17. Oktober – 13. November 2017
Dienstag, 17. Oktober 2017: Flug nach Johannesburg
Um 22.45 geht unser Flug ab Zürich Richtung Johannesburg. Mit uns reisen Beat und Doris, Margrits Bruder und seine Frau. Wir treffen uns um viertel vor neun beim Checkin 1. Doris hat uns per Internet eingecheckt. So heisst es nur noch das Gepäck abgeben, alle Kontrollen über sich ergehen zu lassen und das richtige Gate aufzusuchen. Ziemlich pünktlich startet unsere Maschine.
Mittwoch, 18. Oktober 2017: Ankunft in Windhoek
Unterdessen sind wir nach einem ruhigen Nachtflug in Johannesburg gelandet und warten auf den Anschlussflug nach Windhoek. Ausser den Souvenirläden im Transferbereich erinnert wenig an Afrika. Die Zeit vergeht schnell und unser Flieger startet termingerecht. So landen wir um ca. 14 Uhr in Windhoek. Die Einreiseformalitäten nehmen recht Zeit in Anspruch, da sich vor den Einreisedesks lange Schlangen bilden. Wir wählen nach längerem Warten das Desk für Diplomaten, da dort die Schlange am kürzesten ist.
Draussen werden wir von einem Taxichauffeur erwartet, der uns zum Tamboti Guesthouse führt, das wir weit im Voraus schon gebucht haben. Wir beziehen unsere Zimmer und erholen uns etwas von den Strapazen. Anschliessend lassen wir uns per Taxi nach Kleiwindhoek fahren, essen dort etwas und kehren schon bald in unser Guesthaus zurück, wo wir schon bald einmal das Bett aufsuchen. Reisen macht müde!
Donnerstag, 19. Oktober 2017: Ein Tag in Windhoek
Der heutige Tag dient dazu, uns mit Windhoek bekannt zu machen. So machen wir uns nach einem üppigen Frühstück auf den Weg. Nachdem Margrit von unserem Gastgeber ausdrücklich vor Taschendieben gewarnt wurde, verzichten wir auf die Mitnahme von Kameras, Rucksäcken und Handtaschen.
Unser erster Besuch gilt dem Office des Autovermieters, wo wir noch ein paar Details zur morgigen Übernahme unseres Mietwagens klären. Darauf begeben wir uns zu Fuss zum Indpendence-Monument. Da die Sonne heiss auf uns niederbrennt, beschliessen wie, als erstes mit dem Lift zum vierten Stock zu fahren und im dortigen Restaurant etwas zu trinken. Wunderschöne Terrassen laden zur Bewunderung der Aussicht ein. Wir geniessen den Blick auf die Stadt und ihre Umgebung: eindrücklich, wie hier Alt und Neu, Arm und Reich aufeinandertreffen. Moderne Hochhäuser und ältere, nledrige Gebäude stehen nah beieinander.
Das Museum zeigt mit eindrücklichen Bildern die qualvolle Geschichte des Staates Namibia, auf unglaubliche und unmenschliche Weise entstand aus einem recht unwirtlichen Gebiet eine moderne Demokratie nach europäischen Vostellungen, allerdings mit vielen, vielen Fragezeichen.
Die nächste Sehenswürdigkeit ist die Christuskirche. Eine Längswand enthält die Namen der in der Kolonialzeit gefallenen Deutschen, und zudem werden die Besucher gefragt, ob es richtig sei, dass diese Namen dort stehen – eine heikle Frage.
Wir besuchen noch das Parlamentsgebäude, den sogenannten Tintenpalast, den Parlamentspark mit wunderschönen Pflanzen und zahlreichen farbenprächtigen, aber sehr scheuen Geckos und Echsen, und ein Einkaufszentrum, wo wir uns mit wichtigen Utensilien für die morgen beginnende Safari (Kühlbox, Kühlelemente, Haushaltpapier u.a.) eindecken.
Bevor wir die Rückkehr zu unserem Guesthouse antreten, ist noch der Besuch des Bahnhofs angesagt. Es ist sozusagen ein historisches Gebäude mit allem, was zu einem Bahnhof gehört, aber Der nächste Zug fährt nach Angabe des dortigen Ausehers erst morgen wieder, und der nächste Desert-Express erst am Dienstag.
Freitag, 20. Oktober 2017: Fahrt von Windhoek nach Waterberg
Heute geht’s erst richtig los. Nach der Übernahme unseres Mietwagens, ein Ford Ranger, und nach dem Packen fahren wir los. Beat fährt, natürlich links, und da passiert es immer wieder, dass anstelle des Blinkers die Scheibenwischer den Betrieb aufnehmen. Aber sonst geht alles wie am Schnürchen, und so erreichen wir rassig den Stadtrand.
Auf der B2 fahren wir nun Richtung Norden. Der Verkehr ist mässig, so dass so wir schnell vorankommen. In Oahandja machen wir einen Zwischenhalt, denn es ist heiss und der Durst gross. Im gegenüberliegenden Holzschnitzermakt wollen wir uns etwas umsehen, aber die Verkäufer sind so aufdringlich, dass die Lust uns schnell vergeht. Die ausgestellten Stücke sind zum Teil sehr schön, aber wir haben zurzeit anderes vor. In einem nahegelegenen Selbstbedienungsgeschäft kaufen wir Wasser, grosse Platiksäcke und ein paar Früchte für die Weiterreise ein.
Bei einer weiteren Pause auf einem Rastplatz begegnen uns die ersten «Wildtiere», ein paar Rotschnabeltokos, denen wir unsere Beachtung schenken.
Einige Kilometer vor Otjiwarongo biegen wir rechts ab und gelangen nach mehreren weiteren Wildbeobachtungen zu unserer Lodge am Waterberg. Der Empfang ist nicht gerade motivierend, wir sind aber nach dem Bezug unserer Unterkunft und erst recht nach unserem anstrengenden Aufstieg zum Felsrand der Waterberghochebene begeistert. Wir werden mit einer spektakulären Aussicht auf die rund 200 Meter tiefer liegende Ebene belohnt. Beim Abstieg begegnen wir noch einigen Kleinantilopen, Papageien, einem Specht und anderen Vögeln.
Das Nachtessen, u.a. Oryxantilopensteaks, nehmen wir im Restaurant der Lodge ein.
Samstag, 21. 0ktober 2017: Erster Safari-Ausflug auf den Waterberg
Heute stehen wir früh auf. Um zehn vor sechs müssen wir vor der Rezeption sein für eine Gruppensafari auf die Hochebene des Waterbergs. Zusammen mit sechs anderen Leuten besteigen wir ein typisches Safarifahrzeug mit nach hinten höher gelegten Sitzen, offener Ladefläche und einem Dach. Wir besteigen die Sitze, nachdem unser Driver uns ein paar Anweisungen gegeben hat, und los geht die Fahrt. Zügig gelangen wir an die Eingangspforte des Naturparks, wobei wir bereits vor der Ankunft ein paar Impalas, verschiedene Hühner und Paviane beobachten konnten.
Nach Erledigung der administrativen Pflichten können wir weiterfahren. Eine recht steile Betonpiste führt hinauf aufs Hochplateau. Hier steigen wir aus und geniessen wie schon gestern den Ausblick. Ab nun führt unsere Rundfahrt über lauter Sandpisten. Gekonnt fährt der Driver durch den instabilen Untergrund, achtet bei Felspartien darauf, dass wir nicht allzu stark durchgeschüttelt werden und hält an, sobald er sehenswürdige Tiere erkennt. So wächst unser Palmares langsam an: Kudu, Pferdeantilope, Giraffe, Warzenschein u.a. tauchen auf, links und rechts der Strasse auf. Zudem führt er uns zu einem grosszügig angelegten Hide bei einer Wasserstelle, wo zuerst eine Herde Kaffernbüffel ihre Bedürfnisse befriedigen, dann kommen drei Pferdeantilopen dazu, was die Büffel zum Verlassen der Wasserstelle bewegt. Nachdem diese ihren Wasserbedarf gedeckt haben, kommen wieder andere Büffel daher getrottet. Da gibt es zwischendurch auch mal ein Gerangel, und einige ganz wenige Büffel legen sich sogar ins Wasser, um sich abzukühlen, obschon die Lufttemperatur vor allem wegen des Windes für uns nicht besonders angenehm ist. Wir kriegen unterdessen unser Morgenessen, das der Driver im Fahrzeug mitgeführt hat.
Danach geht die Fahrt weiter. Die Vegetation ist hier recht dicht, da offenbar genügend Wasser vorhanden ist.
In einem zweiten Hide können wir nochmals Büffel, Kudus, eine Giraffe, ein Warzenschwein und verschiedene Vögel und Hühner beobachten.
Danach bringt uns der Fahrer zurück, wo wir auf eigene Faust den deutschen Gefallenenfriedhof von 1904 besuchen. Beim Aufstieg zu unserem Bungalow begegnen wir nochmal einigen Vögeln und wieder einer ganz kleinen Gazellenart.
Unterdessen ist es recht heiss geworden. So beschliessen wir, bei unserem „Heim“ zu bleiben, uns hier im Schatten zu erholen, und dabei die Tiere in unserer Umgebung zu beobachten. Und so kommen die Paviane zu Besuch, eine Kleingazelle, der Rotschulterglanzstar, der Graulärmvogel, eine Kleiberart, ein Grauschnabeltoko u.a. Langweilig wird es uns nicht. Und dieser Bericht wird auch in dieser Zeit geschrieben. Da aber das WLAN fehlt, kann er nicht auf die Website hinaufgeladen werden.
Das Nachtessen geniessen wir im Camp, wo ein Restaurant gute Speisen serviert.
Sonntag, 22. Oktober 2017: Fahrt nach Khorixas
Heute ist Reisetag. Unser Ziel ist die Aabadi Mountain Lodge in der Nähe von Twyfefontein.
Wir packen unsere Sachen vor dem Morgenessen, packen unsere Koffer wegen des zu erwartenden Staubes in grosse Plastiksäcke, die wir gestern gekauft haben, und beladen unser Auto. So können wir direkt nach dem Frühstück losfahren. Beat fährt zurück auf die B1 und von dort weiter Richtung Norden. Ohne Zwischenhalt ausser wenn sich Wildtiere am Strassenrand zeigen, erreichen wir Otjiwarango und schon bald etwas weiter nordwestlich Outjo. Ab nun ist Staubstrecke angesagt. Wir fahren auf der C39 Richtung Khorixas.
Da wir gut vorwärtskommen, beschliessen wir, der Fingerklippe, auch etwa der Finger Gottes genannt, einen Besuch abzustatten. Wir zweigen dazu nach links auf die D2743 ein und sehen schon bald einmal dieses Naturdenkmal von weitem. Am Eingangstor bezahlen wir den Eintrittspreis und fahren zum nächsten Parkplatz. Der Aufstieg zum Fuss des Felsens ist wegen der grossen Hitze recht anstrengend, aber die Sicht von dort aus unwiederbringlich. So geniessen wir sowohl Ansicht wie Aussicht ganz intensiv, bestaunen die trockene und dennoch sehr abwechslungsreiche Gegend.
Nach dem Naturerlebnis statten wir der gleichnamigen Lodge noch einen Besuch ab, geniessen dort ein kühles Getränk. Da hier free WiFi angeboten wird, werden noch entsprechende Grussbotschaften und Fotos empfangen und abgeschickt.
Nachher fahren wir weiter auf der D2743, die gemäss Karte im grossen Bogen kurz vor Khorixas wieder in die C39 mündet. Aber wir verpassen die richtige Abzweigung und landen im Ghetto. Allerdings ist das eine sehr spannende Angelegenheit, da wir riesigen Kotballen an und auf der Strasse begegnen, die wir Elefanten oder Nashörnern zuschreiben. Damit ist Beats Jagdinstinkt geweckt. Allerdings will er nur Fotos schiessen und keine Kugeln. Jedenfalls gehen wir der Sache nach, leider ohne Erfolg. Als dann endlich eine Strassenabzweigung kommt, die eine Bezeichnung trägt, die weit entfernt von der ist, die wir erreichen müssten, kehren wir um, intensivieren aber unsere Suche nach Grosswild nochmals, ohne Erfolg.
So kommen wir dann doch noch nach Khorixas, wo wir tanken können, aber kein Bargeld kriegen, da der einzige Bancomat ausser Betrieb ist. Auch sonst sind wir alle von diesem Städtchen enttäuscht, weil alles so trostlos aussieht.
Wir fahren weiter. Obschon eigentlich unser Ziel, die Aabadi Lodge nahe sein sollte, zieht sich unsere Fahrt in die Länge.
Als wir sie dann endlich erreichen, ist der erste Eindruck sehr zwiespältig. Die zugewiesenen Zelte weisen verschiedene Mängel auf. Nach einer Intervention beim Chef der Lodge bekommen wir dann bessere Zelte.
Nun richten wir uns ein, erkunden noch etwas die Gegend, übrigens traumhaft, geniessen einen Amarula als Aperitif und anschliessend ein einfaches, aber schmackhaftes Nachtessen.
Den Amarulagenuss wiederholen wir nach dem Essen, dann sind wir reif fürs Bett.
Allerdings werde ich um zehn wieder geweckt. Margrit hört immer wieder ein Rascheln und Trippeln im Zelt. So zünde ich die Taschenlampe an: Da macht sich doch ein kleines, herziges Mäuslein an unserer Schokolade, die für unsere Gastgeber gedacht ist, zu schaffen. Es muss mehrmals vertrieben werden, obschon ich die Schokoladen bereits unerreichbar versorgt habe.
Aber danach finden wir beide den Schlaf. Es ist so ruhig hier, so ungewohnt.
Montag, 23. Oktober 2017: Twyfelfontein, Orgelpfeifen, Verbrannter Berg und Versteinerter Wald
Heute besuchen wir verschiedene Sehenswürdigkeiten in der Umgebung unserer Lodge.
In Twyfelfontein lassen wir uns von einer charmanten Damara-Dame durch den Park führen, der ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wurde. Sie erklärt uns in sehr gepflegtem Englisch die einzelnen Gravuren, die zwischen 2000 und 6000 Jahre alt sind und von den Buschmännern stammen. Es ist erstaunlich, was diese Leute damals fertigbrachten. Speziell waren dann noch die Erklärungen zur Damara-Sprache, die vier verschiedene Arten von Klicklauten hat, die jeweils die Bedeutung eines Wortes bestimmen.
Die nächsten beiden Sehenswürdigkeiten sind die Orgelpfeifen und der verbrannte Berg. Beides sind Spielereien der Natur. Dass sich Gestein in fast exakt geometrischen Prismen anordnet und bricht, ist ja wirklich speziell, und dass ein ganzer Berg aussieht, als sei er eine gewaltige Brandruine, macht ebenfalls Eindruck.
Anschliessend fahren wir noch zum versteinerten Wald. Hier liegen Steine herum, die wie Holzstücke aussehen. Barnabas, unser Guide, führt uns zu ganzen Baumstämmen aus Stein. Aus sieben verschiedenen Mineralien bestehen diese Überbleibsel eines vor 280 Millionen Jahren überfluteten Waldstücks. Ausdrücklich macht er uns darauf aufmerksam, dass hier nichts ausgegraben wurde und wird, sondern dass diese Zeugen früherer Zeiten durch die Erosion frei gespült wurden und immer noch werden.
Als wir dann beim Eingang noch ein kühles Getränk geniessen, werden wir Zeuge eines heftigen Wortstreits zwischen den Angestellten und konzentrieren uns speziell darauf, die Klicklaute der Damarasprache mitzuhören. Und wirklich, sie werden nahtlos in den Ablauf der Rede eingefügt.
Eine warme Dusche in unserem Freiluftbadezimmer und das anschliessende Nachtessen schliessen diesen Tag ab.
Dienstag, 24. Oktober 2017: Fahrt nach Omuthiya durch den Etosha-Park
Wir stehen früh auf, um heute unsere längste Etappe in Angriff zu nehmen. Der Tag beginnt mit weniger angenehmen Überraschungen. Es gibt kein Wasser. Nach dem Packen und Morgenessen müssen wir erfahren, dass hier nicht mit Karte bezahlt werden kann. Wir kratzen alle unsere Reserven zusammen und bezahlen rund die Hälfte der anstehenden Kosten in bar, den Rest müssen wir dann per Bank überweisen.
Der Start unserer Fahrt verläuft dann problemlos und wir erreichen sogar etwas früher als geplant Outjo. Dort suchen wir die Standard Bank auf, um zuerst unsere Schulden zu begleichen. Wir müssen aber zuerst Bargeld vom Bancomaten beziehen, was zweimal gelingt, beim dritten Versuch ist offenbar der Notenvorrat aufgebraucht. Aber mit dem herausgelassenen Geld können wir unsere Schulden begleichen, was dann problemlos funktioniert. Um unsere Bargeldreserven etwas aufzustocken, müssen wir noch eine andere Bank suchen und finden sie nach einigem Nachfragen. Anschliessend kaufen wir noch ein paar Esswaren und natürlich Wasser, ein wichtiges Gut fürs Reisen in Namibia.
Mit einiger Verspätung auf unser Programm fahren wir weg und erreichen ca. um ein Uhr das Anderson Gate, den Eingang zum Etosha- Park. Hier beginnt nun ein Highlight unserer Reise. Schon bald begegnen wir nämlich den ersten Elefanten. Majestätisch nähern sich uns zwei Prachtsexemplare, die Fotoapparate und Handys laufen heiss. Zebras, Springböcke, Gnus, Impalas, Giraffen, Strausse folgen in grosser Zahl. Weitere Höhepunkte sind dann das Nashorn und eine Löwenfamilie, die sich gerade zum Wasserloch begeben, um sich dort zu laben. Zwei Schakale queren unsern Weg. Zudem tauchen immer wieder Vögel auf, die wir teilweise bestimmen können, so z.B. Nilgänse, Sekretär, Riesentrappe, Helmperlhuhn, Rotschopftrappe, Schildrabe, Rotschnabeltoko usw.
Wir müssen Beat immer wieder darauf aufmerksam machen, dass wir um sechs den Park verlassen müssen und dass wir eigentlich bei Tageslicht noch in Omuthiya eintreffen möchten.
Wir schaffen das und langen beim Eindunkeln bei unserem Hotel in Omuthiya an. Unser Gepäck ist staubig geworden auf der heutigen Fahrt, aber wir sind mit dem Ergebnis unseres ersten Aufenthalts im Etoshapark sehr zufrieden. Gespannt erwarten wir die morgigen Erlebnisse.
Mittwoch, 25. Oktober 2017: Etosha-Park
Heute fahren wir von Norden durch das King Nehale-Gate in den Etosha-Park. Die Bilder sprechen für sich:
Donnerstag, 26. Oktober 2017: Fahrt von Omuthiya nach Rundu
Heute fahren wir nach Rundu, ganz im Norden, an der namibisch-angolanischen Grenze, am Ufer des Okawango.
Die Fahrt führt zuerst ein Stück retour entlang der B1. Kurz nach Oshivelo zweigen wir auf die D3100 nach Osten ab. Rund 100 km folgen wir dieser Naturstrasse, bis sie auf die B 8 nach Rundu trifft. Von da an geht es Richtung Nordosten auf Asphalt weiter.
Hier fällt auf, wie viele Kinder in Namibia leben. Wir fahren gerade zu der Zeit durch, nachdem die Schulen aus haben. Gruppen von Kindern in verschiedenfarbeigen Schuluniformen, immer sehr sauber gekleidet, strömen nach Hause. Die Schulen sind eingefriedet, bestehen aus langgezogenen, gleichartigen, niedrigen Gebäuden mit Sportplätzen davor. Und wir machen uns Gedanken, was für Chancen diese Massen von Kindern für ihre Zukunft haben. Wie werden sie mal durchs Leben gehen, wenn heutzutage in Namibia gemäss Reiseführer eine 80%-ige Arbeitslosigkeit herrscht. Und dazu stellen wir fest, wieviel Abfall, Flaschen, Scherben, Aludosen, Plastiksäcke und anderes am Strassenrand herumliegen und zum Teil vom Wind vertragen werden.
Ich lasse Beat an einer Stelle, wo meiner Meinung nach Orangen zum Verkauf angeboten werden, anhalten und begebe mich zum Gefäss an der Strasse mit den vermeintlichen Orangen. Etwas weiter hinten steht ein junger Mann auf und kommt mir entgegen, ebenso ein Mädchen. Ich frage ihn, ob es sich wirklich um Orangen handle, weil mir die Früchte doch irgendwie fremd vorkommen. Er bejaht es, und ich nehme eine in die Hand. Die Schale ist aber sehr hart. Ich erkundige mich, wie die Frucht denn geschält werde. Er deutet dem Mädchen, dass es mir zeigen solle, wie ich zum Fruchtfleisch komme. Es packt die von mir gewählte Frucht und schlägt sie mehrmals auf den Strassenrand, worauf sie spaltet. Nun hebt es den kleineren Bruchteil der Schale weg. Im Innern zeigt sich ein graubrauner Inhalt von knolligem Aussehen. Dann zeigt es mir, wie der Inhalt zu geniessen ist. Ich nehme eine der Knollen heraus und schiebe sie in meinen Mund. Der Geschmack sagt mir sehr zu, aber es lässt sich nicht viel Fruchtfleisch ablösen, da der Knollen sehr hart ist. So spucke ich ihn halt wieder aus und versuche den nächsten Knollen. Ich kaufe für drei namibische Dollar drei dieser Früchte, Agumis genannt, gebe dann noch einen drauf und kehre zum Auto zurück. Natürlich möchten meine Begleiterinnen auch probieren, nachdem sie zuerst wegen des etwa abstossenden Aussehens des Fruchtinhalts nichts davon wissen wollen.
Wir finden problemlos unsere gebuchte Lodge, richten uns ein und unternehmen noch einen Spaziergang am Ufer des Okovangos. Da wird Wäsche gewaschen, der Gemüsegarten getränkt und gefischt. Und natürlich können wir auch ein paar Vögel beobachten.
Nach einem ausgezeichneten Nachtessen auf der Terrasse mit allerlei Geräuschen und Tönen von Vögeln, Fröschen und anderen Lebewesen geniessen wir unsere Betten.
Freitag, 27. Oktober 2017: Fahrt von Rundu nach Divundu
Nach dem Morgenessen gehen wir in Rundu tanken, frischen unsere Wasser- und Früchtevorräte auf, kaufen für Beat noch ein Güetzi. Mein Puls wird dadurch noch um einiges erhöht, da Margrit das gemeinsame Portemonnaie vermisst und mich dafür verantwortlich macht. Doch als wir dann alle zum Auto zurückkehren findet sie es glücklicherweise unversehrt in unserem Reiseordner drin. Mir ist wieder wohler!
Die Fahrt geht nun Richtung Osten dem Okovango entlang dem Caprivistreifen entgegen. Die erste Hälfte unserer Tagesetappe fahren wir auf der ungepflästerten Strasse durch viele Einheimischendörfer. Wir begegnen nur gerade zwei oder drei Autos auf diesem rund 100 km langen Abschnitt. Dann wechseln wir auf die Asphaltstrasse, wo es schneller weitergeht. In Divundu verfahren wir uns kurz, da uns die Wegweiser verwirren und ein Polzist noch eine falsche Auskunft gibt. Bei den Popafalls machen wir einen Zwischenhalt und gehen an den Fluss. Da ist nichts Spektakuläres zu sehen.
Nach einem kühlen Drink fahren wir weiter, verfahren uns nochmals und gelangen an die botswanische Grenze. Beat wendet das Auto, und nun finden wir die Lodge problemlos. Thorsten, der Receptionist, empfängt und mit einem Begrüssungsdrink, erklärt uns kurz, was uns dieser Ort zu bieten hat und zeigt uns unsere Unterkünfte, zwei sehr komfortabel ausgerüstete Zelte, das eine sogar mit Terrasse hinaus auf den Fluss, von wo aus wir das Gegenufer beobachten können, und da läuft einiges:
Flusspferde räkeln sich im Wasser und fressen an Land.
Ein Krokodil sonnt sich am Gegenstrand.
Ein Wasserbock und andere Antilopen tauchen auf und gehen wieder.
Eine kleine Büffelherde mit Kalb erscheint und verschwindet wieder.
Seeschwalben landen auf dem Sand und fliegen weiter.
Warzenschweine kommen ans Wasser.
Eine grosse Anzahl Vögel, u.a. Waffenkiebitze, Seidenreiher, Silberreiher, Bienenfresser, ein Storch, fliegen vorbei. Wir haben zu beobachten bis es dunkel wird.
Und nun freuen wir uns aufs Nachtessen.
Samstag, 28. Oktober 2017: In der Mahangu Safari Lodge
Der heutige Tag beginnt mit einem Super-Hit. Das Frühstück wird auf dem River-Boat Letaba 1 serviert. Wir begeben uns um halb acht aufs Schiff. Auf Tischen und Tischchen sind Geschirr und Besteck, Servietten, Butter, Konfitüre, Gewürze u.a. vorbereitet. Hinten ist das Buffet bereitgestellt. Wir ergattern uns die beiden Tischchen im Vorderteil des Schiffs. Eine Viertelstunde später legt es ab. Nun wird gespiesen, getrunken, aber die Hauptsache ist das Beobachten von Tieren. Ein Renner sind die Flusspferde im Wasser. Sie räkeln sich, tauchen auf und ab, schnauben hie und da. Auf einem Baum lauert ein Schreiseeadler auf Beute. Am Strand sonnen sich zwei Krokodile. Am Ufer äugen ein paar Kaffernbüffel misstrauisch hinter den Schilfrohren hervor. Nil- und Sporngänse stehen am Wasser. Auf einem schräg stehenden Schilfrohr sitzt ein Kingfisher. Die Zeit vergeht wie im Flug. Um halb zehn legt das Schiff wieder bei der Lodge an.
Wir beschliessen, unsere Zeit für weiteres Beobachten vom Land aus zu nutzen. Um halb drei haben wir eine Safari auf der Gegenseite des Okavango im Bwabwata Nationalpark gebucht.
Der Himmel hat sich unterdessen sehr stark überzogen. Uns scheint, Regen steht bevor. Entsprechend rüsten wir uns mit Regenschätzen aus und sind gewappnet. Um 14:30 Uhr besteigen wir das Boot, um die andere Seite des Okavango zu erreichen. Da begegnen wir einerseits Nilpferden, die nur gerade ihre Augen, Ohren und Nasen aus dem Wasser strecken, andererseits einer Gruppe von Frauen und Kindern, die am Ufer Wäsche waschen und trocknen. Es weht ein heftiger Wind. Auf der anderen Seite warten zwei Gefährte auf uns. Wir kriegen zu viert eines dieser Safarifahrzeuge mit Fahrer zugeteilt, während sich die übrigen sechs Teilnehmer auf das andere begeben.
Nun geht die Fahrt los. Der Wind wird stärker, die Wolken grauer, die Luft kühler und ferner Donner kündigt ein Gewitter an. Unser Fahrer lässt sich nicht beeindrucken und kurvt mit dem Geländefahrzeug zwischen Bäumen und Sträuchern durch, hält an, wo etwas Sehenswertes ist, und erklärt unermüdlich Zusammenhänge. Wir stossen auf Rotgesicht-Impalas, Kudus, Büffel, Rappenantilope, Geier, Marabus, Sporngänse und vieles mehr. Unterdessen beginnt es auch zu regnen, und wir ziehen unsere Regenschütze an. Der Regen wird heftiger, ebenso die Windböen, der Dunst vermindert die Sicht dramatisch, helle Blitze zucken über die Wolken und drohendes Donnergrollen folgt. Unser Fahrer zeigt sich wenig beeindruckt und fährt weiter. Fotografieren und Beobachten wird fast unmöglich. Endlich sieht das auch unser Fahrer und wendet nach Rücksprache mit uns das Fahrzeug. So kehren wir bei abnehmendem Regen und besser werdenden Sichtverhältnissen Richtung Flussufer. Wir kommen durch eine Ruinenstadt, ein ehemaliges Militärlager der Südafrikaner mit zivilen Bauten, aus der Zeit, als die SWAPO (South West Africa People’s Organsation). Und plötzlich steht da mitten auf der Fahrbahn eine Leopardenschildkröte, die wir natürlich auch noch näher betrachten und fotografieren müssen. Recht durchnässt und frierend erreichen wir den Bootsanlegeplatz und fahren zurück zur Lodge, wo wir schon bald zum Essen erwartet werden, diesmal unter Dach und nicht wie gewohnt draussen auf der Flussterrasse.
Sonntag, 29. Oktober 2017: Fahrt von Divundu nach Sangwali
Uns steht heute wieder eine längere Fahrt bevor, etwas über 300 km. Es ist bedeutend kühler als noch gestern, ein wahrer Temperatursturz, wir denken, dass er mehr als 20°C ausmacht. Nach kurzer Fahrt auf der C48 erreichen wir Divundu und den Trans-Caprivi Highway. Auf asphaltierter Strasse mit immer wieder auftauchenden Hinweisschildern auf Elefanten, die auf der Strasse auftauchen könnten, geht es Richtung Osten. Aber ausser ein paar Vögeln, einigen Ziegen und Schafen und immer wieder Einheimischen ist nichts Sehenswertes zu erkennen. Rund drei Autos begegnen wir auf der über 200 km langen Strecke.
In Kongola tanken wir und besuchen einen Einheimischen-Laden. Der ist nicht zu vergleichen mit den Selbstbedienungsgeschäften in den Städten. Das Sortiment ist sehr rudimentär, einige Gestelle sind leer, eine gekühlte Auslage für Fleisch und Käse ist ausser Betrieb. Das Leben hier ist viel einfacher. Ist es deswegen weniger glücklich?
Nun führt unser Weg Richtung Süden. Kurz vor Sangwali zweigen wir von der Hauptstrasse ab. Nun geht es auf einem abenteuerlichen Weg Richtung Nkasa Lupala Tented Lodge, unser Quartier für die nächsten zwei Nächte. In dieselbe Richtung weist auch ein Wegweiser für ein Livingstone-Museum. Wir beschliessen, diesem Museum einen Besuch abzustatten. So zweigen wir dann ab und gelangen zu einem kleinen, unscheinbaren Gebäude mit sauber gerechtem Sandplatz rundherum. Wir sind sicher die ersten Besucher heute, denn der Platz weist noch keine anderen menschlichen Spuren auf.
Eine einheimische Frau kommt schon bald gelaufen und begrüsst uns freudig, da wir Interesse am Museum zeigen. Sie führt uns ins Innere und erklärt und die darin befindlichen, handgezeichneten Karten, die Fotos und die verschiedenen Gegenstände. Sie zeigt auf, wie überhaupt dieses Museum, übrigens das kleinste ganz Afrikas, zustande kam. Wir hören interessiert zu, verstehen zwar nicht ganz alles, aber sind beeindruckt. So hinterlassen wir einen Obolus zugunsten der Gemeinde Sangwali, die offenbar dieses Museum betreibt und einen zugunsten der Frau, die gerade zum Fischen von blosser Hand im Bach stand, als wir ankamen. Sie ist sehr gerührt darüber und bedankt sich mit Verbeugungen.
Unsere abenteuerliche Fahrt geht weiter auf dieser 4×4-Route. In der Lodge werden wir mit Erfrischungstüchlein empfangen, dann gibt’s einen Begrüssungsdrink und Laura, die Empfangsdame, erklärt uns die Regeln. Da wir zeitig eintreffen, nehmen wir an der Nachmittagssafari teil und melden uns gleich noch für die morgige Frühsafari an.
Die Safari verläuft nicht ganz so erfolgreich, wie sich das unser Driver wohl wünscht. Elefant, Löwe, Leopard und weitere attraktive Vertreter im Nkasa Rupara Park halten sich fern. Aber er kann uns doch einige Leckerbissen zeigen. Neben einem grösseren Teich mit Nilpferden gibt es einen Apéro.
Nach wenigen km Rückfahrt stellt Beat fest, dass sein Handy fehlt. Alles Suchen im Safariauto bringt nichts. So kehrt der Fahrer mit uns allen zum Apéroplatz zurück, in der Hoffnung, das Verlustobjekt zu finden. Es dunkelt ein, aber das Handy ist nicht auffindbar. Die Rückfahrt zur Lodge findet zum grossen Teil im Dunkel statt.
„Zuhause“ erwartet uns ein gutes Nachtessen, serviert auf der Terrasse. Wolldecken liegen auf, und ich brauche sie, denn es ist immer noch ungewohnt kühl.
Der Schlaf stellt sich nach diesem Tag schnell ein, die Nacht verläuft ruhig.
Montag, 30. Oktober 2017: Nkasa Rupara Nationalpark
Schon sehr früh stehen wir auf. Wir haben für heute die Combo-Tour gebucht. Dabei geht es zuerst über Land im Nkasa Rupara Park. Anschliessend folgt eine Schifffahrt auf dem Linyanti River und dann fahren wir zurück zur Lodge. Fünf Stunden soll der Ausflug dauern.
Pünktlich um sieben Uhr steht unser Fahrer bereit, es ist derselbe wie gestern. Zuerst erklärt er uns, wie der Vormittag ablaufen soll. Dann fahren wir los. Zuerst treffen wir wieder alle Tiere an, die wir schon gestern sahen. Wir starten nochmals eine Suchaktion, um Beats Handy zu finden, aber ergebnislos.
Nach über zwei Stunden Fahrt auf verschlungenen Wegen nähern wir uns allmählich dem Fluss. Und damit beginnt das grosse Event. In der Ferne sehen wir sehr viele Elefanten, die in gemütlichem Trott südwärts ziehen. Unser Fahrer bedeutet uns, dass er sich den Elefanten nähern wolle und dass wir bei der Begegnung mit diesen uns unbedingt ruhig verhalten sollen. Und wirklich, für uns unglaublich, zotteln die Elefanten rechts und links an uns vorbei. Dabei macht schon der eine oder andere Drohgebärden gegen uns, aber unser Guide bleibt ruhig und kann die Reaktionen der Elefanten offensichtlich bestens abschätzen. Und wir staunen einfach, schiessen Fotos und filmen, müssen unsere bewundernden Worte unterdrücken und… Als eine grosse Lücke in der sich vorwärtsbewegenden Herde ist und ein mächtiger Bulle noch etwa hintennach getrottet ist, fahren wir weiter zum Fluss.
Hier erfolgt der zweite Höhepunkt. Wir fahren mit dem Boot zur Furt, wo die Elefanten den Fluss Richtung Botswana überqueren. Und da sind wir noch näher dabei. Die Jumbos beachten uns nicht und stapfen ungebremst durch das fliessende Wasser, wobei der kleinste nur noch gerade seinen Rüssel über dem Wasser halten kann. Ein einmaliges Schauspiel. Die anderen Begegnungen verblassen daneben, z.B. das unter dem Boot durchtauchende Nilpferd, das auf der anderen Seite schnaubend wieder auftaucht oder die vielen Hippos, die sich im Wasser im Kreis einander zuwenden und einen Schwatz zu halten scheinen, wobei das eine oder andere auch mal sein riesiges Maul aufreisst und seine Zähne zeigt.
Die Fahrt zurück dient der Verarbeitung dieses einmaligen Erlebnisses. Mit rund einer Stunde Verspätung kehren wir in die Lodge zurück, sehr zufrieden, so ein Ereignis beobachten zu können.
Der Nachmittag verläuft ruhig mir Bericht schreiben, Beobachten von der Lodgeterrasse aus, mit Ausruhen und Diskussionen mit anderen Gästen.
Dienstag, 31. Oktober 2017: Fahrt von Sangwali nach Katima Mulilo
Unsere Reise geht heute weiter. Katima Mulilo ist das Ziel. Zuerst geht die Fahrt wieder über abenteuerlich anmutenden Wegen durch Sand, Feuchtstellen und um Bäume und Sträucher zurück auf die Hauptstrasse C48. Sie ist wider Erwarten asphaltiert. So kommen wir schnell vorwärts. Links und rechts der Strasse ist ein gewisser Wohlstand festzustellen. Die Siedlungen bestehen hier zum Teil aus gemauerten Häusern und da und dort steht auch ein Auto vor dem mit Holz oder Binsenzäunen eigefriedeten Areal. Zudem ist vielfach sauber aufgeräumt.
In Katima Mulilo langen wir kurz nach Mittag an und finden unser Hotel Protea problemlos. Nach einem Drink in der Bar können wir unsere Zimmer beziehen.
Nun steht uns ein Fussmarsch ins Zentrum des Städtchens bevor. Dort durchstreifen wir den offenen Markt und unsere Frauen kaufen nach intensiver Prüfung der Qualität und der angebotenen Muster je ein Stück Stoff afrikanischen Ursprungs.
Darauf besuchen wir noch das moderne Shopping-Center, das sich vor allem durch die Hautfarbe der Besucher und durch lange Schlangen vor den Kassen von gleichartigen europäischen Centern unterscheidet. Zwei Dinge fallen auf: Gewisse Leute werden an den Kolonnen vorbei zur Kasse geschleust, damit sie nicht so lange anstehen müssen, und ein Pärchen mit Kind musste unter den wachsamen Augen zweier Aufsichtspersonen gewisse Artikel an der Kasse wieder auspacken, weil das Geld zum Zahlen nicht reichte.
Nach der Rückkehr ins Hotel, übrigens alles zu Fuss und bei rund 35°C, beschäftigen wir uns mit dem morgigen Grenzübergang nach Zimbabwe, was eine Tortur werden könnte, wenn nicht alles genauestens stimmt. Wir nehmen dazu mit einem Agenten Kontakt auf, den uns unser Hotelier in Victoria Falls angegeben hat und geben ihm per Whatsup und E-Mail die benötigten Daten durch, was sich auch noch etwas schwierig gestaltet, da wir eine fehlerhafte E-Mail-Adresse zugeschickt bekommen haben. Aber nach einigen Anläufen klappt es doch noch. Ich habe sein Foto auf meinem Handy und er meines. Wollen mal schauen, ob es klappt. Das sehen wir dann morgen. Heute haben wir den Schlaf verdient.
Mittwoch, 1. November 2017: Fahrt von Katima Mulilo nach Victoria Falls
Heute Morgen gehen wir sehr gespannt auf die Reise. Wie wird es heute sein, wenn wir an die botswanisch-sambesische Grenze kommen? Wir haben für unsere Fahrt genügend Zeit eingeplant, da wir nicht wissen, wie es klappt mit dem Grenzübertritt nach Botswana.
So fahren wir auf der B8 Richtung Ngoma. Wir erreichen schon bald den namibischen Zoll. Da müssen wir wieder dasselbe Papier ausfüllen, wie wir das bei der Einreise am Flughafen von Windhoek ausfüllen mussten. Wir geben das Formular ab und bekommen einen Stempel in den Pass.
Nun dürfen wir über die Linyanti-Brücke zum botswanischen Zollposten fahren. Der ist viel einfacher ausgestattet. Da müssen wir nicht mehr alle ein Formular ausfüllen, eines genügt hier für alle, dafür müssen wir unsere Schuhsohlen in eine Desinfektionslösung tauchen und unser mitgeführtes Obst entsorgen, d.h. auf der Zollstation essen oder in den Kübel werfen.
Dann geht die Fahrt weiter. Aber schon bald kommt wieder ein Posten an der Strasse, wo Beat nochmals auf eine Liste eintragen muss, mit wie vielen Personen und mit was für einem Auto wir in den Chobe Nationalpark hineinfahren. Zudem müssen wir etwas über 200 Pula Strassen- und Fahrzeuggebühren entrichten, erhalten aber eine Quittung, damit wir bei der erneuten Einreise aus Simbabwe nicht wieder zur Kasse gebeten werden.
Schon bald erreichen wir Kasane. Dort decken wir uns mit botswanischem Geld, Pula, ein, trinken etwas Kühles, ergänzen unsere Vorräte mit frischen Früchten und tanken unser Auto voll.
Unterdessen ist es kurz vor eins geworden. Wir sind immer noch zu früh, da wir um zwei mit dem simbabwischen Agenten, der uns behilflich sein soll beim Grenzpbertritt, abgemacht haben. Aber wir fahren gleichwohl auf gut Glück Richtung Grenzübergang. Die Strasse ist in einem himmeltraurigen Zustand. Löcher reihen sich an Löcher. Die botswanischen Beamten fertigen zügig ab. Darauf rollen wir auf den simbabwischen Zoll zu. Da macht sich unser Agent schon von weitem bemerkbar. Er erklärt uns, wir sollten die Personenabfertigung über uns ergehen lassen, er kümmere sich um das Auto. Wir müssen unser bereits im Voraus ausgefülltes Formular, das uns unser Gastgeber per E-Mail zustellte, zusammen mit dem Pass einem arrogant auftretenden Beamten an einem Schalter einzeln abgeben und jeweils 30 US Dollar in bar übergeben. Von Beat und mir will er den Betrag sogar doppelt erheben, doch wir wehren uns erfolgreich. Unterdessen hat unser Agent wirklich die Einfuhr des Autos erledigt und wir kriegen von ihm die Quittung, bezahlen ihm die hundert US Dollar Gebühr, die er entrichten musste und geben ihm noch ein Trinkgeld. Dann haben wir den Übertritt geschafft. Aber unsere Freude war zu früh. Rund zwei Kilometer kam wie bereits von Hartmut angekündigt eine Polizeikontrolle und verlangte von uns, das zweite obligatorische Pannendreieck zu sehen. Da wir dieses nicht bei haben, verlangt er gegen Quittung einen Betrag von 15 US Dollar, die wir bei der Ausreise zurückfordern könnten. Bei einer allfälligen Polizeikontrolle im Land könnten wir diese Quittung vorweisen, um einer Strafe wegen des fehlenden Pannendreiecks zu entgehen.
Aber schon bald vergessen wir den verursachten Ärger, denn links von der Strasse stehen zwei grössere und ein kleiner Elefant. Wir halten an und fotografieren auf Tod und Leben. Auf beiden Seiten der Strasse tauchen noch mehr Elefanten auf. Dazu kommen noch zwei schwarze, riesige Vögel mit roten Kehllappen und breiten, roten Augenringen, die uns in Atem halten. Wir identifizieren sie als südliche Hornraben. Auch sie werden von unseren Kameras eingefangen.
Nach diesem länger dauernden Intermezzo erreichen wir das Amadeus Garden B&B und werden dort freundlich empfangen. Wir erhalten kurz einen Überblick über unsere Unterkunft und über das Städtchen Victoria Falls.
Schon bald nach dem Zimmerbezug begeben wir uns ins Zentrum. Und da fällt uns ein grosser Unterschied zu unseren bisherigen Destinationen auf. Die Leute rücken uns auf den Pelz, wollen unbedingt etwas verkaufen und verfolgen uns zum Teil über grössere Strecken, wobei sie dann schon bald zu betteln beginnen. Ihr Geld ist rein nichts mehr wert, den höchsten Betrag, den ich auf einer simbabwischen Banknote aufgedruckt war, betrug 50’000’000’000 Simbabwische Dollar. Da ist man schnell mal Milliardär. Und deshalb ist die meist verwendete Währung der US $.
Den Apéro nehmen wir im View Point Café ein, ein Restaurant, von wo aus man einen eindrücklichen Ausblick auf die Sambesibrücke und in die Schlucht hat. Fantastisch!
Ein Taxi führt uns zurück zum Amadeus Garden B&B.
Donnerstag, 2. November 2017: Victoriafälle und Krokodilranch
Nach dem Frühstück gehen wir zu Fuss zum Eingang in das Victoria Falls-Gelände. Der Eintritt beträgt stolze 30 US Dollar. Wir orientieren uns am Eingang über den bevorstehenden Besichtigungsweg und gehen dann schön der Nummerierung nach durch das Gelände. Imposant sind die Aussichten auf die zum Teil über hundert Meter tief fallenden Wassermassen. Da der Sambesi nicht sehr grosse Wassermassen von Sambia herbringt, sind verschiedene Abschnitte trocken. Aber da, wo das Wasser in die Tiefe stürzt, sind gewaltige Gischtwolken auszumachen. An gewissen Aussichtspunkten werden wir ziemlich nass. Zwar ist der ganze Weg schweisstreibend, aber die Gischt trägt auch noch einiges dazu bei, dass wir die ganze Zeit über feucht sind.
Ein spezielles Erlebnis ist die Begegnung mit Schülerinnen und Schülern bzw. mit einer ihrer Lehrerinnen einer katholischen Schule aus Bulawajo. Wir führen mit ihr ein kurzes Gespräch und sie wünscht sich ein Foto mit uns.
Nach dem Besuch der Fälle lassen wir es uns nicht nehmen, uns auf die Brücke über den Sambesi zu begeben. Wenn es auch sehr heiss ist, mein Handy zeigt 37°C an, marschieren wir unverdrossen durch den simbabwischen Grenzposten, wo wir noch einen gestempelten Zettel für uns vier Personen bekommen. Auf der Brücke werden wir, wie fast überall, immer wieder von „Künstlern“ bedrängt, die uns unbedingt die Big Five, aus wertvollem Holz geschnitzt, eine Holzschale, einen Armreifen, eine 50 000 000 000-Note der simbabwischen Nationalbank oder sonst was andrehen wollen. Es ist teilweise recht schwierig, diesen Händlern einen Korb zu geben, denn anfänglich stellen sie sich oft als Helfer und Informanten dar, die sich erfreut darüber zeigen, dass wir ihr Land besuchen. Und zuletzt betteln sie, wenn sie nichts verkaufen können, und beklagen ihr Schicksal. Aber jedenfalls ist die Sicht hinunter in die Schlucht einmalig.
Auf dem Rückweg nehmen wir uns ein Taxi und lassen uns zur Krokodilranch etwas ausserhalb Victoria Falls fahren. Da werden wir von einer jungen Frau durch den Betrieb geführt. Für uns völlig ungewohnt werden hier Krokodile zur Gewinnung von Leder und Fleisch gezüchtet und gehalten. Zuerst zeigt sie uns Jungtiere, die in einem kahlen Betongehege untergebracht sind. Sie packt ein Jungtier mit beiden Händen und reicht es uns zum Halten und zum Anfassen. Wir bekommen Erklärungen zur Anatomie und zur Haltung dieser Echsen. Die „Masttiere“ werden in recht grossen, betonierten Gehegen gehalten, die in der Mitte Mulden mit Wasser aufweisen, wo sich die Tiere hineinbegeben können. Sie werden mit Pellets aus Fleisch gemästet. In einem weiteren Teil der Anlage sind die zur Zucht notwendigen Elterntiere untergebracht. Diese Anlage ist ein naturnahes Weiher- und Flussgelände, wo die Tiere weitgehend artgerecht gehalten werden. Auf ein Männchen kommen rund ein Dutzend Weibchen. Die Tiere sind einiges über 40 Jahre alt. Jedes Weibchen legt im Schnitt 45 Eier, die 90 Tage Brutzeit im warmen Sand benötigen. Zum Abschluss ihrer Führung holt sie ein paar Krokodilfleischbrocken, die sie einen nach dem andern an einen Haken an einer Schnur mit Stange hängt und über dem Wasser den darin befindlichen Krokodilen mit Lockrufen präsentiert. Die Krokodile schnappen mit lautem Zusammenklappen ihrer Kiefer nach diesen Happen. Schon nach kurzer Zeit sind alle Fleischstücke weg. Nun stehen noch drei Löwen, ein Männchen mit zwei Weibchen in einem grossen, eingezäunten Grundstück an.
Von einer anderen Frau werden wir noch in eine neu entstehende Ausstellung mit vielen Schlangen eingeladen. Sie scheint zu jeder dieser Schlangen eine besondere Beziehung zu haben, aber die Schaukästen, in denen diese Tiere ausgestellt sind, sehen teilweise schrecklich aus.
Unser nächstes Ziel ist das Lookout-Café, das wir mit dem Taxi ansteuern. Hier geniessen wir nochmals die Sicht in die Sambesischlucht, auf die mutigen Bundjee-Jumper, die den Sprung in die Tiefe wagen, und ein frühes Znacht.
Zu Fuss gehen wir darauf zu unserer Unterkunft zurück, um uns im Pool noch etwas abzukühlen.
Freitag, 3. November 2017: Fahrt von Victoria Falls nach Kavimba in Botswana
Nach dem Frühstück und Packen unserer Sachen fahren wir aus Victoria Falls weg. Nach einigen km kommen wir am Flugplatz vorbei. Niemand von uns erinnert sich daran, je hier vorbeigefahren zu sein. Nachdem Doris mal auf ihr Handy schaut, wo sie die Fahrt auf dem Display gelegentlich mitverfolgt, stellt sie fest, dass wir in die falsche Richtung fahren. Beat kehrt und fährt zurück Richtung Victoria Falls. Kurz vor der Stadt stellen wir fest, wo wir die Abzweigung Richtung Kasane verpasst haben. Jetzt, wo wir auf der richtigen Strasse sind, kommen wir schnell vorwärts, erreichen schon bald die Polizeikontrolle wenige Kilometer vor der Grenze. Dort kommen wir unbehelligt vorbei. Am Grenzposten werden wir schnell und problemlos abgefertigt, allerdings will von der Rückgabe der 15 US $, die wir bei der Einreise wegen des fehlenden Pannendreiecks bezahlen mussten, niemand etwas wissen. Wir haben eher den Eindruck, dass die uns abfertigenden Beamten verschmitzt darüber lachen, dass wir uns so naiv reinlegen liessen. Also schreiben wir den verlorenen Betrag ins Kamin und fahren weiter zum botswanischen Grenzposten.
Dort müssen wir wieder ein Formular mit allen möglichen Angaben ausfüllen und die Quittung für die Strassengebühr vorweisen, die wir bei der Fahrt von Namibia nach Botswana bereits bezahlen mussten. Der Beamte nimmt die Formulare entgegen, ohne gross einen Blick darauf zu werfen, und dann können wir in Botswana einreisen.
Kurz vor Kasane lassen wir den Tank unseres Autos auffüllen und kaufen noch etwas Proviant ein, denn jetzt geht es in eine dünn besiedelte Gegend, an den Rand des Chobe Nationalparks. Nachdem wir in Ngoma nach Südwesten abgezweigt sind, machen wir noch einen kurzen Halt. Weit ist es nicht mehr bis zur Mwandi Lodge, unserem Aufenthaltsort für die kommenden zwei Nächte. Bevor wir ankommen, queren wir noch einen Elefantentrail, denn Strasse und Umland sind auf eine Breite von einigen Metern mit den Kotballen dieser Tiere stark verunreinigt.
In der Lodge werden wir willkommen geheissen und bekommen unsere beiden Zelte für die zwei nächsten Nächte zugewiesen. Zuerst betrachten wir mit Feldstecher, Fernrohr und den Fotoapparaten die Umgebung. Wir sind unmittelbar östlich des Chobe Rivers untergebracht und können von unseren Terrassen die Gegend ausgezeichnet beobachten. Wir identifizieren zwei Arten Pelikane, wobei eine sicher der Rosapelikan ist, Höckerente, Graufischer, Goliathreiher, Silberreiher, Riesenglanzstar, Rotschnabeltoko. Weitere Vögel sind für uns nicht bestimmbar, da wir sie in unseren Unterlagen nicht finden oder sie zu wenig genau sehen können. Von Südwesten zieht ein Gewitter vorbei, im Nordosten brennt die Steppe.
Da es uns allmählich zu heiss wird, geniessen wir ein kühlendes Bad im Swimmingpool der Lodge und ein kühles Getränk. Und dann geht das Beobachten und Bestimmen weiter: Schwarzstirnwürger, Gelbschnabeltoko, Monteirotoko, Sporngans, Kapturteltaube. In der Ferne sind ein paar Zebras zusammen mit einer Rinderherde zu sehen. Die Hitze bleibt.
Samstag, 4. November 2017: Auf Safari im Chobe Nationalpark
In Badehose, gerade aus dem Pool gestiegen, bei brütender Hitze und nun abgekühlt sitze ich im Schatten und schreibe den heutigen Bericht.
Schon um sieben morgens sitzen wir beim Frühstück, echt Englisch mit Toast, scrumbled Eggs, Mushrooms, Bacon, Tomatoes, Hush Browns and Butter und geniessen im Freien bei angenehmen Temperaturen. Wir beschliessen, heute Beat fahren zu lassen und entlang dem Chobe River auf zum Teil abenteuerlichen Pfaden Richtung Kasane zu fahren. Doris legt einen Ruhetag ein. So fahren wir zu dritt los und starten unsere Safaritour beim Ngoma Gate.
Der erste Abschnitt ist eine steile Passage in die Uferregion des Chobe. Auf unterschiedlichen Pisten, steinig, sandig, festgefahren, geht es auf Pirschfahrt. Beat übt für morgen, dann ist eine längere Überlandfahrt fällig.
Hier treffen wir schon bald auf riesige Herden Zebras in der Ebene draussen. An den Hängen tummeln sich immer wieder Gruppen von Impalas, die einen bestehen aus mehreren Weibchen mit einem Bock, die anderen aus mehreren Männchen. Manchmal tauchen auch hier Zebras auf. Vereinzelt treffen wir auf Kudus, Litschi- und Rappen-Antilopen, Paviane und Warzenschweine.
Eine Reihe Vögel können wir bestimmen, so z.B. Hammerkopf, Rosapelikan, Klaffschnabel, Schwarzstorch, Schreiseeadler, Rotschnabeltoko, Riesentrappe, Waffenkiebitz, Silber-, Seiden- und Kuhreiher, Kaptriel, Stelzenläufer, Nilgans. Andere bleiben unbestimmt oder unsicher.
In der Ferne ist eine Elefantengruppe von drei ausgewachsenen und drei Jungtieren auszumachen. Gegen Ende unserer Pirschfahrt stossen wir auf einen neben der Piste liegenden toten, ausgewachsenen Elefanten, ein unschönes Bild und unangenehm riechend. Aber der Tod schlägt auch in der Wildnis zu.
Bei grosser Hitze beenden wir unsere Safari und steuern unserem Nachtlager zu, wo wir uns im Pool und bei einem eiskalten Getränk abkühlen können. Beat hat sich als Fahrer bestens bewährt und alle kritischen Situationen souverän gemeistert. Froh zeigt er sich darüber, dass der Gegenverkehr minimal war, speziell in Steigungen und Abfahrten.
Sonntag, 5. November 2017: Fahrt von Kavimba nach Maun
Heute steht uns eine besonders abenteuerliche Fahrt bevor. Bis Kachikau wird die Strasse noch einen Asphaltbelag haben, und dann liegen einiges über 200 km Sand-, Schotter- und Feuchtpisten vor uns, um zu unserem Ziel, das Discovery B&B in Maun zu erreichen. Mit etwas über sieben Stunden Fahrt rechnet der Routenplaner von Google Maps. Da heisst es also früh losfahren.
Kurz nach acht begeben wir uns auf die Strecke. Die ersten Kilometer auf der festen Strasse verlaufen problemlos. Und dann liegt die Sandpiste vor uns. Recht steil geht es bergauf und schon stellen sich die ersten Schwierigkeiten ein. Mitten in der Steigung kommen wir nicht mehr weiter. Beat hat nicht daran gedacht, den Vierrad einzuschalten. Nun holt es es nach, und schon bald kann er wieder volle Fahrt aufnehmen. Wir werden durchgeschüttelt, Margrit findet: „Geschüttelt, nicht gerührt! So kommen wir weiter, bis Doris bemerkt, dass ihr Rucksack im Auto fehlt. Anhalten und durchsuchen des ganzen Autos sind angesagt, aber der Rucksack lässt sich nicht finden. Sch…!!! Also Handy zur Hand, Telefonnummer von Mwandy Lodge suchen… Da klingelt bereits Margrits Handy. Wer ruft denn an so mitten im Niemandsland? Emilia von der Lodge ist es, ein Rucksack sei liegen geblieben. Also wendet Beat unser Gefährt, und wir werden wieder durchgerüttelt, einfach in entgegengesetzter Richtung, um den Rucksack abzuholen. Das Problem ist allerdings, dass es unterdessen eine Stunde später geworden ist, und wieder zurück an dieselbe Stelle kostet uns eine weitere Stunde.
Wir gelangen zurück zur zu Mwandy Lodge, wo Doris ihren Rucksack unbeschadet in Empfang nehmen darf, und fahren nun gerade entgegengesetzt weiter nach Kasane und dann Richtung Nata. Zwar ist dieser Weg einige hundert Kilometer länger, aber er scheint uns vernünftiger, vor allem wenn wir unter Umständen noch bei Dunkelheit fahren müssten. Auf Asphaltstrassen lässt sich schneller fahren. Das bekommt Beat schon bald eindrücklich zu spüren. Kurz nach Kasane stellen wir fest, dass dort eine Radarkontrolle stattfindet. Wir kommen ungeschoren durch und meinen noch, dass hier wohl das einzige Radargerät der botswanischen Polizei im Einsatz sei. Aber weit gefehlt. Schon bald danach werden wir von einem Polizisten herausgewinkt. Da steht in den Büschen versteckt das Radargerät und ein Polizeiauto. Unser Auto war ein paar km/h zu schnell unterwegs, was uns eine Busse eintrug. Sie war aber verschmerzbar, nur ging schon wieder Zeit verloren.
In Nata machen wir einen kurzen Zwischenhalt, tanken Diesel und ein kühles Getränk. Die Fahrt geht weiter Richtung Westen, Maun entgegen, jetzt immer schön mit höchstens der erlaubten Geschwindigkeit. Schliesslich haben wir gelernt, dass eine Geschwindigkeitsbeschränkung so lange gilt, bis eine Tafel am Strassenrand steht, die eine neue Beschränkung vorschreibt.
Natürlich begegnen wir auf der ganzen Strecke von über 700 Kilometern auch immer wieder etwa wilden Tieren. Zwischen Ngoma und Kasane liegt ein verkohlter Elefant an der Strasse, später begegnen wir einem lebenden Elefanten, Straussen und verschiedenen kleineren Steppentieren. Gross ist die Zahl der Rinder und Kälber, der Ziegen und der Esel, die am Strassenrand weiden und dabei auch etwa die Strasse überqueren. Da heisst es immer auf der Hut sein.
Eine weitere ungewohnte Prozedur müssen wir an der Veterinärgrenze über uns ergehen lassen. Da gelangen wir urplötzlich an einen Kontrollposten, an dem wir anhalten und aussteigen müssen. Unser Auto wird untersucht auf landwirtschaftliche Produkte, die wir mitführen. Diese müssen wir am Kontrollposten essen oder ansonsten abgeben. Also beissen wir in unsere Äpfel, schälen unsere Bananen und Orangen und vertilgen sie. Unsere Schuhsohlen müssen in einer wie Jauche aussehenden Flüssigkeit desinfiziert werden, indem wir mit den Schuhen in das Gefäss treten. Mit dem Auto muss Beat durch ein Reifendesinfektionsbad fahren. Es geht laut Infos, die wir erhalten, darum, die Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche im Landwirtschaftsgebiet zu unterbinden. Beat muss sogar ein paar Schuhe aus dem Kofferraum ins Desinfektionsbad tunken. Dann können wir weiterfahren.
So erreichen wir vor Einbruch der Dunkelheit Maun und unsere Unterkunft, Discovery B&B. Nach dem Einrichten unserer Schlafbungalows fahren wir zur Backpackers Lodge an der alten Brücke, wo wir unser Nachtessen bestellen und dann beim Warten auf unsere Bestellung Aktivitäten für die nächsten zwei Tage buchen: Eine Bootsfahrt ins Okavangodelta mit Lunch und Landspaziergang und eine Fahrt ins Moremi Game Reserve. Da der Anbieter Barzahlung verlangt, fahren wir nach dem Essen noch in die Stadt, um einem Bancomaten einen Besuch abzustatten. Schon der zweite Apparat ist betriebsbereit und speit uns die verlangten Banknoten heraus.
Montag, 6. November 2017: Schifffahrt auf dem Thamalakane River
Pünktlich um acht werden wir von Mark bei der Lodge abgeholt. Er führt uns mit seinem Auto zu einem Bootsplatz und stellt und Cobra vor, der mit uns diesen Ausflug ausführen wird. Zu viert nehmen wir Platz. Zuerst geht die Fahrt flussaufwärts bis zu Einmündung in den Boro River. Cobra kennt die Wasser- und andere Vögel ausgezeichnet und macht uns auf die verschiedenen Arten und auf ihre Eigenheiten aufmerksam. Die Zeit vergeht wie im Flug und wir kennen unterdessen verschiedene Reiher, Entern, Gänse, Kingfischer, Bienenfresser, den Schreiseeadler und viele andere.
Im Boro River stossen wir auf ein junges zwei- bis dreijähriges Krokodil. Cobra entdeckt es aus dem fahrenden Boot während wir zwei-, dreimal nachfragen müssen, wo genau es sich befinde, so gut ist es in den Wasserpflanzen getarnt. Eine spezielle Begebenheit erleben wir, als Cobra das Boot an einer Stelle, wo ein Hag in den Fluss hinausgebaut wurde, anhält, uns zum Aussteigen auffordert und erklärt, er müsse hier die Erlaubnis einholen, um in den nächsten Abschnitt des Flusses hineinzufahren. Er diskutiert länger mit einer älteren, schwarzen Frau von vornehmem Aussehen. Dann kommt er uns holen und fährt mit uns weiter.
Hier erleben wir einen weiteren Höhepunkt unserer Reise. Wir fahren durch ziemlich schmale Wasserstrassen, die von dichten Seelilien und Binsengewächsen beidseitig begrenzt werden. Hier drin weiden Elefanten, die die Wurzeln der ausgezerrten Seelilien mit Genuss fressen. Cobra steuert sein Boot durch die Pflanzen sehr nahe an die Jumbos heran, so dass wir ihnen praktisch Aug in Aug gegenüberstehen. Die Elefanten zeigen sich überhaupt nicht aggressiv und ziehen sich eher zurück. Wir sind beeindruckt von der Friedlichkeit dieser Riesen und fotografieren auf Tod und Leben. Zudem sind verschiedene wasserliebende Antilopen sowie Paviane zu beobachten.
Unser Picknick nehmen wir auf einer Insel ein, nachdem sich Cobra gewissenhaft versichert hat, dass kein gefährliches Tier vorhanden ist. Es gibt gebratenes Hähnchen, Pouletsalat, grünen Salat, kalte Pommes Frites und eine Büchse Süssgetränk. Als Dessert ist ein Erdbeerjoghurt vorgesehen. Allerdings fehlen Messer, Gabeln und Löffel.
Auf der Rückfahrt zeigt uns Cobra noch ein kleines, weisses Fröschchen, den angolanischen Rotfrosch, der an den Binsenpflanzen hochklettert und dort von Vögeln gefressen wird.
Nach der Rückkehr können wir bei Mark gerade den Ausflug von morgen buchen.
Aufs Nachtessen verzichten wir, der Lunch vom Mittag reicht auch für die Nacht.
Dienstag, 7. November 2017: Safari im Moremi Game Reserve
Schon morgens um fünf werden wir von unserem Driver abgeholt. Es ist kühl. Wir besteigen den Safariwagen, Margrit und ich in der vordersten, Doris und Beat in der zweiten Reihe und in der dritten Reihe findet das Reserverad Platz. Dann geht die Fahrt los, rund zehn Kilometer auf Asphalt, die nächsten vierzig Kilometer auf Schotterpiste und dann abwechselnd auf Sand- und Schotterpisten für den Rest des Tages. Teenage holt alles aus seinem Fahrzeug heraus. Das schüttelt uns total durch. Beim South Gate, nach ca. 90 Kilometern und zwei Stunden Fahrt gibt es Frühstück. Wir sind allerdings nicht allein. Sehr schnell haben Baumhörnchen, ein Gelbschnabeltoko und ein Riesenglanzstar unsere Absicht erkannt und betteln unverschämt, ja sie klauen sogar von unseren Speisen.
Anschliessend geht die Fahrt weiter Richtung Black Holes. Unser Driver mit dem Namen Teenage hat wirklich Drive drauf. Er will uns die Höhepunkte dieses Nationalparks möglichst alle zeigen. Wir begegnen schon vor dem Gate einzelnen Tieren, sogar einem Elefanten. Am Wasser begegnen wir dann Tieren, die wir bereits gestern beobachten konnten. Höhepunkte sind der Gelbschnabelstorch, der Braune Sichler, der Glockenreiher und der Afrikanische Löffler.
Teenage führt uns, nachdem er mit anderen Fahrern geredet hat, zu einer Löwenfamilie, die im Schatten ruht. Da liegen zwölf jüngere und ältere Damen herum, zum Teil einzeln, zum Teil in Kontakt zueinander, schauen uns hin und wieder gross an, wenden ihren Kopf weg und zeigen an uns Beobachtern wenig Interesse. Etwas abseits liegt der Löwenmann, ein alter Herr, mehrfacher Grossvater. Er fühlt sich durch unsere Anwesenheit gestört, erhebt sich und legt sich zu seinen Frauen, aber ohne jede Drohgebärde. Und unser Driver weiss unterdessen so viel zu erzählen über diese Löwenfamilie.
Der nächste Höhepunkt ist ein Nashorn. Dazu fährt Greenage ganz nahe an die Büsche heran, wo sich das Tier versteckt hält. Dieses ergreift die Flucht, aber unser Driver lässt sich nicht lumpen und folgt im quer durch die Landschaft, über Stock und Stein, und es schüttelt uns einmal mehr durch und durch, aber wir sehen das Prachtstier. Allerdings fehlt ihm das grosse Horn. Es wurde ihm auf Weisung der botswanischen Behörden gestutzt, da es sonst allzu leicht Wilderern zum Opfer fallen könnte, die es auf das kostbare Organ abgesehen haben. Ein solches Horn bringt immer noch einen ansehnlichen Betrag, da es in gemahlenem Zustand sexuelle Wunderkräfte freimachen soll. Wer’s glaubt, ist ein Tr….
Plötzlich tauchen zwei Männer zu Fuss auf. Was haben die vor? Greenage redet mit ihnen und teilt uns dann mit, dass seine Hilfe nötig sei. So nehmen die beiden die engen Plätze neben dem Reserverad ein und wir fahren in die von ihnen diktierte Richtung. Von weitem sehen wir das Problem: Ein Geländefahrzeug mit Anhänger steht im Sumpf, der Motor läuft, aus dem Auspuff blubbert es. Da können wir auch nicht helfen, also fährt unsere Driver mit uns allen zum Camp der beiden, damit sie dort die benötigte Hilfe organisieren können. Greenage kurvt noch etwas in der Gegend herum und fährt dann nochmals an den Unglücksort, um beim Herausschleppen des Gefährts seinen Kommentar abzuliefern.
Etwas spät geht er dann die Suche nach einem Picknickplatz an, wobei er am ersten gewählten Ort richtiggehend von einer weissen Dame abgekanzelt wird. Also sucht er weiter und findet dann einen Platz, wo wir in der Nähe lauernde Löwen beobachten können. Aber scheinbar setzt auch ihnen die Hitze zu, und sie zeigen sich während unserer Mahlzeit, gebratenes Hähnchen mit Pommes, umgebungswarm, mit eine Büchse Süssgetränk, nicht angriffig.
Natürlich haben wir während der ganzen Herumfahrerei wieder allerlei verschiedene Tiere beobachten können, verschiedene Antilopenarten, Warzenschweine, einen Schwarzrückenschakal, Baumhörnchen u.a.
Nach dem Essen fahren wir etwas gemütlicher zu unserer Lodge zurück. Ein Taucher im Pool und die anschliessende Dusche machen uns wieder munter. Nachtessen brauchen wir nicht mehr, aber etwas Kühles zu trinken.
Mittwoch, 8. November 2017: Fahrt von Maun nach Ghanzi
Leider ist nun die Zeit der Safarifahrten zu Ende. Heute fahren wir nach Ghanzi zur D’qae Qare Lodge. Da sind wir sehr gespannt, was uns erwartet.
Nach dem Frühstück fahren wir ab und machen unseren ersten Zwischenhalt in Maun. Schliesslich wollen wir wieder volltanken, noch etwas Geld vom Bancomaten beziehen und Proviant einkaufen. Dann geht die Fahrt Richtung Ghanzi los. Die Strasse ist gut, alles asphaltiert. Wir kommen zügig voran. An der Strasse wird gearbeitet, marode Stellen ausgebessert. An zwei Stellen sitzen mehrere Arbeiter in signalgrünen Jacken auf der Strasse und bessern Löcher im Asphalt aus. Beat und Doris finden, die putzen irgendwelche Rückstände weg. Ihr Job erscheint uns sehr gefährlich zu sein, da sie eine Fahrbahn praktisch ungesichert versperren. Allerdings ist der Verkehr sehr gering.
In Sehithwa möchte ich den Ngami See sehen. Deshalb zweigen wir rechts ab zum Dorf und Richtung See. Als wir in einer Sackgasse landen, frage ich einen Knaben, der gerade mit einer Axt aus dem Hausgarten kommt, um Rat. Er erklärt mir den Weg und sagt mir, dass wir ca. zwei Kilometer zu fahren hätten. Wir wenden und machen uns auf den Weg. Zur Sicherheit frage ich noch drei junge Frauen nach dem Weg. Die eine von ihnen beschreibt ihn mir bestens und drückt mir dann zum Abschied noch die Hand. So kommen wir durch eine verbrannte Landschaft mit lauter toten Bäumen ans Wasser, wo sich Kühe, Kälber, Stiere und Esel ein Stelldichein geben. Offensichtlich führt hier die Strasse, wenn es ganz trocken ist, auf die andere Seite des Sees. Heute aber ist das nicht möglich. Dort wo die Trasse ins Wasser führt, tummeln sich etliche Wasservögel, die bei unserer Ankunft ihre Platz laut zeternd freigeben. Da das Ufer aber dicht von Wasserpflanzen überwuchert ist, sehen wir vom See nicht sehr viel, dafür riechen wir das Vieh. Da ist kein lauschiges Plätzchen am Ufer, kein Strandcafé. So nehmen wir schon bald wieder Abschied vom See und fahren weiter Richtung Ghanzi.
Die nächste Überraschung ist der Veterinärzaun. Schon wieder! Jetzt haben wir doch in Maun unseren Reiseproviant eingekauft, und jetzt das. Wieder alle Früchte essen oder abgeben? Wir beschliessen, die eingkauften Sachen nicht zu deklarieren. Zu unserer Überraschung fragt uns die kontrollierende Dame gar nicht nach Lebensmitteln, sondern will alle unsere Schuhe sehen, damit sie in die gruslige Brühe in den mit Stoff- und Sackresten bereitgestellten Schalen getunkt werden können. Und so packen wir Koffer um Koffer aus, nehmen die Schuhe heraus und tunken sie in die Schale. Dann wird wieder alles schön säuberlich eingepackt, natürlich mit afrikanischer Eile. Jetzt kann die Fahrt weitergehen.
Etwas mehr als 20 Kilometer vor Ghanzi zweigen wir von der Strasse links ab zu unserer vorgebuchten Lodge. Über eine rund sieben Kilometer lange Sandpiste gelangen wir zur Lodge. Hier werden wir von zwei San-Frauen mit Umarmen begrüsst uns willkommen geheissen. Wir bekommen erklärt, wie die Abläufe in dieser Lodge sind, richten unsere sehr geräumigen Zimmer ein und begeben uns dann auf Safari. Im Lodge eigenen Park sind einige Antilopen- und Vogelarten zu sehen. Den Plan mit den Wegen und Wasserlöchern fotografiere ich mit dem I-Pad, so dass wir einige Anhaltspunkte haben für unsere Fahrt. Allerdings sind die Tiere hier sehr scheu, und wir bekommen die meisten nur aus der Ferne zu Gesicht. Beat und ich klettern noch auf den Aussichtsturm, um uns einen Überblick zu verschaffen. Doch oben fehlt die Plattform und rundherum sehen wir auf Bäume und Büsche hinunter, aber kein Tier. Immerhin haben wir auf der Fahrt hierhin Strausse, Helmperlhühner, Impalas, Gnus, Kudus und Warzenschweine gesehen.
Zurück in der Lodge, kühlen wir uns im Pool ab und geniessen die Dusche nach einem heissen Tag. Zum Essen gibt es Kuduschnitzel mit Kartoffeln, Gemüse und Salat.
Donnerstag, 9. November 2017: Weiterfahrt nach Buitepos, Namibia
Nach den üblichen Abläufen starten wir zur Weiterfahrt Richtung botswanisch-namibische Grenze. Nach der rund sieben Kilometer langen Sandpiste, auf der Beat nochmals brillieren kann, führt eine Asphaltstrasse zur Grenze und dann auch weiter bis nach Windhoek.
Unterwegs beschliessen wir, da wir ja genug Zeit zur Verfügung haben, kurz vor der Grenze einen Abstecher nach Süden zu machen, wo gemäss Strassenkarte Felsmalereien zu besichtigen sind. Allerdings finden wir auch mit Nachfragen niemand, der über das Vorhandensein dieser Sehenswürdigkeit Auskunft geben kann. Es sind am Strassenrand keine Hinweistafeln zu finden, also kehren wir um und machen in Charles Hill einen Zwischenhalt an der Tankstelle. Kaum stehen wir vor der Tanksäule und bestellen: „Diesel, full!“ steht schon ein Polizist auf der anderen Seite unseres Autos und wirft unserem Fahrer Beat vor, er habe einen Stopp überfahren. Doris und Beat diskutieren mit dem Ordnungshüter, während ich mich ums Tanken kümmere. Nach einiger Zeit kommen die beiden lachend zurück: Doris hat sich herausreden können, indem sie darauf bestanden hat, eine allfällige Busse nur mit Kreditkarte bezahlen zu können. Im Tankstellenshop versuchen wir, unsere restlichen Botswana-Pulas zu verputzen, aber das ist ein schwieriges Unterfangen, denn viel gibt es hier nicht zu kaufen. Mit kühlen Getränken, Chips für den Apéritif heute Abend, ein paar Süssigkeiten und übrigen Pulas verlassen wir den Laden. Dennoch bleibt ein Betrag übrig.
Draussen vor dem Shop trinken wir unsere Getränke zusammen mit einem Bike-Pärchen. Sie sind hier bei dieser Hitze auf diesen unendlich langen Strassen mit den Fahrrädern unterwegs und wollen auf diese Weise bis nach Kapstadt fahren, lieber sie als ich. Sie kommen von Victoria Falls her und haben demzufolge schon eine rechte Strecke zurückgelegt. Ihre Fahrräder sind hinten und vorne bepackt. Respekt!
Unsere Reise geht weiter. Die Grenzformalitäten beim Übertritt von Botswana nach Namibia schaffen wir problemlos. Da aber der Andrang gross ist, müssen wir halt etwas anstehen. Aber Doris hat klug vorausschauend unsere Einreiseformulare beim letzten Grenzübertritt mitgenommen und schon vorher beim Fahren ausgefüllt.
Schon bald treffen wir bei der gebuchten Kalahari Bush Breaks Lodge ein, wo wir freundlich empfangen werden und wunderschöne Zimmer mit grossartigem Ausblick zugeteilt bekommen. Eine Abkühlung im Pool ist nach dieser „heissen“ Fahrt willkommen.
Anschliessend begeben wir uns bei stark bewölktem Himmel und einer Temperatur von über 30 °C auf einen Bushwalk. Wir sehen unterwegs einen Strauss, Giraffen, Impalas, Wasserböcke und ein totes, zerlegtes Zebra, daneben auch verschiedene blühende Pflanzen, die tolle Fotosujets abgeben. So kommen wir ziemlich verschwitzt zur Lodge zurück und geniessen die Dusche und anschliessend ein sehr feines Nachtessen.
Freitag, 10. November 2017: Weiterfahrt nach Windhoek
Nach einem schmackhaften Nachtessen in Joe’s Beerhouse in Klein-Windhoek versuche ich jetzt, den heutigen Tag zusammenzufassen.
Am Morgen wachen wir rechtzeitig auf, um den Sonnenaufgang festzuhalten. An der Wasserstelle sind schon die Wasserböcke aktiv. Ab acht gibt es Morgenessen, wir sind dabei.
Anschliessend erledigen wir die Zahlungsmodalitäten, und dann geht die Fahrt los. Erwähnenswert ist, dass wir auf der Strasse Richtung Windhoek unsere Biker von gestern überholen. Wir lassen die Scheiben hinunter und winken ihnen begeistert zu, sie erkennen uns.
In Gobabis machen wir Zwischenhalt und möchten gerne die katholische Kirch St. Conrad besichtigen. Sie ist aber geschlossen. So werfen wir einen Blick ins Kindergartengelände und fahren dann noch zu einem grossen Laden, um unsere Vorräte aufzufrischen. Es liegt sogar eine Glace drin. Dann geht es weiter Richtung Windhoek. An der Strasse ist nichts los. Wegen der paar Pferde, Rinder, Ziegen und wenigen Kälbern lohnt sich ein Stopp nicht. So erreichen wir die namibische Hauptstadt ca. um 14 Uhr und melden uns beim Tamboti Guesthouse zurück. Dort bekommen wir unserer Zimmer zugeteilt, räumen unser Mietauto und geniessen ein kühles Getränk. Anschliessend bringen wir das Mietauto zurück. Es hat uns gute Dienste geleistet, und wir hatten keine Probleme mit ihm. Die Rückgabe verläuft ohne Komplikationen. Wir legten mit diesem Auto 5108 km ohne Panne zurück.
Danach gehe ich in die Stadt, um Postkarten zu kaufen. Schliesslich sollen „meine“ Leute auch noch etwas von mir zu sehen und zu lesen bekommen. Im Guesthouse zurück, werden diese Karten geschrieben, bis die Finger schmerzen.
Gegen sechs gehen wir zu Fuss ins Stadtzentrum und genehmigen uns einen feinen Apéritif in einem Strassencafé mit Band. Da ertönen „The Lion Sleeps Tonight“ und Myriam Makebas Lieder. Die Musiker werden lautstark von einer Gruppe junger Frauen angefeuert und zu Höchstleistungen animiert, ein tolles Erlebnis. Leider räumen aber jetzt die Musiker das Feld und ich rufe unseren bewährten Transfer Manager von unseren ersten Tagen in Windhoek an, er soll uns doch bitte in einer Viertelstunde bei der Post abholen, da ich dort die geschriebenen Karten noch einwerfen muss. Und so gelangen wir in Joe’s Beerhouse, ein Ort, wo sich Touristen und wohlhabendere Namibier treffen. Da ist Betrieb.
Samstag, 11. November 2017: Windhoek
Heute leisten wir uns den Luxus, etwas später zum Frühstück zu erscheinen und etwas länger daran zu machen. Mit dem Junior der Guesthouse-Inhaberin machen Margrit und ich darauf ab, dass er für den Nachmittag einen Ausflug für uns im offenen Landrover durch die Umgebung von Windhoek bucht. Um halb vier werden wir abgeholt.
Dann zieht es uns ins Zentrum Windhoeks, sind doch noch ein paar Einkäufe zu tätigen. Schliesslich kann man nicht ohne kleine Geschenke für die Lieben zu Hause zurückkehren. Also besuchen wir als erstes den Handwerkermarkt. Da werden wir bestürmt von allen Seiten. Alle bieten uns die Ware zum besten Preis an. Wir schauen uns zuerst etwas um, erst dann entschliessen wir uns für bestimmte Produkte: Stoffbahnen, Schlüsselanhänger und Holzschalen sind die Renner.
Anschliessend wünschen sich unsere Frauen noch den Besuch eines Stoffladens in der Nähe des Bahnhofs. Allerdings finden wir schon vorher einen, und zwar mit mehr Auswahl. Auch da werden wir fündig und lassen unseren Obolus liegen.
Der Durst drängt uns zu einem Restaurant, wo ein kühler Drink ansteht. Danach gehen wir noch durch einen Teil des Einkaufszentrums, wo vor allem einheimische Schwarze einkaufen. Zwar hat uns vorher eine weisse Geschäftsinhaberin gewarnt, diesen Teil des Zentrums zu begehen. Wir wagen es trotzdem und fühlen uns dabei sicher und wohl.
Nach unserer Rückkehr im Guesthouse ist bereits der nächste kühle Drink fällig. Ein Taucher im Pool bringt die nötige Erfrischung.
Wir sind nun bereit für den Ausflug. Der Fahrer namens Phileas fährt mit seinem offenen Geländefahrzeug vor und stellt sich auf Deutsch vor. Er ist Ovambo und hat nach seiner Ausbildung ein landwirtschaftliches Praktikum in Norddeutschland absolviert. Da Landwirtschaft in Namibia seiner Meinung nach wegen des Wassermangels und der Hitze keine Zukunft hat, betätigt er sich als Fremdenführer. Er fährt mit uns als erstes zur Christuskirche, wo er uns einige Sachen zu diesem Bauwerk erläutert. Dabei betont er, dass die Namibier die verschiedenen, teilweise grauenvollen Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Volksgruppen vergessen müssen. Die Regierung setzt auf Aussöhnung und Kompromissbereitschaft und erreichte bisher damit eine ansehnliche Stabilität im Land. Danach fährt uns Phileas durch das Regierungsviertel mit dem Sitz des Premierminiesters und dem Parlamentsgebäude.
Das nächste Ziel ist das Township Katatura, ein Stadtteil, der zur Zeit der Apartheidpolitik Südafrikas entstand und dazu diente, die schwarze Bevölkerung aus der Innenstadt zu verbannen. Heute leben rund 200 000 Leute in diesem Viertel. Sie sind meist in der Stadt in einfachen Positionen tätig und verdienen um die 2000 Namibische Dollar (knapp CHF 150.–) sofern sie nicht arbeitslos sind. Die Arbeitslosigkeit beträgt über 50 %. Die Bevölkerung wächst ständig, und die Regierung versucht mit Zäunen die ausufernde Erweiterung dieser Slums zu verhindern. Wir besuchen eine Familie im sogenannten Silvertown, das wegen seiner hell glänzenden Wellblechhütten diesen Namen bekommen hat. Trotz der sichtbaren Armut und fehlender Strom- und Wasserversorgung schlagen sich die Leute durch und verhalten sich sehr freundlich und friedlich.
Unser nächster Besuch erfolgt bei einer Institution, die Menschen aus Kututura Arbeit gibt, und einen Restaurant- und Unterkunftsbetrieb für Einheimische und Touristen an einem Stausee, der zugleich als Wasserspeicher für die Hauptstadt dient, anbietet. Die Lage ist sehr attraktiv. Das ganze Projekt ist aber letztlich ein Tropfen auf einen heissen Stein.
Danach fahren wir in das Zentrum zurück und beschliessen, nachdem uns Phileas abgesetzt hat, im Restaurant des Independence Memorials zu essen. Dort schliessen wir unseren letzten Abend in Namibia bei einem prächtigen Sonnenuntergang und Aussicht auf die Stadt und die umliegenden Berge ab.
Sonntag, 12. November 2017: Abschied von Windhoek und Namibia
Nach dem schmackhaften Morgenessen packen wir unsere Koffer und bereiten uns auf unsere Rückreise in die Schweiz vor. Den Vormittag verbringen wir bei schönstem Wetter im Park des Guesthouses Tambuti. Pünktlich um halb zwölf holt uns unser bewährte Taxifahrer ab und bringt uns zum Hosea Katuko International Airport. Nochmals geniessen wir die Fahrt über Land, durch diese trockene und einsame Landschaft, und halten Ausschau nach wilden Tieren. Aber nichts zeigt sich.
Der Flug nach Johannesburg startet stark verspätet. Unsere Maschine muss nach der Fahrt zur Startpiste nochmals zurück, weil irgendein technisches Problem aufgetreten ist. Techniker bemühen sich darum, die Maschine startklar hinzukriegen, was ihnen offenbar gelingt. Unsere Piloten beschleunigen offenbar den Flug noch, so dass sie einiges der verlorenen Zeit wieder aufholen können. Jedenfalls haben wir genügend Zeit, unser übriges Geld in Johannesburg noch in Souvenirs umzusetzen.
Der Flug nach Zürich geht rechtzeitig ab, der Start ist aber furchtbar wackelig, und auch beim Weiterflug werden wir immer wieder dazu aufgefordert, uns wegen Turbulenzen anzuschnallen.
Montag, 13. November 2017: Ankunft zu Hause
Wir erreichen früh morgens Zürich, müssen offenbar noch eine Runde drehen bis zur Landung und sind kurz vor halb sieben am Fingerdock. Die Zollformalitäten und die Gepäckausgabe verlaufen zügig, so dass Margrit und ich nach unserer Verabschiedung vom Doris und Beat noch den Zug nach Olten um 07:13 Uhr erreichen. So sind wir bereits um viertel vor neun daheim und müssen uns an mit Schneeflocken vermischten Regen und kühle Temperaturen gewöhnen. Fast dreissig Grad Celsius beträgt der Unterschied. Dankbar sind wir, dass unsere Reise ohne irgendwelche grösseren Schwierigkeiten verlief und dass wir in Doris und Beat tolle Begleiter und einen fabelhaften Chauffeur hatten.