kümmern müssen, wie wir zu einem City-Ticket kommen, um mit der U-Bahn zum Fährehafen zu gelangen, wo unser gebuchtes Hotel steht. Eine freundliche Einheimische, die uns Auskunft gibt, wo was zu finden ist, hilft uns weiter. So erreichen wir den Ticketschalter, können unser Anliegen vorbringen und lösen eine 24-Stundenkarte für den ÖV. Mit der T13 (Tunnelbana) erreichen wir Värtahamnen und wegen Baustellen über einen weiten Weg unser Hotel, wo wir ein grosszügiges Zimmer im 15. Stock zugewiesen bekommen.

Nach dem Einchecken und Bereitmachen für den folgenden City-Gang genehmigen wir uns einen Drink in der Sky Bar des Hotels und fahren anschliessend, nachdem wir einen kürzeren Weg zur Station recherchiert haben, in die Gamla Stan (Altstadt). Dort spazieren wir zusammen mit vielen Touristen durch die engen Gassen, gewinnen einen ersten Eindruck und geniessen im Aussenbereich eines alten und gut besuchten Restaurants das Nachtessen. Und dann geht es zurück in unser Hotel, wo wir in der Sky Bar den Tag Revue passieren lassen. 



Freitag, 19. Juli 2024 (5. Reisetag)

Den heutigen Tag wollen wir dazu verwenden, uns in Stockholm umzusehen. Was sicher dazugehören soll, sind das Königsschloss, der Stockholmer Dom und eine Schifffahrt in den Schären.

Nach dem Frühstück begeben wir uns per U-Bahn in die Altstadt und spazieren dort durch die Gassen mit oben genanntem Augenmerk. Dabei lassen wir uns ablenken und kommen am Reichstagsgebäude vorbei in die Drottninggatan mit vielen Geschäften, die allerdings zu dieser Zeit noch nicht geöffnet sind. Auf dem Rückweg kommen wir an der Riddarholmskirche vorbei, wo neben schwedischen Königen weitere berühmte Leute ihre Ruhestätte fanden. Im Dom, den wir auch im Innern besuchen, machen einige spezielle Kunstwerke auf sich aufmerksam.

Um die Mittagszeit fahren wir mit einer riesigen Menge Leute zur Insel Djugarden, wo sich ein Freizeitpark mit verschiedensten Attraktionen wie Achterbahn, Freifalltürme u. A.  befinden. Da leert sich das Boot, wir aber fahren direkt wieder zurück zur Ausgangsstation Slussen. Dort besteigen wir ein anderes Boot des öffentlichen Verkehrs und sind nun rund 2 ½ Stunden in den Schären unterwegs bis nach Alstecket und wieder zurück. Ein Zwischenfall im Schiff, bei dem offenbar Ammoniak ausgetreten ist, dessen Dämpfe sich ausbreiten, verlängert den Aufenthalt an einer der Haltestellen und bewirkt, dass fast alle Passagiere auf Deck kommen. Aber die Fahrt kann weitergehen. So erreichen wir im späteren Nachmittag wieder Slussen. Hier müssen wir nun noch eine zweite 24 Stundenkarte für den ö.V. lösen. Damit können wir ins Hotel zurückfahren, wo es zu schreiben und Fotos zu verarbeiten gibt.

 

Fürs Nachtessen fahren wir bis Gamla Stan. In einem traditionellen Lokal bestelle ich die typisch schwedische Mahlzeit: Köttbullar, pressad potatis, krämig konjaksås, rårorda lingon och inlagd gurka. Und die schmeckt ganz gut.

 

Samstag, 20. Juli 2024 (6. Reisetag)

Der heutige Tag bringt uns weiter. Aber vorerst haben wir noch einige Zeit in Stockholm zur Verfügung.

Nach dem Frühstück und nach dem Packen bringen wir unser Gepäck in den separaten Aufbewahrungsraum im Parterre unseres Hotels, checken aus und gehen zur U-Bahnstation. Wir fahren zur Gamla Stan und erkunden als nächstes die Oper und die Kirche St.Jakob. Beide Gebäude sind in Renovation, also nichts zu machen. Unser Weg führt uns zum Nationalmuseum und über die Brücke nach Skettsholmen. Dort ist der Dreimaster „Af Chapman“ vertäut, der in neuerer Zeit lange als Jugendherberge diente. Entlang des Strandes gelangen wir auf die Kastellinsel, wo sich eine alte Festng befindet, die im 2. Weltkrieg als Fliegerbeobachtungsort diente und nun für die Abhaltung von Kongressen und Konferenzen dient. Wir gelangen zurück zur Insel Skettsholmen und können hier das Linienschiff nach Slussen besteigen.

Nun kommt noch mein Wunsch zum Tragen, die Fahrt zur Endstation der U-Bahn Nr. 17 nach Hässelby Strand. Was gibt es dort zu sehen? Rein gar nichts! Aber wir geniessen im Restaurant Nya Piccola Rosa einen griechischen Salat, Falafel im Brot, ein Glas Rosé und ein grosses Bier aus dem Fass zu einem guten Preis in guter Qualität, und der Wirt, wahrscheinlich ein Muslim, spendet mir zuletzt den Kaffee.

 

Sonntag, 21. Juli 2024 (7. Reisetag)
Nach einer fast stündigen Rückfahrt zu unserem Hotel gehen wir mit unserem Gepäck zum Einchecken zu der im Fährhafen Värtahamnen angelegten Fähre Silja Symphony, bekommen dort unsere Kajüte zugeteilt und geniessen nun die ruhige und gemütliche Überfahrt nach Helsinki.

Nach einer ruhigen Nacht und einem reichhaltigen Frühstück erreichen wir schon bald Helsinki. Unsere Fähre legt im Olympiaterminal an. Eine riesige Menge Leute und ein paar Hunde stehen vor dem Ausgang an. Nach einiger Zeit beginnt sich dann die Menge zu bewegen, und auch wir beide erreichen den Ausgang. Im Internet haben wir uns schon vor dem Anlegen klug gemacht, wie wir zum Hotel kommen. Nach ca. einer halben Stunde stehen wir in der Halle und melden uns an der Rezeption. Unser Zimmer ist noch nicht bereit, wir können aber unser Gepäck in den Gepäckraum stellen.

Auf dem Hinweg zum Hotel kamen wir an einem Riesenrad vorbei. Margrit schwärmt immer für Riesenräder. Also führt unser zweiter Gang zu diesem. Zwei Fläschchen Cider werden gekauft und die Tickets fürs Rad. Und so verschaffen wir uns einen ersten Überblick über die Stadt.

Im Restaurant daneben schauen wir uns im Internet an, was für Angebote für Touristen gemacht werden und entschliessen uns für eine Schifffahrt auf die Insel Suomenlinna, eine Festungsinsel mit bewegter Geschichte und heute im Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Ich buche die Tickets, schnell finden wir den Abfahrtsort und das Boot fährt schon bald. Nach einer halbstündigen Fahrt durch die Hafenbucht Helsinkis legt es am gewählten Ort an. Einen Info-Prospekt finden wir im Souvenirshop. Die Festung wurde ab 1748 von den Schweden geplant und erstellt,1809 von der russischen Armee besetzt und 110 Jahre lang alsMarinestützpunkt benützt. Nach der Russischen Revolution wurde sie finnisches Staatsgebiet und diente als Kriegsgefangenenlager. Im zweiten Weltkrieg diente sie als Stützpunkt für unterschiedliche Truppeneinheiten. 1973 wurde sie dem finnischenBildungs- und Kulturministerium übergeben und 1991 ins UNESCOWeltkulturerbe aufgenommen. Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang durch die Anlage und kommen zum Schluss, dass es menschenfreundlichere Projekte gäbe. Aber  eben: Wir können bei diesem Rundgang beobachten, wie eine freche Möwe einem unbescholtenen Menschen die Glace, die er gerade am Geniessen ist, im Flug aus der Hand reisst. Und wir können uns ein schadenfreudiges Lächeln nicht verkneifen.

Nach der Rückkehr von der Insel können wir unser Zimmer beziehen, ich kann diese Zeilen schreiben und draussen regnet es in Strömen.

Für das Nachtessen gehen wir dann nochmals ins Zentrum und finden ein gutes Lokal. Danach besuchen wir den Bahnhof und treffen Abklärungen bezüglich Platzreservierung für die bevorstehenden Zugfahrten. Den Abend lassen wir in einer Bar ausklingen, wo sich mit fortschreitender Zeit immer mehr hübsche jugendliche Gäste einfinden und die Musik immer lauter wird. Beim Abschied winken uns einige dieser Gäste freundlich lachend zu.

Montag, 22. Juli 2024 (8. Reisetag)

Für den heutigen Tag haben wir auf unserer Interrail-App eine Retour-Reise nach Riihimäki eingegeben. Margrit möchte wissen, wie es nach gut 50 Jahren in diesem Städtchen aussieht und was aus der Schule geworden ist, die sie dort damals als Gastschülerin während acht Wochen besuchte. Übrigens befand sich diese in einem ausgedienten Wasserturm, der eigentlich recht markant damals die umgebenden Bauten überragte. Beim Verlassen des Bahnhofs sind keine Erkennungsmale sichtbar. Zwar steht das alte Bahnhofsgebäude noch, daneben wurde unterdessen ein neues erstellt. In der Nähe steht ein riesiges Einkaufszentrum…??? Dazu kommen die vielen neuen vielstöckigen Wohnbauten. Wo ist das alte Riihimäki geblieben. Irgendwie gelangen wir zu Fuss zur Kirche. Eine ältere Frau, die wir nach der Schule und dem alten Wasserturm fragen, kann uns auch nicht weiterhelfen. Und da stossen wir, wieder in der Nähe des Bahnhofs, auf eine Orientierungstafel, auf der ein paar markante Gebäude des Ortes benannt sind. Aufgrund des Hotels, das hervorgehoben ist, kommt Margrit die Idee, einen anderen Weg einzuschlagen. Da plötzlich werden Erinnerungen wach, und wir finden wirklich trotz der gewaltigen Veränderungen den Standort der Schule. Am Turm angebaut wurde ein Treppenhaus, eingebaut ein Lift, auf dem Dach eine Roofbar, die Storen der grossen Schulzimmerfenster sind heruntergelassen, die Schule ist nicht mehr hier, aber die Erinnerungen werden klarer. Auf dem Dach geniessen wir nach der heissen Suche ein kühles Getränk, und Margrit weiss viel zu erzählen vom Herbst 1973.

Danach kehren wir per Zug nach Helsinki zurück, besuchen kurz die Luttherische und die orthodoxe Uspenski-Kathedrale, die erstere auch im Innern, die zweite ist geschlossen, und begeben uns zum täglichen Markt im Hafengebiet. Lachs und Falafel mit verschiedenen Gemüsen und Kartoffeln sind unsere Renner, beide köstlich zu essen.

Und nun steht noch der abendliche Ausgang an.


Dienstag, 23. Juli 2024 (9. Reisetag)

Wir fahren heute weiter. Der Zug fährt erst um 12:19 Uhr.

Wir geniessen den Vormittag noch in Helsinki. Da wir erst spät auschecken müssen im Hotel, können wir unser Gepäck im Zimmer lassen. Margrit möchte noch eine andere Seite Helsinkis kennen lernen. Also spazieren wir über den Hügel in nordöstlicher Richtung und gelangen in den Stadtteil Kruununhakaund an das Hafenbecken mit dem unaussprechlichen Namen Pohjoissatama (Nordhafen). Wir umrunden die Insel Tervasaari, die sich als grünes Erholungsgebiet für die nahen Stadtbewohner anbietet. Jedefalls begegnen wir hier Joggern und Hundehaltern, die ihre Lieblinge zum sich hier befindlichen Hunde-WC-Areal spazieren führen. Zudem sind hier auch wieder die Weisswangengänse heimisch. Nun geht es an der Finnischen Nationalbank vorbei, wo sich gerade eine Touristengruppe von einem Guide instruieren lässt, zurück zum Hotel.

Nach diesem Ausflug gehen wir zu Fuss zum Bahnhof. Derzeit sitzen wir im bequemen, aber heissen Ekstra Class-Abteil, Wälder, abgeholzte und noch stehende, Wiesen, Felder, Höfe, vereinzelte grössere Siedlungen ziehen an uns vorbei. Die Sonne strahlt vom wolkigen Himmel in unser Abteil und hinterlässt Wärme. Der Zug ist doppelstöckig, modern ausgestattet. Wasser, Kaffee und Tee stehen zur freien Verfügung. Und die Reise dauert…, die Klimaanlage schafft es nicht zu kühlen. Um 20:23 Uhr sollen wir in Rovaniemi sein. Dort wartet der Schlüssel für unsere reservierte Wohnung in einem Schlüsseltresor, und weitere Anweisungen haben wir per E-Mail erhalten. Wir haben das Glück, dass der Tag lange anhält und der Einkaufsladen bis 23 Uhr offen ist.

Wir haben Rovaniemi rund 20 Minuten verspätet erreicht. Mit der Wohnung klappt alles. In einem nahegelegenen Restaurant versuchen wir noch etwas zu essen zu kriegen. Ausser Chips und Erdnüsschen gibt es nichts mehr. Aber ein Bierchen und ein Glas Wein für Margrit liegt noch drin. Danach kaufen wir im unter uns befindlichen Selbstbedienungsladen noch etwa zu essen und zu trinken ein. Aber da haben wir die Rechnung ohne Wirt gemacht. Die Verkäuferin sortiert Bier und Wein aus und erklärt uns, dass der Verkauf von alkoholischen Getränken nur von morgen neun bis abends neun gestattet sei, und das auch bei Lightgetränken (Bier 2.75 %, Wein 8 % Alkoholgehalt). Ja, und da wird halt das lang ersehnte Znacht mit purem Wasser heruntergespült.

 

Mittwoch, 24. Juli 2024 (10. Reisetag)

Heute werden wir selber aktiv zur Bereitstellung des Frühstücks. Ich geh schnell in den Laden, um Milch und Butter zu besorgen, die beide beim gestrigen Einkauf vergessen gingen. Wieder in der Wohnung, schneide ich ein Brötchen von gestern auf, um es mit Butter und Käse im Innern zu verfeinern. Aber da stellt sich zu unserem Erstaunen heraus, dass schon etwas drin ist. Ob es ein Würstchen oder eine Gemüserolle ist, stellt sich heute Abend heraus. Jedenfalls gehe ich nochmals in den Laden und kaufe mir noch Brötchen ein. Damit ist das perfekte Zmorge, bestehend aus einem Buttersandwich mit Käse, einem Glas Preiselbeersaft und einer Tasse Milchkaffee perfekt.

Danach suchen wir die Touristeninfomation auf, um uns mit den nötigen Unterlagen und Auskünften einzudecken. Aber daraus wird nichts. Die Angestellte muss einem älteren Ehepaar noch und noch erklären, was wo wie und warum möglich oder nötig ist und was nicht geht. Jedenfalls verlieren wir die Geduld und verlassen das Büro mit ein paar Plänen und Broschüren und merken dann an der Haltestelle, dass wir den Bus zum Arctic Circle gerade knapp verpasst haben. Also begeben wir uns zum nahen Kemijoki (-Fluss) und lassen uns anhand der dort stehenden Tafel über seine Bedeutung informieren. Brücke, Wassermengen, Kraftwerke, erzeugter Strom u.a. Themen sind hier aufgeführt. Zudem sind Wanderwege in seinem Bereich eingezeichnet und spezifiziert, was uns die Programmierung des morgigen Tages weitgehend abnimmt.

Unterdessen ist die knappe Stunde Wartezeit verflogen und wir können den Bus nehmen, der uns auf verschlungenen Wegen zum Santa Claus-Dorf und zum Nördlichen Wendekreis führt. Was sich hier abspielt, ist touristisches Theater „erster Klasse“. Weihnachtsbäume stehen herum, durch ein Labyrinth mit Tausenden Geschenkpäckchen gelangt man zum Weihnachtsmann, Lieder von Schnee, Kälte und Glocken klingen ertönen und im Café der Santa Clausin gibt es bei heimeliger Wärme einen Kaffee mit Wihnachtsgebäck. Und das alles bei sommerlichen 26Grad Celsius im Schatten.

Jedenfalls verlassen wir schon bald diesen „festlichen“ Ort, fahren mit dem Bus zurück nach Rovaniemi, erkunden dort den Busterminal für übermorgen und besichtigen noch die Kirche und das Ehremal, das an die gefallenen Einheimischen im 2. Weltkrieg erinnert.

Nach einer längeren Mittagspause in unserer Wohnung beschliessen wir, an den Fluss Kemijoki zu gehen. Ich nehme Badehose und -tuch mit. In der Stadt mit Asphaltstrassen und Betonmauern ist es unangenehm heiss. So komme ich zu einer willkommenen Abkühlung im Wasser, das hier rötlich gefärbt und trüb ist, und zum Schwimmen. Gemütlich spazieren wir danach dem Fluss entlang und gelangen ins Zentrum, wo viele Restaurants hinausgestuhlt haben und viele Leute lm Schatten an den Tischen sitzen. Da setzen wir uns dazu, genehmigen uns einen Aperitiv und gehen anschliessend fürs Abendessen in unsere Wohnung. Und da stellt sich dann heraus, dass unsere Brötchen gut schmeckende Wurstweggen sind.

Donnerstag, 25. Juli 2024 (11. Reisetag)

Bei strahlend blauem Himmel und angenehmer Temperatur erwache ich um fünf Uhr. Heute wollen wir wandern. Gestern schon haben wir festgelegt, wohin es gehen soll. Unser Ziel ist das Gebiet Ounasvaara.

Nach dem Frühstück und dem Packen der notwendigen Dinge für eine leichte Wanderug von etwa 20 km machen wir uns auf den Weg. Nur die Karte haben wir liegen gelassen. Bereits in der Stadt verlaufen wir uns und landen auf der falschen Brücke über den Kemijoki. Kein Problem, das lässt sich mit einem Marsch durch Strassenbaustellen korrigieren.

Nun sind wir auf dem richtigen Weg. Über eine breite Holztreppe gelangen wir auf den Wanderweg Richtung Aussichtsturm durch einen lichten Wald aus Föhren und Birken oben auf der Kuppe. Es geht weiter zu einem nächsten Aussichtspunkt, der sich als Bergstation eines Skilifts erweist. Wir sehen weit in die Umgebung, u.a. einen weiteren Flussabschnitt des Kemijoki. Gelegentlich zeigen sich ein Hase und ein Buntspecht. Der Elch, den sich Margrit wünscht, lässt sich nicht blicken. Ein beträchtliches Stück Weg legen wir auf einem Naturweg zurück, der aus dicken Holzbrettern besteht, die auf querliegenden Rugeln gelagert sind. Die Umgebung ist sehr feucht, und hier machen sich die ersten Stechmücken bemerkbar. Wir jedenfalls packen den Mückenspray hervor und sprühen uns ein. Das wirkt. So gelangen wir an unsern Ausgangspunkt zurück. Ein Taucher im nahen Kemijoki lässt mich abkühlen, denn immerhin 27 Grad warm soll es sein.

Das heutige Abendessen nehmen wir in einem Restaurant ein, das spezielle Menüs anbietet. Margrit bestellt sich TOMMATIA & VIKKUNNA (Tomaten und Feigen), für mich gibt es PAISTETTU KALA (Gebratener Fisch). Beide Mahlzeiten werden mit speziellen Zutaten und Gewürzen serviert, und sie schmecken uns sehr. Der Schöpfer dieser Speisen ist persönlich anwesend, bereitet zu, serviert und überwacht den Betrieb. Wir staunen, dass wir so etwas hier, fast am Ende der Welt, essen und geniessen dürfen.

Und danach geht’s ab in die Klappe oder mindestens in die Wohnung. Morgen ist die Weiterfahrt geplant. Was erwartet uns?

 

Freitag, 26. Juli 2024 (12. Reisetag) 

Nun sitzen wir im Bus Richtung Ivalo. Vor rund einer Stunde sind wir abgefahren. Jetzt gerade fahren wir an einer Abzweigung vorbei, die zur Amethystmine von Lampivaara hinführt. Ausweichen musste unser Fahrer bisher einem Rentier, zwei Radfahrern, und jetzt stehen wir vor einem Rotlicht bei einer Strassenbaustelle. Überholen musste er bisher einen Bus und einen irr langen Lastwagen mit Anhänger. Die Strasse verläuft in langgezogenen Kurven durch hügeliges Gelände mit viel Wald, aber auch Moore und Wiesen, durch kleine Siedlungen, oft nach Ferienresorts aussehend, mit kleinen Hüttchen, zum Teil an Seen gelegen, und vorbei an Bauernhöfen mit davor gelagerten Siloballen. Vieh sieht man selten.

In Sodankylä machen wir kurz Halt. Toilettenbesuch und der Kauf einer süssen Zwischenverpflegung machen uns fit für die nächste Etappe. Danach macht der Bus noch Umwege, um Passagiere an ihren Destinationen abzusetzen. Dazwischen habe ich noch Gelegenheit, zwei Rentiere am Strassenrand aus dem Bus zu fotografieren.

Derzeit warten wir an der Busstation etwas ausserhalb von Ivalo auf unseren Bus nach Inari.

Unterdessen sind wir in Inari angekommen, haben die Gegend etwas erkundet, etwas gegessen und getrunken und sind dann früh schlafen gegangen. Die Gegend ist wunderschön und vor allem sehr ruhig. Es gibt wenig Gebäude, einen grossen Bootshafen und viel Wald. Vor unserem Hotel sind am Seeufer zwei kleine Wasserflugzeuge vertäut und auf dem Parkplatz stehen mehrere Tesla-Ladestationen für Elektroautos. Ein riesiger Souvenirshop bietet neben den üblichen Erinnerunsartikeln an schöne Ferien ein reichhaltiges Sortiment von Anglerutensilien an. Ein ausgestopfter Bär steht auch noch im Laden. Wir sind gespannt, was uns hier alles erwartet.

 

Samstag, 27. Juli 2024 (13. Reisetag)

Was ist denn los heute? Beim Erwachen nach einer langen, taghellen Nacht regnet es. Beim Frühstück besprechen wir das Tagesprogramm. Die Wetterprognose sieht verheissungsvoll aus: Abklingender Regen im Verlauf des Vormittags, Sonne und warm am Nachmittag. Unsere Folgerung: Museum am Vormittag, Schifffahrt auf dem Inarisee am Nachmittag.

Wir suchen das Museum SIIDA auf, müssen noch etwas warten, bis es öffnet, und bezahlen den Eintritt. Das Museum ist neu und hat dieses Jahr eine europäische Auszeichnung erhalten, ist also ein preisgekröntes Haus. Und die Ausstellung ist wirklich spitze. Da werden die verschiedensten Aspekte zum Leben der Samen, d.h. der indigenen Bevölkerung des nördlichen Skandinaviens, dokumentiert und sehr kritisch betrachtet. Fantastische Bilder und Kommentare zeigen die Problematik auf, die das Leben als samische Volksangehörige mit sich brachte und immer noch bringt. Es werden aber auch die Schönheiten und Qualitäten aufgezeigt. Im Outdoorbereich kann der Besuchende die Lebensumstände in früheren Jahren nachvollziehen. Wir sind begeistert von diesem Besuch und können ihn allen Interessierten weiterempfehlen. Das Salatbuffet im Museumscafé deckt unsere Essbedürfnisse bestens ab.

Danach begeben wir uns zur nahen Anlegestelle des Elektrokatamarans, der uns zur Insel Ukonkivi bringt. Die Schifffahrt auf dem Inarisee dauert rund zweieinhalb Stunden und wird kommentiert. Unser Boot ist das einzige Passagierschiff, das an diesem Tag auf dem See verkehrt. Vorbei an unzähligen Inseln, grösstenteils unbewohnt, schippern wir zur heiligen Insel der Samen, wo offenbar zu früheren Zeiten und bis ins 20. Jahrhundert religiöse Zeremonien stattfanden. Sie hebt sich gegenüber anderer Inseln durch ihre Höhe ab. Ursprünglich war sie dem finnischen Gott Ukko, dem Herrn des Himmels, des Wetters und der Gewitter geweiht. Die Zeremonien fanden ohne Beisein von Frauen statt. Wir werden rund um die Insel gefahren und darauf wieder nach Inari zurückgeführt. Der Inarisee ist übrigens der drittgrösste See Finnlands, fast doppelt so gross wie der Bodensee und hat rund 3000 Inseln.

Und jetzt geniesst Margrit ein Glas Wein und ich ein grosses Bier. Schon bald gibt es ein Nachtessen aus der Hotelküche.

 

Sonntag, 28. Juli 2024 (14. Reisetag)

Beim Morgenessen sind plötzlich viele Schweizer am Buffet. Die einen kommen mit uns ins Gespräch, sind dann aber nicht sicher, ob wir auch zur Reisegesellschaft gehören. Sie haben Pech, denn ihr Hurtigrutenschiff ab Kirkenes fällt wegen eines Defektes aus. Nun müssen sie einen Tag früher dort sein. Wir sind froh, dass wir es gemütlich nehmen können.

Auf unserem Programm steht heute Wandern. Beim Touristik-Infobüro haben wir uns eine Karte besorgt und den Vorschlag für eine Wanderung zur Pielpajärvi Wilderness Church ausgewählt. Der erste Teil des Wegs führt etwa 3.5 km einer Strasse entlang. Da aber praktisch kein Verkehr herrscht und der Strassenrand weitgehend betretbar ist, geht das sehr gut. Danach führt er durch lockeren Föhrenwald. Allerdings geht es wirklich über Stock und Stein. Aber wunderschön ist es, hier zu wandern. An Seen vorbei, die praktisch unberührt sind, geht es „obsi und nedsi, linggs und rächts“. Überall gibt es etwas zu betrachten, genauer hinzuschauen. Da spiegeln sich die Bäume im Wasser, gewaltige Felsblöcke aus der letzten Eiszeit versperren den Weg, Beerensträucher mit reifen Früchten verlocken gepflückt und gegessen zu werden. Wir lassen uns verführen und geniessen die süss-sauren Heidel- und Moltebeeren.

Die Kirche, die wir besuchen, liegt in einer Waldlichtung. Sie besteht aus Holz und hat einen kreuzförmigen Grundriss. Sie wurde in der heutigen Form zwischen 1752 und 1760 im ehemaligen Winterdorf der samischen Urbevölkerung erstellt und gehört zu den ältesten Gebäuden Finnisch Lapplands. Als die Samen sesshaft wurden, wurde das Winterdorf aufgegeben und die Bauten rund um die Kirche zerfielen. Dafür wurde im neu entstehenden Inari eine Kirche erbaut. Die Holzkirche von Pielpajärvi wurde 1940 wieder reaktiviert, nachdem die Kirche von Inari von den Sowjets zerstört worden war. Heute findet jährlich nur noch ein Gozttesdienst darin statt.

Am in der Nähe bestehenden Grillplatz nehmen wir unser Picknick ein. Eine junge Familie mit einem etwa achtjährigen Mädchen kommt ebenfalls hierher. Wir kommen ins Gespräch mit ihnen, und der Vater schwärmt uns vor, dass der Inarisee der einzig grössere See Finnlands sei, dessen Ufer mit Ausnahme bei Inari unverbaut seien. Und wir nehmen es auch so wahr, dass der See rundum von Wäldern umgeben ist. Zudem will er seinem Töchterchen näherbringen, was Wildnis und Natur ist.

Nachdem wir uns von den Leuten verabschiedet haben, marschieren wir praktisch ohne Unterbruch zurück in unser Hotel. Da es warm macht und ist und die Sonne scheint, nehme ich anschliessend noch ein angenehm kühles Bad im See.

Schon bald ist wieder Abend. Das Nachtessen ist nah. Gerne will ich’s mal mit Rentierfleisch versuchen. Ich habe einen Rentierhamburger bestellt und finde ihn sehr gut. Er schmeckt allerdings für mich kaum anders als ein Rindshamburger.

 

Montag, 29. Juli 2024 (15. Reisetag)

Nach dem Morgenessen packen wir wieder einmal unsere Sachen, achten darauf, dass nichts liegen bleibt, checken aus und können unser Gepäck bei der Rezeption deponieren. Danach machen wir einen Spaziergang entlang des Juutuanjoki. Wir steigen nach der Brücke über den Fluss in einen Waldweg ein und folgen diesem flussaufwärts. Schon bald gelangen wir an eine Stelle, wo wir ein unüberhörbares Rascheln, begleitet von eigenartigen Zisch- und Quietschlauten, vernehmen. Unten am Flussufer ist etwas los. Und da sehen wir, dass dort marderartige Tiere im Wasser schwimmen und an Land gehen. Wir steigen hinunter und verhalten uns still. Da raschelt es im Dickicht der Pflanzen ein paar Meter weiter flussaufwärts. Zwischen diesen jagen sich wirklich wieder diese putzigen Tierchen und kommen uns ganz nahe. Ich kann sie sogar filmen. Aber dann verschwinden sie flussaufwärts hinweg über Steine und zwischen den Pflanzen. Wir identifizieren sie als Nerze.

Unser Spaziergang führt uns in ein Gelände mit verschiedenen Pfaden und Privathäusern. Und da steht plötzlich eine Fussgänger-Verbotstafel am Weg. Wir kehren um und gelangen nach wenigen Versuchen auf den markierten Weg. Darauf gelangen wir zu imposanten Stromschnellen und zur Hängebrücke, die sich hier darüber spannt. Der Rückweg gestaltet sich nicht mehr so spannend. Zum Abschluss statten wir dem samischen Kulturzentrum noch einen Besuch ab. Es ist ein imposantes Gebäude mit Kongressräumen, Sitzungszimmern, einer Bibliothek, einem Restaurant, wo wir einen Cappucino und ein Stück Heidelbeer-Quarktorte geniessen, und einem Souvenirladen mit samischen Designstücken, die zumeist einen stolzen Preis haben.

 

Und nun sitzen wir in der Hotelhalle bei einem Glas Wein und erwarten unseren Bus, der uns nach Nuorgam bringen wird.

Der Bus ist pünktlich eingetroffen und hat uns um ca. eine halbe Stunde verspätet vor unserer Unterkunft in Nuorgam abgeliefert. Grund dafür ist eine Belagserneuerung an der Strasse nach Nuorgam. Dort sitzen wir jetzt in unserem Bungalow und geniessen die Ruhe und den schönen Abend. Die Sonne hat noch geschienen, als wir hier angekommen sind. Die Temperatur ist etwas kühler hier im nördlichst gelegenen Dorf Finnlands.

 

Dienstag, 30. Juli 2024 (16. Reisetag)

Gestern löste ich noch online die Tickets für die heutige Busfahrt. Dabei stellte sich definitiv heraus, dass der Busbetrieb zwischen Nuorgam in Finnland und Tana bru in Norwegen eingestellt ist und erst nach Mitte August wieder aufgenommen wird. Der Betreiber unserer Unterkunft anerbot sich, heute den Taxidienst für uns anzubieten. Mal schauen, wie das weitergeht.

Jedenfalls sind wir früh wach und machen uns bereit für die lange Reise nach Honningsvåg. Nach dem Morgenessen werden wir gemäss gestriger Abmachung ohne jegliche Grenzkontrolle nach Tana bru gefahren und passieren dabei das Denkmal, das bezeugt, dass hier der nördlichste Ort der EU ist. Der Bus nach Oldefjord kommt rechtzeitig trotz einer Verspätungsmeldung auf dem Handy-App – ein grosser Bus, wenig Passagiere. Und dennoch kommt er mit uns nicht ins Ziel. Nach einem Halt will er nicht mehr richtig, und der Chauffeur fährt ihn bei einer breiteren Stelle auf die rechte Seite hinaus. Und ab diesem Zeitpunkt tut er keinen Wank mehr. „Kapput!“; gibt er durch, mehr nicht, und wir stellen uns mit den anderen beiden Passagieren darauf ein, dass wir in diesem Bus die Fahrt nach Honnigsvåg heute nicht mehr schaffen. Bitter ist es für unseren Sitznachbarn, denn er möchte in Lakselv in einen Flieger nach Tromsø einsteigen. Aber auch er nimmt den unfreiwilligen Stopp gelassen hin. So warten wir rund anderthalb Stunden, bis ein Kleibus da ist und uns weiter Richtung Ziel bringt. Nach einer längeren Strecke steht ein grosser Bus der Betriebsgesellschaft auf der anderen Seite der Strasse bereit. Wir wechseln den Bus und fahren weiter. In Olderfjord, wo der Umstieg auf den Kurs nach Honningsvåg erfolgt, steht ebenfalls ein Bus nach dorthin bereit. So kommen wir mit grosser Verspätung an und können im Hotel gleich einchecken. Es ist kühl geworden.

Im Hotel erleben wir eine nächste Überraschung. Wir stellen im Zimmer fest, dass uns ein Preis berechnet wurde, der massiv über dem angebotenen Preis liegt. Sofort gehen wir zurück zur Rezeption und bringen unsere Reklamation an. Der von der Rezeptionistin gerufenen Managerin ist das sehr peinlich, und nach längerer Diskussion, wie das Problem gelöst werden könnte, macht sie uns das Angebot, dass wir das Nachtessen zum zuviel bezahlten Betrag beziehen könnten. Wir gehen darauf ein und werden sehr kulant behandelt. Jedenfalls hat sich dieser Handel vor allem kulinarisch gelohnt. Das Sirloinsteak vom Rentier auf fantastische Art zubereitet ist sowohl eine Augenweide wie eine Gaumenfreude.

Vor dem Essen erkunden wir noch etwas das Städtchen, das mit seinem Hafen, dem gerade eingetroffenen Kreuzfahrtschiff bzw. mit den Hunderten von Gästen, den teilweise vernachlässigten Gebäuden und den teuren Angeboten für Königskrabben zum Essen einen zwiespältigen Eindruck macht. Wir sehen dann morgen weiter. Aber vorerst möchten wir uns aus dem Reiseführer noch etwas klüger machen.

 

Mittwoch, 31. Juli 2024 (17. Reisetag)

Der heutige Tag wird sicher ein Höhepunkt unserer Reise werden. Der Himmel ist fast wolkenlos blau, die Sonne scheint, der Fall ist klar: Heute geht’s zum Nordkap.

Nach dem Morgenessen, das wiederum sehr reichhaltig ist, schauen wir uns etwas im Dorf um, besuchen die Touristeninformation und überlegen uns dabei, wi wir die drei Tage hier genau verbringen werden. Um viertel vor elf fährt der Bus zum Nordkap. Wegen unterschiedlicher Auffassung über den Abfahrtsort verpassen wir ihn beinahe. Wir warten an der falschen Haltestelle, und der leere Bus fährt vor der fahrplanmässigen Abfahrt in umgekehrter Richtung an uns vorbei und biegt zum Hafenareal hinunter ab. Als er darauf nicht mehr erscheint, geht Margrit nachschauen und winkt da wie verrückt, dass ich nachkommen soll. Der Bus steht nämlich vor dem Info-Büro. Wir schaffen den Zustieg knapp vor der Abfahrt.

Das Nordkapp, wie es die Norweger schreiben, liegt im Norden der Insel Magerøya und ist korrekt genommen weder der nördlichste Punkt des Festlandes noch derjenige der Insel. Aber wahrscheinlich ist es die spektakuläre Position, die das Kap einnimmt, was ihm zu dieser Popularität verhalf. Wir beide finden sowohl die Fahrt dorthin wie auch den Ort selber höchst sehens- und erlebenswert. Die Landschaft ist hügelig, teilweise felsig, kahl ohne Bäume und spärlich mit Kräutern bewachsen. Dazu bläst heute ein ständiger Wind mit beträchtlicher Stärke. Überall weiden Rentiere unterschiedlichen Alters und halten die vielen Autofahrer, vor allem Wohnmobile, zum Bremsen an. Als wir ankommen, ist der Besucheransturm noch im Rahmen. Je weiter die Zeit fortschreitet, desto mehr Besucher treffen ein. Beim Fotografieren treffen wir ein Paar, das uns aufnimmt, wir halten Gegenrecht, und dabei kommt es zu einem länger dauernden Gespräch über Reiseerlebnisse. Da kommt zum Ausdruck, dass Probleme beim Reisen länger haften bleiben als Abläufe, wo alles schön am Schnürchen läuft. Wir spazieren dem Abgrenzungszaun zum steilen Abhang zum Wasser entlang und suchen Stellen, wo man aufs Ufer hinuntersieht. Solche Stellen slnd rar. Aber da tauchen plötzlich kleine Vögel auf, die sich auf den Boden ducken, um nicht weggeweht zu werden. Wir bestimmen sie als Schneeammern. Plötzlich kommt uns eine Frau entgegen, die uns zwei Tickets fürs Kapzenrum mit dem Kommentar in die Hand drückt, sie brauche diese nicht mehr. Wir kommen damit ins Zentrum hinein, schauen uns etwas um und geniessen im Cinema den Film, der den Verlauf eines Jahres im Gebiet recht eindrücklich zusammenfasst. Danach ist es Zeit für die Rückkehr nach Honningsvåg.

Zurück in Honingsvåg legen wir eine Pause ein und gehen danach auf einen erweiterten Rundgang durch das Dorf. Da finden wir richtig grosszügig gebaute Wohnhäuser in guten Lagen. In einem Restaurant geniessen wir ein Glas Wein bzw. Bier. Und nun steht schon bald das Abendessen an.

Donnerstag, 1. August 2024 (18. Reisetag)

Nationalfeiertag – und wir sind nicht daheim! Keine Höhenfeuer – aber wir haben im Sinn, Höhen zu erklimmen. Dazu sind wir jetzt bereit.

Wir steigen empor, wo wir den Wegweiser zum Hausberg Honningsvås, den Storvjellet, sehen. Kurz danach kommen wir zu einer Hütte mit mehreren Arbeitern, die hier einen Steinplattenweg erstellen. Wir müssen die Baustelle umgehen. Alle sind relativ dunkelhäutig und recht vermummt, ich denke, wegen der Kälte und eventuell der Staubentwicklung. Sie tragen hellgrüne Jacken und schieben mit Stemmeisen schwere Steinplatten herum. Etwa hundert Meter weiter oben beginnt eine mit riesigen, teilweise unförmigen Steinplatten erstellte Treppe, die sich steil den Berghang hinaufzieht. Margrit hat im Verkehrsbüro mitbekommen, dass sie 1000 Stufen hat. Wir nehmen die Treppe in Angriff, und da Margrit ein leichtes Kribbeln im Bauch verspürt – nicht Liebe, sondern Höhenangst – nehme ich ihr den Rucksack ab und führe sie an der Hand höher und höher. Wir begegnen einem weiteren grün bejackten Arbeiter, der die Treppe sauber wischt und Unkraut und lose Steine beseitigt. So überwinden wir wirklich 1000 Stufen, Margrit zählt mit, und gelangen auf etwas mehr als 300 m ü. M. Da sehen wir eine Schutzhütte, die wir natürlich gleich inspizieren. Hier besteht die Möglichkeit, in einem Holzofen ein Feuer anzuzünden. Wir lassen das sein, ich entflamme aber für kurze Zeit den beigelegten Feueranzünder, Ersatz für das in der Heimat entzündete Höhenfeuer. Selbstverständlich tragen wir uns ins Hüttenbuch ein und zeichnen noch ein Kreuzlein dazu, es ist ja 1. August.

Danach führt der Weg über gewaltige Geröllhalden noch ein Stück weiter hinauf zu einem dort errichteten Steinturm, der als Wegmarkierung dient. Dahinter, wieder etwas tiefer gelegen, folgen die nächsten Steintürme. Von einem Weg ist nicht mehr viel zu sehen. Bei einem der nächsten Türme führt dann der Weg steil abwärts auf eine Terrasse und dann dem Hang entlang in ein Tälchen, das sich gegen Honningswåg hinunter öffnet. Hier können wir Steinschmätzer, Silbermöwen und Kolkraben beobachten. An einen Tisch mit zwei Bänken setzen wir uns, um unser mitgenommenes Picknick zu geniessen. Schon bald setzt sich eine englischsprachige Touristin dazu, die uns vorschwärmt, wie sie hier in Norwegen tolle Plätzchen vorfand und eigentlich jedesmal gerne länger geblieben wäre. Ein einheimscher Wanderer, der etwas später zu uns stösst, berichtet, dass er hier in dieses Tälchen komme, um vom frischen, kühlen Quellwasser zu trinken, das auf der anderen Talseite entspringe und verjüngende Wirkung habe. Zudem erzählt er uns, nachdem wir ihm von unseren Treppenaufstieg berichtet haben, dass die dort arbeitenden Männer aus Tibet stammen, hier zwei drei Monate am Weg bauen, einiges Geld verdienen und dann wieder in ihre Heimat zurückkehrten. So gelangen wir zurück ins Hotel, wo uns eine warme Dusche erwartet, denn recht kühl und windig verlief der heutige Vormittag.

Als nächstes besuchen wir das Nordkapp Museet.  Wir bekommen hier einen Überklick über die Besiedlung der Finnmark, d.h. des Landstrichs entlang der Barentssee in Norwegen, über die Geschichte, die Lebensumstände der Menschen hier und über die Zukunftsaussichten. Besonders eingefahren sind mir die Ereignisse in dieser Gegend während und nach dem zweiten Weltkrieg, als sich die deutsche Armee aus dem Norden zurückzog und die Taktik der verbrannten Erde anwandte. Da blieb praktisch kein Gebäude verschont und die einheimische Bevölkerung wurde gnadenlos evakuiert. Eindrücklich ist auch, mit was für Hilfsmitteln die Fischerei und die Verarbeitung der Ausbeute betrieben wurde. Eindrückliches Bild- und Filmmaterial erlaubt einen Einblick ins harte und karge Leben der samischen Indigenen.

Bei Kaffee und schmackhaften Zimtschnecken im nahen Café lassen wir den Tag ausklingen. Der nächste Termin ist das Abendessen im Restaurant unseres Hotels. Da gibt es als Festtagsmenu nochmals Rentier Sirloin Steaks. (Sehr empfehlenswert!)

 

Freitag, 2. August 2024 (19. Reisetag)

Nach dem Aufstehen, beim Anziehen ruft Margrit unerwartet ganz aufgeregt: „Komm schnell ans Fenster! Das musst du unbedingt sehen!„ Und sie zeigt ganz aufgeregt nach draussen. Dort sind wirklich vier ausgewachsene Rentiere zu sehen, die im Bord neben dem Hotel mitten in den wuchernden Waldweidenröschen stehen und genüsslich die reichlich vorhandenen Kräuter abweiden. Wir fotografieren und filmen durch die Fensterscheibe, weil sich das Fenster eh nicht so weit öffnen lässt. Wenige Minuten später sind die scheuen Tiere wieder verschwunden.

Heute gehen wir nochmals wandern. Das Seelein Prestvatnet ist unser erstes Ziel. Der Weg führt erst recht steil in das Tal hinein, in dem wir gestern zum Hotel zurückkehrten. Auf dem höchsten Politischen Not angelangt, sehen wir etwas weiter unten dieses Gewässer. Eine Tafel macht uns darauf aufmerksam, dass wir jede Verschmutzung zu vermeiden haben, da der See als Trinkwasserspeicher diene. Auf dem Wasser schwimmen ein paar Möwen, die Morgentoilette machen. Unser Weg, den in Google Earth ausfindig machte, führt nun rechts weg auf die Strasse hinunter, die Honningsvåg mit Nordvågen verbindet. Hier ist Fischen und Fischverarbeitung die Haupteinnahmequelle. Daneben gibt es einen Skilift, der praktisch vom Meer her in die Höhe führt. Neben vielen Fischerbooten im Hafen steht hier ein recht grosser Fischverarbeitungsbetrieb. Aus dem Touristikbüro haben wir einen Prospekt dieses Betriebs mitgenommen, worauf eine Betriebsbesichtigung angeboten wird. Wir gehen zum Eingang und treten ein. In einer Ecke einer grossen Halle steht zwischen Ausstellungsgegenständen ein Tisch, dahinter sitzt eine junge Frau. Sie beantwortet unsere Frage nach der Ausstellung positiv und macht darauf aufmerksam, dass dies eine Schaufischfabrik sei. Wir bezahlen den Eintrittspreis und lassen uns zeigen, wie die Ausstellung organisiert ist. Mir dem Handy können dir einen QR-Code einlesen und werden mit den Aussrellunstafeln in deutscher Sprache bedient. Schon bald erscheint der Direktor (CEO) der Firma und erzählt uns einiges zum Betrieb. 70 Fischerboote sin für die Firma unterwegs, die Belegschaft stammt aus 22 Nationen, der Winter ist die fangreichste Zeit, die Fische werden grösstenteils luftgetrocknet, alle Organe der Fische werden verwertet, der Betrieb gilt als mittelgross… Wir bewundern die zwei Königskrabben im grossen Aquarium mitten im Ausstellungsraum. Jedefalls beschliesse ich danach, auf den Verzehr solch urtümlicher und fantastischer Lebewesen zu verzichten. Wir bekommen Einblick in die Verarbeitungsstätten, wo übrigens viele Frauen arbeiten. Und es riecht natürlich überall nach Fisch. Deshalb klagt Margrit nach einiger Zeit über ein flaues Gefühl im Magen und über Übelkeit. Ich probiere noch getrockneten Fisch in Spanform und Fischrogen (Kaviar) auf Brötchen. Es ist ein eindrückliches Erlebnis, mal zu sehen, was die Fischerei für einen Beitrag an die Ernährung vieler Menschen leistet.

Mit dem Bus fahren wir zurück und leisten uns einen gemütlichen Nachmittag an der Sonne. In der Bäckerei mit Café im Freien, die übrigens von einem Afrikaner aus Guinea geführt wird, geniessen wir einen Cappucino und eine Zimtschnecke, in einem weiteren Restaurant ein Glas Rosé bzw. ein Bier, wo die Chefin noch ein „Probiererli“ Bruschetta mit Rentierfleisch auftischt.

Und dann müssen wir uns noch etwas mit der Planung für morgen befassen. Die Reise geht mit dem Hurtigrutenschiff „Kong Harald“ um sechs Uhr morgens weiter.

Samstag, 3. August 2024 (20. Reisetag)

Schon um vier Uhr sind wir wach. Wir müssen früh bereit sein. Unser Schiff fährt um sechs Uhr. Eine Viertelstunde vorher sollen wir uns aufs Schiff begeben, damit es pünktlich abfahren kann. Um halb sechs wollen wir das Hotel verlassen und uns an den Anlegekai begeben.  Wir sind auch diesmal früher dran, und das Hurtigrutenschiff „Kong Harald“ trifft verspätet ein. Die Zeit reicht jedenfalls, um die Sandwiches, die uns vom Hotel bereitgelegt wurden, zu verzehren und den Apfelsaft zu trinken.

Unterdessen hat das Schiff angelegt. Einige Passagiere verlassen es, und wir können zusammen mit anderen Reisenden einsteigen.  Wir melden uns bei einer der beiden Empfangsdamen an, bekommen die Verhaltensregeln auf Papier, die Nummer der zugeteilten Kabine und die Schlüsselkarten. Frohen Mutes begeben wir uns zur Türe, Margrit öffnet sie, und oh Schreck, die Betten sind zerwühlt, im hinteren scheint noch jemand zu schlafen, und sie schliesst die Türe wieder rassig – ein Fauxpas des Personals. Ich bringe die beiden Karten der einen Empfangsdame zurück und melde ihr den Sachverhalt. Sie entschuldigt sich, programmiert die beiden Garten um, streicht die Kabinennummer, schreibt eine neue drauf und gibt sie mir zurück. Und diesmal klappt es.

In Hammerfest gibt es einen längeren Aufenthalt. Margrit und ich nutzen ihn, um hier einen Augenschein zu nehmen.  Wir finden auf dem halbstündigen Marsch bei schönstem Wetter Richtung Zentrum kein Restaurant, nur einen Extra-Markt, wo wir uns etwas zu trinken, eine Schale Brombeeren, Knäckebrot und ein Lachssandwich kaufen. Auf einer nahen Bank an einem ins Meer mündenden Bach verzehren wir unseren Einkauf und kommen dabei mit zwei in etwa gleichaltrigen Männern ins Gespräch. Auch sie betonen, wie das Wetter ausserordentlich warm und sonnig sei und dass es auch Sommer gebe, in denen nur ein einziger Tag mit solchem Wetter wie heute auftrete. Und sie beneiden uns ein Stück weit um unser Reiseprojekt, als wir ihnen den Verlauf schildern.

Danach geht’s aufs Schiff zurück. Die Weiterfahrt führt uns zwischen recht öden und felsigen Inseln und Festlandgebieten immer weiter Richtung Südwesten. Wir sitzen in bequemen Postersesseln, schauen hinaus und geniessen die Fahrt, obschon von links und rechts und von hinten mal leisere oder lautere Schnarchlaute ertönen.

Links von unserer Route sehen wir immer wieder Berge mit grossen Schneefeldern und fragen uns, ob das Gletscher oder nur Überreste des letzten Winters sind. Zudem fallen uns immer wieder Vögel auf, die je nachdem näher oder weiter weg von uns fliegen. Die Entfernungen sind aber zu gross, um sie definitiv zu bestimmen.

Über den Lautsprecher wird Reklame gemacht für spezielle Angebote. Ich bekomme etwas mit über eine Seeadler-Safari, die morgen Nachmittag stattfinden soll. Das fasziniert mich, und umgehend mache ich mit Margrit ab, dass ich mich an der Rezeption genauer informiere. Ich buche dann diesen Ausflug gleich für uns beide und bin gespannt, was wir da wirklich beobachten können.

Kurz vor Mitternacht fahren wir bei dämmerigem Licht unter einer hohen Strassenbrücke durch in Tromsø ein und legen an.

 

Sonntag, 4. August 2024 (21. Reisetag)

Der Tag beginnt mit einem nächtlichen Streifzug durch Tromsø. Im Auftrag eine guten Kollegen soll ich einer Verkäuferin/Serviererin in einem Café hier Grüsse überbringen. Ich habe auf dem Handy ein Foto des Gebäudes. Mit diesem haue ich eine Gruppe angesäuselter Männer und eine Frau an, ob sie den Laden kennen. Die Frau weiss sofort, wo der ist und sagt, ich solle ihnen folgen. Und wirklich, wir landen vor dem Café. Es ist noch ziemlich hell hier, aber im Laden ist niemand mehr. Schade! Unverrichteter Dinge kehren wir zum Schiff zurück und legen uns schlafen.

Gewohnt früh erwachen wir. Eine Dusche weckt die Lebensgeister. In einem 24h-Geschäft haben wir uns nachts zwei Zimtschnecken und einen Becher Hüttenkäse gekauft, die nun zum Verschlingen bereit sind. Den Kaffee dazu können wir uns in der Kabine machen, die Vorrichtung dazu ist vorhanden und die Kaffeebar öffnet eh erst um neun. Nach dieser Stärkung ist Aufräumen angesagt.

Um acht Uhr legt unser Schiff in Harstad an. Dann geht es weiter durch den fast fünf Kilometer langen und sieben Meter tiefen Risøy-Kanal, der im Jahr 1922 eröffnet wurde und den Hafen von Risøyhamn besser erreichbar machte. Die Gegend ist ein bekanntes Vogelschutzgebiet. Wir können zwar sehr viele gefiederte Lebewesen erkennen, aber die Entfernungen sind zu gross, um sie zu bestimmen.

Beim nächsten, längeren Halt in Stokmaknes befindet sich das Hurtigruten-Museum. Da ist das 1956 in Dienst gestellte Schiff dieser Gesellschaft, die „Finnmarken“, in einem modernen Bau ausgestellt. Wir verzichten zu Gunsten lukullischer Bedürfnisse auf einen Museumsbesuch, müssen aber konstatieren, dass der Sonntag in Norwegen, mindestens in ländlicher Gegend, Ruhetag ist. So kehren wir unverrichteter Dinge auf die „Kong Harald“ zurück und holen uns an der Bar etwas zu beissen und zu trinken.

Auf 16 Uhr ist die gebuchte Sea eagle-Safari angesetzt. Mit einigen Teilnehmenden treffen wir uns auf Deck drei und steigen dann weiter hinunter im Schiff. Dort unten, im Frachtraum, gibt es eine Klappe, die angehoben wird. Draussen legt ein Ausflugsboot an, in das wir während der Fahrt umsteigen können. Damit werden wir zu verschiedenen Orten geführt, wo Seeadler auftreten könnten. Spektakulär ist aber vorerst der Umstand, dass ein junger Angestellter des Bootsunternehmens Möwen, zumeist Silbermöwen, füttert, die unser Boot laut kreischend begleiten und dem Futterspender dabei auf Arme und Kopf sitzen. Als dann ein Seeadler in der Höhe erscheint, wirft er Fische weit hinaus ins Meer. Der Adler nimmt das aus grosser Höhe wahr und stürzt sich hinunter aufs Wasser, greift sich den toten Fisch und fliegt damit Richtung Land. Spektakulär ist aber auch die Gegend. Wir fahren in den Trollfjord hinein, rechts und links ragen die Felswände in die Höhe, die Sohle ist vielleicht 30 bis 50 m breit, und plötzlich taucht hinter uns auch die „Kong Harald“ auf, die sich in diesen Canyon hineinwagt. Weitere Begegnungen mit Seeadlern, gemäss Moderator der Safari 31, und ein Besuch in einem in den Fünzigerjahren verlassenen Fischerdorf runden diese Soezialtour ab. Wir erreichen praktisch mit unserem Mutterschiff Svolvær, wo ein längerer Halt vorgesehen ist.

Wir nutzen diesen Halt, um uns etwas umzusehen und um in einem Restaurant im Aussenbereich unser Abendessen zu geniessen, übrigens in kurzen Hosen und T-Shirt, und das nördlich des Polarkreises.

 

Montag, 5. August 2024 (22. Reisetag)

Schon früh sind wir auf. SRF-6 Uhr-Nachrichten (Wie geht es im Nahen Osten weiter?), LZ lesen, Kaffee mit Bisquits und Knäckebrot beschäftigen uns. Danach gehen wir aufs Deck 7, wo um neun Uhr die Bar aufgeht. Bericht schreiben, Fotos und Filme begutachten und Verfolgung der Weiterfahrt sind auf unserem Programm. Wir fahren am Inselchen mit dem Denkmal für den nördlichen Wendekreis vorbei, stoppen kurz in Nesna und sichten danach auf einer Inselkuppe einen ausgewachsenen Seeadler.

Als wir unseren Platz wechseln und im obersten Stock am Bug vorne unsere Plätze einnehmen, deutet mir eine ältere Sitznachbarin, dass sie einmal durch meinen Feldstecher gucken möchte. Wir kommen ins Gespäch. Da stellt sich heraus, dass die Dame in Paris zuhause ist, zum zweiten Mal in ihrem Leben auf der Hurtigruten mifährt und dass sie 90 Jahre alt ist. Ob wir mit 90 auch noch solche Reisen unternehmen?

In Sandnessjøenlegt das Schiff nur für eine halbe Stunde an. Ich möchte zur Abwechslung gerne eine Frucht essen. Also eilen wir zum nächsten Supermarkt, den Margrit beim Anlegen sah, nehmen uns zwei Birnen aus der Obstharasse, rasen zur einzigen offenen Kasse. Aber, oh Schreck, der Kassier hat mit dem Kunden gerade in Problem zu lösen, und wir müssen uns beeilen. Wir überlegen uns schon, die Birnen zurückzulegen, das bewegt sichbtas an der Kasse. Der Kreditkarte wir vom Lesegerät erkannt, und der Code kanneingtippt werden. Der nächste akunde hat nur gerade einen Artikel zu zahlen. Wir sind dran. Es klappt. Wi eilen, teilweise im Laufschritt, zurück. Die Gangway ist noch unten. Wir sind nicht einmal die Letzten. Die Birne schmeckt ausgezeichnet.

In Brønnøysund dauert der Stop gute zwei Stunden, gut für eine kleine Sightseeing-Runde und für eine Mahlzeit. Ein Einkaufscenter ohne Kunden, eine alte Kirche, tipptopp renoviert, wenige Gastrobetriebe ohne Gäste treffen wir an. Ein altes Restaurant, die Cash Bar mit einem Outdoor-Bereich spricht uns an, und dort essen und trinken wir etwas. Danach kaufen wir uns im grossen Extra-Shop noch Proviant für den morgigen Tag. Denn morgen geht es weiter per Bahn. Die Tickets und die notwendigen Platzreservationen sind gebucht.

Im Verlauf des Abends sind alle Schiffspassagiere zu einem Abschiedsdrink des Kapitäns geladen. Dieser gibt einen kurzen Überblick über die Geschichte der Hurtigruten, die seit 1893 existiert und sich zur Touristenattraktion entwickelt hat, dankt allen, dass sie mitreisten, und hofft, dass viele wieder kämen. Dann stossen alle auf die tolle Reise an. Musikalisch wird der Anlass von einer Sängerin und einem Sänger abgerundet.

 

Dienstag, 6. August 2024 (23. Reisetag)

Schon früh bin ich wieder wach. Während Margrit noch schläft, gehe ich unter die Dusche und mache mich reisebereit. Danach ist die nun erwachte Margritvan der Reihe. Wir packen unsere Sachen, kontrollieren, ob wir wirklich an alles gedacht haben. Unterdessen hat unser Schiff in Trondheim angelegt, und wir können es verlassen.

Der Weg zum Bahnhof ist etwas länger als wir das auf Google Maps wahrgenommen haben, aber wir schaffen es problemlos. Auf dem Bahnhof ist nicht sehr viel los. Wir finden einen Verpflegungsladen, wo wir uns einen Kaffee herauslassen können und wo es ein Croissant gibt. Auf einer Wartebank geniessen wir nun unser “Zmorge“. Etwa um viertel vor acht begeben wir uns auf den Bahnsteig, wo schon bald unser Zug hereingestellt wird. Wir finden schnellender reservierten Plätze und richten uns ein. Der Zug fährt pünktlich ab. Die Plätze neben uns bleiben frei. So können wir beide Fensterplätze einnehmen.

Unsere Zugfahrt bis Oslo dauert bis gegen 15 Uhr. Wir fahren durch ganz unterschiedliche Landschaften. Zum Teil führt die Strecke durch wilde Gegenden mit reissenden Flüssen und natürlichen Wäldern, dann wieder durch intensiv genutzte Landwirtschaftszonen mit viel Ackerbau. Wir fahren aber auch an Orten vorbei wie Lillehammer und Kvitfiell, die uns vom Wintersport her  bekannt sind. Die Strecke geht an grossen Seen mit Campinganlagen und Bootshäfen vorbei, die touristisch eine Rolle spielen, und immer wieder gibt es etwa zu sehen und zu kommentieren. Die Gleisanlagen sind teilweise in die Jahre gekommen, so dass unser Zug relativ langsam und ruckelnd vorwärts kommt. Wo die Gleise neu verlegt wurden, geht es komfortabler und schneller vorwärts.

In Oslo steigen wir um und fahren mit einem Zug aus den Stadler-Betrieben weiter nach Fredrikstad. Da erwarten uns Margrits Bruder Beat und seine Frau Doris. Sie nehmen uns mit in ihr Feriendomizil Gressvik, eine Hytte mitten im Wald, von Bäumen, einem Kletterfelsen und Heidebeersträuchern umgeben. Da unternehmen wir einen kleinen Spaziergang und bewundern die tolle Umgebung am Oslofjord. Danach gibt es Abendessen, viel zu berichten und dann Olympische Spiele mit Kambundji, Ehammer und dem Duo Brunner/Hüberli.

Mittwoch, 7. August 2024 (24. Reisetag)

Bereits vor dem Frühstück machen wir mit Beat einen rund 7½ km langen Marsch zusammen mit Hündin Grace. Durch schmale Waldwege, über Felsflächen und Fahrwege gelangen wir an die Meeresküste und wieder zurück zur Hütte. Es ist stark bewölkt, aber im Laufe der Wanderung hellt es auf, und die Sonne scheint. Daheim erwartet uns ein reichhaltiges Zmorge, das uns einige Zeit beansprucht.

Danach fährt uns Beat im Auto auf die Insel Hlaven. Wir befinden uns hier in einem Naturpark. Durch einen Hohlweg, links und rechts durch Felswände begrenzt, gelangen wir zur Küste. Übrigens kann es Beat dabei nicht lassen, noch ein paar schöne Eierschwämme und einen Steinpilz, die am Wegrand stehen, zu pflücken. Danach führt der Weg zu einem Badestrand, der aber wenig besucht ist. Weiter geht es über von den Eiszeitgletschern blank geschliffene Felspartien, die gegen das Meer hin geneigt sind und mehr oder weniger steil abfallen. Erstaunlich ist, dass überall in Spalten und Vertiefungen, wo sich einige Krümel Erde im Laufe der Zeit ansammelten, Pflanzen gedeihen. Sogar Nadelbäume wachsen, aber nicht in die Höhe, sondern in die Breite. Verschiedene Blümchen blühen. Während die Frauen den markierten Weg benutzen, führt mich Beat nach unten ans Wasser, wo dann auch auf allen Vieren geklettert werden kann. Darauf steigen wir in eine Bucht ab, wo ein paar Fischerhäuschen stehen. Von da weg geht es auf guten Pfaden zurück zum Auto.
Unsere Heimfahrt führt zu einem Restaurant, wo wir essen gehen möchten. Aber dieses Restaurant ist geschlossen und nicht mehr in Betrieb. Und ein weiteres Esslokal, das Doris telefonisch anfragt, ist leider ausgebucht. Es scheint allgemein nicht ganz einfach, hier in der Gegend ein solches  zu finden. Also essen wir daheim, und das schmeckt auch.

 

Donnerstag, 8. August 2024 (25. Reisetag)

Vor dem Vergnügen die Leistung! Beat, Margrit und ich begeben uns mit Grace auf den obligaten Morgenspaziergan zum Aussichtspunkt Walhallrøisa. Zuerst durch Kulturland, dann durch Wald und anschliessend auf Felsplatten mit spärlicher Vegetation erreichen wir nach rund einer Stunde einen gedeckten Grillplatz mit prächtiger Sicht auf den Oslofjord und danach einen gewaltigen Geröllhafen, eine Grabstätte aus der Bronzezeit. Auf einem anderen Weg marschieren wir nach Hause und finden dabei noch ein paar köstliche Steinpilze zum Mitnehmen. Daheim wartet das reichhaltige Zmorge auf uns, und wir lassen es uns schmecken.

Am Nachmittag unternehmen wir eine stürmische Bootsfahrt der Küste entlang Richtung Norden. Da sehen wir sehr schön die Beschaffenhit der Küste und wie sie von den Menschen genutzt wird. Lange Stücke sind meist frei zugänglich und oft sehr wild. Andere Abschnitte sind überbaut mit Ferienhütten und Wohnhäusern ganz unterschiedlicher Stile. Da das Wetter nicht optimal ist, verzichte ich auf den Sprung ins Wasser.

Am Abend sind wir beide von Doris und Beat zum Abendessen eingeladen. Wir werden dazu nach Engelsviken gefahren, wo sich ein Restaurant befindet, das für seine Meeresspezialitäten bekannt ist. Hier bestellen Beat und ich als Vorspeise eine Portion frische Reker, zu deutsch Garnelen, und als Hauptspeise eine Fischsuppe. Diese wird als beste der Welt angepriesen. Und sie schmeckt wirklich vorzüglich. Darin hat es Stücke von verschiedenen Fischen sowie Garnelen und unterschiedliche Sorten von kleingeschnittenem Gemüse. Basis für die Suppe scheint mir Rahm zu sein. Eine feine Gewürzmischung rundet das ganze wunderbar ab.

Nach dem Essen und der Rückkehr in unser Heim, holt Doris ihre Tochter, den Schwiegersohn und ihren Enkel vom Bahnhof Fredrikstad ab. Sie haben ein paar Tage in Oslo verbracht und sind heute per Bahn nach Fredrikstad unterwegs.

Die Verfolgung der Olympischen Spiele am Fernseher wiegt uns in den Schlaf ein.

 

Freitag, 9. August 2024 (26. Reisetag)

Es regnet! Rundum ist es grau. Beat muss sich allein mit Grace auf den Weg machen. Niemand hat Lust, die beiden zu begleiten. Sein Spaziergang führt nicht allzu weit. So bleibt Zeit für ein ausgedehntes und leckeres Zmorge.

Danach heisst es packen. Mit etwas Wehmut verlassen wir unsere Gastgeber und lassen uns von Doris zum Bahnhof in Fredrikstad fahren, froh darüber, dass wir bei diesem unfreundlichen Regenwetter nicht zu Fuss unterwegs sein müssen.

In mehreren Etappen geht die Reise nach Trelleborg in Südschweden:
–    Bahnfahrt bis Halden
–    Bahnersatzbus bis Göteborg
–    S-Bahn bis Helsingborg
–    Regiozug nach Trelleborg

In der ausgestorbenen Fussgängerzone finden wir ein Thairestaurant, das geöffnet hat. Das Essen schmeckt. Danach heisst es Geduld haben. Eine Hinweistafel im Bahnhof von Trelleborg zeigt uns an, wo der Check in-Schalter für die Fähre nach Rostock zu finden ist. Aber im Gebäude, wo er sich befinden sollte, wird darauf hingewiesen, dass der Self Check in-Automat im Bahnhofgebäude sei. Also umgekehrt und sich auf die Suche machen. Und siehe da, wir finden ihn. Das Self Check in klappt nach dem zweiten oder dritten Anlauf, und der Automat spuckt die Boarding-Karten für uns aus mit dem Hinweis, dass uns in ca. 30 Minuten ein Shuttlebus vor dem Bahnhof abhole. Die 30 Minuten verstreichen: kein Bus da! Beim Fährhafeneinfang neben dem Bahnhof steht auf einer Tafel, der Bus käme eine halbe Stunde vor Abfahrtszeit der Fähre, was dann wirklich zutrifft. So gelangen wir auf das Schiff, das uns nach Rostock bringen wird. Da erleben wir dann noch ein Derby wegen der Kabine, was zuletzt dann gut herauskommt. Jedenfalls schlafe ich ausgezeichnet, wenn auch kurz.

 

Samstag, 10. August 2024 (27. Reisetag)

Wir erwachen, als wir uns Rostock nähern. Eine wunderschöne Morgenstimmung erwartet uns nach dem grauen, verregneten gestrigen Tag. Unser Schiff fährt nach sechs Uhr in den riesigen, modernen Hafen von Rostock ein und legt an. Wir Zufuss-Passagiere werden an Land begleitet und von einem Shuttle-Bus zu einer ÖV-Haltestelle gebracht. Allerdings stellen wir hier fest, dass ein Bus am Samstag nur selten fährt. Ein junges Paar, das mit uns von der Fähre kommt, schlägt uns vor, ein Taxi zu rufen und die Kosten zu teilen. Damit sind wir einverstanden. Die Fahrt zum Bahnhof dauert dann doch länger, als wir uns das vorstellen, denn auf einem Bahngleis, das überquert werden muss, wird gerade rangiert. Ein langer Zug mit Güterwagen wird verschoben und bleibt längere Zeit auf der Strasse stehen, bewegt sich darauf in die umgekehrte Richtung, bleibt, kurz bevor er die Strasse frei geben könnte, wiederum stehen und ändert neuerdings die Fahrtrichtung. Endlich können wir doch noch das Gleis überqueren und gelangen zum Bahnhof. Von dort ist es ein Katzensprung zum Hotel. Dort angekommen, können wir unser Gepäck einstellen, die Gästekarte in Empfang nehmen, die unter anderem als ÖV-Ticket gilt, und in die Altstadt gehen.

Auf unserem Stadtbummel schauen wir uns die verschiedenen Sehenswürdigkeiten an. Da an diesem Wochenende ein grosses Fest ansteht, Hanse Sail genannt, wird da und dort noch am Aufstellen von Attraktionen gearbeitet. Je länger der Tag dauert, desto mehr Leute finden sich ein. Die Altstadt wird von einem Besucherstrom überschwemmt.

Am frühen Nachmittag kehren wir per Tram in unser Hotel zurück, wo wir nun unser Zimmer beziehen und uns einrichten. Und dann geht’s zum Stadthafen, dem hauptsächlichen Standort des Hanse Sail-Anlasses. Eine Unmenge von Leuten bevölkert die Kais, sitzt, steht und spaziert zwischen Verpflegungs- und Marktständen sowie Jahrmarktsattraktionen. Auf dem Becken des Stadthafens gleiten neuere und ältere Segelschiffe vorbei, die zum Teil am Kai anlegen und besichtigt werden können. Das Riesenrad am Ende der Route ist Pflicht: Herrlicher Ausblick auf die angelegten und vorbeileitenden Segler. Eine Tambourengruppe verbreitet lautstark rhythmisch gestalteten Krach und aus Lautsprechern ertönt Musik verschiedener Radiostationen. Wir geniessen dieses Treiben eine längere Zeit und kehren danach in die Altstadt zurück, wo es unterdessen etwas gemächlicher und ruhiger zugeht.

Im Aussenbereich eines Restaurants bestellen wir unser Abendessen und geniessen die Ruhe. Danach kehren wir ins Hotel zurück.

 

Sonntag, 11. August 2024 (28. Reisetag)

In unserem Hotel gibt es erst um acht Uhr Frühstück. Das ist die Gelegenheit, die Homepage zu aktualisieren.

Danach gehen wir zum Bahnhof und nehmen die S1, um nach Warnemünde zu fahren. Dort ist ebenfalls Seglerfest und zudem der Badestrand. Wegen des starken Windes verzichte ich auf die Mitnahme der Badehose. Der Zug ist sehr stark belegt, und an den folgenden Stationen steigen noch mehr Leute ein. Viele Passagiere müssen in die Gänge vorrücken und die Fahrt durch stehen. 

In Warnemünde liegen zwei riesige Kreuzfahrtschiffe an der Mole angelegt. Aus ihnen strömen weitere Leute, so dass die Zahl der Wochenendtouristen noch zunimmt. Wir schlendern zuerst dem Kai entlang, begeben uns dann ins Städtchen und später an den Strand. Dabei gibt es viel Interessantes zu sehen. Am Kai sind Kunstwerke von Sandplastikern ausgestellt, die Meeresgottheiten und -fabelwesen darstellen. Im Warnow-Kanal, der die Ostsee mit dem Rostocker Hafen verbindet gleiten historische Segelschiffe und höchst moderne Fähren zum und vom Hafen weg. Ausflugsboote sind unterwegs. Bei hohem Wellengang und starkem Wind sind etwas ausserhalb im Wasser Wind- und Kitesurfer unterwegs, die sich zum Teil spektakulär in die Luft heben lassen und manchmal ebenso im Wasser landen.

Wir steigen auf den Leuchtturm bei der Mündung des Warnow und bestaunen die Gegend von oben. Danach gönnen wir uns eine Pause, kaufen beim Türken Birnen und Aprikosen, geniessen die auf einer Bank im Schatten und geniessen im Anschluss daran in einem der zahlreich vorhandenen Strassencafés einen Kaffee und ein Dessert. Irgendwann dazwischen stelle ich fest, dass mein Sonnenbrillenaufsatz fehlt. Ich laufe ein Stück des Weges, den wir gemacht haben, ebenso Margrit, aber der Aufsatz bleibt vermisst. Als wir uns dann zurück zum Bahnhof begeben, schauen wir uns nochmals gut um und, siehe da, auf einem Elektrokasten nahe bei der Kirche liegt er. Glücklichste ich wieder auf meine Brille, und Margrit bringt einen Obulus in die in der Kirche angebrachte Kasse. Sie berichtet mir nämlich, dass sie versprochen habe, ein solches Opfer zu bringen, wenn wir den Sonnenschutzaufsatz wieder fänden. Wir fahren zurück nach Rostock und begeben uns ins Hotel, um uns erholen.

Danach fahren wir mit dem Tram nochmals ins Hafengebiet, um dort an einem der zahlreichen Stände noch etwa zu trinken und zu essen zu kaufen. Wir sitzen an einem Tisch an der Sonne und geniessen das letzte Abendessen hier in Norddeutschland, denn morgen geht es weiter südwärts Richtung Heimat.

Montag, 12. August 2024 (29. Reisetag)

Unser Ziel heute heisst Friedrichshafen. Eine Monsterreise steht uns bevor. Über Berlin, Augsburg und Ulm wollen wir bis heute Abend den Bodensee erreichen. Ob das die DB schafft. Unser Zug in Rostock fährt um 08:21 Uhr. Zu denken gibt uns allerdings die Ankündigung per Pushmeldung, dass sowohl der Intercity von Rostock nach Berlin wie auch der ICE von Berlin nach Augsburg durch andere Kompositionen mit unterschiedlichen Formationen ersetzt werden. Beim ersten genannten Zug handelt es sich um einen ICE mit grösserem Platzangebot. Aber unsere Reservation gilt hier nicht mehr. Wir finden einen guten Platz und kommen auch fast pünktlich in Berlin an. Der weiterführende Zug ist auch ein ICE, wo unsere Plätze garantiert sind. Er wartet am gleichen Perron, wie unser Zug ankommt. Die reservierten Plätze befinden sich aber am Schwanz des Zuges, was bedeutet, dass wir die ganze Länge abschreiten müssen, um sie zu erreichen. Wir schaffen das. In Augsburg, wo wir als nächstes umsteigen müssen, wir es eng, denn eine Signalstörung wegen Bauarbeiten haben unser Vorwärtskommen beeinträchtigt. Aber auch hier schaffen’s wir, müssen uns aber schon sehr beeilen. In Ulm reicht es dann nicht mehr, da der Zug mehrmals das Tempoarg drosseln muss. Zum Glück fährt  widerceiner eine halbe Stunde später. Und bei jeder Vespätung gibt es ein Trostkonfekt, freundlich verteilt von einer Zugsbegleiterin. So kommen wir doch noch ans Ziel.

Der Aufenthalt in Friedrichshafen wird zu einem Highlight unserer Reise. Eine gewaltige Menge Leute ist hier unterwegs. Wir spazieren gemütlich den Quai entlang. Die Tische der strassenrestsurants sind sehr gut besetzt, und bei einigen stehen die Kunden Schlange. Aufgrund meiner Internetrecherche möchte ich ins Wirtshaus. Ein Pärchen steht dort an, lässt uns aber grosszügigerweise vor, und wir erhalten einen Tisch in der zweitvordersten Reihe vom Seeufer. Käsespätzle mit einem Salat sind meine Wahl. Margrit bestellt sich einen bunten Salat mit Pilzen. Dazu trinken wir ein Glas Wein. Da es der letzte Abend unserer Reise ist, liegt auch ein Dessert drin, ein Eiskaffee und ein Stück Schokokuchen mit Himbeeren. Danach besteigen wir noch den Aussichtsturm im Hafen und geniessen das Panorama mit heftigem Wetterleuchten auf der Schweizer und festlicher Beleuchtung auf deutscher Seite.

 

Dienstag, 13. August 2024 (30. Reisetag)

Alles hat ein Ende, so auch unsere tolle Reise. Nach einer ruhigen und erholsamen Nacht machen wir uns bereit. Nachdem unser Gepäck erstellt ist, suchen wir ein Café auf und geniessen ein Gebäck und einen Cappuccino. Dann spazieren wir dem ausgestorbenen Seeufer entlang zurück zu Unterkunft, holen unser Gepäck ab und gehen zur Anlegestelle der Autofähre nach Romanshorn. Die Überfahrt wird uns dadurch verkürzt, dass sich zwei Kundinnen eines Cars zu uns setzen und wir uns miteinander etwas austauschen können. Sie machen einen Ausflug auf einen Aussichtsberg bei Dornbirn, wir sind auf dem Heimweg von einer ereignisreichen Reise ans Nordkap.

Mit dem Zug nach St. Gallen und ab da mit dem Voralpenexpress fahren wir nach Luzern und darauf nach Sempach Station.

Und nun sind wir wieder zuhause, voller neuer Eindrücke, glücklich und dankbar, dass alles gut gelaufen ist und unsere Erwartungen grossmehrheitlich erfüllt, sogar teilweise übertroffen wurden.

Costa Rica-Rundreise

Am 16. September beginnt unser nächstes grosses Abenteuer. Zusammen mit Pierre verreisen wir nach Costa Rica, wo wir vier Wochen mit einem Mietauto unterwegs sein werden. Da werden wir sicher tolle Erlebnisse und Begegnungen mitbekommen. Als Leser kannst du dabei sein.

Freitag, 16. September
Wir, d.h. Margrit, Pierre und ich, sind gerade kurz vor dem Besteigen des Fliegers Richtung San José. Die  Passagiere stehen in der Schlange, wir sitzen noch vor den leeren Kaffeetassen. Aber schon bald ist es soweit…
Nach etwas mehr als zwölf Stunden ruhigen Flugs landen wir in San José. Enttäuscht müssen wir feststellen, dass hier das Wetter nicht nach unseren Wünschen ist. Es regnet in Strömen, und die Berge rundum sind weit herunter nebelverhangen. Die Zollformalitäten und die Gepäckkontrolle schaffen wir problemlos. Beim Ausgang wartet der bereits gestern bestellte Taxichauffeur und fährt uns gekonnt, nicht ganz Schweizer Verkehrsregeln entsprechend durch den dichten Freitagabendverkehr zum Hotel. In einem gemütlichen italienischen Beizli mit überaus freundlicher Bedienung lassen wir den sehr langen Tag bei Pasta, Gemüse und einem Glas Rosé ausklingen. Und nun geht es ab in die Klappe. 

Samstag, 17. September
In der Nacht macht sich der Jetlag bemerkbar. Da wir unsere Uhren um acht Stunden zurückstellten, hatten wir einen langen Tag hinter uns und wir gingen früh zu Bett. Dafür bin ich dann schon um halb vier wach, und das Wiedereinschlafen macht Mühe. Aber irgendwie steht dann endlich doch die Sonne auf. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Und so machen wir einen ersten Spaziergang in der Umgebung des Hotels. Zu dieser Zeit scheinen noch die meisten Leute zu schlafen. Ganz wenigen Autofahrern, vielen Joggern  und zwei Radfahrern begegnen wir. Exotische Vögel singen in den zahlreichen Bäumen und Palmen, die zumeist in gepflegten Gärten stehen. 
Nach sieben Uhr wird das Frühstück im Hotelgarten neben dem Pool serviert: Fruchtsaft, Wassermelone, Milchkaffee, Toastbrotscheiben mit Butter und Rührei. Einfach, aber es schmeckt. 
Um viertel nach acht besteigen wir ein Taxi und lassen uns zum Mercado Central im Innern eines überdachten Gebäudes in San José fahren. Da sind die Marktfahrer damit beschäftigt ihre Produkte so zu präsentieren, damit sie mögliche Käufer von der Qualität ihrer Ware überzeugen können. Das Angebot ist überwältigend: Früchte und Gemüse, Fisch und Fleisch, Gewürze und natürliche Medikamente, Blumen und Pflanzen, Werkzeuge und Handyzubehör, Haushaltgegenstände… und natürlich auch Esswaren und Getränke. Die Stände stehen sehr eng zusammen, aber mit so wenigen Interessenten zu so früher Stunde stellt diese Enge noch kein Problem dar.


Wir besichtigen noch einige Sehenswürdigkeiten wie Kirchen, Regierungs- und Museumsgebäude, Pärke und zahlreiche Monumente zu historischen Ereignissen und Personen. Den Besuch der costarikanischen Hauptstadt schliessen ihr ab mit einem nochmaligen Durchschreiten der Fussgängerzone und der Markthalle. Und nun wimmelt es nur so von Menschen. Viele von ihnen wollen etwas verkaufen, und sei es nur ein Schleckstenglel. Unübersehbar sind auch die Bettler, zum Teil auch junge Mütter mit ihren Babys.
Als sich der Himmel immer mehr überzieht, halten wir Ausschau nach einem Taxi und lassen uns in die Nähe unseres Hotels in Escazù fahren. Hier geniessen wir noch einen Drink und anschliessend ein Bad im kühlen Pool. Und während ich diesen Bericht schreibe, zieht ein recht heftiges Gewitter auf, das uns in unsere Zimmer flüchten lässt.
Für unser heutiges Znacht haben wir ein Lokal in der Nähe unseres Hotels ausgesucht. Wir hoffen, dass der Regen schon bald etwas nachlässt.
Diese Hoffnung erfüllt sich nicht. Es blitzt, donnert und schüttet, ein tropisches Gewitter geht über uns weg. Im Starkregen suchen wir unser auserwähltes Lokal auf. Es sieht gut aus, aber was mir aufgestellt wird, entspricht nicht meinem Geschmack. Eine kühle und köstliche Sangria in einer nahen Bar und das Ende des Regens erhellen die Stimmung. Allerdings macht sich der Jetlag auch in dieser Nacht bemerkbar.

Sonntag, 18. September
Schon kurz nach zwei ist es Essig mit Schlafen. Wir beide dösen so vor uns hin, erwarten den Tag. Ab viertel nach fünf bereiten wir uns auf den heutigen Tag vor. Es heisst, eine Zweitagespackung erstellen für den Aufenthalt in Tortuguero.
Nach dem Frühstück packen wir unsere restlichen Sachen, lassen ein Taxi kommen und wollen uns in die Stadt zur Autovermietung begeben. Der bestellte Wagen ist für unsere Koffern und uns drei zu klein, also fahre ich mit den Koffern mit und Margrit und Pierre folgen etwas später in einem zweiten Auto.
Die Übergabe klappt sehr gut, was aber darauf folgt, ist recht abenteuerlich. Wir fahren jedenfalls ausserhalb San Josés auf einen Stau auf. Lauter riesige Laster stehen aufgereiht vor uns und dazwischen ein paar wenige PWs. Ein Grossteil dieser Wagen wendet und fährt wieder retour. Pierre und ich steigen nach längerem Warten aus und versuchen, uns zu erkundigen, was los ist. Die Strasse Richtung Guapiles ist offenbar in der Nacht zuvor bei dem heftigen Gewitter verschüttet worden. Ein freundlicher Costa Ricaner, der mit seinem SUV etwas weiter vorne im Stau steht und mit dem wir vorher geredet haben, wendet nun sei Fahrzeug ebenfalls und winkt uns zu, wir sollen ihm folgen. Und nun beginnt eine rund vierstündige „Verfolgungsjagd“ durch Ortschaften, enge und kurvenreiche Strassen, über Berge und Täler, nicht immer ganz ungefährlich, die dann glücklich und mit einem abgekämpften Pierre etwa vierzig km vor unserem Ziel, Tortuguero, endet. Dort hält unser „Weggefährte“ an und zeigt uns, wohin  die Weiterfahrt geht. Er fährt ab da weiter zu seinem Anwesen, und wir erreichen bald danach den bewachten Parkplatz bei der Landestelle der Boote nach Tortuguero. 
Mit einem Boot geht die Fahrt danach auf dem Fluss weiter zu unserer gebuchten Unterkunft, wo wir kurz vor dem Einnachten eintreffen.


Nach den Eincheckungsformalitäten und einer Dusche finden wir einen tollen Ort für den Apéritif, das anschliessend köstliche Diner mit Meeresfrüchten und den Schlummertrunk auf einer Freiluftterrasse: Karibikfeeling pur – PURA VIDA.

Montag, 19. September
Heute Morgen beginnt der Tag früh und spektakulär. Um fünf Uhr gehen wir an den Strand. Der Sonnenaufgang lässt nicht lang auf sich warten. Viele Wolken und ein Loch darin, ziemlich genau an der Stelle, wo die Sonne aus dem Meer steigt, lassen uns einen Prachtsereignis erleben. 
Als nächstes steht uns eine frühmorgendliche Bootsfahrt mit einem einheimischen Guide bevor. Er fährt uns mit seinem Schiff durch die Arme des hier mündenden Rio Tortuguero und macht uns auf die zahlreichen Tiere und Pflanzen aufmerksam. Durch dichten Regenwald dringen wir in die Wildnis ein und können den sich an Blättern gütlich tuenden verschiedenen Affen zusehen, ergötzen uns an ihren Kletterkünsten, sehen verschiedene Reiher und einen Kingfischer beim Lauern auf Beute, beobachten Kaimane, die reglos im Wasser liegen oder sich auf einem Baumstrunk sonnen, sehen in der Luft schaukelnden Schmetterlingen zu… wirklich ein spektakuläres Schauspiel. Nach diesem rund dreistündigen Event gibt es Frühstück: frische Ananas, Papaya, Wassermelone, Fruchtsaft, Kaffee, Pfannkuchen mit Butter und Honig. Darauf folgt Siesta. Wir machen uns für den Abendausflug fit.


Ein Strandbesuch und ein kurzes Bad im Karibischen Meer, dessen Wasser lauwarm ist, sowie ein Nickerchen auf der Hotelplattform auf den Rio Tortuguero gehören dazu. 
Nach dem Nachtessen, heute Abend mit Ceviche, um 21 Uhr beginnt unsere mit Spannung erwartete Schildkrötenexkursion. Unsere Guia erklärt uns die geltenden Regeln: kein Licht, kein Blitz, kein Handy… Danach machen wir uns auf den Weg. Der Anmarsch hinter dem Baumstreifen vor dem Sandstrand dauert eine Viertelstunde. Dort bekommen wir nochmals Instruktionen. Ein Scout der Organisation zum Schutz dieser urtümlichen Tiere teilt nun der Guia mit, wo gerade eine Eiablage stattfindet. In Zweierkolonne, händchenhaltend bewegt sich nun unsere Gruppe bei schwachem Rotlicht auf die Stelle zu. Dort sind noch weitere Gruppen zu sehen. Wir werden zu einer Stelle mit einem riesigen Loch ganz am Vegetationssaum geführt. Die Guia versammelt uns im Halbkreis und leuchtet mit ihrer Rotlichttaschenlampe in die Vertiefung. Dort können wir das Hinterteil einer riesigen grünen Meeresschildkröte erkennen, darunter eine grosse Anzahl weisser Pingpongbälle, die Schildkröteneier, und immer wieder kullert aus dem After des Muttertiers ein weiters Bällchen zum Haufen. Ein eindrückliches Schauspiel! Abwechselnd mit anderen Gruppen dürfen wir dem weiteren Verlauf dieses aussergewöhnlichen Ereignisses mitverfolgen und erhalten zwischendurch weitere Erklärungen. Die Hauptdarstellerin schaufelt nach der Eiablage ihr Gelege mit Ihren Flossen mit heftigen Bewegungen zu, wird von den anwesenden Fachleuten dabei noch genauer untersucht, neu gechipt, hinterlässt neben ihrem Gelege ein Loch zur Täuschung der Liebhaber von Schildkröteneiern und begibt sich auf den Weg zum nahen Wasser, wo sie zurück in ihr angestammtes Element taucht. Rund zwei Stunden dauert eine solche Eiablage. Und wir durften dabei sein, eindrücklich und trotzdem fragwürdig. Immerhin bekommt die Schutzorganisation, die sich für die Erhaltung dieser Urtiere einsetzt, einen wichtigen finanziellen Zustupf. 
Wir gehen zurück zu unserer Unterkunft. Die Restaurants sind zu dieser Zeit geschlossen, so dass unser Schlummertrunk am Ufer des Flusses aus einem einfachen Glas Wasser besteht.

Dienstag, 20. September
Wie gewohnt sind wir schon früh wach. Wir brauchen die Zeit, um uns auf den heutigen Reisetag bereit zu machen. Schon bald nach dem Frühstück fährt unser Boot den Rio Tortuguero hinauf nach La Pavona. Vollbeladen mit Gepäck und Passagieren erreichen wir den dortigen Parkplatz mit einiger Verspätung, da unser Bootsführer die zahlreichen Flusswindungen und die Untiefen vorsichtig ansteuert. Unser Mietauto steht unversehrt am abgestellten Ort. Nach sorgfältigem Beladen und Festzurren der Koffern geht die Fahrt zurück nach Guapiles los. Pierre weicht den zahlreichen Löchern  und andern Schäden auf der Strasse geschickt  aus.
In Guapiles erreichen wir die Strasse 32 nach Puerto Limon. Sie befindet sich im Ausbau zur Autobahn und ständig heisst es die Spur wechseln, Baustellen umfahren. Auch dieses Mal fahren wir auf einen gewaltigen Stau auf. Lastwagen stehen aufgereiht auf der Fahrbahn, und die PWs wenden. Schnell stellen wir fest, dass sie auf der abgetrennten, fast fertiggestellten Fahrbahn Richtung Süden unterwegs sind. Also wendet auch Pierre unser Auto, sucht sich eine Durchfahrt auf die andere Fahrbahn und schon bald sehen wir die Erklärung für den Stau: ein Lastwagenunfall. Sicher zwei Riesengefährte blockieren richtiggehend verkeilt ineinander die Fahrbahn. Ein freundlicher Puerto Ricaner schleust uns durch das Chaos, und so erreichen wir dann nach einer zeitlich langen Fahrt unser Ziel, Cahuita. 


In der Nähe des Eingangs zum gleichnamigen Nationalpark, am Strand finden wir ein gemütliches Gartenbeizli, wo wir uns bei einem Fruchtsaft vom Reisestress erholen und Kontakt zu unserer Gastgeberin Karin aufnehmen.
Als nächstes fahren wir zu unserer Unterkunft für die nächsten vier Nächte. Wir hausen in einem Bungalow, abseits der Zivilisation. Tiere aller Arten, eine reiche Pflanzenwelt mit prächtigen Blüten und riesigen Stämmen umgeben uns. Das Bungalow ist einfach eingerichtet, verfügt aber über die notwendigen Gerätschaften. 
Zum Abendessen gehen wir, bewaffnet mit Taschenlampen und begleitet von zahlreichen Glühwürmchen, in ein nahes Gartenrestaurant, wo wir es uns wohl sein lassen. Gut genährt und müde kehren wir bei totaler Finsternis in unser „Häuschen“ zurück, wo ich schnell und mühelos einschlafe.

Mittwoch, 21. September 
Schon früh werden wir vom Gebrüll der Affen geweckt. Nach einem Rundgang im Garten marschieren wir zum Zentrum Cahuitas, wo wir das Frühstück nach längerer Suche in einem einfachen Restaurant an der Strasse einnehmen. Es besteht aus Fruchtsaft, Früchten (Ananas, Wassermelone, Papaya), Rührei mit Käse und Schinken, Toastscheiben, Milchkaffee und einer gelben Sauce. 
Nun ist der Besuch des hiesigen Nationalparks auf unserem Programm. Der Eintritt ist gratis, ein Beitrag an den Unterhalt kann geleistet werden. Eine einheimische Angestellte, die das Gepäck kontrolliert, spricht mich in Schweizerdialekt an, wirklich sonderbar. Sie erklärt darauf, dass ihr Vater Schweizer sei. Ein bestens unterhaltener Fussweg führt der Küste entlang ca. vier km bis zu einem Kap. Wir benötigen dafür rund drei Stunden. Es gibt viel Sehenswertes, u.a. Brüll- und freche Kapuzineraffen, verschiedene Schmetterlinge in grosser Zahl, darunter auch der hellblaue Morphofalter, praktisch handzahme Waschbären mit ihren Jungen, die wir aber gemäss Weisung der Parkbehörde nicht streicheln, wunderschön blühende Pflanzen, eine hochgiftige, zitronengelbe Babyschlange … und …und… am besten gehen Sie selber hin. Margrit und Pierre fotographieren auf Teufel komm raus.


Angekommen an unserem Ziel, nehmen wir nach einer Pause den Rückweg unter die Füsse. Verschwitzt und müde erreichen wir den Parkausgang und erfrischen uns im naheliegenden Gartenrestaurant mit einem Früchtesmoothie. Schliesslich liegen noch etwas mehr als zwei km Weg vor uns. Wir decken uns noch mit Wasser, Kaffee und wenig Proviant ein. Müde und abgekämpft gehen Pierre und ich noch ins lauwarme Meer, duschen anschliessen und ruhen uns etwas aus, um für das Abendessen bereit zu sein. Leider ist auch heute die gewünschte Beiz geschlossen, angeblich wegen Problemen mit Kreditkarten. Vielleicht klappt es dann morgen. So essen wir halt wieder am selben Ort wie gestern – gut, aber nicht aussergewöhnlich.

Donnerstag, 22. September
Für heute haben wir uns einen gemütliches Programm vorgenommen. Nach einigen Erkundungen im riesigen Garten unserer Unterkunft fahren wir zur Hauptstrasse Richtung Puerto Viejo. Dort gibt es gemäss unserer Gastgeberin Karin eine Bäckerei mit Café, wo u.a. Croissants à la française angeboten werden. Dort geniessen wir unser Frühstück. 
 Danach geht unsere Fahrt weiter nach Bribri. Dort ist laut Costa Rica-Führer ein hübscher, versteckter Wasserfall. Wir gelangen an die Abzweigung mit dem Wegweiser „Two Waterfalls“. Ein sehr steiles Strässchen führt den Hang hinauf, vorerst noch gepflästert, dann gestampft. Nun folgt eine steile Linkskurve, und weiter geht es relativ flach zu einer Hütte mit davorstehendem PW. Ein älterer Mann mit einem Bündel costa-ricanischer Banknoten in der Hand empfängt uns freundlich und gibt uns zu verstehen, dass es auf dem weiterführenden Karrweg zu den Wasserfällen gehe. Er verlangt den Eintrittspreis, 1000 Colones pro Person, und erklärt uns in Spanisch, Englisch und mit Gesten, dass dort hinten ein Parkplatz sei, wo wir das Auto hinstellen können. Nach rund hundert Metern, teilt sich der Weg in zwei weiterführende Spuren, die eine steil abwärts, die andere ebenso aufwärts. Welche ist die richtige? Zu Fuss zurück, nachfragen, und weiter geht es den Berg hinunter. Nach weiteren zweihundert Metern geht es derart steil hinunter und ist der Weg derart ausgefahren, dass wir und für den Abbruch der Übung entscheiden. Pierre fährt rückwärts bis zur Abzweigung und wendet dort das Auto. Danach fährt er zurück zu Eintrittshütte. Wir lassen den Wagen nach Absprache mit dem Parkwächter dort im Schatten stehen und nehmen die 800 Meter, die er uns prophezeit, unter unsere eigenen Füsse. Wir gelange nach rund 500 Metern steil hinunter zu einem Parkplatz, wo wirklich wenige Autos abgestellt sind. Danach führt ein schmaler, steiler Pfad mit alten Autoreifen in Stufen abgesichert und stellenweise mit Geländern zu zwei felsigen Absätzen, wo ein sich Bach darüber hinweg in recht grosse, darunterliegende Becken ergiesst. Im oberen dieser beiden Becken tummeln sich ein paar wenige Leute, Frauen, Männer und Kinder. Und zu denen gesellen wir uns ebenfalls. Herrlich kühles und klares Wasser verschafft uns nach dieser Schwitztour Linderung. Es ist wunderbar herrlich, in diesem Nass zu verweilen, mit den Baumkronen darüber, sich unter den Wasserfall zu begeben und den Nacken vom niederfallenden Wasser massieren zu lassen. 
Nach diesem Wohlfühlevent müssen wir aber wieder die 800 Meter schweisstreibend den Hang hochkrackseln. Nun wählen wir noch die andere Wegvariante und gelangen zu einem prächtigen Aussichtspunkt, wo wir die Ausdehnung des Waldes erahnen können und in der Ferne das Meer sehen. Auf Umwegen und mit einem Erfrischungshalt dazwischen gelangen wir zu unserer Unterkunft. 


Als wir zu unserem Diner aufbrechen wollen, geht ein Gewitter über uns nieder. So nehmen wir den Apéro auf unserem gedeckten Vorplatz. Schon bald hört es auf zu regnen und wir begeben uns zu unserem Diner-Restaurant, Chaos Paradise. Heute Abend ist geöffnet. Wir sind fast die einzigen Gäste. Die Bestellumg können wir aufgeben, doch schon kurz danach geht das Licht aus – der Strom ist weg. Wir beratschlagen noch, was wir tun könnten, wenn auch der Elektroherd ausgestiegen ist. Aber hier wird mit Gas gekocht. Mit einer Notlampe auf dem Tisch und bei Kerzenschein geniessen wir ein vorzügliches Mahl. Und im Verlauf des Abends fliesst dann auch der Strom wieder, so dass wir noch von der funktionierenden Strassenbeleuchtung profitieren können und den Heimweg problemlos finden.

Freitag, 23. September
Wir haben gestern beschlossen, dass wir heute früher in den Nationalpark gehen. Schon um viertel vor sieben fahren wir zum gleichen Café wie gestern. Allerdings regnet es leicht. Um acht stehen wir vor dem Parkeingang. In gemütlichem Tempo machen wir uns auf den Weg. Der Regen hört schon bald auf, den Schirm haben wir vergebens mitgenommen. Heute sehen und fotografieren wir neue Sachen. Speziell kleinere Tiere und Pflanzen erregen unsere Aufmerksamkeit. So können wir verschiedene Schmetterlinge, Amphibien, landbewohnende Einsiedlerkrebse und Krabben, Hörnchen, Spinnen u.a. beobachten. Rund vier Stunden verbringen wir im Park.


Danach ist vor der Heimkehr ein Smoothie im nahen Gartenrestaurant angesagt. 
Den letzten Nachmittag in Cauhita verbringen wir im Garten und unter dem Vordach unsere Cabina. Ein Bad im nahen Meer liegt auch noch drin. Da Margrit sich nicht so wohl fühlt, gehen Pierre und ich allein zusammen mit unserer Gastgeberin Karin zu Chao dinieren. Das Essen schmeckt, wir erfahren viel über das Leben einer Schweizerin in Costa Rica und über die Lebensverhältnisse hier in Cahuita: Geschichten, die das Leben schreibt. Für uns steht nachher fest: Hier für immer zugeben ist nichts für uns.

Samstag, 24. September (Weiterreise)
Da uns ein eventuell langer Reisetag bevorsteht, brechen wir früh auf. Um halb sieben ist unsere Cabina geräumt und unser Auto beladen. Wir verabschieden uns von Karin und ihrem wunderbaren Garten. In der nahen französischen Bäckerei geniessen wir ein schmales Frühstück: Kaffee mit Milch, Tee, frische Brotscheiben.
Und dann geht die Fahrt los. Unser erstes Ziel ist das Monumento National Guyabo. Die ersten hundert km legen wir problemlos und in relativ kurzer Zeit zurück. Viele Baustellen und die schweren Lastwagen auf der Strecke Puerto Limon – Siquirres behindern unser Vorwärtskommen in erträglichem Mass. Aber was folgt, ist Abenteuer pur.
Kurz nach Siquirres zweigen wir rechts ab, so wie es uns unsere Navigation-App auf dem Handy anzeigt. Schon bald müssen wir eine Baustelle umfahren und machen dabei einige km mehr auf Naturstrassen. Das schaffen wir ohne Probleme und landen wieder auf der gewünschten Strasse. Aber nun folgen die abenteuerlichen Strassenabschnitte. Da ist der Belag nicht mehr vorhanden, die Strasse teils abgerutscht, ganze Strassenabschnitte sind zu steilen Bachbetten mutiert. Wir steigen aus und machen ein paar Schritte, um zu beurteilen, ob wir es mit dem Auto schaffen. Diese Abschnitte schaffen wir wirklich. Bei einem Strassenstück sind Arbeiter damit beschäftigt, die Schäden zu reparieren. Zu guter Letzt schickt uns das Navi ein steiles Natursträsschen hinauf mit viel losem Kies als Belag. Und da macht unser Auto schlapp. Etwa hundert Meter muss Pierre rückwärts steil hinunter fahren. Und nun geht unsere Reise ohne genaue Orientierungspunkte weiter. Das Navi verlangt bei jeder sich bietenden Gelegenheit Umkehr. Doch nach einiger Zeit zeigt es uns eine Ausweichroute an, die uns ans Ziel führt, das Nationaldenkmal Guayabo.
Da stellen wir unser Auto, eingewiesen von einem älteren Manne, nahe beim Tickethäuschen an den Strassenrand und besichtigen dieses Denkmal. Es sind hier archäologische Überreste aus den Jahrhunderten 300 vor bis 1400 nach Christus zum Vorschein gekommen, sehr wahrscheinlich präkolumbianisch. Zu diesen Funden fehlen genaue Informationen, wozu sie erstellt wurden. Die ganze Stätte umfasst ein recht grosses Gebiet und hinterlässt einen eindrücklichen Nachhall, da offenbar keine Nachfahren vorhanden sind. Vielleicht klären sich genauere Umstände im Laufe der Zeit auf.


Danach kehren wir im  nächsten Dorf, in Santa Cruz, ein, um uns für den Rest der Wegstrecke  zu stärken, und erreichen danach schon bald unser heutiges Ziel, Cot bei Cartago. Wir checken im vorgebuchten Hotel ein, aber oh Schreck, Pierres Handtasche fehlt. Der Anruf  der freundlichen und hilfsbereiten Rezeptionisitin im vorher besuchten Lokal bestätigt das Verbleiben des fehlenden Objekts an eben diesem Ort.  Und so machen wir, Pierre und ich, uns nochmals auf den Weg dorthin, keine lange, aber eine überaus schwierige Strecke, da nun einsetzender Regen, grausame Löcher in der Strasse, aufkommender Nebel und die rasend schnell einbrechende Dunkelheit erschwerte Verhältnisse hervorrufen. Nach rund anderthalb Stunden sind wir zurück im Hotel. Das Nachtessen vor Ort entschädigt uns für den zusätzlichen Aufwand.

Sonntag, 25. September
Um 06:30 treffen wir uns zum Frühstück, denn morgens früh sind die Wetterverhältnisse zum vorgesehenen Besuch des Vulkans Irazú am besten. So starten wir um 07:15 Uhr mit langen Hosen, guten Schuhen und einer Fleecejacke ausgerüstet. Die Autofahrt auf fast 3400 m ü.M. dauert knapp eine Dreiviertel Stunde. Vorbei an einer riesigen Zahl Radfahrern und weniger Töfffahrern gelangen wir zur Ticketkabine, wo Pierre seine gestern gebuchten Billette auf dem Handydisplay vorweisen muss. Zudem müssen wir die Parkgebühr fürs Auto begleichen. Beim Parkplatz angekommen, machen wir uns auf den Weg, der auf einer grossen Tafel aufgemalt ist.
Wir gehören wohl zu den ersten Besuchern dieses Naturdenkmals heute Sonntagvormittag. Der Himmel ist weitgehend blau, da und dort sind Schleierwolken zu erkennen, es ist kühl und die Besucherzahl noch spärlich. Wir gehen auf betonierten Wegen und auf Lavasandbögen entlang der vorgegebenen Route und schauen in die Krater hinunter. Rauch ist nirgends zu erkennen. Aber die Aussichten sind recht spektakulär, sowohl auf die zahlreichen Hänge wie auch tief hinunter in die Täler. Und irgendwie riecht es hier überall nach Schwefel. Die auf Bildern sichtbaren Kraterseen sind ausgetrocknet.
Danach steigen Margrit und ich noch zum höchsten Punkt auf  3430 m hoch. Unterdessen sind aber Nebelschwaden hochgestiegen und in die Krater hinein geschwappt, so dass die Sicht in die Tiefe verschleiert wird. Pierre holt uns mit dem Auto ab. Nach einem Zwischenhalt im Bergrestaurant fahren wir durch teils dichten Nebel zurück zum Hotel. 


Am Nachmittag statten wir dem Nationalheiligtum Costa Ricas, der Basilica de Nuestro Señora de Los Ángeles, im nahen Cartago einen Besuch ab. Da zum Zeitpunkt unseres Besuchs gerade eine Messe gefeiert wird, schauen wir uns sonst noch um in der Nachbarschaft der Kirche. In einem Café geniessen wir ein vorzügliches Smoothie aus einheimischen Früchten und Milch oder Wasser. Danach begeben wir uns in die Kirche. Diese war übrigens zum Zeitpunkt der Messe voll besetzt. Auch jetzt sind viele Menschen darin betend anzutreffen. Was uns speziell berührt, ist der Umstand, dass einige Gläubige , zum Teil ganze Familien, auf den Knien den Mittelgang entlang bis vor den Hauptaltar rutschen und dort betend verweilen. Die Basilika wurde übrigens, nachdem ihr Vorgängerbau 1910 durch ein schweres Erdbeben vollständig zerstört worden war, neu gebaut. Der Baustil mit den vielen Säulen erinnert an byzantinische Kirchen. Die Ausmasse sind recht spektakulär. Ein nahendes Gewitter macht unserem Ausflug ins Zentrum von Cartago ein Ende.
Das Nachtessen nehmen wir in dem unserem Hotel benachbarten Restaurant 1910 ein. Die Räume sind mit Grossaufnahmen der Erdbebenruinen von 1910 ausgestattet. Das Essen schmeckt sehr gut. Scheinbar ist es hier üblich, dass die Restaurants an Sonntagen früh schliessen. Ab halb sieben ist tote Hose, und wir gehen früh zu Bett.

Montag, 26. September
Wir verlassen heute Cot nach dem Frühstück und der Abgabe unserer Zimmer Richtung Süden. In Cartago gelangen wir schon bald auf die Transamericana. Hier kommen wir zügig voran. Schon um halb zehn treffen wir in unserer Lodge ein. Unsere Bungalows sind noch nicht bereit, aber der freundliche Rezeptionist berät uns bestens, indem er uns auf markierte Trails in der Umgebung aufmerksam macht. Zuerst aber geniessen wir mit Sicht auf eine Kolibrifutterstelle einen Fruchtsaft. Zudem werden die ersten Fotos gemacht. Und es regnet für kurze Zeit.
Danach begeben wir uns auf einen der vorgeschlagenen Pfade und erleben hier eindrücklich, was ein Nebelwald ist. Zuerst zeigt sich noch die Sonne, aber allmählich schwappen Nebelschwaden den Hängen entlang. Der Pfad führt steil hinunter, und wir überqueren mehrere rauschende Bäche auf einfachen Brücken. Von den Bäumen hängen Algen- und Pflanzenbärte. Überall wachsen Bromelien. Alles ist feucht. Der Boden ist durchnässt, aber wir sehen einige interessante Vögel und viele Pflanzen.


Nach rund zwei Stunden sind wir zurück, und ebenfalls der Regen. Ein weiterer Saft bringt uns wieder in Fahrt. Schon bald einmal können wir unsere einfachen Bungalows beziehen. Danach gehen wir, nach einem weiteren Regenschauer auf eine zweite Tour. Hier erleben wir erneut, welche Auswirkungen das Wetter auf menschliche Werke hat. Die Zufahrt zum gewählten Trail ist nicht mehr befahrbar, die Oberfläche breit aufgerissen und zum Teil um einen halben Meter abgerutscht. Beeindruckend auf diesem Pfad sind die Urwaldriesen, die zum Teil sicher einige Jahrhunderte auf dem Buckel haben, aber auch die Strünke abgestorbener und verwesender Bäume – ein tolles, aber auch anstrengendes Erlebnis.
Nun steht uns als nächstes das Abendessen bevor. 

Dienstag, 27. September
Für heute früh haben wir einen Guide für zwei Stunden gebucht. Um halb sechs stehen wir voll ausgerüstet bereit: warme Kleider, gute Schuhe, Fotoapparat, Handy, Feldstecher. Wir sollen und wollen einen der berühmten Vögel Mittelamerikas sehen. Aber unser Guide fehlt. Nach einer halben Stunde Verspätung trifft auch der ein. Unsere Reklamation kann er entkräften. Auf seinem Mail steht wirklich sechs Uhr. Dann starten wir halt um sechs, wir sind ja schliesslich in Lateinamerika bei den Latinos. 
Rund zwanzig Minuten müssen wir dem Guide hinterherfahren. Etwas abseits der Transamericana hält er bei einem kleinen Gehöft und heisst uns aussteigen. Dort rüstet er sich aus mit einem Fernrohr mit Stativ, einer Kamera mit einem weiteren Stativ, Stiefeln, und dann folgen wir ihm einen steilen Weg ein paar  hundert Meter hinauf zu einer Hütte mit WC, Kochgelegenheit und ein paar Bänken und Tischen. Das ist die Hide, von der aus wir den Quetzal beobachten können. Und kaum hat er das Wort Quetzal in den Mund genommen, fliegen zwei Quetzalhähne in den nahestehenden wilden Avocadobaum, als ob sie unseren innigsten Wunsch erahnt haben, und verstecken sich darin. Unser Guide erklärt uns, dass die Quetzale sich nun rund um den Baum umsehen, wo die besten Früchte hängen, um sich danach daran gütlich zu tun. Er stellt nun sein Fernrohr auf und stellt es ein. Ein erster Blick hindurch lässt uns einen Teil des grün schillernden Federkleids erkennen. Ab jetzt überschlagen sich die Ereignisse. Der Quetzal lässt sich an verschiedenen Orten ganz nahe und etwas weiter entfernt nieder und zeigt sich von der besten Seite. Nicht nur wir sind entzückt bzw. entrückt, auch unser Guide fotografiert auf Tod und Leben. Er gesteht uns dann, dass er mit solchen Bildern etwas verdienen kann und dass seine Ausrüstung nicht nur für einen Costa Ricaner ein halbes Vermögen wert ist. Und nun noch zum Höhepunkt. Als unser Guide Anstalten macht, die Übung abzubrechen, wagt sich der eine Quetzalhahn noch etwas näher zu uns. Und da geht das Geknipse noch einmal los. 


Als wir dann doch noch abbrechen können, kommen wir mit dem Besitzer des Grundstücks ins Gespräch, was das auch immer heisst. Seine Produkte sind verschiedene Früchte und Gemüse. Mit dem Tourismus verdient er sich noch etwas dazu. Wir dürfen dann noch eine Grua-Frucht probieren, sie schmeckt vorzüglich. Und damit ist ein weiterer Höhepunkt unserer Reise erreicht.
Nach diesem Erlebnis fahren wir zurück in unsere Unterkunft, frühstücken, packen unsere Sachen und ca. um zehn Uhr starten wir zu einem neuen Abenteuer.
Unsere Fahrt geht Richtung San Isidro de General. Im Ort angekommen, fährt Pierre zu einer grossen Tankstelle. Hier wird voll getankt. Auf dem Display der Säule steht der Preis: 39 000 Colones. Ich bezahle der freundlichen Tankwartin mit Karte. Sie gibt mir Karte und Quittung zurück, lautend auf 59 000 Colones. Nachdem ich reklamiere erscheint ein Mitarbeiter, nimmt die Korrektur an, fragt an, ob ich mit einer Barerstattung einverstanden sei, und die Mitarbeiterin drückt mir eine 20 000-er Note in die Hand. Wie das dann buchhalterisch abgewickelt wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Pierres Kommentar zum Mitarbeiter: That‘s a joke. 
Nun sitzen wir im Restaurant unserer Lodge beim Apéritif, nachdem wir den Garten etwas erkundet und ein Bad im Pool genommen haben. Schon bald ist das Diner angesagt, es donnert. Wir scheinen die einzigen Gäste zu sein. Wir sind gespannt, was auf den Tisch kommt…
Und da erscheint zuerst der Besitzer und später die zwei Frauen, die mir bei unserer Ankunft die Schlüssel überreichten. Wir können eine Flasche Wein bestellen, und in der Küche beginnt ein geschäftiges Treiben. Zudem wird der Grill eingeschaltet. Schon bald danach ist unser Znacht bereit. Zum Start gibt es eine schmackhafte Karottensuppe. Der Höhepunkt ist ein Thunfischsteak vom Grill mit kleinen, gebratenen Kartoffeln und verschiedenen Gemüsen. Den Abschluss bildet ein feines Dessert mit Ananas und einer Kugel Glacé, verziert mit Schokoladeguss, das leckerste Essen, das wir bis heute serviert bekamen. Einen Kaffee bekommen wir noch drauf.

Mittwoch, 28. September
Derzeit schüttet es vom Himmel und zwischendurch donnert und blitzt es. Wir sitzen auf der Restaurantterrasse unserer Lodge. Zwei Praktikantinnen, die vor kurzem nach Hause gingen, schätzten es, dass wir mit ihnen auf Englisch über dies und das sprachen. Sie studieren beide an der Universität von San Isidro de El General Touristik. Sie servieren uns Cas-Smoothies. Cas ist eine einheimische Frucht, die der Guave ähnelt und leicht säuerlich ist.
Nun aber nun zum Verlauf des Tages: Nach einem reichhaltigen Frühstück, zubereitet von den gleichen beiden Damen wie gestern, bestehend aus Früchten, Orangensaft, Milchkaffee, Rührei, Reis mit Bohnen, Kochbananen, Toastscheiben und Konfi, machen wir uns auf den Weg. Das private Cloudbridge-Reservat ist unser Ziel. Aber zuerst verfahren wir uns mal zünftig, weil ich die Route nicht gespeichert habe. Wenn solches auf normalen, europäischen Strassen geschieht, ist das kein Unglück. In Costa Rica aber, auf Nebenstrassen, hat der Fahrer einiges zu leisten, und der heisst Pierre. Die Strassen in die kleinen Dörfer in den Bergen sind löcherig, eng, oft nicht asphaltiert, gleichen eher Bachbetten und weisen Steigungen und Gefälle von mehr als zwanzig Prozent auf. Und die Zufahrt zudiesem Reservat hat es in sich. Ein paar hundert Meter legen wir dann zuletzt zu Fuss zurück. Das Auto lassen wir auf einem kostenpflichtigen Parkplatz stehen, mit einer Zweitausendernote unter dem Scheibenwischer, da kein Wart und keine Kasse bereitstehen. 
Im Park führt der Weg durch einen attraktiven, vielfältigen Biumengarten zu einem tosenden Wasserfall und dann das Tal hinauf. Schmetterlinge und Pflanzen in grosser Artenvielfalt lassen sich von allen Seiten fotografieren. Wir halten uns rund drei Stunden darin auf. Als wir dann ins Auto steigen, regnet es leicht. Zum Glück lässt der Regen bald nach, denn eine Rückfahrt bei nassen Verhältnissen wäre ein halsbrecherisches Unterfangen. 


Und nun sitzen wir unter Dach. Es regnet weiter, und donnert lauter. Bei diesem Wetter schickt man nicht einmal einen Hund hinaus. Wir sitzen mitten im Regenwald, zu unserem Glück unter einem Dach. 
Das Dinner schmeckt wieder ausgezeichnet. Hier ist wirklich eine Superköchin am Werk. Es gibt eine Suppe mit eingelegter Tortilla und Käse, danach Churrasco mit Kartoffelstock und Gemüse und zum Dessert eine Kugel Glacé zusammen mit einer gebratenen Banane. Dazu geniessen wir einen chilenischen Rotwein und darauf einen Kaffee.

Donnerstag, 29. September
Heute ist Reisetag. Das Frühstück schmeckt ebenfalls sehr: Milchkaffee, Früchte (Wassermelone, Ananas, Papaya), Orangensaft, Omelette mit Schinken, Käse und grüner Peperoni, gebratene Banane mit Käse, Toastscheiben mit Konfi. Wir verabschieden uns von den Gastgebern und von den beiden Praktikantinnen.
Danach geht es zurück nach San Isidro de El General und damit auf die Panamericana. Darauf kommen wir ohne Probleme rassig vorwärts. In Chacarita zweigen wir rechts ab Richtung Puerto Jiménez. Auch hier sind keine Unfälle und keine Staus zu vermelden. Angekommen bei unserer Unterkunft steht jetzt die Vorbereitung unseres Dreitagehikes in den Corcovado Nationalpark auf dem Programm. Vom Veranstalter haben wir eine Liste bekommen, was alles mitgenommen werden sollt. Das alles muss in einen Rucksack passen, den wir selber über etwa zwanzig km dem Meeresufer entlang tragen müssen, und das bei rund 30 Grad C. Darüber kann ich dann eventuell morgen berichten, falls alles klappt. Wir sind sehr gespannt darauf.


Heute ist noch Besprechung mit dem Guide. Unterdessen hat Margrit Wäsche gewaschen und aufgehängt, aber irgendwie droht auch heute wieder Regen, obschon wir auf der Hinfahrt schon durch einige Fronten hindurch fuhren.
Wir melden uns im Büro von Surcos Tours, um dort mit einem Guide die bereits seit Wochen gebuchte Tour in den Corcovado Nationalpark zu besprechen. Hier lernen wir noch ein englisches Paar aus London kennen, das mit uns diesen Hike durchstehen will. 
Zum Dinner gehen wir in eine Pizzeria und schon bald begeben wir uns in unsere Zimmer.

Freitag, 30. September
Der Tag beginnt früh. Um Viertel vor fünf sind wir bereit zum Abmarsch. Wir haben unsere Rucksäcke für drei Tage und zwei Übernachtungen im Corcovado Nationalpark gepackt, und begeben uns nun zur Bäckerei, dem Treffpunkt mit unserem Guide, der und die kommenden drei Tag begleiten wird. Zuerst gibt es nun aber Frühstück: Kaffee und frisches Brot. Ab jetzt warten wir auf unseren Guide, Carlos, der um viertel nach fünf erscheinen soll. Er lässt aber noch etwas auf sich warten und erscheint dann als Enrique. Carlos ist krank. Zusammen warten wir auf den Fahrer, der uns nach Carate bringen soll.
Mit einiger Verspätung trifft der auch noch ein. Wir laden unsere Rucksäcke in den Kofferraum. Der Fahrer macht uns darauf aufmerksam, dass die Fahrt länger dauern wird, da der Fahrweg in sehr schlechtem Zustand sei. Und dann geht das Abenteuer los.
Durchgeschüttelt erreichen wir Carate und steigen am Ende der Flugplatzpiste aus, das beste Strassenstück, das wir heute befahren haben. Die ersten paar km unseres rund 20 km lange Treckings führen durch sekundären Regenwald und dem Strand entlang zum Eintrittsgebäude in den Corcovado Park. Hier ist Lunchtime. Wir essen eine Banane und etwas Trockenfrüchte. Darauf geht der Marsch weiter, teils im Wald, teils am Sand- abwechselnd mit Felsenstrand. Wir sehen unterwegs einiges an einheimischen Tieren und bewundern ein Stück weit, dass sie uns relativ nahe heranlassen. Erst bei lauten Geräuschen oder heftigen Bewegungen ergreifen sie die Flucht, allerdings ohne Panik. So können wir unter anderen ganze Familien von Weissrüssel-Nasenbären beobachten, auch wilde Truthähnne, Klammeraffen, verschiedene Vögel und einen Tapir. Auch verschiedene Pflanzen erregen unsere Aufmerksamkeit und  verlangen Erklärungen Enriques. Aus diesem Grund zieht sich unsere Wanderung in die Länge. Wir müssen nämlich mehrere Bäche und zwei Flüsse überqueren, und da es in letzter  Zeit viel geregnet hat, führen diese recht viel Wasser. Bäche können wir meist queren, indem wir von Stein zu Stein hüpfen, oder wenn wir sie im Sand queren müssen, sie an einer seichten Stelle schnell durchschreiten. Das funktioniert allerdings nicht jedesmal wunschgemäss, so dass praktisch alle mit Ausnahme des Guides einen oder sogar zwei nasse Füsse kriegen. Der erste grössere Fluss wird in Badschuhen, die wir mitgenommen haben durchschritten. Beim zweiten Fluss ist der Wasserstand so hoch, dass wir auch die Hosen in den Rucksack packen und in den Unterhosen durch das Wasser gehen. Damit uns Margrit nicht in den Pazifik gespült wird, nehmen Pierre und ich sie in die Mitte und halten sie ganz fest an den Händen. So erreichen wir das gegenüberliegende Ufer. Und da es jetzt gerade zünftig zu regnen beginnt, gehen wir die letzte Dreiviertelstunde in den Unterhosen bis zur Lodge. Abgekämpft erreichen wir unser Ziel und werden hier in der Stationen Sirena mit einem Begrüssungstrunk erwartet.


Nun folgt die Besichtigung und Erklärung der Station und dann geht es ab unter die Dusche. Schon bald danach steht das Dinner auf dem Programm, typisch costa-ricanisch, natürlich mit Reis und schwarzen Bohnen. Unser Enrique erwartet uns morgen früh um fünf bei der Reception für die frühmorgendliche Exkursion in den umgebenden Wald. Um acht Uhr ist in der Lodge Lichterlöschen, Schlafen ist angesagt, und es regnet die ganze Nacht ohne Unterlass. Und wir haben nasse Schuhe und Socken, die im Freien trocknen sollen. Wie geht das wohl? Enrique hat noch gemeint, dass er eventuell für uns alle Stiefel auftreibe könne. Mal sehen???

Samstag, 1. Oktober
Zur Nacht gibt es noch etwas Spezielles zu sagen. Wir schlafen in Kajütenbetten, alle unter demselben Dach, Seitenwände existieren keine, der gemeinsame Boden steht auf Stelzen, ca. einen Meter über dem Grund, alle Betten sind mit Moskitonetzen umgeben. Wer nachts aufsteht, behilft sich mit einer Taschenlampe und hat vorgegebene Regeln zu beachten, damit er seine MitschläferInnen nicht stört.  Dunkel ist es wie in einer Kuh. Wir müssen aufstehen, bevor das Licht angeht. 
Wir starten unsere Morgenexkursion zwar ohne Regen, aber sicher mit nassen Füssen, denn die Stiefel, die Enrique auftrieben konnte, müssen alle zuerst ausgeleert werden, da sie in der Nacht mangels richtiger Aufbewahrungsart mit Wasser angefüllt wurden. Ich bevorzuge aus diesem Grund meine nassen Schuhe. 
Enrique führt uns durch Bereiche mit sekundärem Regenwald und macht uns auf verschiedene Gegebenheiten aufmerksam. Dieser sekundäre Regenwald wächst auf Böden heran, die vor wenigen Jahrzehnten noch landwirtschaftlich genutzt wurden und dann aufgrund neuer Gesetze wieder renaturiert wurden. Costa Rica ist ein Land, das riesige Flächen seines Staatsgebiete in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts in Nationalpärke umwandelte. Diese werden recht streng überwacht und spielen für den Tourismus, der in den letzten Jahrzehnten gewaltig zunahm, eine wichtige Rolle. Dabei stossen wir immer wieder auf interessante Bewohner dieser Wälder und beobachten gespannt ihr Verhalten. Fotografieren spielt dabei eine wichtige Rolle. 
So verbringen wir den Tag mit insgesamt drei solchen Ausflügen. Dazwischen gibt es Essen, natürlich typisch costa-ricanisch mit Reis, schwarzen Bohnen, Yucca, gemischtem Gemüse und Hühnerfleisch. Nach dem Frühstück ist es mit Regen weitgehend vorbei. Für die durchnässten Böden können wir glücklicherweise trockene Gummistiefel mieten, was einen wesentlich höheren Komfort bringt und uns sogar zum Fussball spielen animiert. Und da sich am Nachmittag sogar die Sonne zeigt, unsere nassen Sachen trocknet und eine wesentlich bessere Beleuchtung der Szenerie mit sich bringt, steigt auch unsere Stimmung.


Heute sahen wir unter anderen Pekaries, Agutis, den Tapir, verschiedene Tukane, wilde Truten, Baumläufer, einen Ara, verschiedenen Ameisenarten, Kolibri, Kaiman, Brüll-, Klammer- und Totenkopfaffen, Einsiedlerkrebse…

Sonntag, 2. Oktober
Heute Vormittag geht es etwas gemütlicher zu als gestern. Wir stehen erst um ca. halb sechs Uhr auf. Ab sechs Uhr gäbe es Frühstück. Aber die Crew lässt sich Zeit. Wir haben sie. Nach dem Essen packen wir unsere Sachen und stellen sie bereit für die Abreise.
Nun führt uns Enrique in ein Gebiet des Naturparks mit Pimär-Regenwald. Hier stehen Bäume, die 200 Jahre alt sind und 50, 60 Meter hoch sind. Er erklärt uns die Stufen des ungerodeten Waldes und die Abläufe, die bei einer Entwicklung ohne menschliche Eingriffe vor sich gehen. Er erzählt auch davon, welche Bedeutung die verschiedenen Pflanzen für die ursprünglichen Bewohner und für die Menschheit haben. Der Regenwald spielt für das Überleben unseres Planeten Erde eine absolut zentrale Rolle.
Tiere sehen wir hier wenige. Und doch erleben wir einen Höhepunkt. Enrique leuchtet mit seiner Taschenlampe nach einem längeren Diskurs über das Ökosystem Urwaldriese im Wurzelbereich eines Urwaldriesen Höhlungen und Furchen aus und lässt uns dann zu sich kommen. Er hat ein Giftfröschlein gefunden, tief in einer Höhle drin, etwas, was uns bisher verborgen blieb. Nun klicken die Kameras und die Handys, so dass es dem winzigen Kerl schnell zu viel wird und er sich in die Tiefen der Höhle verzieht. 
Nun heisst es Abschied nehmen vom Corcovado. Wir begeben uns zur Einstiegsstelle ins Schnellboot nach Drake Bay. Das Gebäude, das hier steht, ist neueren Datums und erfüllt mit seiner Infrastruktur die Erwartungen der ankommenden und anreisenden Nutzer. Aber der Rest entspricht keineswegs unseren Ansprüche. Da gibt es keine Anlegestelle. Da gerade Ebbe ist, hat sich das Wasser um mehr als hundert Meter zurückgezogen. Vor uns liegt eine Uferpartie mit Felsen, Sand und angeschwemmtem Material, vor allem Holz in allen Grössen und Formen. Wir wechseln unsere Schuhe: Strandschuhe anstelle der Treckingschuhe. Nun heisst es warten und Geduld haben, bis draussen im Grenzbereich zwischen Wasser und Land die Schnellboote eine Stelle finden, wo der Einstieg erfolgen kann. Hier warten rund vierzig Leute auf den Rücktransport. Als dann zwei Boote rückwärts daliegen, werden wir zum Hingehen und -waten aufgefordert. Wir hängen unsere Rucksäcke an den Rücken, nehmen die Schuhe in die Hand und laufen zuerst über den festen Untergrund, und dann waten wir durchs knietiefe, wellige Wasser, das als Folge der häufigen Niederschläge braun und undurchsichtig ist, auf schrundigem Grund zu den Booten. Ohne dass die hochgekrempelten Hosenbeine nass werden, geht das nicht. Im Boot angekommen, werden wir zum Anziehen der Schwimmwesten und zum Absitzen aufgefordert. Dann geht die Fahrt los, eine Tortur für den Rücken. Die Wellen gehen hoch, und das Boot sticht hinein, wird abrupt gebremst, scheint dann über dem Wellental ein Stück weit zu fliegen, knallt hart aufs Wasser… bis plötzlich ein Raunen durch die Passagiere geht. Der Bootsführer bremst und dreht einen Kreis, um allen den Ausblick auf das Geschehen im Meer zu ermöglichen. Die einen stehen auf, Kameras werden in Bereitschaft gebracht. Durch den Lautsprecher kommen Erläuterungen zum Geschehen da draussen auf der unendlichen Wasserfläche: ein Walweichen mit seinem Jungen wird gesichtet. Und wirklich, da draussen taucht ein dunkler Rücken auf und dann sehen wir die spritzende Atmungsfontäne über das Wasser steigen. Danach geht die Fahrt weiter nach Drake Bay. Das Aussteigen spielt sich im gleichen Stil ab wie das Einsteigen.


Wir werde von einem Taxi abgeholt und erreichen nach rund zweistündiger holpriger Fahrt Puerto Jiménez: Rückkehr in die Zivilisation.

Montag, 3. Oktober 
Wir können uns heute einen gemütlichen Tag leisten. Die Hauptsache ist die Fahrt nach Quebos. Wir starten relativ spät, da es Verzögerungen gab, weil unsere Wäsche letzte Nacht im Regen nässer wurde, als sie nach dem Waschen und Auswringen war. 
Nach dem Frühstück in der Bäckerei von Puerto Jiménez und dem Kauf einiger Babybananen und einer Avocado bei einem Strassenhändler machen wir uns auf den Weg. Pierre fährt unser Auto souverän über die kurvigen und hügeligen Strassen mit oft steilen Rampen, unterbrochen durch einem Zwischenhalt, an unser heutiges Ziel. Bereits um halb eins erreichen wir unser Hotel. Da werden die noch nassen und feuchten Kleidungsstücke an die Luft gehängt und die Schuhe hinausgestellt. 


Darauf fahren wir zum Eingang des Nationalparks Manuel Antonio. Da werden uns von zugeeilten Leute Tickets für 80 und mehr Dollars pro Person für eine zweistündige Führung angeboten. Nachdem wir zögern, wird das Angebot um rund zwanzig Dollars vergünstigt. Wir beschliessen, darauf zu verzichten und fahren zu einem originellen Restaurant, das zum Teil aus einem alten, viermotorigen Flieger, der unter einem Dach aufgestellt wurde, besteht. Die Terrasse dieses Lokals steht auf einem Hügel mit einer wunderschönen Aussicht auf die Umgebung. Und da werden wir doch noch mit einer speziellen Sichtung belohnt. Auf eine nahen, blättertlosen Baum lässt sich ein wunderschöner Tukan nieder und lässt sich von den Terrassenbesuchern bewundern.
Ein Bad im Hotelpool und die anschliessende Dusche machen uns fit für den Ausgang ins Städtchen, wo wir von einer weiteren Terrasse aus bei einem Apéritif einen prachtvollen Sonnenuntergang geniessen dürfen. Fürs anschliessende Dinner finden wir ein gut geführtes Lokal, in dem wir ein wunderbares Essen vorgesetzt bekommen. Und nun ist nach dem Tagesbericht Schlafenszeit angebracht.  Gute Nacht!

Dienstag, 4. Oktober 
Um sechs stehen wir auf und machen uns reisebereit. Da es in unserer Unterkunft kein Frühstück gibt, gehen wir ins Nahe Städtchen und suchen uns eine Verpflegungsmöglichkeit. In den Strassen herrscht tote Hose, die Restaurants und Läden sind noch geschlossen. Da und dort sind die ersten Menschen dran, ihre Geschäftslokale zu öffnen. Nach einigem Suchen und Nachfragen finden wir ein Lokal, wo Desayunos angeboten werden. Da verpflegen wir uns. Ich bevorzuge einheimische Kost, und das ist hier Gallo Pinto (gefleckter Hahn). Man kann es mit unterschiedlichen Beilagen haben. Ich wähle huevos fritos, Spiegeleier. Nun bekomme ich einen Haufen Reis mit schwarzen Bohnen, gebratenen Bananen mit Käse, ein Stücklein Brot und zwei Eier. Es schmeckt. Dazu gibt es Milchkaffee. Danach begeben wir uns auf die Meerpromenade mit tollem Ausblick. Und da bemerken wir, wie sich Leguane in unterschiedlichen Grössen in den Felsbrocken und auf den Grünflächen tummeln. Dazu hüpfen überall Dohlengrackeln, schwarzbraune Vögel mit langen Schwänzen und etwas grösser als Amseln, auf Futtersuche herum und kreischen lautstark.
Nach dieser kurzen Sightseeingtour gehen wir zurück zum Hotel. Da beobachte ich unter einer Brücke über ein Gewässer, wie eine menschliche Hand eine Kartonwand zurechtrückt. Ich schaue genauer hin, und da kommt hinter dem Karton ein Frauenkopf zum Vorschein, und dann der nackte Oberkörper einer beinmageren Frau, die mit Gesten erkenntlich macht, dass sie Hunger hat. Ich verstehe und schaue mich nach einer Gelegenheit um, ihr ein Frühstück zu besorgen. Kein Laden ist geöffnet, also gehe ich in das offene Restaurant in der Nähe, aber da will die Bedienerin mir nichts über die Gasse verkaufen. Sie besteht darauf, dass ich mich an einen Tisch setze. Ich verlasse das Lokal, berate mich mit meinen beiden Reisebegleitern. Unterdessen ist die bettelnde Frau mit einem einfachen Röcklein bekleidet auf die Strasse hinauf gekommen. Wir deuten ihr, dass wir ihr etwas besorgen,  gehen ins nahe Hotel und packen für sie ein paar Bananen, eine Avocado und ein Stück Brot, die wir gestern Morgen in Puerto Jiménez gekauft haben, in einen Plastiksack, und ich überbringe ihr diesen. Mit Dankbarkeit nimmt sie ihn an und schlüpft damit wieder in ihre Kartonunterkunft unter der Brücke. So treffen zwei total unterschiedliche Welten aufeinander.
Wir machen uns auf die Fahrt nach Puntarenas, das wir um die Mittagszeit problemlos erreichen. Hier machen wir bei grosser Hitze (33 Grad C) einen Marsch zum Fährenhafen, um unsere Weiterfahrt zu erkunden. Allerdings ist es fast unumgänglich, eine Trinkpause in einer schattigen Bar zu machen. Danach können wir unsere Zimmer beziehen. Vor dem Duschen machen Pierre und ich noch einen Ausflug in Badehose an den nahen Strand und geniessen Ring Bad im Pazifik. Das Wasser ist einiges kühler als auf der Karibikseite.


Apéritif in einer Strandbar, ein Dinner mit Fisch und Meeresfrüchten und ein Schlummerbierchen in Restaurants an der Avenida 4 schliessen den Abend ab. Im „winterkalten“ Hotelzimmer können wir uns noch etwas herunterkühlen. Aber die Klimaanlage schalten wir zum Schlafen aus.

Mittwoch , 5. Oktober
Nach einer heissen Nacht und einem mittelprächtigen Frühstück (Es gab zwar Butter und Konfi, aber kein Brot, Müeslizutaten aber kein Joghurt.) fahren wir mit unserem Mietauto zur Anlegestelle der Fähre. Dort werden wir in den Warteraum eingewiesen. Die Fähre von Playa Narango erscheint schon bald und legt an. Nachdem die Passagiere ausgestiegen und alle Fahrzeuge entladen sind, fährt das Getränkeauto darauf und entlädt seine Fracht. Danach sind wir an der Reihe zum Beladen des Schiffs. Die Fussgänger dürfen auf ihrem Laufsteg ins Schiff steigen und wir werden mit unserem Auto platzsparend eingewiesen und können das Auto verlassen. Wir wählen als Aufenthaltsort zwei Bänke auf dem Oberdeck. Nun gilt es zuerst, das Schiff zu erforschen. Im Unterdeck befindet sich u.a. ein klimatisiertes Restaurant, auf dem Oberdeck weht ständig ein warmes, angenehmes Lüftchen, und wir haben freie Sicht auf die Umgebung. Da bleiben wir und geniessen die rund anderthalbstündige Überfahrt bei ganz unterschiedlichen Wetterverhältnissen, einmal regnet es, einmal scheint die Sonne.
Auf guten Strassen erreichen wir Liberia, von wo eine Autobahn nach Bagaces führt. Nach einem kurzen Trinkhalt nehmen wir die letzte Etappe des heutigen Tages unter die Räder. Auch die Strasse bis Guayabo ist in erstaunlich gutem Zustand. Die nächsten 12 km sind ziemlich löcherig, aber Pierre umfährt sie gekonnt. Und dann kommen noch anderthalb km Schotterstrasse, eine echte Herausforderung für den Fahrer. So gelangen wir zu unserer Unterkunft, laut Beschrieb ohne Verpflegungsmöglichkeit mit Ausnahme des Frühstücks. Und wir stellen uns vor, wie das ist, bei stockdunkler Nacht jeweils zu unsere Unterkunft zurück zu fahren. Aber bei der Begrüssung und Vorstellung des Betriebes macht unser Gastgeber Ronaldo uns darauf aufmerksam, dass wir bei ihm neben dem Frühstück, das im Übernachtungspreis inbegriffen ist, auch Lunch und Diner haben können und dass er uns auch Getränke dazu besorgen kann. Zudem macht er uns auf verschiedene Angebote aufmerksam wie Pferde reiten, Tyrolienne fahren, Swimmingpool nutzen, usw. So beschliessen wir, bei ihm jeweils zu essen. 


Nun erkunden wir das Gelände und nehmen auch die Badehose mit. Wir stellen fest, dass da eine grosse Halle steht mit einer gut ausgerüsteten Küche, WC-Anlagen und Umkleidekabinen und eine Wasserrutschbahn beim Pool. Darin geniessen wir eine Abkühlung und anschliessend eine warme Dusche.
Das Nachtessen findet in der Halle statt. Es gibt je nach Einzelwunsch Hühnchenbrust, Fischfilet und Vegetarisches für Margrit. Gekocht hat eine zugezogene Köchin, und die kann es. Bedient werden wir vom Gastgeber, wirklich ein rundes Ding. Die anschliessende Nacht verläuft sehr ruhig, mit einer Ausnahme. Irgendwann bellen die drei Hunde wie verrückt. Der Morgen bringt Aufklärung: Das Vieh des Nachbarn ist in die falsche Weide eingedrungen, und die Hunde taten einfach ihre Pflicht. Sie jagten das Vieh zurück auf ihr Territorium.

Donnerstag, 6. Oktober
Der heutige Tag ist dem Besuch des Nationalparks Rincon de la Vieja gewidmet. Im Mittelpunkt dieses Parks in Costa Rico erhebt sich der noch gleichnamige tätige Vulkan. Der Name stammt von einer Sage aus indianischer Zeit und hat viel Gemeinsames mit der Geschichte von Romeo und Julia.
Wir fahren nach Guachipelin, 17 km grobe Strasse, zum grössten Teil asphaltiert, Unzahl von Schäden und Löchern.
Da startet unsere gebuchte Tour. Mit einem Bus werden wir nach der Anmeldung im Office des Anbieters zum Parkeingang gefahren. Vorher wird uns unser Guide vorgestellt. In einer Fünfergruppe zusammen mit einem US-Pärchen wickeln wir die strengen Eintrittsformalitäten ab. Wir machen einen rund zweistündigen Rundgang im Park. Es regnet immer wieder. Wir können sehr wenige Tiere beobachten, lernen aber verschiedene Pflanzen und ihre Bedeutung für die Umwelt kennen. Im Wald hier stehen viele hohe und alte Bäume. Einige von ihnen werden aber gemäss unserem Guide von einer Würgepflanze aus der Familie der Feigengewächse in ihrer Existenz bedroht und werden in den nächsten Jahren sterben. Wir begegnen umgefallenen Riesen, die zu verschiedenen Zeiten ihre Existenz aufgeben mussten und damit Raum und Nahrung für neue Pflanzen schaffen. Das Besondere an diesem Park ist die vulkanische Tätigkeit. An mehreren Orten begegnen wir Fumarolen, Schlammlöchern, heissen Wasserlöchern und sogar einem kleinen Kratersee. Da dampft, sprudelt und stinkt es wie in einer Hexenküche. Es ist ein ganz besonderer Anblick, wenn aus dem Wald Dämpfe aufsteigen.
Eine nächste Attraktion ist ein Wasserfall knapp ausserhalb des Parks. Wir fassen alle ein Badetuch, und steigen zuerst ein ganzes Stück einen Hügel hinauf. Darauf geht es eine kurze Strecke abwärts zu einer Hängebrücke, die steil abwärts in Richtung eines brausenden, natürlichen Wasserbassins führt. Ein paar Treppenstufen weiter unten erkennen wir nun einen 20 bis 30 Meter hohen Wasserfall, der sich mit gewaltigem Tosen in das geschilderte Bassin ergiesst. Auf einer Plattform oberhalb dieses Wasserbeckens können wir uns nun die Badehose anziehen und über eine Leiter in das kühle Wasser steigen – ein super Gefühl. Das Bassin ist über mannstief, und wir müssen schwimmen. Die Strömung ist sehr kräftig, aber bewältigbar. Zudem ist ein Damm beim Ausfluss, so dass keine Gefahr besteht – ein tolles Erlebnis.
Nach diesem Highlight geht das Event weiter. In einem Restaurant vis-à-vis des Offices gibt es einen Lunch in Form eines Buffets. Eine derartige Auswahl hatten wir noch nie. Und es schmeckt.


Als nächstes, ebenfalls zur gebuchten Tour gehörend, ist der Besuch eines Wald-Thermalbades angesagt. Wieder kriegen wir ein Badetuch. In verschiedene künstliche Weiher entlang des Rio Negro wird aus einer Thermalquelle rund 75-grädiges Wasser eingeleitet, das auf 42 bis 36 Grad abgekühlt wird. Da drin kann man sich räkeln. Anschliessend wird uns von einem Angestellten schön warmer vulkanischer Schlamm zur Verfügung gestellt, um den am ganzen Körper einzustreichen. Auch diese Prozedur nehmen wir auf uns, sie soll schliesslich zu grösserer Schönheit führen. Im Rio Negro, selbstverständlich recht kühl, waschen wir den unterdessen trockenen Schlamm ab, und die anschliessende Dusche hilft, den Originalzustand wieder herzustellen – ein Gaudi.
Die Rückfahrt gelingt bestens. In der Lodge werden wir mit einem Bierli bzw. einem Ginger Ale empfangen und lassen den Tag ausklingen. Das Dinner ruft.

Freitag, 7. Oktober
Es ist bald 12 Uhr mittags. Wir sitzen auf unser Sonnenterrasse, aber von der Sonne ist nichts zu sehen. Es regnet in Strömen. Der Vulkan Rincon de la Vieja ist wolkenverhangen. Im Westen zeigt sich ein blauer Streifen, der allerdings derzeit immer schmaler wird. Wir beschäftigen uns mit der Planung der noch kommenden Tage, mit derBeobachtung von Vögeln, die sich gelegentlich zeigen, mit Lesen und Schreiben. 
Heute Vormittag haben wir mit einem unserer Gastgeber einen Rundgang durch sein Ranchareal gemacht. Zusammen mit seinem Bruder bewirtschaftet er ein Grundstück von 160 ha, die Hälfte davon Wald. Die beiden betreiben Rinderzucht und sind im Tourismus tätig. Sie vermieten zwei Zimmer und ein Appartement für bis zu zehn Personen an Touristen, vorwiegend Europäer. Zudem haben sie das Gelände mit einer Folge von ZIP Lines, bei uns besser bekannt als Tyroliennes, erschlossen, die von Besuchern genutzt werden können. Ein weiteres Angebot ist Reiten. Dazu stehen vier Pferde zur Verfügung. Zudem bieten sie Essen und Trinken auf Bestellung an. Und ein kleiner Pool mit Rutschbahn steht ebenfalls zur Verfügung. Für den Unterhalt der Anlagen haben sie mehrere Angestellte, arbeiten aber selber tatkräftig mit, wie bereits geschildert. 
Auf diesem Rundgang bekommen wir auch erstaunliche Informationen zur Entstehung und Geschichte Costa Ricas mit und verstehen nun auch besser, warum dieses Land auch als Schweiz Mittel- oder Zentralamerikas gilt, wobei aber noch bemerkenswert ist, dass rund 98 % der im Land genutzten Energie aus CO2-neutralen Quellen stammt. Erdwärme, Windräder und Photovoltaik tragen dazu bereits wesentlich bei. Das konnten wir in den letzten Tagen an verschiedenen Orten selber beobachten.
Unterdessen haben sich auch wenige Vögel gezeigt. Bestimmen können wir die unserer Elster ähnlichen Urracas (Langschwanzhäher), den Schwefekmaskentyrann, Hoffmann‘s Specht und eine riesige Anzahl von Rotstirnamazonen, die ein Heidenspektakel machen.


Für das Nachtessen lässt sich unser Gastgeber wieder etwas Besonderes einfallen. Er serviert uns zum Start ein Bananen-Ceviche. Kleingewürfelte, unreife Süssbananen werden in Limettensaft eingelegt und mit kleingeschnittenen Tomaten, Zwiebeln, Peperoni und Gewürzpflanzen verfeinert. Danach gibt es den Rincon de la Vieja-Vulkan zusammen mit gemischtem geschnetzeltem Hühner- und Schweinefleisch an einer Rahmsauce und viel gemischtem Gemüse. Der Vulkan ist ein Kartoffelstockkegel mit geraffeltem, rohem Karottentop.

Samstag, 8. Oktober
Nach einer windigen Nacht sind wir wie üblich früh wach. Da werden wir auf ein ständiges Ticken an unserem Terrassenfenster aufmerksam. Unsere Nachforschung ergibt folgendes Resultat: Da steht eine Morgenammer vor der Fenstertür und pickt wahrscheinlich Mücken, die sich im vorgelagerten  Fliegengitter verfangen haben, oder Ameisen am Boden, heraus.
Wir sind in Aufbruchstimmung, denn heute geht unsere Reise weiter. Zum letzten Mal geniessen wir das Frühstück, u. a. die Omelette unseres Gastgebers Jorge. Danach wird gepackt und das Auto beladen.
Die Fahrt zum nächsten Ziel könnte abwechslungsreicher nicht sein. Das erste Teilstück ist Naturstrasse mit ausgewaschenen Stellen, dann folgt eine Asphaltstrasse in relativ gutem Zustand. Auf der fertiggestellten Betonautobahn geht es rassig vorwärts bis zum Abschnitt, der noch im Bau ist. Ab hier heisst es die linke Spur, die rechte Spur, ein Strassenstück neben der Autobahn befahren. Und dann folgt der absolute Hammer: Rund neun km sind auf einer Strasse zurückzulegen, die abschnittsweise eher einem Bachbett als einem Verkehrsweg gleicht. Pierre kommt ordentlich ins Schwitzen. Ein kurzer Halt zur Einnahme eines kühlen Fruchtgetränks ist reichlich verdient. Der letzte Abschnitt unserer heutigen Reise führt uns in die Höhe. An zahlreichen Orten sind hier Kaffeepflanzungen zu sehen. Wir nützen die Gelegenheit und besichtigen eine Plantage am Weg. Hier können wir den gewonnenen Kaffee gleich kosten und ein Päcklein kaufen. 
Nach drei Uhr erreichen wir unser Ziel, Monteverde. Unsere gebuchte Unterkunft liegt in einem Hang, weist grosse Räume auf und bietet eine grossartige Aussicht auf den Gegenhang. Aber Nebelschwaden, die den Hängen entlang schleichen verhindern die Weitsicht.
Nach dem Bezug unserer Unterkunft für drei Nächte gehen wir zu Fuss ins nahe Städtchen, sehen uns etwas um, erfrischen uns mit einem fruchtigen Milchshake und buchen im Verkehrsbüro für den morgigen Tag eine geführte Wanderung im nahen Reserva Biològica Bosque Nuboso Monteverde. Da die  Führung bereits um halb acht beginnt, das Frühstückcafé aber erst um acht öffnet, decken wir uns mit Proviant für das Frühstück ein. Schliesslich haben wir in unserer Suite eine grosszügig ausgestattete Küche. Kaffeepulver und -filter sind zudem vorhanden.


Unser Dinner nehmen wir in einem Restaurant in der Nähe ein und lassen anschliessend bei einem Glase Wein auf unserer verglasten Terrasse den Tag ausklingen. Und nun schüttet es in Strömen. Mal sehen, was der morgige Tag bringt.

Sonntag, 9. Oktober
Um es vorwegzunehmen, der heutige Tag ist ein totaler Regentag.
Um halb sechs treffen wir uns zum Frühstück in unserer Suite. Kaffee, Milch, Brot, Butter, Käse und Konfi stehen bereit. An unserer Bar geniessen wir ausnahmsweise wieder einmal ein kleines, feines Zmorge. 
Kurz nach halb sieben fahren wir los Richtung Reserva Biológica Bosque Nuboso Monteverde. Das sind rund sechs km Fahrt durch strömenden Regen. Der offizielle Parkplatz liegt rund einen km vor dem Eingang. Da werden wir von zwei Leuten empfangen und stellen das Auto hin. Um sieben fährt der Bus zum Parkeingang. Dort heisst es warten, denn die Angestellten müssen noch alle Wege ablaufen und kontrollieren. Es regnet weiter. Mit fast stündiger Verspätung können können wir dann unsere Tickets kaufen und die gebuchte Tour bezahlen. Und nun dauert es noch einige Zeit, bis dann unser Guide Sergio eintrifft.
Mit ihm und zwei Amerikanerinnen gehen wir nun bei andauerndem Regen auf eine Tour durch einen Teil des Parks. Er ist sehr bedacht darauf, uns Fachwissen und Zusammenhänge aufzuzeigen. Trotz misslicher Verhältnisse sehen wir einige spezielle Vögel wie Motmot (Sägeracke), Trogon (Nageschnäbler), Kolibri, Maskenklarino, Flycatcher (Fliegenschnäpper). Er weiss auch sehr viel zu erzählen über die Eigenheiten des Nebelwaldes und die Unterschiede zum Regenwald. Zudem macht er uns auf spezielle Pflanzen wie Riesenfarne, Bromelien und Orchideen aufmerksam. Die zwei letztgenannten wachsen auf Bäumen, die im Nebelwald von einer Schicht Moose, Flechten und Algen überwachsen sind und die darin genügend Nahrung finden. Uns tun sich höchst interessante Zusammenhänge auf.


Nach dieser geführten Runde machen wir noch selbst eine Runde auf den sehr gut begehbaren Wegen, bevor wir aufgeben und uns nach einer Erfrischung „daheim“ unter die warme Dusche stellen.
Bei einem gemeinsamen Kaffee auf der verglasten Veranda schauen wir in die graue Landschaft hinaus und lassen die eine und andere Begebenheit unserer Reise nochmals aufleben. Bezüglich des morgigen Tages haben wir einen Plan, der allerdings nur bei schönem Wetter etwas bringt. Deshalb hoffen wir, dass der Nebel morgen ein Eisehen hat und sich auflöst.

Montag, 10. Oktober
Erster Blick aus dem Fenster um ca. Viertel nach fünf: Nebel. Margrit etwas später: „Die Sonne scheint!“ Wirklich, der Tag beginnt erfreulich. Wir verschieben unsere Wegfahrzeit auf viertel vor sieben, fahren dann aber schon um halb sieben weg. Unser erstes Ziel ist ein Café, das Frühstück anbietet. Der erste Versuch schlägt fehl, bei der zweiten Adresse bekommen wir das Gewünschte.
Danach geht die Fahrt zum Eingang des Selvatura Parks mit treetop walkways. Die Strasse ist wie gewöhnlich nicht ganz einfach zu befahren. Löcher im Asphalt oder gar fehlender Belag, irre Steigungen und Gefälle sowie Erosionsschäden verlangen Pierre, der fährt, einiges ab. Rund drei km vor unserem Ziel steht eine grosse Tafel mit der Aufforderung, sich hier im daneben stehenden Office für die im Park angebotenen Optionen anzumelden. Wir buchen den Hängebrücken-Trail und den Schmetterlingsgarten.
Beim Eingang angekommen, können wir das Auto parkieren und die definitive Buchung vornehmen. Wir bekommen die Tickets und einen Plan des Trails. Danach begeben wir uns auf den Pfad, ausgerüstet mit Feldstecher und Kameras. Wir geniessen das Ablaufen dieses Wegs, ist es doch recht spektakulär auf der Höhe der Baumkronen oder sogar darüber einen Einblick in diese Regionen des Nebelwaldes zu bekommen. Das Wetter stimmt zudem, meistens scheint die Sonne, ideale Bedingungen fürs Fotografieren und fürs Beobachten. Wir sind erstaunt, wie die Äste und Stämme der hohen Bäume mit Moos und Flechten bedeckt sind, und diese das Substrat für unzählige kleinerer Pflanzen wie Bromelien und Orchideen bilden. Zudem sehen die niedrigeren Pflanzen von oben herab auch sehr attraktiv aus. Da und dort können wir Vögel beobachten, aber ihr Verhalten ist so unstet und die vielen Blätter, Blüten und Früchte stehen so dicht, dass wir sie praktisch nie für ein paar Sekunden beobachten können. Einzig einen Mohrenguan, ein schwarzer, huhngrosser Vogel mit blauem Schnabel können wir sicher bestimmen. Wir sind rund zweieinhalb Stunden unterwegs.


Nach einer Erfrischung im dazugehörenden Restaurant besuchen wir den Schmetterlingsgarten zusammen mit einem Guide. Er erklärt uns die Entwicklung vom Ei zum Schmetterling und führt uns danach durch den Garten, der sich in einem grossen mit lichtdurchlässigen Well-Kunststoffplatten gebauten Gebäude befindet. Er zeigt uns verschiedene Arten, ihre Futterpflanzen, Eier und Larven sowie die Puppen in speziellen Kästen.  Pierre und Margrit haben allerdings vor allem ein Ziel: Sie wollen den blauen Morphofalter in ihren Kasten bringen. Aber der sitzt nur selten ab, und wenn er es tut, dann faltet er seine blau schimmernden Flügel zusammen und zeigt nur die weniger spektakuläre Unterseite. Nach seinen Ausführungen erklärt uns der Guide, dass wir ruhig noch im Garten bleiben können, und dass wir beim Verlassen ja die Tür schliessen müssten. Nun haben wir alle genügend Zeit, und wir bringen einige tolle Bilder mit nach Hause.
Unterdessen schleichen bereits wieder Nebelfetzen um die Bäume, und als wir in unserer Unterkunft eintreffen ist es schon recht neblig geworden. Etwas später regnet es gar.
Zum Dinner gehen wir heute in Manolo´s Marisqueria, die nur wenige hundert Meter von unserer Unterkunft entfernt ist. Die Auswahl an Speisen ist riesig und nur auf Spanisch geschrieben. Allerdings stellt sich schnell heraus, dass nicht alles verfügbar ist. Margrit bestellt einen Gemüseteller, Pierre ein Fischfilet mit Reis und Salat und ich einen Marriscoteller mit derselben Beilage. Ich staune, was mein Teller alles beinhaltet: einen ganzen Fisch vom Grill und ein Fischfilet garniert mit Meeresfrüchten (Muscheln, Tintenfischringe, Krabbenstücke, Krebsscheren, Crevetten), Reis und Salat. Ein Glas Weisswein gehört dazu, ein königliches Dinner. 
Danach sitzen wir noch zusammen und planen die morgige Fahrt um den Arenalsee nach El Castillo.

Dienstag, 11. Oktober
Heute geht unsere Reise in die letzte Runde. Etwa um halb sieben sind wir abreisebereit. Wir beladen unser Auto und fahren damit zur selben Adresse wie gestern früh. Hier geniessen wir unser Frühstück. Danach starten wir zur zweitletzten Etappe unserer Reise. Die Fahrt geht vorerst entlang miserabel schlechter Strassen mit vielen Löchern und teilweise total kaputtem Belag Richtung Tilaran, rund 40 km weit. Kurz vor der Stadt verbessert sich die Situation. Aber solche Abschnitte beanspruchen den Fahrer , in unserem Fall Pierre, besonders stark. Irgendwo auf diesem Abschnitt sehe ich ein Schild, worauf der Besuch einer Kaffeepflanzung mit Degustation angepriesen wird. Kurz entschlossen nehmen wir diese Gelegenheit wahr, und ich gehe in die Plantage hinein und finde dort einen jungen Mann, der sofort bereit ist, uns durch den Besitz zu führen. Es stellt sich heraus, dass er Jeff heisst und der Sohn und designierte Nachfolger des Besitzers ist. Mit ihm machen wir einen Rundgang durch die Plantage, und er erklärt uns genauestens die Arbeitsschritte, die getan werden müssen, bis der schwarze Trunk in unsere Tassen fliessen kann. Die Anlage macht einen gut gepflegten Eindruck, und anhand der hier vorhandenen Pflanzen erfahren wir, dass neben dem Kaffee auch noch andere Früchte darin produziert werden, die wesentlich zur Qualitätssteigerung beitragen. Im November und Dezember werden Erntehelfer aus Nicaragua eingestellt, die für einen geringen Lohn die reifen Kaffeekirschen ernten. Diese werden, darauf in einer speziell angefertigten Apparatur gewaschen und entsteint. Die Steine enthalten die Samen, die dann als Kaffeebohnen zu  uns gelangen. Diese Steine müssen aber zuerst getrocknet werden, bevor aus ihnen dann die Samen entfernt werden können. Diese machen darauf eine längere Reifezeit durch, bevor sie als grüne Kaffeebohnen getrocknet werden können. In der hier besuchten Plantage werden die grünen Bohnen danach getrocknet und schliesslich auch geröstet und abgepackt. Kaffee, der hier produziert wird, ist ein handwerklich hergestelltes Produkt von höchster Qualität. Zur Bestätigung der Kaffeequalität werden wir zum Kosten zweier verschieden stark gerösteter Kaffees eingeladen. Dazu gibt es zwei Kostproben costa-ricanischer Spezialitäten: picadillo de aracache und Bananenbrot. Der Kaffee und die beiden Leckerbissen schmecken vorzüglich, wobei ich den stark gerösteten Kaffee bevorzuge. Wir bedanken uns, kaufen noch zwei Packungen Bohnenkaffee und begleichen die Kosten für die Führung. Danach geht die anstrengende Fahrt weiter.


Den nächsten Halt machen wir am Ostufer des Arenalsees beim Restaurant Café y Macadamia. Das Lokal weist eine grosse Terrasse Richtung See auf und eignet sich wunderbar für die Beobachtung und das Fotografieren von Vögeln, insbesondere von Kolibris, und von Schmetterlingen, da auf der Aussenfläche viele Blütenpflanzen wachsen.
Als nächstes erreichen wir dann unsere gebuchte Lodge. Sie liegt etwas erhöht in El Castillo, wunderbar ausgerichtet auf See und Vulkan. Unsere Sachen einräumen, eine Dusche, eine Erfrischung im nahen Restaurant und ein Rundgang im Dorf mit anschliessendem Nachtessen in einem weiteren Restaurant schliessen den Tag ab.

Mittwoch, 12. Oktober
Der Morgen zeigt sich von der grauen Seite und es regnet. Vom nahen Vulkan Arenal sehen wir nur die Basis. Der Kegel versteckt sich in den Wolken. Nach dem Morgenessen in unserer Lodge fahren wir zum Eingang des Nationalparks Vulkan Arenal. Wir können nach Bezahlung der Tickets mit dem Auto in den Park fahren. Es bieten sich drei Wege an, um den Park zu erkunden. Wir entscheiden uns als erstes für den rund zwei km langen Fussweg zu einer Aussichtsplattform.
Zuerst führt der Weg durch eine Gasse von hochgewachsenen Rohrpflanzen. Wir gehen gemächlich und freuen uns an schönen Blüten und Früchten an den Rändern. Zwischendurch regnet es, wir ziehen die Pelerinen an, dann hört es wieder auf. Wir sind vorerst allein auf weiter Flur. Das Habitat ändert sich, typischer Regenwald breitet sich links und rechts aus, dichtes Gebüsch und hohe Bäume. Uns begegnet eine Gruppe Leute mit einem Guide an der Spitze, der uns auf eine hochgiftige, gelbe Schlange aufmerksam macht, die an einem Baum rechts vom Weg hangen soll. Wir finden dieses Schlängchen prompt, übrigens eine Greifschwanz-Lanzenotter. Beim Mirador, wo sich der Arenal von seiner besten Seite zeigen sollte, regnet es und der Grossteil des Kegels ist verhüllt. So erfreuen wir uns weiterhin an Kleinigkeiten: Verschiedene Insekten, spezielle Blüten und Früchte sowie Pflanzen ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich.
Nach rund vier Stunden sind wir wieder beim Auto. Damit fahren wir nun hoch zu einem zweiten Mirador. Unglaublich, die Sonne bricht durch, der Nebel um die Vulkanspitze hebt sich, der Kegel zeigt sich von zuoberst bis zuunterst, und ein Grossteil des Himmels wird blau – super Fototime. Zudem können wir hier  u.a. einige Montezuma Oropendolas bei ihrem eigenartigen Verhalten beobachten, wenn sie sich vornüber verneigen und ihre unverkennbaren Gluckslaute ertönen lassen.


Der nächste Abschnitt unseres Besuchs spielt sich in der Nähe des Sees ab, wo ebenfalls noch ein Pfad begangen werden kann. Nichts Spektakuläres, wenn man davon absieht, dass uns hier ein Nasenbär ohne erkennbare Furcht entgegentrottet, und dass eine Warntafel darauf aufmerksam macht, die Krokodile im See nicht zu füttern. Übrigens führt eine Strasse, die diesen Namen nie verdient, zu dieser Filiale des Naturparks. Ein Restaurant gibt es nirgends, dafür eine rechte Anzahl Trinkwasserspender. Wir kommen erst gegen sechs Uhr abends in unsere Unterkunft zurück.
Nach dem Duschen geht‘s ins nahe Hotelrestaurant, wo wir ein feines Znacht mit Fisch kriegen. Der Schlaf danach ist uns gewiss nach diesem strengen Tag.

Donnerstag, 13. Oktober
Heute soll das Auto pausieren, also planen wir einen Rundgang in der Umgebung mit verschiedenen Optionen. Mit Regen ist nicht ernsthaft zu rechnen.  So machen wir uns wanderausgerüstet auf den Berg hinauf. Von rund 600 m ü. M. steigen wir steil auf fast 900 m. Google meint, man könnte diesen Weg mit einem Auto machen, aber wir sehen das anders. Wir steigen etwas zu hoch, da die ins Nachbartal hinabführende Route mit einem Stacheldrahtzaun, der geöffnet werden kann, verschlossen scheint. Als wir aber merken, dass wir zu hoch gestiegen sind und umkehren, stellen wir fest, dass das vorgehängte Schloss gar nicht verschlossen ist. Also beschliessen wir, diesen Weg zu nehmen. Nach wenigen hundert Metern kommen wir zu einem villenartigen Neubau, wo zwei Männer mit Bauen beschäftigt sind. Unsere Nachfrage ergibt, dass der gewählte Weg ein privater ist und dass wir demzufolge eigentlich umkehren müssten. Der Mann, der das Sagen hat und ein gutes Englisch spricht, gibt uns dann doch die Erlaubnis, auf diesem Weg weiter zu gehen, allerdings mit einer Warnung vor giftigen Schlangen und mit dem Rat, einen Stecken dabei zu haben. Nach längerem Abwägen der Gefahren entschliessen wir uns, den etwas besseren Pfad von zwei Varianten zu wählen. Ich besorge mir vom Boden einen einigermassen geraden Ast. Der Abstieg kann los gehen. 
Zügig erreichen wir unten im Talboden die gewünschte Strasse, die dem See entlang zurück zu unserer Unterkunft führt. Der Haken dabei ist, dass auch hier ein Stück mehrfach übereinander verlaufender Stacheldraht den Weg versperrt. Und dass Vorhängeschloss hier ist verschlossen. Nun heisst es untendurch kriechen, was wir ohne irgendwelche Verletzungen schaffen.
Nun wäre eine Erfrischung angesagt, aber die entsprechende Infrastruktur fehlt. So bleibt nichts anderes, als weiter zu marschieren. Ein erster Versuch scheitert am Nichtvorhandensein eines Gerätes zum Kreditkarten Lesen. Eine zweite Gelegenheit ergibt sich, als wir eine Bootsanlegestelle finden, wo wir drei Männer und eine Frau danach fragen, ob es hier die Möglichkeit gebe, einen Bootsausflug zu buchen. Ihre positive Antwort erfreut uns, und als wir die Preise dafür vernehmen, schlagen wir zu. Englisch können sie nicht grossartig, ebenso wenig, wie wir Spanisch können. So kaufen wir im nahen Kleinladens etwas zu trinken und gehen zurück zur Anlagestelle. Hier bezahlen wir 3000 Colones, ein Bootsführer mit Boot wird für uns organisiert, und schon sind wir draussen auf dem Arenalsee, ein tolles Gefühl, denn hier ist kein anderes Boot unterwegs zu sehen. Unser Driver hat keine Ahnung von Englisch,  fährt uns in die Nähe des Arenalvulkans und bejaht dann auch unsere Anfrage nach Schwimmen im See. So ziehen Pierre und ich die Badehose an und springen ins köstlich kühle Wasser. Nach diesem Vergnügen fahren wir Richtung pflanzenüberwuchertes Ufer, ganz nah heran, und können zwei Gelbstirn-Blatthühnchen von zuschauen, wie sie Futter suchen. Da wird wieder foto- und videographiert und Speicherplatz beansprucht. Erstaunlich ist, wie sich die beiden Hühnchen absolut nicht stören lassen bei ihrer Tätigkeit. 
Jetzt folgt der Anhang der Geschichte. Als wir zurück sind von unserer Bootsfahrt, drücke ich unserem Bootsführer ein Trinkgeld in die Hand. Wir bedanken uns ordentlich für den tollen Ausflug und gehen auf den Weg zurück zu unserer Unterkunft. So günstig sind wir noch nie weggekommen. Aber oha, da sind wir Opfer eines Missverständnisses geworden. Wir sind keinen km weit gegangen, da hält ein Auto neben uns, eine junge Frau kurbelt die Scheibe herunter und erklärt uns, wir hätten die Bootsfahrt nicht bezahlt. Nach einigen beidseitigen Erklärungen müssen wir eingestehen, dass da ein Missverständnis vorliegt und der bezahlte, geringe Betrag als Eintrittsgeld zur Bootsanlegestelle erhoben wird. Wir begleichen unsere Schuld und erreichen danach mit einem Zwischenhalt für den bald obligaten Fruchtshake unser derzeitiges Zuhause.


Den letzten Abend in El Castillo verbringen wir im nahen Hotel-Restaurant bei einem vorzüglich zubereiteten Fisch aus dem Arenalsee und einer Flasche Vino Rosato aus Spanien. Wein wird gemäss Auskunft eines Gastronomen in Costa Rica nicht angebaut. Dafür werden hierzulande Batidos de Frutas getrunken, eben die genannten Shakes mit Milch oder Wasser gemixt.

Freitag, 14. Oktober
Der letzte Tag unseres Costa Rica-Aufenthalts ist angebrochen. Nachdem wir unsere Koffer und Rucksäcke gepackt haben, gibt es für mich zum letzen Mal Gallo Pinto zum Frühstück. Nun sind wir gespannt, wie unsere Gastgeberin das Problem mit unserer Zahlung löst. Sie eröffnete uns nämlich am ersten Abend, dass sie nur Barzahlung entgegennehmen könne, da sie keinen Apparat für Kartenzahlung besitze. Laut den Buchungskonditionen ist diese aber möglich. Wir haben uns darauf eingestellt und nicht mehr genug Bargleld mehr zur Verfügung. Sie eröffnet uns nun, dass ihr Sohn einen Kartenterminal besitze und dass wir bei ihm zahlen können. Wir fahren mit ihr rund zwei km weit zu ihm. Er betreibt dort einen kleinen Supermarkt, und da können wir bezahlen. 
Unsere Fahrt zum Flugplatz startet zu Beginn problemlos. Unser TomTom führt uns aber nach einigen Kilometern auf schlechtere Strassen, und als wir dann eine Schotterstrasse nehmen sollen, verlieren wir das Vertrauen in dieses Hilfsmittel. Wir wenden und fahren zurück auf einen grossen Kreisel und nehmen eine andere Strasse. Das Navi aber fordert eine Rückkehr auf die eben verlassene Route. Zunächst beschliessen wir, einfach die ursprüngliche Richtung beizubehalten, was aber ebenfalls in die Irre führt. Wir  nehmen nun die nächste Strasse, vierspurig, absolut neuer Belag, aber sie endet im Nichts. Nach einem Halt und dem Studium der Strassenkarte erreichen wir doch noch den Flughafen von San José, und das zeitweise durch sintflutartigen Regen und bei recht dichtem Nebel. Wir laden Margrit und das Gepäck aus und fahren zu einer Tankstelle und anschliessend zur Autovermietung, die unseren Hyunday Kreta anstandslos zurück nimmt. Mit dem Shuttlebus des Vermieters werden wir zum Flugterminal gebracht. Nun beginnt die lange Wartezeit. Um 19:30 Uhr soll unsere Maschine starten.


Mit einer Verspätung von rund 40 Minuten startet dann unsere Maschine wirklich, hinauf in den dunklen Himmel. Schon bald wird das Nachtessen serviert. Der Pilot meldet, dass trotz des verspäteten Abflugs die Ankunftszeit in Zürich eingehalten werden kann, da die Wetter- und Windverhältnisse günstig sind. Ich versuche, etwas zu schlafen. Das gelingt wirklich.

Samstag, 15. Oktober
Etwa zweieinhalb Stunden vor unserer Ankunft in Zürich werden die Lukendeckel angehoben. Die Sonne scheint, unter uns breitet sich eine flaumig weiche Wolkendecke aus. Wir haben Europa erreicht. Das Frühstück wird serviert, kein Gallo Pinto, keine Spiegeleier, keine gebratenen Bananen, sondern einfach Brot, Zopf, Butter, Konfi, Käse und Milchkaffee. Wir sind bald wieder zu Hause. Die Landung verläuft planmässig. Um 14:50 Uhr hat uns die Schweiz wieder. Jetzt steht und die Umstellung auf Schweizer Verhältnisse bevor. Es war eine tolle Reise mit unglaublich vielen Eindrücken. Dankbar dafür, dass wir vier Wochen andere Leute, andere Umgebungen, andere Sitten kennen lernen durften, kehren wir heim.

Unterwegs auf der Rota Vicentina

Anfangs Mai
Unsere Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Die Flüge sind gebucht, die Unterkünfte ebenfalls, das Kartenmaterial liegt bereit. Überlegungen zum mitzunehmenden Material sind gemacht und einige Dinge liegen bereit. Schon bald geht’s los. In wenigen Tagen kannst du lesen, was wir auf unserer Wanderreise im Süden Portugals erleben.

Montag, 13. Mai: Flug nach Faro
Im Verlaufe des Vormittags fahren wir per Bahn mit unseren Rucksäcken und einem schweren Koffer nach Basel, wo uns unser Sohn mit der kleinen Daria erwartet. Mit den beiden essen wir zu Mittag. Nach der Verabschiedung von den beiden begeben wir uns mit dem Bus zum Flughafen und erledigen all die Formalitäten. Pünktlich um 16:25 Uhr startet unser Flieger und bringt uns in Rekordzeit rund zwanzig Minuten zu früh nach Faro. Hier erwarten uns sommerliche Temperatur und ein blauer Himmel. Unseren Koffer können wir schon bald in Empfang nehmen. Per Taxi erreichen wir unsere vorbestellte Unterkunft A Doca nahe beim Freizeithafen.


In sommerlichem Tenü erkunden wir schon bald das Hafengebiet. Beeindruckt sind wir von den weissen Gebäuden, den grossen Plätzen und den vielen Palmen. Ein Storch fliegt über uns hinweg und lässt sich auf seinem Nest nieder. In einem gemütlichen Strassenrestaurant lassen wir uns mit gegrillten Sardinen, Salat und einem Glas Weisswein verwöhnen. Bei angenehmer Temperatur setzen wir uns zum Ausklang des heutigen Tages in ein nächstes Strassenrestaurant. Über uns zieht der strahlende Halbmond seine Bahn, und wir geniessen den Sommerabend wie so viele Einheimische, die noch in Scharen und mit Kinderwagen unterwegs sind.

Dienstag, 14. Mai: Bahn- und Busreise nach Sagres
Da wir morgens schon früh wach sind, beschliessen wir, nach dem Duschen in die Stadt zu gehen, um die Busstation für unsere Weiterreise aufzusuchen und dort eventuell die Biilette zu lösen und zu frühstücken. Der Receptionist im Hotel gibt uns den Tip, mit der Bahn nach Lagos zu reisen und erst dort einen Bus nach Sagres zu nehmen. Auf dem Stadtplan erklärt er uns, wo der Bahnhof ist. Also begeben wir uns dorthin, checken da die möglichen Verbindungen ab und kaufen die Tickets nach Lagos. Auf dem Rückweg zum Hotel geniessen wir in einem geöffneten Café Kaffee und Croissant.
Zurück im Hotel machen wir uns reisefertig, packen unsere Sachen ein und gehen zum Bahnhof zurück, wo der Zug – übrigens eine Dieselkomposition – pünktlich wegfährt. Allerdings kommt er genau zum Zeitpunkt in Lagos an, wo der Bus nach Sagres abfährt, aber nicht etwa bei Bahnhof, sondern einige Kilometer davon entfernt, von der zentralen Busstation. Mit dem Taxi erreichen wir diese und lösen die Tickets für den Bus, der knapp zwei Stunden später fährt. Dafür reicht uns nun die Zeit, in einem nahen Restaurant etwas Kleines zu essen und zu trinken.

Die Fahrt nach Sagres ist spannend, da verschiedene kleinere Dörfer an der Strecke bedient werden. In unserem Hotel, das wir nach kurzem Fussmarsch erreichen, werden wir äusserst freundlich empfangen und bekommen ein wunderschönes Zimmer mit kleinem Balkon zugewiesen.
Da schon bald der zweite und letzte Bus des Tages hinaus zum Cabo Sao Vicente fährt, beeilen wir uns und vergessen dabei wichtige Objekte (Fotoapparat und Karten). Die letzten paar Münzen, die sich neben Fünfzigeuro-Noten in unseren Portemonnaies befinden, werden für ein Glacé-Cornet und ein Armband ausgegeben. Der Buschauffeur kann nicht herausgeben, der Kioskinhaber bei der Haltestelle hat auch kein Kleingeld. Zum Glück hilft uns eine schwedische Touristin aus und gibt für uns den fehlenden Euro aus. So kommen wir doch noch dazu, dem südwestlichsten Punkt des europäischen Festlandes einen Besuch abzustatten. Zu unserer Ehrenrettung muss ich noch erwähnen, dass ich der Gläubigerin den Euro zurückzahlen kann, da entgegen der Aussage unseres Chauffeurs ein paar Touristenstände offen haben und Margrit zwar mit dem Widerwillen der Betreiberin des Grillbratwurststandes mit dem sinnigen Slogan «Letzte Bratwurst vor Amerika» ihre „grosse“ Note wechseln kann, indem sie ein Mineralwasser bestellt und beteuern muss, wirklich keine Münze mehr zu besitzen. Kleingeld ist in Portugal offenbar Mangelware. Aber es macht hier lange nicht den Eindruck, als ob alle Leute nur grosse Noten hätten.
Auf dem Rückweg, den wir übrigens zu Fuss zurücklegen, beobachten wir verschiedene wunderschöne Pflanzen und Vögel, die man bei uns nicht sieht. Und dazu windet es so stark, dass wir uns teilweise so richtig gegen den Wind stemmen müssen.
So erreichen wir am späten Nachmittag unser Hotel, wo ich jetzt am Bericht Schreiben bin.

Mittwoch, 15. Mai: 1. Wanderetappe Sagres – Vila do Bispo
Morgenessen gibt es erst um halb neun, aber es ist reichhaltig und gut. Schon vorher haben wir uns abreisebereit gemacht, denn wir möchten möglichst weit kommen, bevor es richtig heiss wird. So können wir etwa um neun Uhr starten. Ein ziemlich starker Wind weht uns entgegen. Wir folgen ein Stück weit der Strasse Richtung Cabo Sao Vicente und zweigen dann nach rechts ab. Durch ein scheinbar vor Jahren geplantes Ferienhausquartier, von denen Gebäude nie gebaut wurden, andere bereits am Zerfallen und nur wenige bewohnt sind, gelangen wir nach etwa sechs Kilometern durch eine Schafherde hindurch auf den offiziellen Wanderweg der Rota Vicentina. Links und rechts wachsen mittelmeerische Macchiapflanzen, dann wieder Strandhafer und hie und da scheint auch ein Acker dazwischen zu liegen. Wir begegnen Wanderern und Radfahrern.

Über weite Strecken sind wir ganz allein unterwegs. Bei einer Kuhherde sehen wir Kuhreiher, von Sträuchern ertönt der Gesang der Grauammer und links und rechts des Weges tauchen immer wieder Schwarzkehlchen auf. Verschiedene Lerchen, wie Hauben-, Feld- und Heidelerche heben sich singend in die Lüfte oder machen sich von Grasbüscheln und Steinen her bemerkbar. Wir geniessen die Landschaft, picknicken auf dem Betongeländer einer Brücke und lassen uns immer wieder von Pflanzen, Vögeln und irgendwelchen Tönen und Geräuschen ablenken. Ertönte da der Ruf einer Wachtel? Was für eine Möwe schreit da wie ein Kleinkind?
Schliesslich erreichen wir gegen 14 Uhr unser Ziel, Vila do Bispo. Da ich bereits bei der Fahrt nach Sagres unsere heutige Unterkunft von der Strasse her ausmachen konnte, finden wir den Weg sehr schnell. Der Zufall will es, dass wir unserer Gastgeberin bei der Kirche gerade in die Arme laufen. Sie nimmt uns sehr freundlich in Empfang und zeigt uns alle wichtigen Gegebenheiten, die uns zur Verfügung stehen.
Duschen, ein Erkundungsrundgang im Dorf und ein Bier bzw. ein Glas Weisswein stellen uns wieder auf und geben uns die Gewissheit, dass wir auch den morgigen Tag meistern werden. Zudem haben wir ein Lokal gefunden, wo wir heute Abend frischen Fisch und gemischten Salat geniessen können. Ein bisschen die Beine hoch lagern und den Tag Revue passieren lassen ist nun angesagt.

Donnerstag, 16. Mai: Vila do Bispo – Carrapateira
22 km haben wir heute vor uns, und das zu Fuss. Wir sind gespannt, wie sich das anlässt.
Kurz vor neun Uhr, nach einem reichhaltigen Frühstück im Freien, machen wir uns auf den Weg. Zuerst geht es ein Stück der Strasse entlang und dann auf einer Naturstrasse weiter durch Brachland mit wunderschönen, in allen Farben blühenden Sträuchern und Kräutern, darunter verschiedene Arten von Zistrosen , Mastixsträuchern, Witwenblumen, Lavendel u.a.

Plötzlich ändert sich das Landschaftsbild. Wir wandern durch Pinien- und Eukaliptuswäldchen. Nun geht es durch hügeliges Gelände mit dichtem Pflanzenwuchs und steil hinunter in ein Tal. Wir folgen einem Bachlauf. Nun steigen wir hinauf und entdecken links und rechts vom Weg Korkeichen, die mindestens teilweise genutzt wurden. Unterwegs gelangen wir in das Dörfchen Pedralva, wo wir auf einer Bank picknicken. Auf der Nachbarbank sind zwei wandernde Franzosen mit derselben Tätigkeit beschäftigt. Wir kommen ins ins Gespräch und erfahren, dass die beiden nach Santiago di Compostela unterwegs sind. Im Restarant genehmigen wir uns noch etwas zu trinken, bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Und da hören wir mindestens zwei Nachtigallen, beobachten ein Schwarzkehlchen, werden von den beiden Franzosen überholt und überholen sie wieder. Um ca. halb vier treffen wir in Carrapateira ein und finden unsere heutige Unterkunft problemlos. Von aussen sieht alles sehr hübsch aus, aber unser Zimmer ist klein und der heftig blasende Wind lässt Fenster und Türen klappern. Mit eingeklemmten WC-Papierchen und Schliessen der Fenster hoffe ich, das in Griff zu kriegen. Aber die Pfeifgeräusche und das Rauschen bringe ich nicht weg.
Schon bald ist Nachtessen angesagt. Gemäss Auskunft unseres Beherbergers sind alle Restaurants im Dorf heute zu, so dass wir uns noch zu einem Strandrestaurant begeben müssen. Mal schauen, ob daraus was wird.

Freitag, 17. Mai: Carrapateira – Arrifana (Vale da Telha)
Gemäss Routenplaner stehen uns heute 24 km Wegstrecke und Steigungen von 500 Metern bevor. Es scheint die härteste Etappe unserer Wanderung zu werden.
Schon etwas vor acht treffen wir beim „Zmorge“-Buffet ein. Es ist sehr reichhaltig, so dass es mir Mühe macht, mich für etwas zu entscheiden. Ein Früchteteller, frisch gepresster Orangensaft, Milchkaffee, ein weich gekochtes Ei, ein Brötchen, verschiedene Käse und Wurstwaren, Butter stärken mich für die geplante Strecke. Darauf machen wir uns auf den Weg.
Die erste Wegstrecke verläuft entlang einer Strasse, was ich gar nicht schätze. Wandern auf Asphalt und Strassenborden belastet Füsse und Gelenke. Zum Glück können wir schon bald auf einen Fussweg abzweigen, der durch eine Pferdeweide in die Hügel führt. Wir werden mit einem tollen Ausblick auf die Dünenlandschaft und die Meeresküste belohnt. Der Weg führt nun durch unbewirtschaftetes, coupiertes Gelände mit blühenden Pflanzen und singenden Vögeln, mit häufigen Auf- und Abstiegen zum kleinen Dorf Bordeira. Von da an geht es entlang einem landwirtschaftlich genutzten Tälchen, wobei einige Betriebe nicht am Zerfallen sind.

Danach führt der Weg durch dicht bewachsene Kiefern- und Eukaliptuswäldchen über weite Flächen. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich. Bei einem zerfallenden Gebäude mit einem aus Steinen gebauten Backofen daneben picknicken wir und beobachten einen Gecko. Beim Weitergehen, an den fehlenden Espresso denkend, stehen wir auf einer Anhöhe vor einem neu gebauten Anwesen mit einer am Boden liegenden Tafel, auf der «Open» und ein Angebot an Getränken steht. Wir gehen durch die Pforte des umgebenden Hages aus Bambus- oder Schilfstengeln und stehen in einem Park mit Pool, einem lang gezogenen Gebäude mit teilweise aus Schiefer erstellten Wänden und einem phänomenalen Blick in die umgebenden Hügel. Und hier gibt es auch den ersehnten Kaffee.
Einige Zeit später tut sich der Blick hinaus auf den Atlantik und etwas später auf eine im Meer draussen stehende, von den Wellen umtoste Felsnadel und auf eine Steilküste auf. Nun heisst es, in die Bucht hinab- und auf der anderen Seite wieder etwas mehr als hundert Meter hochsteigen. Dabei überholen wir zwei Geländewagen, wovon der eine grösste Mühe bekundet, diese Steigung zu überwinden.
Darauf folgt noch die letzte Herausforderung des Tages: Finde die Unterkunft! Wir haben zwar die Karte, worauf sie eingezeichnet ist, aber die genaue Lage ist unklar. In einem weiten Bogen gelangen wir zum Ort, aber mit Ausnahme eines Wegweisers ist nirgends etwas angeschrieben. Und Leute zum Fragen sind nicht greifbar. Durch ein offenes Gartentor gehe ich zu einem Gebäude, wo sich eine Frau auf der Terrasse aufhält, und sie bestätigt mir, dass wir am richtigen Ort sind. Mehr als 28 Kilometer gibt mir mein Handy an, hätten wir heute zurückgelegt, und die letzten paar Kilometer auf Asphalt. Das fährt in die Knochen. Aber jetzt ruft die Dusche, und die entschädigt für die Strapazen. Das kühle Bierchen und ein feiner Fisch vom Grill sind die weiteren Höhepunkte.

Samstag, 18. Mai: Vale da Telha – Aljezur
Wir haben beide gut geschlafen. Das Frühstück ist o.k., der Eierkocher funktioniert offenbar anders als ich mir das gewohnt bin. Jedenfalls ist das Ei sehr weich und lässt sich aufs Brot streichen.
Da die heutige Etappe recht kurz ist, beschliessen wir, sie zu verlängern. Auf einer Asphaltstrasse, teilweise sogar mit Trottoir, erreichen wir die Ponta Atala, eine ins Meer hinaus ragende Felsnase. Da es immer noch recht windig ist, können wir hier das Schauspiel der sich am Strand überschlagenden, weiss schäumenden Wellen geniessen.

Der nächste Abschnitt unserer heutigen Wanderung ist eindrücklich und sagenhaft schön. Hoch auf einer Steilküste, durch artenreiche Vegetation gehen wir zu Fuss durch Sand und auf Felsen ca. zwei Kilometer weit zum Punkt Meda da Pina. Leider führt der Rückweg nach Vale da Telha wieder über eine Asphaltstrasse, was sehr eintönig ist und uns einige Mühe bereitet. So gelangen wir zum Lago Silencioso, der wirklich still wirkt. Kein Wasservogel  und auch kein Mensch zeigt sich.
Der nachfolgende Abschnitt bis Aljezur ist dann wieder sehr abwechslungsreich. Allerdings erkennen wir keine neuen Arten. So gelangen wir problemlos und gemächlich ins Städtchen Aljezur und geniessen dort in einer alten Mühle, die als Restaurant dient, ein kühlendes Getränk. Und da lassen wir uns für den Abend auch gleich einen Tisch reservieren, denn heute findet da drin ein besonderer Event statt, ein Pachangaabend. Wir sind gespannt, was das wird.
Bevor wir aber zum Nachtessen gehen, müssen wir noch etwas Proviant für morgen einkaufen. Da begegnen wir zwei jungen Frauen aus Münster, Westfalen, die gerade von Norden her in Aljezur eintreffen. Sie möchten wissen, wie es weiter geht, und zwar für ihre letzte Etappe.
Unser Nachtessen ist ebenfalls ein Hit. Das Lokal ist ein Vegi-Restaurant. Als Starter kriegen wir dreifarbiges Hummus mit Karotten- und Stangensellerie-Stiften sowie Vollkornbrot. Margrit kriegt als Hauptmahlzeit einen Regenbogen-Salat und ich das Tagesmenü, bestehend aus einem Getreide-Stew, Bohnengemüse und Broccolisalat. Es schmeckt uns beiden, da die Sachen lecker gewürzt sind. Zudem wird südamerikanische Tanzmusik, Pachanga und Salsa gespielt, und eine hübsche schwarze Frau animiert die Gäste zum Mittanzen, was auch Publikum und Tanzende von der Strasse anlockt.

Sonntag, 19. Mai: Aljezur – Odeceixe
Rund 19 Kilometer sind heute zu Fuss zu bewältigen: ein wahrer Sonntagsspaziergang. Da das Frühstück erst um halb neun bereit ist, marschieren wir spät ab. Aljezur ist noch nicht wach. Wir nutzen die Gelegenheit, hier noch einige Fotos und Videoaufnahmen zu machen.
Der Weg führt zuerst hinunter auf den Talboden und über den Ribeira de Aljezur auf die linke Talseite. An einem Tierheim vorbei mit Hundezwingern, darin eingesperrt in allen Tonlagen kläffende Köter, gelangen wir wieder auf eine Hochebene. Da geht es wenig spektakulär weiter, zum Teil durch brach liegende Flächen, zum Teil durch landwirtschaftlich genutzte Felder, an Weihern vorbei, durch Eukaliptus- und Kiefernwäldchen, an verlassenen und zerfallenden Gehöften vorbei, durch die Ortschaft Rogil, ziemlich eben, bei zunehmender Wärme und Luftfeuchtigkeit. Und doch erleben wir einige Höhepunkte. Am Aljezurfluss beobachten wir Sporngänse, die an und für sich in Afrika beheimatet sind. Ausserhalb Rugils entdeckt Margrit ein Blauelsterpaar, das allerdings sehr scheu ist und sich schlecht beobachten lässt. Zwei weitere Exemplare entdecken wir später. Ein Eichelhäher fliegt davon, als wir ihm zu nahe kommen. Vor Odeceixe hören wir Rufe der Bienenfresser, aber vorerst wollen sie sich nicht zeigen. Und plötzlich ruft einer von einer Stromleitung herunter. Weitere Exemplare entdecken wir später noch.

Die Windmühle von Odeceixe, die hoch über dem Städtchen steht, fasziniert uns. Sie soll noch funktionieren. Allerdings ist sie bei unserer Ankunft nicht in Betrieb. Aber die Aussicht auf das Städtchen, das sich an den Abhang schmiegt und durch enge Gassen und Steintreppen erschlossen ist, sowie auf das Tal des Seixe-Flusses ist phänomenal.
Unsere Unterkunft finden wir problemlos, und werden von einer kleingewachsenen Frau äusserst freundlich empfangen. Das Zimmer können wir auswählen. Unser Koffer ist auch schon da, und weil er so schwer ist, wählen wir das Zimmer im Parterre neben der Reception.
Duschen, etwas ausruhen und dann ein Gang ins Städtchen mit Nachtessen runden den Tag ab.

Montag, 20. Mai: OdeceixeZambujeira do Mar
Beim Morgenessen beschliessen wir, für die ersten vier Kilometer unserer Wanderung ein Taxi zu nehmen, da gemäss Routenbeschrieb diese Wegstrecke auf Asphalt zurückzulegen ist. Unsere Gastgeberin organisiert uns dieses telefonisch, und so beginnt unsere Wanderung erst am Strand von Odeceixe mit dem Aufstieg auf die Klippen. Doch bereits hier gibt es einiges zu beobachten. Ein Schwarzkehlchen zeigt sich und weitere, im Augenblick nicht identifizierbare Vogelarten fliegen weg. Bei den Schafen, oben auf der Weide ist eine Gruppe Dohlen im Gras zu beobachten.
Neben landschaftlich spannenden Elementen gibt es wieder eine sagenhafte Vielfalt an Pflanzen, die gelb, rot, rosa, blau, violett in verschiedensten Tönen blühen.

 

Uns fällt im Verlauf der Wanderung am Rand der hier vorherrschenden Steilküste auf, dass sich auf den unzugänglichen Klippen Nester befinden, auf denen Störche ihre Eier bebrüten oder bereits geschlüpfte Junge füttern. Immer wieder werden wir von über den Klippen kreisenden Störchen abgelenkt. Zudem machen sich im Buschwerk und in der Luft Zistensänger, Schwarzkehlchen, Hausrotschwanz und weitere, nicht bestimmte Kleinvögel bemerkbar. Sogar ein Rötelfalke fliegt unter uns durch. Unterschiedliche Möwen ziehen ihre Bahnen über dem Wasser und lassen sich oft auch in den Wellen nieder. Über längere Zeit beobachten wir dunkel gefärbte, metallisch glänzende Tauben, die aus einer Höhle kommen, das gegenüberliegende Ufer anfliegen, dort offenbar Futter oder Nistmaterial sammeln und dann zur Höhle zurückfliegen. Könnte es sich hierbei um Felsentauben handeln? Auf Abbildungen sind sie nicht so dunkelfarbig.
Einmalig ist die Landschaft mit diesen zerklüfteten Felsformationen, den kleinen Sand- und Kieselstränden in der Tiefe, den sich überschlagenden und weiss schäumenden Wellen, den hoch aufspritzenden Wasserfontänen an den Kliffen, den verschiedenen Farbeffekten: ein grossartiges Schauspiel. Dort wo Bäche und Flüsse ins Meer münden, müssen wir uns richtiggehend durchs Pflanzendickicht kämpfen, wo der nackte Fels an die Oberfläche tritt, ist die Vegetation sehr spärlich. Vor lauter Staunen und Beobachten verpassen wir dann tatsächlich die Wegmarkierungen und befinden uns plötzlich in der «Wildnis», obschon in unserer Broschüre ausdrücklich verlangt wird, dass man die markierten Wege nicht verlassen soll. Glücklicherweise finden wir dann relativ schnell auf den markierten Weg zurück.
So erreichen wir nach über siebenstündigem Spaziergang unser Ziel, das Dorf Zambujeira do Mar und unsere Unterkunft. Duschen, Kleider wechseln und ein anschliessender Rundgang im Dorf sind die nächsten Programmpunkte. Beim Aperitif treffen wir ein Ehepaar aus dem Aargau, das mit dem Wohnmobil unterwegs ist.
Nach dem Nachtessen (Seeteufelspiess mit Crevetten und Gemüse, Pommes Frites und Reis, gemischter Salat und ein Glas Weisswein) ist schon bald Nachtruhe angesagt. Die Sonne ist bereits im Atlantik schlafen gegangen, die Dämmerung und eine leichte Rotfärbung der Wolken künden die Nacht an.

Dienstag, 21. Mai: Zambujeira do Mar – Almograve
Der Tag beginnt heute mit einer Besonderheit. Wir müssen/dürfen uns unser Frühstück selber zubereiten. Im Zimmer ist ein Wasserkocher vorhanden. Butter, Käse, Schinken, Milch, Saft und Joghurt sind im Kühlschrank, Geschirr, Besteck und andere Zutaten auf einem Tablet und die frischen Brötchen werden uns um zwanzig nach acht an die Zimmertüre gehängt. Wir decken unseren Frühstückstisch im Innenhof und geniessen da unsere Mahlzeit.
Danach starten wir unsere heutige Etappe. Der erste Abschnitt führt einer Strasse entlang, auf einem Trottoir, bei starker Bewölkung, zum Fischerhafen. Ab hier marschieren wir mit wenigen Ausnahmen auf einem Weg über den Klippen. Und da tun sich wieder prachtvolle Szenerien auf. Da und dort gibt es was zu beobachten. Leider zeigen sich keine neuen Arten.

Beim Leuchtturm Cabo Sardao machen wir Mittagshalt. Unterdessen ist der Himmel blau geworden und wir haben die Sonnenbrillen aufgesetzt. Auf einer Holzplattform, von der aus man hinunter in eine steilwandige Bucht schauen kann, belegen wir eine Holzbank, um da unser Picknick zu geniessen. Uns fällt auf, dass sich eine grosse Gruppe Vogelbeobachter am Rande der Bucht oben auf den Klippen aufhält und angestrengt mit Feldstechern, Fernrohren und gewaltigen Zooms auf den Kameras in die Bucht hineinschaut. Da sind wieder die Storchennester auf den Klippen, die ihre Aufmerksamkeit erregen. Und plötzlich fliegen auch zwei Rötelfalken über uns hinweg, die nun genauestens beobachtet werden.
Der Weitermarsch am Nachmittag ist streng, führt uns der Weg doch zu einem grossen Anteil entlang von Sandwegen, die sehr tiefgründig sind. Und das braucht Kraft. Wir überstehen auch diese Phase bestens und stossen mit Sand gefüllten Schuhen zwei drei Kilometer vor Almograve auf eine Strasse mit gestampftem Belag. Wir entleeren unsere Schuhe und Socken und geniessen den letzten, weniger anstrengenden Abschnitt unserer Tagesetappe. Leider sind die beiden Strandcafés am Meer vorne noch geschlossen. So gelangen wir durstig und problemlos zu unserer Unterkunft. Ein Bier bzw. ein Glas Wein gibt es erst nach dem Duschen in einer Bar im Dorf. Und da der Wirt grosszügigerweise noch etwas Salziges dazu serviert, der Preis dafür sehr günstig ist und der Chef des anschliessend besuchten Restaurants nicht den besten Eindruck hinterlässt, gehen wir dahin zurück zum Essen. Wir bereuen es nicht. Die Bedienung ist gut, der Seebarsch vom Grill exzellent, der weisse Hauswein ist kühl und schmeckt uns, und der Preis? Dafür bekommt man in der Schweiz kaum einen halben Liter Wein.
Und nun geniessen wir die Ruhe und stärken uns für den morgigen Tag, der mit rund 16 km, wovon einige im Sand, nicht ganz ohne sein wird.

Mittwoch, 22. Mai: Almograve – Vila Nova de Milfontes
Heute Morgen erleben wir gerade mehrere Novums. Es hat Nebel draussen. Nach dem Morgenessen starten wir und verlassen Almograve zuerst ein paar hundert Meter weit auf einer Asphaltstrasse, bevor wir auf ein Natursträsschen einbiegen. Und da bewegen sich zwei Schlangen eng umschlungen auf dem Weg. Allerdings fühlen sie sich offenbar durch uns gestört. Bevor wir unsere Apparate zur Festhaltung dieses Geschehens zur Hand haben, haben sich die beiden Tiere entschlungen und das eine ist bereits zur Hälfte in den Pflanzen am Wegrand verschwunden. Dafür singt bei der nächsten Hecke eine Nachtigall wunderschön und lässt sich durch unsere Anwesenheit nicht stören. Leider können wir sie aber im Dickicht nicht sehen.
Ab jetzt führt der Weg über mehrere Kilometer durch feinen Sand. Das Gehen ist anstrengend. Die Schuhe füllen sich allmählich damit. Entsprechend kommen wir langsam voran.


Die nächste Überraschung ist das Pflanzendickicht, durch das der Weg führt. Wurzeln am Boden, Äste und umgestürzte Bäume über den Weg erschweren das Weiterkommen. Dafür tun sich aber immer wieder wunderschöne Küstenabschnitte auf und animieren uns zum Fotografieren. Als sich endlich unser Ziel, Vila Nova de Milfontes, blicken lässt, freuen wir uns, dass wir’s bald geschafft haben. Aber das ist ein Irrtum. Denn es sind immer noch sechs Kilometer zurückzulegen. Zuerst geht’s noch ein Weilchen der Küste entlang in die Trichtermündung des Rio Mira, dann durch Wälder und Weiden zur Strasse hoch, die über den Fluss führt, der Strasse entlang über die Brücke zu einem Kreisel und von dort ins Städtchen. Das Auffinden unserer Unterkunft ist ebenfalls nicht problemlos. Aber mit Fragen von Passanten erreichen wir sie doch noch. Und Margrit kann unterwegs noch wunderbar aus der Nähe ein Schwarzkehlchen-Männchen fotografieren.
In der Unterkunft werden wir mit hausgemachtem Vanille-Keks und Zitronensaft verwöhnt. Unser Zimmer sieht gut aus. Im Garten hinter dem Haus kann ich die Schuhe innen und aussen von Sand befreien. Die Dusche funktioniert, so dass wir schon bald eine kurze Erkundungstour machen und in einem Strassencafé eine kühle Weisswein-Sangria geniessen können.

Donnerstag, 23. Mai: Vila Nova – Porto Covo
Heute Morgen werden wir beim Frühstück bedient. Zwei Frauen und ein Herr fragen uns immer wieder, was wir begehren und bringen uns das Verlangte. Danach machen wir uns möglichst bald auf den Weg, denn eine strenge Etappe steht uns bevor. Das erste Stück Weg führt auf einer Naturstrasse sehr gerade und direkt zur Ponta dos Barcas, einem Fischerhafen. Von da weg geht es auf sandigen Pfaden entlang verschiedener Buchten durch die Dünen. Der Sand ist tief, das Gehen entsprechend anstrengend. Die Schuhe füllen sich allmählich mit Sand und engen die Zehen ein. Aber die Natur hier entschädigt uns bei weitem für die erlittenen Strapazen. Wir sind weit und breit die einzigen Wanderer, die unterwegs sind. Nahe der Praia do Malhão begegnen uns die ersten Wandernden in der Gegenrichtung. Gelegentlicher Austausch mit diesen gibt uns Anhaltspunkte, wie weit wir bereits gekommen sind und was uns noch bevorsteht.

 

Bei der Praia Malhão, wo sich riesige, aber zu dieser Jahreszeit noch leer stehende Parkplätze für Autos befinden, wurden vor ein paar Jahren Holzstege mit Aussichtsplattformen und Informationstafeln in den Dünen erstellt. Allerdings sind diese in einem schlechten Zustand. Eine Erneuerung wäre angebracht. Da finden wir eine Bank zum Picknicken. Hier leeren wir aber zuerst unsere Schuhe. Unglaublich, wieviel Sand neben und unter unseren Füssen Platz fand.
Nun kommt der unmarkierte Abschnitt unserer Etappe. Es gibt zwei Möglichkeiten, diesen zu bewältigen. Man kann dem Stand entlang gehen, was bei Ebbe problemlos sein soll. Oder man geht den Dünen entlang. Wir wählen den Dünenweg. Da sind immer mehrere Wege sichtbar, die dazu dienen, die Strände zu erreichen. Und Sand hat es hier auch wieder in unübersehbaren Mengen. Und da bemerken wir plötzlich, dass wir uns von den Dünen zu weit entfernt haben, sehen aber von einer Kuppe aus den richtigen Weg. Also beschliessen wir, querfeldein Richtung Dünen zu marschieren. Dabei gelangen wir allerdings auf ein Privatgrundstück, wo plötzlich ein bellender Hund auftaucht. Margrit will umkehren, ich bestehe darauf, diesen Hund zu missachten, da wir sonst durch ein undurchdringliches Dickicht gehen müssten. So gelangen wir zurück auf den Weg entlang den Dünen und wechseln da schon bald einmal an den Strand, der nur gerade von drei Personen besetzt ist. Dem tosenden Atlantik entlang setzen wir unseren Weg fort.
Als Wasserratte muss ich da aber unbedingt ein Bad nehmen. So machen wir bei den nächsten, in den Sand hineinragenden Felsen Halt. Ich ziehe mich aus und begebe mich in die Wellen. Ein wunderbares Gefühl! Allerdings ist das Wasser kalt, so dass ich es nicht allzulange aushalte. Margrit filmt. Als ich aus dem Wasser steige, stellt Margrit fest, dass sie noch ein Foto hätte knipsen können. Also gibt es eine Zweitauflage meines Badeerlebnisses. Bis ich dann trocken und wieder in die Kleider gestiegen bin, dauert es etwas. Aber dafür sind die Schuhe wieder sandfrei und auch frei von stacheligen Grasfrüchten.
Nun ist der Weg wieder markiert, und wir gelangen problemlos nach Porto Covo. Unterwegs beobachten wir noch ziemlich viele Dohlen, ein Hausrotschwanzpärchen, ein Schwarzkehlchen und Möwen. Unser Hotel, das am Siedlungsrand liegt, finden wir leicht dank hilfreichen Tips von Einheimischen. Und hier ist es nun nach einfachen Zimmern in den vorherigen Unterkünften luxuriös: grosses Zimmer, Pool, Gartensitzplatz, breite Betten.
In einem einfachen, gut besuchten Restaurant geniessen wir das Nachtessen: Oliven mit Käse und Brot, eine 3/8-Flasche Weisswein aus dem Alentejo, grillierten Tintenfisch mit Kartoffeln und Gemüse und gemischten Salat. Und danach ist Schreiben und Schlafen angesagt.

Freitag, 24. Mai: Porto Covo – Cercal do Alentejo
Da wir heute schon früh, nämlich ab halb acht, frühstücken können, sind wir auch rechtzeitig bereit und können dem Markt noch einen Besuch abstatten, um das heutige Picknick einzukaufen. Beim Stand mit Früchte und Gemüse kaufen wir Aprikosen, Birnen und einen Pfirsich mit ganz heller Haut. Angetan hat es mir aber der Fischmarkt mit einem Angebot, das das Herz eines jeden Fischliebhabers höher schlagen lässt. Was da alles in der Auslage liegt! Leider können wir keine Fische mitnehmen!
Im Hotel zurück, verpacken wir die Einkäufe in unseren Rucksäcken, kontrollieren nochmals, ob alles mitgekommen ist, und dann machen wir uns auf den Weg. Nun ist er wieder bestens markiert und führt uns von der Küste weg. Das macht sich vor allem in der begleitenden Flora bemerkbar. Links und rechts des Weges breiten sich Blumenwiesen, Schafweiden, Ackerland und Heuwiesen aus. Wir kommen an Bauernhöfen vorbei, unter anderem auch an einer antiken portugiesischen Windmühle, die leider am Zerfallen ist.

 

Schon bald steigt der Pfad an und teilweise bizarr geformte Korcheichen säumen ihn. Dieser nimmt schon fast die Form eines ausgetrockneten Bachbettes an. Da tritt Margrit beinahe auf eine am Wegrand liegende Schlange. Sie ist dünn, vielleicht etwas mehr als einen halben Meter lang. Drohend hebt sie ihren Kopf und gibt leise zischende Geräusche von sich. Mit Fotoapparat und Videokamera wird das Ding festgehalten.
Der Weg steigt weiter an, an Korkeichen, Kiefern und Eukaliptusbäumen vorbei. Wir beschliessen, unser Picknick einzunehmen, wenn wir den Kulminationspunkt unserer Etappe erreicht haben. Mit Mühe finden wir ein Plätzchen mit zwei Steinen, worauf wir uns setzen können. Dort geniessen wir Aprikosen, Pfirsich und Birne. Sie schmecken vorzüglich. Beim Weitergehen sehen wir dann, dass nur wenige hundert Meter von diesem Ort eine Bank zur Verfügung gestanden hätte.
Der allmähliche Abstieg nach Cercal führt durch eintönigen Eukaliptuswald, später durch einen artenreichen Wald mit ganz verschiedenen Bäumen und Pflanzen, darunter Mimosen ähnliche Bäume in grosser Zahl. Und darauf geht es an Bauernhöfen mit unterschiedlichen Produkten vorbei. Dabei begegnet uns noch eine „Riesenheuschrecke“, die fotografisch festgehalten wird.
Über eine Brücke gelangen wir an unseren Zielort, wo uns eine Passantin auf Portugiesisch den Weg zu unserer Unterkunft erklärt. Und schon bald sind wir da, können uns frischmachen und mit Bier und Wein den Durst in einem nahen Café löschen. Anschliessend suchen wir noch das Restaurant auf, wo wir heute Abend essen werden. Es sieht vielversprechend aus.

Samstag, 25. Mai: Cercal do Alentejo – Vale Seco
Es ist später Nachmittag. Wir sitzen frisch geduscht und blasenversorgt in unserem Zimmer in Cercal, nicht weil wir heute nicht weitergewandert sind, sondern weil wir nach unserer Ankunft in Vale Seco abgeholt wurden und per Minivan nach Cercal, in unser Hotel zurückgefahren wurden.


Der Morgen begann etwas ungewöhnlich, da das Hotel kein Frühstück bereitstellt. So mussten wir ein paar Meter zu einem Café gehen und konnten dort unseren Voucher einlösen. Die Auswahl war nicht so gross. Mit einem frisch gepressten Orangensaft, Käse- und getoasteten Brotscheiben und einem Milchkaffee wurden wir bedient. Zurück im Hotel, machten wir uns wanderfertig und zogen los. Noch im Dorf wurden wir durch einen wunderbar singenden Vogel auf einer Freiluft-Eletroleitung überrascht. Er hatte ein schwarzes Käppchen und war sonst unscheinbar grau. Weder Mönchs- noch Samtkopfgrasmücke kommen für uns in Frage. Des Weiteren begegneten wir Schwarzkehlchen, Grauammern, einer Blauelster, Zistensängern, Amseln, Distelfinken, einer riesigen Anzahl Hausspatzen und hörten auch mehrmals den Kuckuck rufen. Zudem entdeckten wir auf dem Weg eine tote Blindschleiche und einen überfahrenen Fuchs. Wir wanderten durch Wiesen, wo gerade geheut wurde, durch Getreidefelder, die bereits abgeerntet waren oder gerade gemäht wurden, durch Korkeichenwälder mit vielen toten und absterbenden Bäumen, durch Eukaliptus- und wenige Kiefernwälder. Zwei stehende Gewässer trafen wir an, den Stausee de Campilhas und einen Weiher mit vielen Wasserfröschen, die beim Näherkommen – plitsch – ins Wasser sprangen. Es ging hinauf, dann wieder hinunter, und das wiederholte sich. Menschen, insbesondere Wanderer, trafen wir wenige. Mit einem schwedischen Ehepaar, das in umgekehrter Richtung unterwegs war, redeten wir etwas länger. Zudem stieg die Temperatur von Hügel zu Hügel. Einigen Pflanzen, die wir auf dem Fischerpfad beobachteten, kamen auch hier wieder vor. Jedenfalls hatten wir immer wieder etwas zu beobachten und schätzten es sehr, als nach rund 14 km ein angeschriebenes Haus auftauchte und wir uns da mit Wasser, Espresso und einer Glace auf einem Stuhl etwas ausruhen konnten.
Um ca. 15 Uhr kamen wir an unserem Ziel an, in Vale Seco. Da bestaunten wir noch eine riesige Beige Korkeichenrinde. Leider war niemand da, der uns erklären konnte, was mit diesen Korkstücken passiert. Im Café warteten wir auf unseren Chauffeur, der dann eine junge Frau war, die perfekt Deutsch sprach. Sie wuchs als Tochter eines Deutschen und einer Portugiesin hier auf und arbeitet in einer Tourismusagentur.
Morgen steht uns die letzte Etappe unsere Wanderreise bevor.
Zum Nachtessen gibt es da noch etwas zu erzählen. Wir gehen auf Rat des Receptionistin unserer Unterkunt in ein Restaurant mit regionalem Angebot. Das Lokal ist mit nur wenigen Tischen ausgestattet, gedeckt mit umgekehrten Tellern, je einem Kelchglas mit eingesteckter Serviette, Gabel und Messer. Kaum sitzen wir, bekommen wir schon einen Korb mit halbierten Brotscheiben, auf einem Teller ein in Scheiben geschnittenes Käslein, auf einem zweiten Teller ein Döslein mit Sardinenpaste und eines mit gesalzener Butter. Bedient werden wir von einer umtriebigen, älteren, kleinen Frau mit einer Mütze, die die Haare vollständig abdeckt. Von unserem Tisch aus haben wir freie Sicht in die Küche. Dort erscheinen nun noch zwei weitere Frauen und beginnen zu wirken. Unterdessen hat sich das Lokal bis auf zwei Tische gefüllt. Mit der Menü-Karte kommt nun die erstgenannte Frau bei jedem Tisch vorbei, fragt nach den Wünschen der Gäste und gibt Ratschläge. Margrit bekommt viele mitleidige Blicke und Bemerkungen, als sie nur einen gemischten Salat bestellt. Mir rät sie, weil ich Fisch essen möchte, zu Filets. Dazu gibt es ein „Halbeli“ Weisswein und ein Flasche Mineral nature. Nachdem alle Gäste bestellt haben, übernimmt unsere Serviererin das Szepter in der Küche, die drei Frauen sind im Element, wir geniessen unsere Appetit-Häppchen, und schon bald werden die ersten Speisen aufgetragen. Zuerst bekommt Margrit ihren Salat, bestehend aus Lattich, Tomaten und Zwiebeln mit denselben Mitleidsbezeugungen wie beim Bestellen, dann wird mir eine Platte mit vier panierten Fischfilets aufgetragen, danach folgt eine Platte Reis mit Kräutern und etwas später folgt noch eine Platte mit Pommes Frites. Wir essen und trinken, geniessen diese einfache, aber schmackhafte Mahlzeit und werden noch gefragt, ob wir genug bekommen hätten. Offenbar wäre noch ein Nachservice geplant. Für mich bestelle ich darauf noch eine Espresso. Als wir danach die Rechnung bestellen, da staunen wir nur noch: 16 Euro kostet uns dieses Vergnügen.
Den Gute-Nacht-Drink und das Dessert nehmen wir in einer Pasteleria, wo gerade das Fussballmatch Sporting Lissabon gegen Porto im Fernseher übertragen wir. Es handelt sich nach unserer Meinung um den Cupfinal. Und da können wir beobachten, was wirkliches «Fanen» ist. Der Final wird mit Penalty-Schiessen entschieden. Bei jedem Goal für Sporting liegen sich die Fans, mehr junge Männer, weniger Frauen, mit ohrenbetäubendem Geschrei in den Armen, bei Gegentoren bleiben sie ruhig. Schliesslich siegt Lissabon, die Fans verschwinden nach lautstarkem Beifall sehr schnell. Und dann hören wir sie, wie sie mit ihren Autos mit aufheulenden Motoren und vielstimmigem Hörnerklang durch die Strassen Cercals brausen.

Sonntag, 26. März: Vale Seco – Santiago do Cacem
Heute steht uns der letzte Wandertag bevor. Das Morgenessen ist wieder im Café. Anschliessend packen wir unsere Sachen und machen uns bereit für die letzte Etappe der Rota Vicentina. In der Hotellounge erwarten wir unsere Chauffeuse nach Vale Seco. Pünktlich ist sie da. Aber es ist nicht mehr die von gestern. Zügig fährt sie uns an unseren Ausgangsort. Im dortigen Café kaufen wir noch eine Flasche Wasser, platzieren sie in meinem Rucksack, setzen unsere Sonnenbrillen und die Hüte auf. Und los geht’s. Nach wenigen Metern macht sich schon das erste Schwarzkehlchen bemerkbar und setzt sich in gutem Licht auf einen Ast. Im nächsten Dickicht lässt eine Nachtigall ihren Gesang erklingen. In gutem Tempo marschieren wir Richtung Endziel. Vor allem Korkeichenwälder, hie und da eine Weide, Brach- und Ackerflächen, Heuwiesen und Eukaliptusplantagen säumen den Weg. Ein längeres Wegstück gehen wir durch ein Tal, an dessen Hängen recht bizarre Korkeichen wachsen. Es wird heiss, und unser Wasservorrat schwindet. Die ersten Wanderer von Santiago do Cacem her begegnen uns. Zum Picknicken machen wir bei einem verlassenen Bauernhof Halt. Irgendwann kommen wir zu den Ruinen eines verfallenen Klosters aus dem 14. Jahrhundert. Nahe dabei hören wir Glöckchen und fühlen uns auf eine unserer Alpweiden versetzt. Da sind wirklich ganz spezielle Ziegen in einem fürchterlich unordentliche Gehege eingesperrt, und keine Menschenseele ist sichtbar.


Unser Marsch geht weiter, immer in der Hoffnung, die im Wanderbeschrieb prophezeiten Schlangen-, Bussard- und Zwergadler am Himmel zu sehen. Aber diesen Gefallen machen sie uns nicht.
Keiner von ihnen lässt sich blicken. In der brütenden Hitze machen sich auch die Singvögel nicht gross bemerkbar.
Endlich sehen wir in der Ferne die Kirche und die Burg von Santiago. Wir haben mit rund 250 Meter über Meer den höchsten Punkt unserer Route erreicht. Eine prächtige Rundsxicht eröffnet sich uns. Leider ist heute die Luft etwas feucht, so dass die weit entfernten Orte nicht mehr so klar sichtbar sind.
Nun beginnt der lange Anmarsch zum Burg- und Kirchenhügel von Santiago. Wir sind jetzt auf einer guten Höhe, aber zwischen uns und dem Ziel liegen weitere Hügel und Täler. Dazu steigt jetzt dank der intensiven Sonneneistrahlung die Temperatur. Und das Ziel liegt doch vermeintlich so nah. Und trotzdem dauert es dann noch mehr als eine Stunde, bis wir es erreichen. Abstiege und erneute Aufstiege machen uns das Wandern in der Hitze schwer. Aber der letzte Aufstieg verläuft dann weitgehend im Schatten. Allerdings müssen wir mitten durch die Teilnehmer einer Familienfeier gehen, wo kühle Getränke und leckere Speisen auf Festtischen aufgestellt sind. Aber endlich sind wir nach einem steilen Treppenaufstieg bei der Kirche. Diese ist geschlossen. Nur gerade zwei Katzen streunen hier herum. Nach einiger Zeit gesellt sich noch ein Ehepaar dazu, Nichtwanderer, und mit dem kommen wir ins Gespräch. Die beiden sind Portugiesen aus der Umgebung von Porto und machen einen Sonntagsausflug. Die Frau arbeitet in der Nähe, spricht gut Deutsch und möchte von uns wissen, wie wir Portugal erleben. Ihr Mann ist arbeitslos. Sie sind beide froh, dass Portugal die ökonomisch Krise in Griff bekommen hat und dass die Bevölkerung dabei ruhig geblieben ist.
Danach machen wir uns auf, unsere heutige Unterkunft zu suchen. Die Mithilfe einiger einheimischer Passanten führt uns zum richtigen Ort.
Nach der Dusche geht’s auf zum Nachtanken der auf der Wanderung verlorenen Flüssigkeit in einem nahen Strassencafé, wo viel Betrieb ist, und wir von jungen Portugiesen noch einiges mitbekommen über portugiesische Gepflogenheiten.
Danach besorgen wir uns die Tickets für die morgige Busfahrt nach Lissabon, denn die Busstation befindet sich gerade in der Nähe. Zum Nachtessen besuchen wir dasselbe Restaurant und essen… natürlich Fisch.

Montag, 27. Mai: Busfahrt nach Lissabon, erste Eindrücke
Mit einiger Verspätung fährt unser Bus. Die Fahrt zeigt uns eindrücklich, dass die Gegend zwischen Cercal und Lissabon sehr trocken ist. Aber viele Flüsse aus dem höher gelegenen Landesinnern fliessen zum Atlantik und bringen etwas Wasser her. Der Boden scheint sehr sandig zu sein. Trotzdem wachsen an vielen Orten Korkeichen und Eukaliptusbäume. Wo bewässert werden kann, beobachten wir auch Acker- und Gemüsebau. Jedoch sind einige Gewächshäuser ausser Betrieb, die Plastikfolien sind zerrissen und die Gestänge zerstört.


Kurz nach Mittag sind wir in Lissabon, und per Taxi gelangen wir zum Hotel, wo wir sehr freundlich empfangen und zu unserem Zimmer geführt werden. Der Receptionist warnt uns vor Taschendieben, stellt uns einen Stadtplan zur Verfügung und zeigt uns darauf, wo und wie wir am besten unsere Ziele, die Margrit ihm nennt, erreichen. Nachdem wir uns im Zimmer eingerichtet haben, machen wir uns zu Fuss auf den Weg Richtung Rossio und auf den Hügel mit dem Castelo de Sao Jorge. Unterwegs genehmigen wir uns aber noch ein Bierchen, ein Glas Weisswein und etwas zwischen die Zähne. Nach dem recht anstrengenden Aufstieg geniessen wir dort oben die Aussicht, den Schatten der Bäume und den kühlenden Wind. Und zudem schiessen wir einige Fotos mit der Kamera und den Handys. Danach steigen wir zur Praça do Comércio hinunter und bewundern die Ausdehnung dieses Platzes sowie die Gebäude auf den bebauten drei Seiten, insbesondere den Arco da Rua Augusta. Ebenso erregt die Reiterfigur, Dom José I., in der Mitte des Platzes unsere Aufmerksamkeit. Auf dem Platz und auf dem Gelände zum Tejo hin wimmelt es nur so von Leuten aus allen möglichen Nationen.
Auf verschlungenen Wegen schlendern wir zurück zu unserem Hotel im Bairro Alto. Hier angekommen reden wir noch etwas mit der Receptionistin, die sehr gut deutsch spricht und aus Russland stammt. Sie fragen wir wegen unseres Nachtessens und erhalten von ihr einen Tipp, mit dem Hinweis, zwei Angestellten einen Gruss von ihr auszurichten.
Nach einer Ruhepause begeben wir uns ins empfohlene Lokal, bestellen unser Menü: Thunfisch, Salat und Roséwein. Als wir dann dem einen Angestellten die Grüsse überbringen können, ist der überglücklich und freut sich sehr. Nach einem Barbesuch kehren wir ins Hotel zurück, wo allerdings bereits wieder eine andere Person an der Reception ist. Nun ist Schlafen angesagt.

Dienstag, 28. Mai: Lissabon
Nachdem wir uns für den heutigen Tag fit gemacht haben, starten wir unsere Tour. In der Reception holen wir uns noch ein paar Anregungen. Zu Fuss gehen wir hinunter zur Metrostation Cais do Sodré, wo wir zuerst in einem Café ein kleines Frühstück einnehmen und uns 24 h-Karten für die öffentlichen Verkehrsmittel kaufen.


Mit dem Tram Nr. 2, ein richtig antikes Gefährt mit hölzernen Wänden, Bänken und Stangen zum Festhalten fahren wir nach Belém. Eine gewaltige Menschenmenge ist hier unterwegs, richtiggehend Overtourism. Auf einen Besuch des Jeronimos-Klosters verzichten wir, die Schlange der anstehenden Menschen ist immens. Auch von aussen ist der Bau eindrücklich, besticht er doch durch seine Ausdehnung, die weissen Kalksteine und durch die reichen Verzierungen. Gemütlich spazieren wir zum Denkmal der Entdecker, schauen uns dieses Monument genauer an, speziell auch die riesige Mosaikwindrose auf dem Vorplatz und gehen dann weiter zum Turm von Belem, dem Eingang zum Hafen. Auf dem Rückweg entschliessen wir uns, mit dem Lift auf das Dach des Entdeckerdenkmals zu fahren, um von dort den Ausblick auf die Umgebung zu geniessen. Das lohnt sich wirklich. Vor allem sieht man von hier oben die Windrose sehr gut. Danach spazieren wir durch die Praça do Império und lassen uns vom Springbrunnen beeindrucken.
Mit einem Bus fahren wir ein Stück weit Richtung Stadtzentrum und suchen den Weg zur Estrela-Kirche. Unterwegs kaufen wir uns in einem Mini Mercado, von denen es hier sehr viele gibt, ein paar Früchte und zwei Flaschen Wasser, um im Park bei der Kirche zu picknicken. In einem Café nebenan geniessen wir eine Bica (ein Espresso) und ein Pastéis de Belem (ein Vanilletörtchen). Danach besichtigen wir die Kirche.
Mit einem nächsten Tram fahren wir zur Praça da Figueira, um noch einmal durch den Augusta-Bogen auf den riesigen Comércio-Platz und an den Tejo zu gelangen. Allerdings lassen wir uns auf dem Weg dazu zu einer Sangria verführen. Und weil es so schattig ist, ein kühler Wind weht und ein paar Strassenhändler und -künstler etwas darbieten, bleiben wir etwas länger sitzen.
Danach geht es zu Fuss weiter. Wir gelangen zur Standseilbahn bei Cais de Sodré und fahren damit hoch zum Bairro Alto, wo wir schon sehr nahe bei unserem Hotel sind. Und da ruhen wir uns etwas aus, bevor es dann zum Nachtessen geht.


Mittwoch, 29. Mai: Lissabon, Heimreise
Leider ist heute der letzte Tag unserer Portugalreise angebrochen. Da wir erst gegen Abend fliegen, können wir das Gepäck im Hotel zurücklassen. Wir nutzen noch unsere 24 h-Karte für den öV und fahren mit der Standseilbahn hinunter nach Cais de Sodrè. Mit der Metro, wo ein riesiges Gedränge herrscht, geht die Fahrt weiter mit Umsteigen nach der Praça Marquès de Pombal. Ab hier spazieren wir en Parque Eduardo VII hoch. Hier werden Vorbereitungen getroffen für das grosse Buchfest, das nächstens stattfinden wird. Mit grossem Aufwand stellen Verlage und Gesellschaften Pavillons und noch geschlossene Essbuden auf, legen Teppiche aus und schaffen Sitzgelegenheiten. Vom oberen Ende des Parkes haben wir eine wunderbare Aussicht auf die Stadt.


Auf dem Rückweg zum Pombal-Platz frühstücken wir in einem einfachen Café. Es gibt Kaffee, frisch gepresster Orangensaft und ein Küchlein.
Auf der Avenida da Liberdade spazieren wir gemütlich zur Estaçao do Rossio und betrachten die Gebäude, schauen in die Seitengassen hinein und stossen per Zufall auf den Ascensor da Gloria, die Standseilbahn, an der das Hotel Suiço Atlantico steht, wo wir bei unserem letzten Aufenthalt in Lissabon im Oktober 1996 nächtigten. Ein weiteres Gebäude, das unsere Beachtung findet, ist der Bahnhof Rossio. Auf der Rua Augusta, die zum gleichnamigen Triumphbogen und auf die Praça do Comércio führt und Fussgängerzone ist, genehmigen wir uns eine Spezialität, ein warmes Gebäck mit Bacalhau und Käse drin und dazu ein Gläschen Porto. Zum Abschluss unserer Portugalreise geniessen wir nochmals den Blick hinaus auf den Tejo.
Auf dem Rückweg zum Hotel machen wir einen Halt im Mercado da Ribeira. Hier finden wir ein reiches Sortiment an frischen Lebensmitteln vor. Für mich ist es immer wieder faszinierend, was an Fischen und anderem Meeresgetier zum Essen zum Verkauf steht. Im «Time Out»-Bereich dieser Markthalle befinden sich verschiedene Essensstände, wo Gerichte aus aller Welt und die Getränke dazu angeboten werden. Da legen wir unseren letzten Halt ein und geniessen noch eine feine Sangria und etwas Kleines zu essen. Danach steigen wir zu unserem Hotel im Bairro Alto hinauf, wo unser Gepäck wartet. Per Taxi lassen wir uns zum Airport bringen.
Der Flug zurück verläuft unspektakulär. Unsere Reise endet um halb elf, als wir mit dem Zug unseren Wohnort erreichen.

Rundreise durch SW-Afrika (Namibia, Simbabwe, Botswana)

17. Oktober – 13. November 2017

Dienstag, 17. Oktober 2017: Flug nach Johannesburg

Um 22.45 geht unser Flug ab Zürich Richtung Johannesburg. Mit uns reisen Beat und Doris, Margrits Bruder und seine Frau. Wir treffen uns um viertel vor neun beim Checkin 1. Doris hat uns per Internet eingecheckt. So heisst es nur noch das Gepäck abgeben, alle Kontrollen über sich ergehen zu lassen und das richtige Gate aufzusuchen. Ziemlich pünktlich startet unsere Maschine.

Mittwoch, 18. Oktober 2017: Ankunft in Windhoek
Unterdessen sind wir nach einem ruhigen Nachtflug in Johannesburg gelandet und warten auf den Anschlussflug nach Windhoek. Ausser den Souvenirläden im Transferbereich erinnert wenig an Afrika. Die Zeit vergeht schnell und unser Flieger startet termingerecht. So landen wir um ca. 14 Uhr in Windhoek. Die Einreiseformalitäten nehmen recht Zeit in Anspruch, da sich vor den Einreisedesks lange Schlangen bilden. Wir wählen nach längerem Warten das Desk für Diplomaten, da dort die Schlange am kürzesten ist. 

Draussen werden wir von einem Taxichauffeur erwartet, der uns zum  Tamboti Guesthouse führt, das wir weit im Voraus schon gebucht haben. Wir beziehen unsere Zimmer und erholen uns etwas von den Strapazen. Anschliessend lassen wir uns per Taxi nach Kleiwindhoek fahren, essen dort etwas und kehren schon bald in unser Guesthaus zurück, wo wir schon bald einmal das Bett aufsuchen. Reisen macht müde! 

Donnerstag, 19. Oktober 2017: Ein Tag in Windhoek

Der heutige Tag dient dazu, uns mit Windhoek bekannt zu machen. So machen wir uns nach einem üppigen Frühstück auf den Weg. Nachdem Margrit von unserem Gastgeber ausdrücklich vor Taschendieben gewarnt wurde, verzichten wir auf die Mitnahme von Kameras, Rucksäcken und Handtaschen.
Unser erster Besuch gilt dem Office des Autovermieters, wo wir noch ein paar Details zur morgigen Übernahme unseres Mietwagens klären. Darauf begeben wir uns zu Fuss zum Indpendence-Monument. Da die Sonne heiss auf uns niederbrennt, beschliessen wie, als erstes mit dem Lift zum vierten Stock zu fahren und im dortigen Restaurant etwas zu trinken. Wunderschöne Terrassen laden zur Bewunderung der Aussicht ein. Wir geniessen den Blick auf die Stadt und ihre Umgebung: eindrücklich, wie hier Alt und Neu, Arm und Reich aufeinandertreffen. Moderne Hochhäuser und ältere, nledrige Gebäude stehen nah beieinander.
Das Museum zeigt mit eindrücklichen Bildern die qualvolle Geschichte des Staates Namibia, auf unglaubliche und unmenschliche Weise entstand aus einem recht unwirtlichen Gebiet eine moderne Demokratie nach europäischen Vostellungen, allerdings mit vielen, vielen Fragezeichen.
Die nächste Sehenswürdigkeit ist die Christuskirche. Eine Längswand enthält die Namen der in der Kolonialzeit gefallenen Deutschen, und zudem werden die Besucher gefragt, ob es richtig sei, dass diese Namen dort stehen – eine heikle Frage.
Wir besuchen noch das Parlamentsgebäude, den sogenannten Tintenpalast, den Parlamentspark mit wunderschönen Pflanzen und zahlreichen farbenprächtigen, aber sehr scheuen Geckos und Echsen, und ein Einkaufszentrum, wo wir uns mit wichtigen Utensilien für die morgen beginnende Safari (Kühlbox, Kühlelemente, Haushaltpapier u.a.) eindecken.
Bevor wir die Rückkehr zu unserem Guesthouse antreten, ist noch der Besuch des Bahnhofs angesagt. Es ist sozusagen ein historisches Gebäude mit allem, was zu einem Bahnhof gehört, aber Der nächste Zug fährt nach Angabe des dortigen Ausehers erst morgen wieder, und der nächste Desert-Express erst am Dienstag.

Freitag, 20. Oktober 2017: Fahrt von Windhoek nach Waterberg


Heute geht’s erst richtig los. Nach der Übernahme unseres Mietwagens, ein Ford Ranger, und nach dem Packen fahren wir los. Beat fährt, natürlich links, und da passiert es immer wieder, dass anstelle des Blinkers die Scheibenwischer den Betrieb aufnehmen. Aber sonst geht alles wie am Schnürchen, und so erreichen wir rassig den Stadtrand.
Auf der B2 fahren wir nun Richtung Norden. Der Verkehr ist mässig, so dass so wir schnell vorankommen. In Oahandja machen wir einen Zwischenhalt, denn es ist heiss und der Durst gross. Im gegenüberliegenden Holzschnitzermakt wollen wir uns etwas umsehen, aber die Verkäufer sind so aufdringlich, dass die Lust uns schnell vergeht. Die ausgestellten Stücke sind zum Teil sehr schön, aber wir haben zurzeit anderes vor. In einem nahegelegenen Selbstbedienungsgeschäft kaufen wir Wasser, grosse Platiksäcke und ein paar Früchte für die Weiterreise ein.
Bei einer weiteren Pause auf einem Rastplatz begegnen uns die ersten «Wildtiere», ein paar Rotschnabeltokos, denen wir unsere Beachtung schenken.
Einige Kilometer vor Otjiwarongo biegen wir rechts ab und gelangen nach mehreren weiteren Wildbeobachtungen zu unserer Lodge am Waterberg. Der Empfang ist nicht gerade motivierend, wir sind aber nach dem Bezug unserer Unterkunft und erst recht nach unserem anstrengenden Aufstieg zum Felsrand der Waterberghochebene begeistert. Wir werden mit einer spektakulären Aussicht auf die rund 200 Meter tiefer liegende Ebene belohnt. Beim Abstieg begegnen wir noch einigen Kleinantilopen, Papageien, einem Specht und anderen Vögeln.
Das Nachtessen, u.a. Oryxantilopensteaks, nehmen wir im Restaurant der Lodge ein.

Samstag, 21. 0ktober 2017: Erster Safari-Ausflug auf den Waterberg


Heute stehen wir früh auf. Um zehn vor sechs müssen wir vor der Rezeption sein für eine Gruppensafari auf die Hochebene des Waterbergs. Zusammen mit sechs anderen Leuten besteigen wir ein typisches Safarifahrzeug mit nach hinten höher gelegten Sitzen, offener Ladefläche und einem Dach. Wir besteigen die Sitze, nachdem unser Driver uns ein paar Anweisungen gegeben hat, und los geht die Fahrt. Zügig gelangen wir an die Eingangspforte des Naturparks, wobei wir bereits vor der Ankunft ein paar Impalas, verschiedene Hühner und Paviane beobachten konnten.
Nach Erledigung der administrativen Pflichten können wir weiterfahren. Eine recht steile Betonpiste führt hinauf aufs Hochplateau. Hier steigen wir aus und geniessen wie schon gestern den Ausblick. Ab nun führt unsere Rundfahrt über lauter Sandpisten. Gekonnt fährt der Driver durch den instabilen Untergrund, achtet bei Felspartien darauf, dass wir nicht allzu stark durchgeschüttelt werden und hält an, sobald er sehenswürdige Tiere erkennt. So wächst unser Palmares langsam an: Kudu, Pferdeantilope, Giraffe, Warzenschein u.a. tauchen auf, links und rechts der Strasse auf. Zudem führt er uns zu einem grosszügig angelegten Hide bei einer Wasserstelle, wo zuerst eine Herde Kaffernbüffel ihre Bedürfnisse befriedigen, dann kommen drei Pferdeantilopen dazu, was die Büffel zum Verlassen der Wasserstelle bewegt. Nachdem diese ihren Wasserbedarf gedeckt haben, kommen wieder andere Büffel daher getrottet. Da gibt es zwischendurch auch mal ein Gerangel, und einige ganz wenige Büffel legen sich sogar ins Wasser, um sich abzukühlen, obschon die Lufttemperatur vor allem wegen des Windes für uns nicht besonders angenehm ist. Wir kriegen unterdessen unser Morgenessen, das der Driver im Fahrzeug mitgeführt hat.
Danach geht die Fahrt weiter. Die Vegetation ist hier recht dicht, da offenbar genügend Wasser vorhanden ist.
In einem zweiten Hide können wir nochmals Büffel, Kudus, eine Giraffe, ein Warzenschwein und verschiedene Vögel und Hühner beobachten.
Danach bringt uns der Fahrer zurück, wo wir auf eigene Faust den deutschen Gefallenenfriedhof von 1904 besuchen. Beim Aufstieg zu unserem Bungalow begegnen wir nochmal einigen Vögeln und wieder einer ganz kleinen Gazellenart.
Unterdessen ist es recht heiss geworden. So beschliessen wir, bei unserem „Heim“ zu bleiben, uns hier im Schatten zu erholen, und dabei die Tiere in unserer Umgebung zu beobachten. Und so kommen die Paviane zu Besuch, eine Kleingazelle, der Rotschulterglanzstar, der Graulärmvogel, eine Kleiberart, ein Grauschnabeltoko u.a. Langweilig wird es uns nicht. Und dieser Bericht wird auch in dieser Zeit geschrieben. Da aber das WLAN fehlt, kann er nicht auf die Website hinaufgeladen werden.
Das Nachtessen geniessen wir im Camp, wo ein Restaurant gute Speisen serviert.

Sonntag, 22. Oktober 2017: Fahrt nach Khorixas
Heute ist Reisetag. Unser Ziel ist die Aabadi Mountain Lodge in der Nähe von Twyfefontein.
Wir packen unsere Sachen vor dem Morgenessen, packen unsere Koffer wegen des zu erwartenden Staubes in grosse Plastiksäcke, die wir gestern gekauft haben, und beladen unser Auto. So können wir direkt nach dem Frühstück losfahren. Beat fährt zurück auf die B1 und von dort weiter Richtung Norden. Ohne Zwischenhalt ausser wenn sich Wildtiere am Strassenrand zeigen, erreichen wir Otjiwarango und schon bald etwas weiter nordwestlich Outjo. Ab nun ist Staubstrecke angesagt. Wir fahren auf der C39 Richtung Khorixas.
Da wir gut vorwärtskommen, beschliessen wir, der Fingerklippe, auch etwa der Finger Gottes genannt, einen Besuch abzustatten. Wir zweigen dazu nach links auf die D2743 ein und sehen schon bald einmal dieses Naturdenkmal von weitem. Am Eingangstor bezahlen wir den Eintrittspreis und fahren zum nächsten Parkplatz. Der Aufstieg zum Fuss des Felsens ist wegen der grossen Hitze recht anstrengend, aber die Sicht von dort aus unwiederbringlich. So geniessen wir sowohl Ansicht wie Aussicht ganz intensiv, bestaunen die trockene und dennoch sehr abwechslungsreiche Gegend.
Nach dem Naturerlebnis statten wir der gleichnamigen Lodge noch einen Besuch ab, geniessen dort ein kühles Getränk. Da hier free WiFi angeboten wird, werden noch entsprechende Grussbotschaften und Fotos empfangen und abgeschickt.
Nachher fahren wir weiter auf der D2743, die gemäss Karte im grossen Bogen kurz vor Khorixas wieder in die C39 mündet. Aber wir verpassen die richtige Abzweigung und landen im Ghetto. Allerdings ist das eine sehr spannende Angelegenheit, da wir riesigen Kotballen an und auf der Strasse begegnen, die wir Elefanten oder Nashörnern zuschreiben. Damit ist Beats Jagdinstinkt geweckt. Allerdings will er nur Fotos schiessen und keine Kugeln. Jedenfalls gehen wir der Sache nach, leider ohne Erfolg. Als dann endlich eine Strassenabzweigung kommt, die eine Bezeichnung trägt, die weit entfernt von der ist, die wir erreichen müssten, kehren wir um, intensivieren aber unsere Suche nach Grosswild nochmals, ohne Erfolg.
So kommen wir dann doch noch nach Khorixas, wo wir tanken können, aber kein Bargeld kriegen, da der einzige Bancomat ausser Betrieb ist. Auch sonst sind wir alle von diesem Städtchen enttäuscht, weil alles so trostlos aussieht.
Wir fahren weiter. Obschon eigentlich unser Ziel, die Aabadi Lodge nahe sein sollte, zieht sich unsere Fahrt in die Länge.
Als wir sie dann endlich erreichen, ist der erste Eindruck sehr zwiespältig. Die zugewiesenen Zelte weisen verschiedene Mängel auf. Nach einer Intervention beim Chef der Lodge bekommen wir dann bessere Zelte.
Nun richten wir uns ein, erkunden noch etwas die Gegend, übrigens traumhaft, geniessen einen Amarula als Aperitif und anschliessend ein einfaches, aber schmackhaftes Nachtessen.
Den Amarulagenuss wiederholen wir nach dem Essen, dann sind wir reif fürs Bett.
Allerdings werde ich um zehn wieder geweckt. Margrit hört immer wieder ein Rascheln und Trippeln im Zelt. So zünde ich die Taschenlampe an: Da macht sich doch ein kleines, herziges Mäuslein an unserer Schokolade, die für unsere Gastgeber gedacht ist, zu schaffen. Es muss mehrmals vertrieben werden, obschon ich die Schokoladen bereits unerreichbar versorgt habe.
Aber danach finden wir beide den Schlaf. Es ist so ruhig hier, so ungewohnt.

Montag, 23. Oktober 2017: Twyfelfontein, Orgelpfeifen, Verbrannter Berg und Versteinerter Wald


Heute besuchen wir verschiedene Sehenswürdigkeiten in der Umgebung unserer Lodge.
In Twyfelfontein lassen wir uns von einer charmanten Damara-Dame durch den Park führen, der ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wurde. Sie erklärt uns in sehr gepflegtem Englisch die einzelnen Gravuren, die zwischen 2000 und 6000 Jahre alt sind und von den Buschmännern stammen. Es ist erstaunlich, was diese Leute damals fertigbrachten. Speziell waren dann noch die Erklärungen zur Damara-Sprache, die vier verschiedene Arten von Klicklauten hat, die jeweils die Bedeutung eines Wortes bestimmen.
Die nächsten beiden Sehenswürdigkeiten sind die Orgelpfeifen und der verbrannte Berg. Beides sind Spielereien der Natur. Dass sich Gestein in fast exakt geometrischen Prismen anordnet und bricht, ist ja wirklich speziell, und dass ein ganzer Berg aussieht, als sei er eine gewaltige Brandruine, macht ebenfalls Eindruck.
Anschliessend fahren wir noch zum versteinerten Wald. Hier liegen Steine herum, die wie Holzstücke aussehen. Barnabas, unser Guide, führt uns zu ganzen Baumstämmen aus Stein. Aus sieben verschiedenen Mineralien bestehen diese Überbleibsel eines vor 280 Millionen Jahren überfluteten Waldstücks. Ausdrücklich macht er uns darauf aufmerksam, dass hier nichts ausgegraben wurde und wird, sondern dass diese Zeugen früherer Zeiten durch die Erosion frei gespült wurden und immer noch werden.
Als wir dann beim Eingang noch ein kühles Getränk geniessen, werden wir Zeuge eines heftigen Wortstreits zwischen den Angestellten und konzentrieren uns speziell darauf, die Klicklaute der Damarasprache mitzuhören. Und wirklich, sie werden nahtlos in den Ablauf der Rede eingefügt.
Eine warme Dusche in unserem Freiluftbadezimmer und das anschliessende Nachtessen schliessen diesen Tag ab.

Dienstag, 24. Oktober 2017: Fahrt nach Omuthiya durch den Etosha-Park


Wir stehen früh auf, um heute unsere längste Etappe in Angriff zu nehmen. Der Tag beginnt mit weniger angenehmen Überraschungen. Es gibt kein Wasser. Nach dem Packen und Morgenessen müssen wir erfahren, dass hier nicht mit Karte bezahlt werden kann. Wir kratzen alle unsere Reserven zusammen und bezahlen rund die Hälfte der anstehenden Kosten in bar, den Rest müssen wir dann per Bank überweisen.
Der Start unserer Fahrt verläuft dann problemlos und wir erreichen sogar etwas früher als geplant Outjo. Dort suchen wir die Standard Bank auf, um zuerst unsere Schulden zu begleichen. Wir müssen aber zuerst Bargeld vom Bancomaten beziehen, was zweimal gelingt, beim dritten Versuch ist offenbar der Notenvorrat aufgebraucht. Aber mit dem herausgelassenen Geld können wir unsere Schulden begleichen, was dann problemlos funktioniert. Um unsere Bargeldreserven etwas aufzustocken, müssen wir noch eine andere Bank suchen und finden sie nach einigem Nachfragen. Anschliessend kaufen wir noch ein paar Esswaren und natürlich Wasser, ein wichtiges Gut fürs Reisen in Namibia.
Mit einiger Verspätung auf unser Programm fahren wir weg und erreichen ca. um ein Uhr das Anderson Gate, den Eingang zum Etosha- Park. Hier beginnt nun ein Highlight unserer Reise. Schon bald begegnen wir nämlich den ersten Elefanten. Majestätisch nähern sich uns zwei Prachtsexemplare, die Fotoapparate und Handys laufen heiss. Zebras, Springböcke, Gnus, Impalas, Giraffen, Strausse folgen in grosser Zahl. Weitere Höhepunkte sind dann das Nashorn und eine Löwenfamilie, die sich gerade zum Wasserloch begeben, um sich dort zu laben. Zwei Schakale queren unsern Weg. Zudem tauchen immer wieder Vögel auf, die wir teilweise bestimmen können, so z.B. Nilgänse, Sekretär, Riesentrappe, Helmperlhuhn, Rotschopftrappe, Schildrabe, Rotschnabeltoko usw.
Wir müssen Beat immer wieder darauf aufmerksam machen, dass wir um sechs den Park verlassen müssen und dass wir eigentlich bei Tageslicht noch in Omuthiya eintreffen möchten.
Wir schaffen das und langen beim Eindunkeln bei unserem Hotel in Omuthiya an. Unser Gepäck ist staubig geworden auf der heutigen Fahrt, aber wir sind mit dem Ergebnis unseres ersten Aufenthalts im Etoshapark sehr zufrieden. Gespannt erwarten wir die morgigen Erlebnisse.

Mittwoch, 25. Oktober 2017: Etosha-Park
Heute fahren wir von Norden durch das King Nehale-Gate in den Etosha-Park. Die Bilder sprechen für sich:

 

Donnerstag, 26. Oktober 2017: Fahrt von Omuthiya nach Rundu


Heute fahren wir nach Rundu, ganz im Norden, an der namibisch-angolanischen Grenze, am Ufer des Okawango.
Die Fahrt führt zuerst ein Stück retour entlang der B1. Kurz nach Oshivelo zweigen wir auf die D3100 nach Osten ab. Rund 100 km folgen wir dieser Naturstrasse, bis sie auf die B 8 nach Rundu trifft. Von da an geht es Richtung Nordosten auf Asphalt weiter.
Hier fällt auf, wie viele Kinder in Namibia leben. Wir fahren gerade zu der Zeit durch, nachdem die Schulen aus haben. Gruppen von Kindern in verschiedenfarbeigen Schuluniformen, immer sehr sauber gekleidet, strömen nach Hause. Die Schulen sind eingefriedet, bestehen aus langgezogenen, gleichartigen, niedrigen Gebäuden mit Sportplätzen davor. Und wir machen uns Gedanken, was für Chancen diese Massen von Kindern für ihre Zukunft haben. Wie werden sie mal durchs Leben gehen, wenn heutzutage in Namibia gemäss Reiseführer eine 80%-ige Arbeitslosigkeit herrscht. Und dazu stellen wir fest, wieviel Abfall, Flaschen, Scherben, Aludosen, Plastiksäcke und anderes am Strassenrand herumliegen und zum Teil vom Wind vertragen werden.
Ich lasse Beat an einer Stelle, wo meiner Meinung nach Orangen zum Verkauf angeboten werden, anhalten und begebe mich zum Gefäss an der Strasse mit den vermeintlichen Orangen. Etwas weiter hinten steht ein junger Mann auf und kommt mir entgegen, ebenso ein Mädchen. Ich frage ihn, ob es sich wirklich um Orangen handle, weil mir die Früchte doch irgendwie fremd vorkommen. Er bejaht es, und ich nehme eine in die Hand. Die Schale ist aber sehr hart. Ich erkundige mich, wie die Frucht denn geschält werde. Er deutet dem Mädchen, dass es mir zeigen solle, wie ich zum Fruchtfleisch komme. Es packt die von mir gewählte Frucht und schlägt sie mehrmals auf den Strassenrand, worauf sie spaltet. Nun hebt es den kleineren Bruchteil der Schale weg. Im Innern zeigt sich ein graubrauner Inhalt von knolligem Aussehen. Dann zeigt es mir, wie der Inhalt zu geniessen ist. Ich nehme eine der Knollen heraus und schiebe sie in meinen Mund. Der Geschmack sagt mir sehr zu, aber es lässt sich nicht viel Fruchtfleisch ablösen, da der Knollen sehr hart ist. So spucke ich ihn halt wieder aus und versuche den nächsten Knollen. Ich kaufe für drei namibische Dollar drei dieser Früchte, Agumis genannt, gebe dann noch einen drauf und kehre zum Auto zurück. Natürlich möchten meine Begleiterinnen auch probieren, nachdem sie zuerst wegen des etwa abstossenden Aussehens des Fruchtinhalts nichts davon wissen wollen.
Wir finden problemlos unsere gebuchte Lodge, richten uns ein und unternehmen noch einen Spaziergang am Ufer des Okovangos. Da wird Wäsche gewaschen, der Gemüsegarten getränkt und gefischt. Und natürlich können wir auch ein paar Vögel beobachten.
Nach einem ausgezeichneten Nachtessen auf der Terrasse mit allerlei Geräuschen und Tönen von Vögeln, Fröschen und anderen Lebewesen geniessen wir unsere Betten.

Freitag, 27. Oktober 2017: Fahrt von Rundu nach Divundu
Nach dem Morgenessen gehen wir in Rundu tanken, frischen unsere Wasser- und Früchtevorräte auf, kaufen für Beat noch ein Güetzi. Mein Puls wird dadurch noch um einiges erhöht, da Margrit das gemeinsame Portemonnaie vermisst und mich dafür verantwortlich macht. Doch als wir dann alle zum Auto zurückkehren findet sie es glücklicherweise unversehrt in unserem Reiseordner drin. Mir ist wieder wohler!
Die Fahrt geht nun Richtung Osten dem Okovango entlang dem Caprivistreifen entgegen. Die erste Hälfte unserer Tagesetappe fahren wir auf der ungepflästerten Strasse durch viele Einheimischendörfer. Wir begegnen nur gerade zwei oder drei Autos auf diesem rund 100 km langen Abschnitt. Dann wechseln wir auf die Asphaltstrasse, wo es schneller weitergeht. In Divundu verfahren wir uns kurz, da uns die Wegweiser verwirren und ein Polzist noch eine falsche Auskunft gibt. Bei den Popafalls machen wir einen Zwischenhalt und gehen an den Fluss. Da ist nichts Spektakuläres zu sehen.
Nach einem kühlen Drink fahren wir weiter, verfahren uns nochmals und gelangen an die botswanische Grenze. Beat wendet das Auto, und nun finden wir die Lodge problemlos. Thorsten, der Receptionist, empfängt und mit einem Begrüssungsdrink, erklärt uns kurz, was uns dieser Ort zu bieten hat und zeigt uns unsere Unterkünfte, zwei sehr komfortabel ausgerüstete Zelte, das eine sogar mit Terrasse hinaus auf den Fluss, von wo aus wir das Gegenufer beobachten können, und da läuft einiges:
Flusspferde räkeln sich im Wasser und fressen an Land.
Ein Krokodil sonnt sich am Gegenstrand.
Ein Wasserbock und andere Antilopen tauchen auf und gehen wieder.
Eine kleine Büffelherde mit Kalb erscheint und verschwindet wieder.
Seeschwalben landen auf dem Sand und fliegen weiter.
Warzenschweine kommen ans Wasser.
Eine grosse Anzahl Vögel, u.a. Waffenkiebitze, Seidenreiher, Silberreiher, Bienenfresser, ein Storch, fliegen vorbei. Wir haben zu beobachten bis es dunkel wird.
Und nun freuen wir uns aufs Nachtessen.

Samstag, 28. Oktober 2017: In der Mahangu Safari Lodge


Der heutige Tag beginnt mit einem Super-Hit. Das Frühstück wird auf dem River-Boat Letaba 1 serviert. Wir begeben uns um halb acht aufs Schiff. Auf Tischen und Tischchen sind Geschirr und Besteck, Servietten, Butter, Konfitüre, Gewürze u.a. vorbereitet. Hinten ist das Buffet bereitgestellt. Wir ergattern uns die beiden Tischchen im Vorderteil des Schiffs. Eine Viertelstunde später legt es ab. Nun wird gespiesen, getrunken, aber die Hauptsache ist das Beobachten von Tieren. Ein Renner sind die Flusspferde im Wasser. Sie räkeln sich, tauchen auf und ab, schnauben hie und da. Auf einem Baum lauert ein Schreiseeadler auf Beute. Am Strand sonnen sich zwei Krokodile. Am Ufer äugen ein paar Kaffernbüffel misstrauisch hinter den Schilfrohren hervor. Nil- und Sporngänse stehen am Wasser. Auf einem schräg stehenden Schilfrohr sitzt ein Kingfisher. Die Zeit vergeht wie im Flug. Um halb zehn legt das Schiff wieder bei der Lodge an.
Wir beschliessen, unsere Zeit für weiteres Beobachten vom Land aus zu nutzen. Um halb drei haben wir eine Safari auf der Gegenseite des Okavango im Bwabwata Nationalpark gebucht.
Der Himmel hat sich unterdessen sehr stark überzogen. Uns scheint, Regen steht bevor. Entsprechend rüsten wir uns mit Regenschätzen aus und sind gewappnet. Um 14:30 Uhr besteigen wir das Boot, um die andere Seite des Okavango zu erreichen. Da begegnen wir einerseits Nilpferden, die nur gerade ihre Augen, Ohren und Nasen aus dem Wasser strecken, andererseits einer Gruppe von Frauen und Kindern, die am Ufer Wäsche waschen und trocknen. Es weht ein heftiger Wind. Auf der anderen Seite warten zwei Gefährte auf uns. Wir kriegen zu viert eines dieser Safarifahrzeuge mit Fahrer zugeteilt, während sich die übrigen sechs Teilnehmer auf das andere begeben.
Nun geht die Fahrt los. Der Wind wird stärker, die Wolken grauer, die Luft kühler und ferner Donner kündigt ein Gewitter an. Unser Fahrer lässt sich nicht beeindrucken und kurvt mit dem Geländefahrzeug zwischen Bäumen und Sträuchern durch, hält an, wo etwas Sehenswertes ist, und erklärt unermüdlich Zusammenhänge. Wir stossen auf Rotgesicht-Impalas, Kudus, Büffel, Rappenantilope, Geier, Marabus, Sporngänse und vieles mehr. Unterdessen beginnt es auch zu regnen, und wir ziehen unsere Regenschütze an. Der Regen wird heftiger, ebenso die Windböen, der Dunst vermindert die Sicht dramatisch, helle Blitze zucken über die Wolken und drohendes Donnergrollen folgt. Unser Fahrer zeigt sich wenig beeindruckt und fährt weiter. Fotografieren und Beobachten wird fast unmöglich. Endlich sieht das auch unser Fahrer und wendet nach Rücksprache mit uns das Fahrzeug. So kehren wir bei abnehmendem Regen und besser werdenden Sichtverhältnissen Richtung Flussufer. Wir kommen durch eine Ruinenstadt, ein ehemaliges Militärlager der Südafrikaner mit zivilen Bauten, aus der Zeit, als die SWAPO (South West Africa People’s Organsation). Und plötzlich steht da mitten auf der Fahrbahn eine Leopardenschildkröte, die wir natürlich auch noch näher betrachten und fotografieren müssen. Recht durchnässt und frierend erreichen wir den Bootsanlegeplatz und fahren zurück zur Lodge, wo wir schon bald zum Essen erwartet werden, diesmal unter Dach und nicht wie gewohnt draussen auf der Flussterrasse.

Sonntag, 29. Oktober 2017: Fahrt von Divundu nach Sangwali
Uns steht heute wieder eine längere Fahrt bevor, etwas über 300 km. Es ist bedeutend kühler als noch gestern, ein wahrer Temperatursturz, wir denken, dass er mehr als 20°C ausmacht. Nach kurzer Fahrt auf der C48 erreichen wir Divundu und den Trans-Caprivi Highway. Auf asphaltierter Strasse mit immer wieder auftauchenden Hinweisschildern auf Elefanten, die auf der Strasse auftauchen könnten, geht es Richtung Osten. Aber ausser ein paar Vögeln, einigen Ziegen und Schafen und immer wieder Einheimischen ist nichts Sehenswertes zu erkennen. Rund drei Autos begegnen wir auf der über 200 km langen Strecke.
In Kongola tanken wir und besuchen einen Einheimischen-Laden. Der ist nicht zu vergleichen mit den Selbstbedienungsgeschäften in den Städten. Das Sortiment ist sehr rudimentär, einige Gestelle sind leer, eine gekühlte Auslage für Fleisch und Käse ist ausser Betrieb. Das Leben hier ist viel einfacher. Ist es deswegen weniger glücklich?
Nun führt unser Weg Richtung Süden. Kurz vor Sangwali zweigen wir von der Hauptstrasse ab. Nun geht es auf einem abenteuerlichen Weg Richtung Nkasa Lupala Tented Lodge, unser Quartier für die nächsten zwei Nächte. In dieselbe Richtung weist auch ein Wegweiser für ein Livingstone-Museum. Wir beschliessen, diesem Museum einen Besuch abzustatten. So zweigen wir dann ab und gelangen zu einem kleinen, unscheinbaren Gebäude mit sauber gerechtem Sandplatz rundherum. Wir sind sicher die ersten Besucher heute, denn der Platz weist noch keine anderen menschlichen Spuren auf.
Eine einheimische Frau kommt schon bald gelaufen und begrüsst uns freudig, da wir Interesse am Museum zeigen. Sie führt uns ins Innere und erklärt und die darin befindlichen, handgezeichneten Karten, die Fotos und die verschiedenen Gegenstände. Sie zeigt auf, wie überhaupt dieses Museum, übrigens das kleinste ganz Afrikas, zustande kam. Wir hören interessiert zu, verstehen zwar nicht ganz alles, aber sind beeindruckt. So hinterlassen wir einen Obolus zugunsten der Gemeinde Sangwali, die offenbar dieses Museum betreibt und einen zugunsten der Frau, die gerade zum Fischen von blosser Hand im Bach stand, als wir ankamen. Sie ist sehr gerührt darüber und bedankt sich mit Verbeugungen.
Unsere abenteuerliche Fahrt geht weiter auf dieser 4×4-Route. In der Lodge werden wir mit Erfrischungstüchlein empfangen, dann gibt’s einen Begrüssungsdrink und Laura, die Empfangsdame, erklärt uns die Regeln. Da wir zeitig eintreffen, nehmen wir an der Nachmittagssafari teil und melden uns gleich noch für die morgige Frühsafari an.
Die Safari verläuft nicht ganz so erfolgreich, wie sich das unser Driver wohl wünscht. Elefant, Löwe, Leopard und weitere attraktive Vertreter im Nkasa Rupara Park halten sich fern. Aber er kann uns doch einige Leckerbissen zeigen. Neben einem grösseren Teich mit Nilpferden gibt es einen Apéro.
Nach wenigen km Rückfahrt stellt Beat fest, dass sein Handy fehlt. Alles Suchen im Safariauto bringt nichts. So kehrt der Fahrer mit uns allen zum Apéroplatz zurück, in der Hoffnung, das Verlustobjekt zu finden. Es dunkelt ein, aber das Handy ist nicht auffindbar.  Die Rückfahrt zur Lodge findet zum grossen Teil im Dunkel statt.
„Zuhause“ erwartet uns ein gutes Nachtessen, serviert auf der Terrasse. Wolldecken liegen auf, und ich brauche sie, denn es ist immer noch ungewohnt kühl.
Der Schlaf stellt sich nach diesem Tag schnell ein, die Nacht verläuft ruhig.

Montag, 30. Oktober 2017: Nkasa Rupara Nationalpark


Schon sehr früh stehen wir auf. Wir haben für heute die Combo-Tour gebucht. Dabei geht es zuerst über Land im Nkasa Rupara Park. Anschliessend folgt eine Schifffahrt auf dem Linyanti River und dann fahren wir zurück zur Lodge. Fünf Stunden soll der Ausflug dauern.
Pünktlich um sieben Uhr steht unser Fahrer bereit, es ist derselbe wie gestern. Zuerst erklärt er uns, wie der Vormittag ablaufen soll. Dann fahren wir los. Zuerst treffen wir wieder alle Tiere an, die wir schon gestern sahen. Wir starten nochmals eine Suchaktion, um Beats Handy zu finden, aber ergebnislos.
Nach über zwei Stunden Fahrt auf verschlungenen Wegen nähern wir uns allmählich dem Fluss. Und damit beginnt das grosse Event. In der Ferne sehen wir sehr viele Elefanten, die in gemütlichem Trott südwärts ziehen. Unser Fahrer bedeutet uns, dass er sich den Elefanten nähern wolle und dass wir bei der Begegnung mit diesen uns unbedingt ruhig verhalten sollen. Und wirklich, für uns unglaublich, zotteln die Elefanten rechts und links an uns vorbei. Dabei macht schon der eine oder andere Drohgebärden gegen uns, aber unser Guide bleibt ruhig und kann die Reaktionen der Elefanten offensichtlich bestens abschätzen. Und wir staunen einfach, schiessen Fotos und filmen, müssen unsere bewundernden Worte unterdrücken und… Als eine grosse Lücke in der sich vorwärtsbewegenden Herde ist und ein mächtiger Bulle noch etwa hintennach getrottet ist, fahren wir weiter zum Fluss.
Hier erfolgt der zweite Höhepunkt. Wir fahren mit dem Boot zur Furt, wo die Elefanten den Fluss Richtung Botswana überqueren. Und da sind wir noch näher dabei. Die Jumbos beachten uns nicht und stapfen ungebremst durch das fliessende Wasser, wobei der kleinste nur noch gerade seinen Rüssel über dem Wasser halten kann. Ein einmaliges Schauspiel. Die anderen Begegnungen verblassen daneben, z.B. das unter dem Boot durchtauchende Nilpferd, das auf der anderen Seite schnaubend wieder auftaucht oder die vielen Hippos, die sich im Wasser im Kreis einander zuwenden und einen Schwatz zu halten scheinen, wobei das eine oder andere auch mal sein riesiges Maul aufreisst und seine Zähne zeigt.
Die Fahrt zurück dient der Verarbeitung dieses einmaligen Erlebnisses. Mit rund einer Stunde Verspätung kehren wir in die Lodge zurück, sehr zufrieden, so ein Ereignis beobachten zu können.
Der Nachmittag verläuft ruhig mir Bericht schreiben, Beobachten von der Lodgeterrasse aus, mit Ausruhen und Diskussionen mit anderen Gästen.

Dienstag, 31. Oktober 2017: Fahrt von Sangwali nach Katima Mulilo
Unsere Reise geht heute weiter. Katima Mulilo ist das Ziel. Zuerst geht die Fahrt wieder über abenteuerlich anmutenden Wegen durch Sand, Feuchtstellen und um Bäume und Sträucher zurück auf die Hauptstrasse C48. Sie ist wider Erwarten asphaltiert. So kommen wir schnell vorwärts. Links und rechts der Strasse ist ein gewisser Wohlstand festzustellen. Die Siedlungen bestehen hier zum Teil aus gemauerten Häusern und da und dort steht auch ein Auto vor dem mit Holz oder Binsenzäunen eigefriedeten Areal. Zudem ist vielfach sauber aufgeräumt.
In Katima Mulilo langen wir kurz nach Mittag an und finden unser Hotel Protea problemlos. Nach einem Drink in der Bar können wir unsere Zimmer beziehen.
Nun steht uns ein Fussmarsch ins Zentrum des Städtchens bevor. Dort durchstreifen wir den offenen Markt und unsere Frauen kaufen nach intensiver Prüfung der Qualität und der angebotenen Muster je ein Stück Stoff afrikanischen Ursprungs. 

Darauf besuchen wir noch das moderne Shopping-Center, das sich vor allem durch die Hautfarbe der Besucher und durch lange Schlangen vor den Kassen von gleichartigen europäischen Centern unterscheidet. Zwei Dinge fallen auf: Gewisse Leute werden an den Kolonnen vorbei zur Kasse geschleust, damit sie nicht so lange anstehen müssen, und ein Pärchen mit Kind musste unter den wachsamen Augen zweier Aufsichtspersonen gewisse Artikel an der Kasse wieder auspacken, weil das Geld zum Zahlen nicht reichte.
Nach der Rückkehr ins Hotel, übrigens alles zu Fuss und bei rund 35°C, beschäftigen wir uns mit dem morgigen Grenzübergang nach Zimbabwe, was eine Tortur werden könnte, wenn nicht alles genauestens stimmt. Wir nehmen dazu mit einem Agenten Kontakt auf, den uns unser Hotelier in Victoria Falls angegeben hat und geben ihm per Whatsup und E-Mail die benötigten Daten durch, was sich auch noch etwas schwierig gestaltet, da wir eine fehlerhafte E-Mail-Adresse zugeschickt bekommen haben. Aber nach einigen Anläufen klappt es doch noch. Ich habe sein Foto auf meinem Handy und er meines. Wollen mal schauen, ob es klappt. Das sehen wir dann morgen. Heute haben wir den Schlaf verdient.

Mittwoch, 1. November 2017: Fahrt von Katima Mulilo nach Victoria Falls
Heute Morgen gehen wir sehr gespannt auf die Reise. Wie wird es heute sein, wenn wir an die botswanisch-sambesische Grenze kommen? Wir haben für unsere Fahrt genügend Zeit eingeplant, da wir nicht wissen, wie es klappt mit dem Grenzübertritt nach Botswana.
So fahren wir auf der B8 Richtung Ngoma. Wir erreichen schon bald den namibischen Zoll. Da müssen wir wieder dasselbe Papier ausfüllen, wie wir das bei der Einreise am Flughafen von Windhoek ausfüllen mussten. Wir geben das Formular ab und bekommen einen Stempel in den Pass.
Nun dürfen wir über die Linyanti-Brücke zum botswanischen Zollposten fahren. Der ist viel einfacher ausgestattet. Da müssen wir nicht mehr alle ein Formular ausfüllen, eines genügt hier für alle, dafür müssen wir unsere Schuhsohlen in eine Desinfektionslösung tauchen und unser mitgeführtes Obst entsorgen, d.h. auf der Zollstation essen oder in den Kübel werfen.
Dann geht die Fahrt weiter. Aber schon bald kommt wieder ein Posten an der Strasse, wo Beat nochmals auf eine Liste eintragen muss, mit wie vielen Personen und mit was für einem Auto wir in den Chobe Nationalpark hineinfahren. Zudem müssen wir etwas über 200 Pula Strassen- und Fahrzeuggebühren entrichten, erhalten aber eine Quittung, damit wir bei der erneuten Einreise aus Simbabwe nicht wieder zur Kasse gebeten werden.
Schon bald erreichen wir Kasane. Dort decken wir uns mit botswanischem Geld, Pula, ein, trinken etwas Kühles, ergänzen unsere Vorräte mit frischen Früchten und tanken unser Auto voll.
Unterdessen ist es kurz vor eins geworden. Wir sind immer noch zu früh, da wir um zwei mit dem simbabwischen Agenten, der uns behilflich sein soll beim Grenzpbertritt, abgemacht haben. Aber wir fahren gleichwohl auf gut Glück Richtung Grenzübergang. Die Strasse ist in einem himmeltraurigen Zustand. Löcher reihen sich an Löcher. Die botswanischen Beamten fertigen zügig ab. Darauf rollen wir auf den simbabwischen Zoll zu. Da macht sich unser Agent schon von weitem bemerkbar. Er erklärt uns, wir sollten die Personenabfertigung über uns ergehen lassen, er kümmere sich um das Auto. Wir müssen unser bereits im Voraus ausgefülltes Formular, das uns unser Gastgeber per E-Mail zustellte, zusammen mit dem Pass einem arrogant auftretenden Beamten an einem Schalter einzeln abgeben und jeweils 30 US Dollar in bar übergeben. Von Beat und mir will er den Betrag sogar doppelt erheben, doch wir wehren uns erfolgreich. Unterdessen hat unser Agent wirklich die Einfuhr des Autos erledigt und wir kriegen von ihm die Quittung, bezahlen ihm die hundert US Dollar Gebühr, die er entrichten musste und geben ihm noch ein Trinkgeld. Dann haben wir den Übertritt geschafft. Aber unsere Freude war zu früh. Rund zwei Kilometer kam wie bereits von Hartmut angekündigt eine Polizeikontrolle und verlangte von uns, das zweite obligatorische Pannendreieck zu sehen. Da wir dieses nicht bei haben, verlangt er gegen Quittung einen Betrag von 15 US Dollar, die wir bei der Ausreise zurückfordern könnten. Bei einer allfälligen Polizeikontrolle im Land könnten wir diese Quittung vorweisen, um einer Strafe wegen des fehlenden Pannendreiecks zu entgehen.
Aber schon bald vergessen wir den verursachten Ärger, denn links von der Strasse stehen zwei grössere und ein kleiner Elefant. Wir halten an und fotografieren auf Tod und Leben. Auf beiden Seiten der Strasse tauchen noch mehr Elefanten auf. Dazu kommen noch zwei schwarze, riesige Vögel mit roten Kehllappen und breiten, roten Augenringen, die uns in Atem halten. Wir identifizieren sie als südliche Hornraben. Auch sie werden von unseren Kameras eingefangen.
Nach diesem länger dauernden Intermezzo erreichen wir das Amadeus Garden B&B und werden dort freundlich empfangen. Wir erhalten kurz einen Überblick über unsere Unterkunft und über das Städtchen Victoria Falls.
Schon bald nach dem Zimmerbezug begeben wir uns ins Zentrum. Und da fällt uns ein grosser Unterschied zu unseren bisherigen Destinationen auf. Die Leute rücken uns auf den Pelz, wollen unbedingt etwas verkaufen und verfolgen uns zum Teil über grössere Strecken, wobei sie dann schon bald zu betteln beginnen. Ihr Geld ist rein nichts mehr wert, den höchsten Betrag, den ich auf einer simbabwischen Banknote aufgedruckt war, betrug 50’000’000’000 Simbabwische Dollar. Da ist man schnell mal Milliardär. Und deshalb ist die meist verwendete Währung der US $.
Den Apéro nehmen wir im View Point Café ein, ein Restaurant, von wo aus man einen eindrücklichen Ausblick auf die Sambesibrücke und in die Schlucht hat. Fantastisch!
Ein Taxi führt uns zurück zum Amadeus Garden B&B.

Donnerstag, 2. November 2017: Victoriafälle und Krokodilranch


Nach dem Frühstück gehen wir zu Fuss zum Eingang in das Victoria Falls-Gelände. Der Eintritt beträgt stolze 30 US Dollar. Wir orientieren uns am Eingang über den bevorstehenden Besichtigungsweg und gehen dann schön der Nummerierung nach durch das Gelände. Imposant sind die Aussichten auf die zum Teil über hundert Meter tief fallenden Wassermassen. Da der Sambesi nicht sehr grosse Wassermassen von Sambia herbringt, sind verschiedene Abschnitte trocken. Aber da, wo das Wasser in die Tiefe stürzt, sind gewaltige Gischtwolken auszumachen. An gewissen Aussichtspunkten werden wir ziemlich nass. Zwar ist der ganze Weg schweisstreibend, aber die Gischt trägt auch noch einiges dazu bei, dass wir die ganze Zeit über feucht sind.
Ein spezielles Erlebnis ist die Begegnung mit Schülerinnen und Schülern bzw. mit einer ihrer Lehrerinnen einer katholischen Schule aus Bulawajo. Wir führen mit ihr ein kurzes Gespräch und sie wünscht sich ein Foto mit uns.
Nach dem Besuch der Fälle lassen wir es uns nicht nehmen, uns auf die Brücke über den Sambesi zu begeben. Wenn es auch sehr heiss ist, mein Handy zeigt 37°C an, marschieren wir unverdrossen durch den simbabwischen Grenzposten, wo wir noch einen gestempelten Zettel für uns vier Personen bekommen. Auf der Brücke werden wir, wie fast überall, immer wieder von „Künstlern“ bedrängt, die uns unbedingt die Big Five, aus wertvollem Holz geschnitzt, eine Holzschale, einen Armreifen, eine 50 000 000 000-Note der simbabwischen Nationalbank oder sonst was andrehen wollen. Es ist teilweise recht schwierig, diesen Händlern einen Korb zu geben, denn anfänglich stellen sie sich oft als Helfer und Informanten dar, die sich erfreut darüber zeigen, dass wir ihr Land besuchen. Und zuletzt betteln sie, wenn sie nichts verkaufen können, und beklagen ihr Schicksal. Aber jedenfalls ist die Sicht hinunter in die Schlucht einmalig.
Auf dem Rückweg nehmen wir uns ein Taxi und lassen uns zur Krokodilranch etwas ausserhalb Victoria Falls fahren. Da werden wir von einer jungen Frau durch den Betrieb geführt. Für uns völlig ungewohnt werden hier Krokodile zur Gewinnung von Leder und Fleisch gezüchtet und gehalten. Zuerst zeigt sie uns Jungtiere, die in einem kahlen Betongehege untergebracht sind. Sie packt ein Jungtier mit beiden Händen und reicht es uns zum Halten und zum Anfassen. Wir bekommen Erklärungen zur Anatomie und zur Haltung dieser Echsen. Die „Masttiere“ werden in recht grossen, betonierten Gehegen gehalten, die in der Mitte Mulden mit Wasser aufweisen, wo sich die Tiere hineinbegeben können. Sie werden mit Pellets aus Fleisch gemästet. In einem weiteren Teil der Anlage sind die zur Zucht notwendigen Elterntiere untergebracht. Diese Anlage ist ein naturnahes Weiher- und Flussgelände, wo die Tiere weitgehend artgerecht gehalten werden. Auf ein Männchen kommen rund ein Dutzend Weibchen. Die Tiere sind einiges über 40 Jahre alt. Jedes Weibchen legt im Schnitt 45 Eier, die 90 Tage Brutzeit im warmen Sand benötigen. Zum Abschluss ihrer Führung holt sie ein paar Krokodilfleischbrocken, die sie einen nach dem andern an einen Haken an einer Schnur mit Stange hängt und über dem Wasser den darin befindlichen Krokodilen mit Lockrufen präsentiert. Die Krokodile schnappen mit lautem Zusammenklappen ihrer Kiefer nach diesen Happen. Schon nach kurzer Zeit sind alle Fleischstücke weg. Nun stehen noch drei Löwen, ein Männchen mit zwei Weibchen in einem grossen, eingezäunten Grundstück an.
Von einer anderen Frau werden wir noch in eine neu entstehende Ausstellung mit vielen Schlangen eingeladen. Sie scheint zu jeder dieser Schlangen eine besondere Beziehung zu haben, aber die Schaukästen, in denen diese Tiere ausgestellt sind, sehen teilweise schrecklich aus.
Unser nächstes Ziel ist das Lookout-Café, das wir mit dem Taxi ansteuern. Hier geniessen wir nochmals die Sicht in die Sambesischlucht, auf die mutigen Bundjee-Jumper, die den Sprung in die Tiefe wagen, und ein frühes Znacht.
Zu Fuss gehen wir darauf zu unserer Unterkunft zurück, um uns im Pool noch etwas abzukühlen.

Freitag, 3. November 2017: Fahrt von Victoria Falls nach Kavimba in Botswana
Nach dem Frühstück und Packen unserer Sachen fahren wir aus Victoria Falls weg. Nach einigen km kommen wir am Flugplatz vorbei. Niemand von uns erinnert sich daran, je hier vorbeigefahren zu sein. Nachdem Doris mal auf ihr Handy schaut, wo sie die Fahrt auf dem Display gelegentlich mitverfolgt, stellt sie fest, dass wir in die falsche Richtung fahren. Beat kehrt und fährt zurück Richtung Victoria Falls. Kurz vor der Stadt stellen wir fest, wo wir die Abzweigung Richtung Kasane verpasst haben. Jetzt, wo wir auf der richtigen Strasse sind, kommen wir schnell vorwärts, erreichen schon bald die Polizeikontrolle wenige Kilometer vor der Grenze. Dort kommen wir unbehelligt vorbei. Am Grenzposten werden wir schnell und problemlos abgefertigt, allerdings will von der Rückgabe der 15 US $, die wir bei der Einreise wegen des fehlenden Pannendreiecks bezahlen mussten, niemand etwas wissen. Wir haben eher den Eindruck, dass die uns abfertigenden Beamten verschmitzt darüber lachen, dass wir uns so naiv reinlegen liessen. Also schreiben wir den verlorenen Betrag ins Kamin und fahren weiter zum botswanischen Grenzposten.
Dort müssen wir wieder ein Formular mit allen möglichen Angaben ausfüllen und die Quittung für die Strassengebühr vorweisen, die wir bei der Fahrt von Namibia nach Botswana bereits bezahlen mussten. Der Beamte nimmt die Formulare entgegen, ohne gross einen Blick darauf zu werfen, und dann können wir in Botswana einreisen.
Kurz vor Kasane lassen wir den Tank unseres Autos auffüllen und kaufen noch etwas Proviant ein, denn jetzt geht es in eine dünn besiedelte Gegend, an den Rand des Chobe Nationalparks. Nachdem wir in Ngoma nach Südwesten abgezweigt sind, machen wir noch einen kurzen Halt. Weit ist es nicht mehr bis zur Mwandi Lodge, unserem Aufenthaltsort für die kommenden zwei Nächte. Bevor wir ankommen, queren wir noch einen Elefantentrail, denn Strasse und Umland sind auf eine Breite von einigen Metern mit den Kotballen dieser Tiere stark verunreinigt.
In der Lodge werden wir willkommen geheissen und bekommen unsere beiden Zelte für die zwei nächsten Nächte zugewiesen. Zuerst betrachten wir mit Feldstecher, Fernrohr und den Fotoapparaten die Umgebung. Wir sind unmittelbar östlich des Chobe Rivers untergebracht und können von unseren Terrassen die Gegend ausgezeichnet beobachten. Wir identifizieren zwei Arten Pelikane, wobei eine sicher der Rosapelikan ist, Höckerente, Graufischer, Goliathreiher, Silberreiher, Riesenglanzstar, Rotschnabeltoko. Weitere Vögel sind für uns nicht bestimmbar, da wir sie in unseren Unterlagen nicht finden oder sie zu wenig genau sehen können. Von Südwesten zieht ein Gewitter vorbei, im Nordosten brennt die Steppe.
Da es uns allmählich zu heiss wird, geniessen wir ein kühlendes Bad im Swimmingpool der Lodge und ein kühles Getränk. Und dann geht das Beobachten und Bestimmen weiter: Schwarzstirnwürger, Gelbschnabeltoko, Monteirotoko, Sporngans, Kapturteltaube. In der Ferne sind ein paar Zebras zusammen mit einer Rinderherde zu sehen. Die Hitze bleibt.

Samstag, 4. November 2017: Auf Safari im Chobe Nationalpark
In Badehose, gerade aus dem Pool gestiegen, bei brütender Hitze und nun abgekühlt sitze ich im Schatten und schreibe den heutigen Bericht.
Schon um sieben morgens sitzen wir beim Frühstück, echt Englisch mit Toast, scrumbled Eggs, Mushrooms, Bacon, Tomatoes, Hush Browns and Butter und geniessen im Freien bei angenehmen Temperaturen. Wir beschliessen, heute Beat fahren zu lassen und entlang dem Chobe River auf zum Teil abenteuerlichen Pfaden Richtung Kasane zu fahren. Doris legt einen Ruhetag ein. So fahren wir zu dritt los und starten unsere Safaritour beim Ngoma Gate.
Der erste Abschnitt ist eine steile Passage in die Uferregion des Chobe. Auf unterschiedlichen Pisten, steinig, sandig, festgefahren, geht es auf Pirschfahrt. Beat übt für morgen, dann ist eine längere Überlandfahrt fällig.
Hier treffen wir schon bald auf riesige Herden Zebras in der Ebene draussen. An den Hängen tummeln sich immer wieder Gruppen von Impalas, die einen bestehen aus mehreren Weibchen mit einem Bock, die anderen aus mehreren Männchen. Manchmal tauchen auch hier Zebras auf. Vereinzelt treffen wir auf Kudus, Litschi- und Rappen-Antilopen, Paviane und Warzenschweine.
Eine Reihe Vögel können wir bestimmen, so z.B. Hammerkopf, Rosapelikan, Klaffschnabel, Schwarzstorch, Schreiseeadler, Rotschnabeltoko, Riesentrappe, Waffenkiebitz, Silber-, Seiden- und Kuhreiher, Kaptriel, Stelzenläufer, Nilgans. Andere bleiben unbestimmt oder unsicher.
In der Ferne ist eine Elefantengruppe von drei ausgewachsenen und drei Jungtieren auszumachen. Gegen Ende unserer Pirschfahrt stossen wir auf einen neben der Piste liegenden toten, ausgewachsenen Elefanten, ein unschönes Bild und unangenehm riechend. Aber der Tod schlägt auch in der Wildnis zu.
Bei grosser Hitze beenden wir unsere Safari und steuern unserem Nachtlager zu, wo wir uns im Pool und bei einem eiskalten Getränk abkühlen können. Beat hat sich als Fahrer bestens bewährt und alle kritischen Situationen souverän gemeistert. Froh zeigt er sich darüber, dass der Gegenverkehr minimal war, speziell in Steigungen und Abfahrten.

Sonntag, 5. November 2017: Fahrt von Kavimba nach Maun


Heute steht uns eine besonders abenteuerliche Fahrt bevor. Bis Kachikau wird die Strasse noch einen Asphaltbelag haben, und dann liegen einiges über 200 km Sand-, Schotter- und Feuchtpisten vor uns, um zu unserem Ziel, das Discovery B&B in Maun zu erreichen. Mit etwas über sieben Stunden Fahrt rechnet der Routenplaner von Google Maps. Da heisst es also früh losfahren.
Kurz nach acht begeben wir uns auf die Strecke. Die ersten Kilometer auf der festen Strasse verlaufen problemlos. Und dann liegt die Sandpiste vor uns. Recht steil geht es bergauf und schon stellen sich die ersten Schwierigkeiten ein. Mitten in der Steigung kommen wir nicht mehr weiter. Beat hat nicht daran gedacht, den Vierrad einzuschalten. Nun holt es es nach, und schon bald kann er wieder volle Fahrt aufnehmen. Wir werden durchgeschüttelt, Margrit findet: „Geschüttelt, nicht gerührt! So kommen wir weiter, bis Doris bemerkt, dass ihr Rucksack im Auto fehlt. Anhalten und durchsuchen des ganzen Autos sind angesagt, aber der Rucksack lässt sich nicht finden. Sch…!!! Also Handy zur Hand, Telefonnummer von Mwandy Lodge suchen… Da klingelt bereits Margrits Handy. Wer ruft denn an so mitten im Niemandsland? Emilia von der Lodge ist es, ein Rucksack sei liegen geblieben. Also wendet Beat unser Gefährt, und wir werden wieder durchgerüttelt, einfach in entgegengesetzter Richtung, um den Rucksack abzuholen. Das Problem ist allerdings, dass es unterdessen eine Stunde später geworden ist, und wieder zurück an dieselbe Stelle kostet uns eine weitere Stunde.
Wir gelangen zurück zur zu Mwandy Lodge, wo Doris ihren Rucksack unbeschadet in Empfang nehmen darf, und fahren nun gerade entgegengesetzt weiter nach Kasane und dann Richtung Nata. Zwar ist dieser Weg einige hundert Kilometer länger, aber er scheint uns vernünftiger, vor allem wenn wir unter Umständen noch bei Dunkelheit fahren müssten. Auf Asphaltstrassen lässt sich schneller fahren. Das bekommt Beat schon bald eindrücklich zu spüren. Kurz nach Kasane stellen wir fest, dass dort eine Radarkontrolle stattfindet. Wir kommen ungeschoren durch und meinen noch, dass hier wohl das einzige Radargerät der botswanischen Polizei im Einsatz sei. Aber weit gefehlt. Schon bald danach werden wir von einem Polizisten herausgewinkt. Da steht in den Büschen versteckt das Radargerät und ein Polizeiauto. Unser Auto war ein paar km/h zu schnell unterwegs, was uns eine Busse eintrug. Sie war aber verschmerzbar, nur ging schon wieder Zeit verloren.
In Nata machen wir einen kurzen Zwischenhalt, tanken Diesel und ein kühles Getränk. Die Fahrt geht weiter Richtung Westen, Maun entgegen, jetzt immer schön mit höchstens der erlaubten Geschwindigkeit. Schliesslich haben wir gelernt, dass eine Geschwindigkeitsbeschränkung so lange gilt, bis eine Tafel am Strassenrand steht, die eine neue Beschränkung vorschreibt.
Natürlich begegnen wir auf der ganzen Strecke von über 700 Kilometern auch immer wieder etwa wilden Tieren. Zwischen Ngoma und Kasane liegt ein verkohlter Elefant an der Strasse, später begegnen wir einem lebenden Elefanten, Straussen und verschiedenen kleineren Steppentieren. Gross ist die Zahl der Rinder und Kälber, der Ziegen und der Esel, die am Strassenrand weiden und dabei auch etwa die Strasse überqueren. Da heisst es immer auf der Hut sein.
Eine weitere ungewohnte Prozedur müssen wir an der Veterinärgrenze über uns ergehen lassen. Da gelangen wir urplötzlich an einen Kontrollposten, an dem wir anhalten und aussteigen müssen. Unser Auto wird untersucht auf landwirtschaftliche Produkte, die wir mitführen. Diese müssen wir am Kontrollposten essen oder ansonsten abgeben. Also beissen wir in unsere Äpfel, schälen unsere Bananen und Orangen und vertilgen sie. Unsere Schuhsohlen müssen in einer wie Jauche aussehenden Flüssigkeit desinfiziert werden, indem wir mit den Schuhen in das Gefäss treten. Mit dem Auto muss Beat durch ein Reifendesinfektionsbad fahren. Es geht laut Infos, die wir erhalten, darum, die Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche im Landwirtschaftsgebiet zu unterbinden. Beat muss sogar ein paar Schuhe aus dem Kofferraum ins Desinfektionsbad tunken. Dann können wir weiterfahren.
So erreichen wir vor Einbruch der Dunkelheit Maun und unsere Unterkunft, Discovery B&B. Nach dem Einrichten unserer Schlafbungalows fahren wir zur Backpackers Lodge an der alten Brücke, wo wir unser Nachtessen bestellen und dann beim Warten auf unsere Bestellung Aktivitäten für die nächsten zwei Tage buchen: Eine Bootsfahrt ins Okavangodelta mit Lunch und Landspaziergang und eine Fahrt ins Moremi Game Reserve. Da der Anbieter Barzahlung verlangt, fahren wir nach dem Essen noch in die Stadt, um einem Bancomaten einen Besuch abzustatten. Schon der zweite Apparat ist betriebsbereit und speit uns die verlangten Banknoten heraus.

Montag, 6. November 2017: Schifffahrt auf dem Thamalakane River


Pünktlich um acht werden wir von Mark bei der Lodge abgeholt. Er führt uns mit seinem Auto zu einem Bootsplatz und stellt und Cobra vor, der mit uns diesen Ausflug ausführen wird. Zu viert nehmen wir Platz. Zuerst geht die Fahrt flussaufwärts bis zu Einmündung in den Boro River. Cobra kennt die Wasser- und andere Vögel ausgezeichnet und macht uns auf die verschiedenen Arten und auf ihre Eigenheiten aufmerksam. Die Zeit vergeht wie im Flug und wir kennen unterdessen verschiedene Reiher, Entern, Gänse, Kingfischer, Bienenfresser, den Schreiseeadler und viele andere.
Im Boro River stossen wir auf ein junges zwei- bis dreijähriges Krokodil. Cobra entdeckt es aus dem fahrenden Boot während wir zwei-, dreimal nachfragen müssen, wo genau es sich befinde, so gut ist es in den Wasserpflanzen getarnt. Eine spezielle Begebenheit erleben wir, als Cobra das Boot an einer Stelle, wo ein Hag in den Fluss hinausgebaut wurde, anhält, uns zum Aussteigen auffordert und erklärt, er müsse hier die Erlaubnis einholen, um in den nächsten Abschnitt des Flusses hineinzufahren. Er diskutiert länger mit einer älteren, schwarzen Frau von vornehmem Aussehen. Dann kommt er uns holen und fährt mit uns weiter.
Hier erleben wir einen weiteren Höhepunkt unserer Reise. Wir fahren durch ziemlich schmale Wasserstrassen, die von dichten Seelilien und Binsengewächsen beidseitig begrenzt werden. Hier drin weiden Elefanten, die die Wurzeln der ausgezerrten Seelilien mit Genuss fressen. Cobra steuert sein Boot durch die Pflanzen sehr nahe an die Jumbos heran, so dass wir ihnen praktisch Aug in Aug gegenüberstehen. Die Elefanten zeigen sich überhaupt nicht aggressiv und ziehen sich eher zurück. Wir sind beeindruckt von der Friedlichkeit dieser Riesen und fotografieren auf Tod und Leben. Zudem sind verschiedene wasserliebende Antilopen sowie Paviane zu beobachten.
Unser Picknick nehmen wir auf einer Insel ein, nachdem sich Cobra gewissenhaft versichert hat, dass kein gefährliches Tier vorhanden ist. Es gibt gebratenes Hähnchen, Pouletsalat, grünen Salat, kalte Pommes Frites und eine Büchse Süssgetränk. Als Dessert ist ein Erdbeerjoghurt vorgesehen. Allerdings fehlen Messer, Gabeln und Löffel.
Auf der Rückfahrt zeigt uns Cobra noch ein kleines, weisses Fröschchen, den angolanischen Rotfrosch, der an den Binsenpflanzen hochklettert und dort von Vögeln gefressen wird.
Nach der Rückkehr können wir bei Mark gerade den Ausflug von morgen buchen.
Aufs Nachtessen verzichten wir, der Lunch vom Mittag reicht auch für die Nacht.

Dienstag, 7. November 2017: Safari im Moremi Game Reserve


Schon morgens um fünf werden wir von unserem Driver abgeholt. Es ist kühl. Wir besteigen den Safariwagen, Margrit und ich in der vordersten, Doris und Beat in der zweiten Reihe und in der dritten Reihe findet das Reserverad Platz. Dann geht die Fahrt los, rund zehn Kilometer auf Asphalt, die nächsten vierzig Kilometer auf Schotterpiste und dann abwechselnd auf Sand- und Schotterpisten für den Rest des Tages. Teenage holt alles aus seinem Fahrzeug heraus. Das schüttelt uns total durch. Beim South Gate, nach ca. 90 Kilometern und zwei Stunden Fahrt gibt es Frühstück. Wir sind allerdings nicht allein. Sehr schnell haben Baumhörnchen, ein Gelbschnabeltoko und ein Riesenglanzstar unsere Absicht erkannt und betteln unverschämt, ja sie klauen sogar von unseren Speisen.
Anschliessend geht die Fahrt weiter Richtung Black Holes. Unser Driver mit dem Namen Teenage hat wirklich Drive drauf. Er will uns die Höhepunkte dieses Nationalparks möglichst alle zeigen. Wir begegnen schon vor dem Gate einzelnen Tieren, sogar einem Elefanten. Am Wasser begegnen wir dann Tieren, die wir bereits gestern beobachten konnten. Höhepunkte sind der Gelbschnabelstorch, der Braune Sichler, der Glockenreiher und der Afrikanische Löffler.
Teenage führt uns, nachdem er mit anderen Fahrern geredet hat, zu einer Löwenfamilie, die im Schatten ruht. Da liegen zwölf jüngere und ältere Damen herum, zum Teil einzeln, zum Teil in Kontakt zueinander, schauen uns hin und wieder gross an, wenden ihren Kopf weg und zeigen an uns Beobachtern wenig Interesse. Etwas abseits liegt der Löwenmann, ein alter Herr, mehrfacher Grossvater. Er fühlt sich durch unsere Anwesenheit gestört, erhebt sich und legt sich zu seinen Frauen, aber ohne jede Drohgebärde. Und unser Driver weiss unterdessen so viel zu erzählen über diese Löwenfamilie.
Der nächste Höhepunkt ist ein Nashorn. Dazu fährt Greenage ganz nahe an die Büsche heran, wo sich das Tier versteckt hält. Dieses ergreift die Flucht, aber unser Driver lässt sich nicht lumpen und folgt im quer durch die Landschaft, über Stock und Stein, und es schüttelt uns einmal mehr durch und durch, aber wir sehen das Prachtstier. Allerdings fehlt ihm das grosse Horn. Es wurde ihm auf Weisung der botswanischen Behörden gestutzt, da es sonst allzu leicht Wilderern zum Opfer fallen könnte, die es auf das kostbare Organ abgesehen haben. Ein solches Horn bringt immer noch einen ansehnlichen Betrag, da es in gemahlenem Zustand sexuelle Wunderkräfte freimachen soll. Wer’s glaubt, ist ein Tr….
Plötzlich tauchen zwei Männer zu Fuss auf. Was haben die vor? Greenage redet mit ihnen und teilt uns dann mit, dass seine Hilfe nötig sei. So nehmen die beiden die engen Plätze neben dem Reserverad ein und wir fahren in die von ihnen diktierte Richtung. Von weitem sehen wir das Problem: Ein Geländefahrzeug mit Anhänger steht im Sumpf, der Motor läuft, aus dem Auspuff blubbert es. Da können wir auch nicht helfen, also fährt unsere Driver mit uns allen zum Camp der beiden, damit sie dort die benötigte Hilfe organisieren können. Greenage kurvt noch etwas in der Gegend herum und fährt dann nochmals an den Unglücksort, um beim Herausschleppen des Gefährts seinen Kommentar abzuliefern.
Etwas spät geht er dann die Suche nach einem Picknickplatz an, wobei er am ersten gewählten Ort richtiggehend von einer weissen Dame abgekanzelt wird. Also sucht er weiter und findet dann einen Platz, wo wir in der Nähe lauernde Löwen beobachten können. Aber scheinbar setzt auch ihnen die Hitze zu, und sie zeigen sich während unserer Mahlzeit, gebratenes Hähnchen mit Pommes, umgebungswarm, mit eine Büchse Süssgetränk, nicht angriffig.
Natürlich haben wir während der ganzen Herumfahrerei wieder allerlei verschiedene Tiere beobachten können, verschiedene Antilopenarten, Warzenschweine, einen Schwarzrückenschakal, Baumhörnchen u.a.
Nach dem Essen fahren wir etwas gemütlicher zu unserer Lodge zurück. Ein Taucher im Pool und die anschliessende Dusche machen uns wieder munter. Nachtessen brauchen wir nicht mehr, aber etwas Kühles zu trinken.

Mittwoch, 8. November 2017: Fahrt von Maun nach Ghanzi


Leider ist nun die Zeit der Safarifahrten zu Ende. Heute fahren wir nach Ghanzi zur D’qae Qare Lodge. Da sind wir sehr gespannt, was uns erwartet.
Nach dem Frühstück fahren wir ab und machen unseren ersten Zwischenhalt in Maun. Schliesslich wollen wir wieder volltanken, noch etwas Geld vom Bancomaten beziehen und Proviant einkaufen. Dann geht die Fahrt Richtung Ghanzi los. Die Strasse ist gut, alles asphaltiert. Wir kommen zügig voran. An der Strasse wird gearbeitet, marode Stellen ausgebessert. An zwei Stellen sitzen mehrere Arbeiter in signalgrünen Jacken auf der Strasse und bessern Löcher im Asphalt aus. Beat und Doris finden, die putzen irgendwelche Rückstände weg. Ihr Job erscheint uns sehr gefährlich zu sein, da sie eine Fahrbahn praktisch ungesichert versperren. Allerdings ist der Verkehr sehr gering.
In Sehithwa möchte ich den Ngami See sehen. Deshalb zweigen wir rechts ab zum Dorf und Richtung See. Als wir in einer Sackgasse landen, frage ich einen Knaben, der gerade mit einer Axt aus dem Hausgarten kommt, um Rat. Er erklärt mir den Weg und sagt mir, dass wir ca. zwei Kilometer zu fahren hätten. Wir wenden und machen uns auf den Weg. Zur Sicherheit frage ich noch drei junge Frauen nach dem Weg. Die eine von ihnen beschreibt ihn mir bestens und drückt mir dann zum Abschied noch die Hand. So kommen wir durch eine verbrannte Landschaft mit lauter toten Bäumen ans Wasser, wo sich Kühe, Kälber, Stiere und Esel ein Stelldichein geben. Offensichtlich führt hier die Strasse, wenn es ganz trocken ist, auf die andere Seite des Sees. Heute aber ist das nicht möglich. Dort wo die Trasse ins Wasser führt, tummeln sich etliche Wasservögel, die bei unserer Ankunft ihre Platz laut zeternd freigeben. Da das Ufer aber dicht von Wasserpflanzen überwuchert ist, sehen wir vom See nicht sehr viel, dafür riechen wir das Vieh. Da ist kein lauschiges Plätzchen am Ufer, kein Strandcafé. So nehmen wir schon bald wieder Abschied vom See und fahren weiter Richtung Ghanzi.
Die nächste Überraschung ist der Veterinärzaun. Schon wieder! Jetzt haben wir doch in Maun unseren Reiseproviant eingekauft, und jetzt das. Wieder alle Früchte essen oder abgeben? Wir beschliessen, die eingkauften Sachen nicht zu deklarieren. Zu unserer Überraschung fragt uns die kontrollierende Dame gar nicht nach Lebensmitteln, sondern will alle unsere Schuhe sehen, damit sie in die gruslige Brühe in den mit Stoff- und Sackresten bereitgestellten Schalen getunkt werden können. Und so packen wir Koffer um Koffer aus, nehmen die Schuhe heraus und tunken sie in die Schale. Dann wird wieder alles schön säuberlich eingepackt, natürlich mit afrikanischer Eile. Jetzt kann die Fahrt weitergehen.
Etwas mehr als 20 Kilometer vor Ghanzi zweigen wir von der Strasse links ab zu unserer vorgebuchten Lodge. Über eine rund sieben Kilometer lange Sandpiste gelangen wir zur Lodge. Hier werden wir von zwei San-Frauen mit Umarmen begrüsst uns willkommen geheissen. Wir bekommen erklärt, wie die Abläufe in dieser Lodge sind, richten unsere sehr geräumigen Zimmer ein und begeben uns dann auf Safari. Im Lodge eigenen Park sind einige Antilopen- und Vogelarten zu sehen. Den Plan mit den Wegen und Wasserlöchern fotografiere ich mit dem I-Pad, so dass wir einige Anhaltspunkte haben für unsere Fahrt. Allerdings sind die Tiere hier sehr scheu, und wir bekommen die meisten nur aus der Ferne zu Gesicht. Beat und ich klettern noch auf den Aussichtsturm, um uns einen Überblick zu verschaffen. Doch oben fehlt die Plattform und rundherum sehen wir auf Bäume und Büsche hinunter, aber kein Tier. Immerhin haben wir auf der Fahrt hierhin Strausse, Helmperlhühner, Impalas, Gnus, Kudus und Warzenschweine gesehen.
Zurück in der Lodge, kühlen wir uns im Pool ab und geniessen die Dusche nach einem heissen Tag. Zum Essen gibt es Kuduschnitzel mit Kartoffeln, Gemüse und Salat.

Donnerstag, 9. November 2017: Weiterfahrt nach Buitepos, Namibia


Nach den üblichen Abläufen starten wir zur Weiterfahrt Richtung botswanisch-namibische Grenze. Nach der rund sieben Kilometer langen Sandpiste, auf der Beat nochmals brillieren kann, führt eine Asphaltstrasse zur Grenze und dann auch weiter bis nach Windhoek.
Unterwegs beschliessen wir, da wir ja genug Zeit zur Verfügung haben, kurz vor der Grenze einen Abstecher nach Süden zu machen, wo gemäss Strassenkarte Felsmalereien zu besichtigen sind. Allerdings finden wir auch mit Nachfragen niemand, der über das Vorhandensein dieser Sehenswürdigkeit Auskunft geben kann. Es sind am Strassenrand keine Hinweistafeln zu finden, also kehren wir um und machen in Charles Hill einen Zwischenhalt an der Tankstelle. Kaum stehen wir vor der Tanksäule und bestellen: „Diesel, full!“ steht schon ein Polizist auf der anderen Seite unseres Autos und wirft unserem Fahrer Beat vor, er habe einen Stopp überfahren. Doris und Beat diskutieren mit dem Ordnungshüter, während ich mich ums Tanken kümmere. Nach einiger Zeit kommen die beiden lachend zurück: Doris hat sich herausreden können, indem sie darauf bestanden hat, eine allfällige Busse nur mit Kreditkarte bezahlen zu können. Im Tankstellenshop versuchen wir, unsere restlichen Botswana-Pulas zu verputzen, aber das ist ein schwieriges Unterfangen, denn viel gibt es hier nicht zu kaufen. Mit kühlen Getränken, Chips für den Apéritif heute Abend, ein paar Süssigkeiten und übrigen Pulas verlassen wir den Laden. Dennoch bleibt ein Betrag übrig.
Draussen vor dem Shop trinken wir unsere Getränke zusammen mit einem Bike-Pärchen. Sie sind hier bei dieser Hitze auf diesen unendlich langen Strassen mit den Fahrrädern unterwegs und wollen auf diese Weise bis nach Kapstadt fahren, lieber sie als ich. Sie kommen von Victoria Falls her und haben demzufolge schon eine rechte Strecke zurückgelegt. Ihre Fahrräder sind hinten und vorne bepackt. Respekt!
Unsere Reise geht weiter. Die Grenzformalitäten beim Übertritt von Botswana nach Namibia schaffen wir problemlos. Da aber der Andrang gross ist, müssen wir halt etwas anstehen. Aber Doris hat klug vorausschauend unsere Einreiseformulare beim letzten Grenzübertritt mitgenommen und schon vorher beim Fahren ausgefüllt.
Schon bald treffen wir bei der gebuchten Kalahari Bush Breaks Lodge ein, wo wir freundlich empfangen werden und wunderschöne Zimmer mit grossartigem Ausblick zugeteilt bekommen. Eine Abkühlung im Pool ist nach dieser „heissen“ Fahrt willkommen.
Anschliessend begeben wir uns bei stark bewölktem Himmel und einer Temperatur von über 30 °C auf einen Bushwalk. Wir sehen unterwegs einen Strauss, Giraffen, Impalas, Wasserböcke und ein totes, zerlegtes Zebra, daneben auch verschiedene blühende Pflanzen, die tolle Fotosujets abgeben. So kommen wir ziemlich verschwitzt zur Lodge zurück und geniessen die Dusche und anschliessend ein sehr feines Nachtessen.

Freitag, 10. November 2017: Weiterfahrt nach Windhoek
Nach einem schmackhaften Nachtessen in Joe’s Beerhouse in Klein-Windhoek versuche ich jetzt, den heutigen Tag zusammenzufassen.
Am Morgen wachen wir rechtzeitig auf, um den Sonnenaufgang festzuhalten. An der Wasserstelle sind schon die Wasserböcke aktiv. Ab acht gibt es Morgenessen, wir sind dabei.
Anschliessend erledigen wir die Zahlungsmodalitäten, und dann geht die Fahrt los. Erwähnenswert ist, dass wir auf der Strasse Richtung Windhoek unsere Biker von gestern überholen. Wir lassen die Scheiben hinunter und winken ihnen begeistert zu, sie erkennen uns.
In Gobabis machen wir Zwischenhalt und möchten gerne die katholische Kirch St. Conrad besichtigen. Sie ist aber geschlossen. So werfen wir einen Blick ins Kindergartengelände und fahren dann noch zu einem grossen Laden, um unsere Vorräte aufzufrischen. Es liegt sogar eine Glace drin. Dann geht es weiter Richtung Windhoek. An der Strasse ist nichts los. Wegen der paar Pferde, Rinder, Ziegen und wenigen Kälbern lohnt sich ein Stopp nicht. So erreichen wir die namibische Hauptstadt ca. um 14 Uhr und melden uns beim Tamboti Guesthouse zurück. Dort bekommen wir unserer Zimmer zugeteilt, räumen unser Mietauto und geniessen ein kühles Getränk. Anschliessend bringen wir das Mietauto zurück. Es hat uns gute Dienste geleistet, und wir hatten keine Probleme mit ihm. Die Rückgabe verläuft ohne Komplikationen. Wir legten mit diesem Auto 5108 km ohne Panne zurück.
Danach gehe ich in die Stadt, um Postkarten zu kaufen. Schliesslich sollen „meine“ Leute auch noch etwas von mir zu sehen und zu lesen bekommen. Im Guesthouse zurück, werden diese Karten geschrieben, bis die Finger schmerzen.
Gegen sechs gehen wir zu Fuss ins Stadtzentrum und genehmigen uns einen feinen Apéritif in einem Strassencafé mit Band. Da ertönen „The Lion Sleeps Tonight“ und Myriam Makebas Lieder. Die Musiker werden lautstark von einer Gruppe junger Frauen angefeuert und zu Höchstleistungen animiert, ein tolles Erlebnis. Leider räumen aber jetzt die Musiker das Feld und ich rufe unseren bewährten Transfer Manager von unseren ersten Tagen in Windhoek an, er soll uns doch bitte in einer Viertelstunde bei der Post abholen, da ich dort die geschriebenen Karten noch einwerfen muss. Und so gelangen wir in Joe’s Beerhouse, ein Ort, wo sich Touristen und wohlhabendere Namibier treffen. Da ist Betrieb.

Samstag, 11. November 2017: Windhoek


Heute leisten wir uns den Luxus, etwas später zum Frühstück zu erscheinen und etwas länger daran zu machen. Mit dem Junior der Guesthouse-Inhaberin machen Margrit und ich darauf ab, dass er für den Nachmittag einen Ausflug für uns im offenen Landrover durch die Umgebung von Windhoek bucht. Um halb vier werden wir abgeholt.
Dann zieht es uns ins Zentrum Windhoeks, sind doch noch ein paar Einkäufe zu tätigen. Schliesslich kann man nicht ohne kleine Geschenke für die Lieben zu Hause zurückkehren. Also besuchen wir als erstes den Handwerkermarkt. Da werden wir bestürmt von allen Seiten. Alle bieten uns die Ware zum besten Preis an. Wir schauen uns zuerst etwas um, erst dann entschliessen wir uns für bestimmte Produkte: Stoffbahnen, Schlüsselanhänger und Holzschalen sind die Renner.
Anschliessend wünschen sich unsere Frauen noch den Besuch eines Stoffladens in der Nähe des Bahnhofs. Allerdings finden wir schon vorher einen, und zwar mit mehr Auswahl. Auch da werden wir fündig und lassen unseren Obolus liegen.
Der Durst drängt uns zu einem Restaurant, wo ein kühler Drink ansteht. Danach gehen wir noch durch einen Teil des Einkaufszentrums, wo vor allem einheimische Schwarze einkaufen. Zwar hat uns vorher eine weisse Geschäftsinhaberin gewarnt, diesen Teil des Zentrums zu begehen. Wir wagen es trotzdem und fühlen uns dabei sicher und wohl.
Nach unserer Rückkehr im Guesthouse ist bereits der nächste kühle Drink fällig. Ein Taucher im Pool bringt die nötige Erfrischung.
Wir sind nun bereit für den Ausflug. Der Fahrer namens Phileas fährt mit seinem offenen Geländefahrzeug vor und stellt sich auf Deutsch vor. Er ist Ovambo und hat nach seiner Ausbildung ein landwirtschaftliches Praktikum in Norddeutschland absolviert. Da Landwirtschaft in Namibia seiner Meinung nach wegen des Wassermangels und der Hitze keine Zukunft hat, betätigt er sich als Fremdenführer. Er fährt mit uns als erstes zur Christuskirche, wo er uns einige Sachen zu diesem Bauwerk erläutert. Dabei betont er, dass die Namibier die verschiedenen, teilweise grauenvollen Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Volksgruppen vergessen müssen. Die Regierung setzt auf Aussöhnung und Kompromissbereitschaft und erreichte bisher damit eine ansehnliche Stabilität im Land. Danach fährt uns Phileas durch das Regierungsviertel mit dem Sitz des Premierminiesters und dem Parlamentsgebäude.
Das nächste Ziel ist das Township Katatura, ein Stadtteil, der zur Zeit der Apartheidpolitik Südafrikas entstand und dazu diente, die schwarze Bevölkerung aus der Innenstadt zu verbannen. Heute leben rund 200 000 Leute in diesem Viertel. Sie sind meist in der Stadt in einfachen Positionen tätig und verdienen um die 2000 Namibische Dollar (knapp CHF 150.–) sofern sie nicht arbeitslos sind. Die Arbeitslosigkeit beträgt über 50 %. Die Bevölkerung wächst ständig, und die Regierung versucht mit Zäunen die ausufernde Erweiterung dieser Slums zu verhindern. Wir besuchen eine Familie im sogenannten Silvertown, das wegen seiner hell glänzenden Wellblechhütten diesen Namen bekommen hat. Trotz der sichtbaren Armut und fehlender Strom- und Wasserversorgung schlagen sich die Leute durch und verhalten sich sehr freundlich und friedlich.
Unser nächster Besuch erfolgt bei einer Institution, die Menschen aus Kututura Arbeit gibt, und einen Restaurant- und Unterkunftsbetrieb für Einheimische und Touristen an einem Stausee, der zugleich als Wasserspeicher für die Hauptstadt dient, anbietet. Die Lage ist sehr attraktiv. Das ganze Projekt ist aber letztlich ein Tropfen auf einen heissen Stein.
Danach fahren wir in das Zentrum zurück und beschliessen, nachdem uns Phileas abgesetzt hat, im Restaurant des Independence Memorials zu essen. Dort schliessen wir unseren letzten Abend in Namibia bei einem prächtigen Sonnenuntergang und Aussicht auf die Stadt und die umliegenden Berge ab.

Sonntag, 12. November 2017: Abschied von Windhoek und Namibia
Nach dem schmackhaften Morgenessen packen wir unsere Koffer und bereiten uns auf unsere Rückreise in die Schweiz vor. Den Vormittag verbringen wir bei schönstem Wetter im Park des Guesthouses Tambuti. Pünktlich um halb zwölf holt uns unser bewährte Taxifahrer ab und bringt uns zum Hosea Katuko International Airport. Nochmals geniessen wir die Fahrt über Land, durch diese trockene und einsame Landschaft, und halten Ausschau nach wilden Tieren. Aber nichts zeigt sich.
Der Flug nach Johannesburg startet stark verspätet. Unsere Maschine muss nach der Fahrt zur Startpiste nochmals zurück, weil irgendein technisches Problem aufgetreten ist. Techniker bemühen sich darum, die Maschine startklar hinzukriegen, was ihnen offenbar gelingt. Unsere Piloten beschleunigen offenbar den Flug noch, so dass sie einiges der verlorenen Zeit wieder aufholen können. Jedenfalls haben wir genügend Zeit, unser übriges Geld in Johannesburg noch in Souvenirs umzusetzen.
Der Flug nach Zürich geht rechtzeitig ab, der Start ist aber furchtbar wackelig, und auch beim Weiterflug werden wir immer wieder dazu aufgefordert, uns wegen Turbulenzen anzuschnallen.

Montag, 13. November 2017: Ankunft zu Hause
Wir erreichen früh morgens Zürich, müssen offenbar noch eine Runde drehen bis zur Landung und sind kurz vor halb sieben am Fingerdock. Die Zollformalitäten und die Gepäckausgabe verlaufen zügig, so dass Margrit und ich nach unserer Verabschiedung vom Doris und Beat noch den Zug nach Olten um 07:13 Uhr erreichen. So sind wir bereits um viertel vor neun daheim und müssen uns an mit Schneeflocken vermischten Regen und kühle Temperaturen gewöhnen. Fast dreissig Grad Celsius beträgt der Unterschied. Dankbar sind wir, dass unsere Reise ohne irgendwelche grösseren Schwierigkeiten verlief und dass wir in Doris und Beat tolle Begleiter und einen fabelhaften Chauffeur hatten.